Liebe, List und Leidenschaft. Sigrid-Maria Größing

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      Sigrid-Maria Größing

Liebe, List & Leidenschaft

      Sigrid-Maria Größing

      LIEBE, LIST

      & LEIDENSCHAFT

      Neue Geschichten aus der Geschichte

      AMALTHEA

      Meinen beiden Enkelinnen

      Sophie und Isabel gewidmet

      Besuchen Sie uns im Internet unter: www.amalthea.at

      © 2015 by Amalthea Signum Verlag, Wien

      Alle Rechte vorbehalten

      Umschlaggestaltung: Elisabeth Pirker, OFFBEAT

      Umschlagmotiv: Österreichische Kaiserkrone

      © Imagno/picturedesk.com

      Herstellung und Satz: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH,

      Heimstetten

      Gesetzt aus der 11,75/14,7 pt Minion Pro

      Printed in the EU

      ISBN 978-3-99050-002-6

      eISBN 978-3-902998-90-3

Inhalt

      Vorwort

      Die Geschichte lebt auch heute noch in den Persönlichkeiten, die verantwortlich sind für jene Ereignisse, die sich in längst vergangenen Zeiten zugetragen haben. Es waren Menschen von ganz unterschiedlichem Charakter, mit verschiedenartigen Begabungen, seltsamen Vorlieben und manchmal perversen Neigungen, durch die sie nicht nur Kriege vom Zaun brachen, sondern auch das Schicksal ihrer Untertanen in jeder Hinsicht bestimmten. Sie waren verantwortlich für den Lauf der Politik, denn jahrhundertelang war die Rolle der Mächtigen unumstritten, das einfache Volk hatte hinzunehmen und zu erdulden, was die Herrscher bestimmten. Würde man nun annehmen, dass diejenigen, die die Macht in Händen hielten, glücklich sein mussten, so fällt man einem Irrtum anheim. Auch damals gehörte mehr als Ruhm und Geld zum persönlichen Glück. Nur wenigen war es vergönnt, dieses durch eine Liebesheirat zu finden, da die Staatsräson die Verwirklichung eigener Wünsche vielfach verhinderte.

      Das vorliegende Buch zeigt dem Leser einige der wenigen glücklichen Verbindungen in der Geschichte auf, dazu leidenschaftliche Liaisonen, die, verbunden mit einer Portion List, zu politischen und religiösen Konsequenzen führten, die bis in unsere Tage wirksam sind.

      Zu allen Zeiten galten die Worte des großen Grillparzer: »Was ist der Erde Glück? – Ein Schatten! Was ist der Erde Ruhm? – Ein Traum! Du Armer, der von Schatten du geträumt! …«

      Eine arme reiche Frau

      Als ihr Bruder Friedrich der Streitbare in der Schlacht an der Leitha die Augen für immer schloss, wurde MARGARETE Erbin VON ÖSTERREICH und Steiermark, eine Hypothek, an der sie schwer zu tragen hatte.

      Denn mit einem Mal war die 38-jährige Witwe zu einem interessanten Heiratsobjekt geworden. Das Schicksal hatte es mit der Tochter des Babenberger Herzogs Leopold VI. und seiner byzantinischen Gemahlin Theodora, die im Jahre 1204 (oder 1205) das Licht der Welt erblickt hatte, bisher nicht allzu gut gemeint, denn ihr Ehemann König Heinrich VII., der Sohn Kaiser Friedrichs II., erwies sich nur bedingt als gute Partie. Zwar war Margarete am 28. März 1227, zwei Jahre nach ihrer Eheschließung, in Aachen zur Königin gekrönt worden, aber die sorgenfreien Stunden an der Seite ihres Gemahls waren gezählt. Die Kontroversen zwischen dem jungen Heinrich und seinem Vater nahmen immer ernstere Formen an, sodass sich schließlich der Stauferkaiser gezwungen sah, den rebellischen Sohn hinter Schloss und Riegel zu setzen. Heinrich war kein langes Leben beschieden, er starb 1241, und auch die beiden Söhne Heinrich und Friedrich überlebten den Vater nur kurz. Nach dem Tod ihres Gatten beschloss Margarete, nie wieder zu heiraten und in das Dominikanerinnen-Kloster von Trier einzutreten, von wo sie in das Kloster St. Markus in Würzburg zog.

      Der unerwartete Tod ihres Bruders im Jahre 1246 machte sie über Nacht reich. Friedrich der Streitbare hatte zwei Ehen hinter sich und war gerade dabei gewesen, eine dritte Frau zu ehelichen, als der Tod seine Hand nach ihm ausstreckte. Er hatte sich von seinen ersten beiden Frauen getrennt, da ihm keine Nachwuchs schenken konnte. Nach seinem Tod standen sich zwei Frauen gegenüber, die Anspruch auf Österreich und Steiermark erhoben, obwohl sie, als weibliche Vertreter einer Seitenlinie der Babenberger, durch das Privilegium minus, das seinerzeit Margaretes Urgroßvater Heinrich II. Jasomirgott in Regensburg zum Herzogtitel verholfen hatte, kein Erbrecht hatten. Nur legitime Töchter konnten neben Söhnen das Erbe ihres Vaters antreten. Da Friedrich keine Nachkommen hinterlassen hatte, war es nur plausibel, dass sowohl Margarete als auch beider Nichte Gertrud, die für kurze Zeit mit dem böhmischen Prinzen Wladislaus verheiratet war, die beiden Länder, in denen es nach dem Tod von Herzog Friedrich drunter und drüber ging, für sich beanspruchten. Die Schwester des Verstorbenen konnte dabei mehr Rechte geltend machen als dessen Nichte.

      Um die Länder halbwegs in den Griff zu bekommen, setzte Kaiser Friedrich II. zunächst einen Reichsverweser ein, dessen Tätigkeit von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, da sich die österreichischen Adeligen bereits selbst nach einem Mann umsahen, der die allgemeine Sicherheit wiederherzustellen vermochte. Man musste nicht allzu lange suchen, in Přemysl Ottokar II. fand man den Richtigen. Dies geschah in einer Nacht- und Nebelaktion, denn man hatte auf die Erbansprüche der beiden Babenbergerdamen keine Rücksicht genommen. Ottokar war sich von Anfang an darüber im Klaren, dass er Österreich und Steiermark nur behalten konnte, wenn er die beiden Länder legitim übertragen bekam. Da Gertrud verheiratet war, beschloss er, ihre Tante, die ältliche Witwe Margarete, zur Frau zu nehmen. Dass Margarete 1252 bei der aufgezwungenen Hochzeit in Hainburg älter als ihr Schwiegervater König Wenzel von Böhmen war, störte den jungen Ottokar herzlich wenig. Natürlich war ihm klar, dass er von der knapp fünfzigjährigen Margarete keine Kinder mehr erwarten konnte. Aber er spekulierte wohl mit ihrem frühen Tod, nachdem sie ihm die Herrschaft über die Länder Österreich und Steiermark übertragen hatte. Als Papst Innozenz IV. die Rechtmäßigkeit dieser Ehe-Aktion am 6. Mai 1252 überraschenderweise bestätigte, schien die Sache für Ottokar abgeschlossen zu sein, nachdem die Rolle des Papstes lange Zeit unklar gewesen war: Einmal schlug er sich auf die Seite Gertruds, die die Länder beansprucht hatte, dann wieder zeigte er Sympathien für Margarete. Aus dieser Zeit stammt auch eine Urkunde aus Ardagger, in der sich Margarete nicht nur als einstige römische Königin bezeichnete, sondern auch als Herzogin von Österreich und der Steiermark sowie als Herrin des böhmischen Königreiches.

      Margarete nahm ihre Aufgaben an der Seite ihres jugendlichen Gemahls durchaus ernst, sie ließ sich von ihm nicht beiseiteschieben. Sie gewährte einzelnen Dörfern Privilegien und verschenkte die Pfarre Eggenburg an das Stift Lilienfeld, das ihr Vater Leopold VI. gegründet und wo er seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. Auch Margarete äußerte schon zu Lebzeiten den Wunsch, hier begraben zu werden.

      Die Tragik in ihrem Leben bestand darin, dass sie nicht imstande war, Ottokar einen Sohn zu schenken. Als der Böhmenkönig alles erreicht hatte, was er sich vorgenommen hatte, wandte er sich an den Papst mit der Bitte, seinen außerehelichen Sohn, den er mit einer Hofdame Margaretes gezeugt hatte, als Nachfolger anzuerkennen. Als der Heilige Vater auch nach mehrmaligem Ansuchen dieses Ansinnen ablehnte, beschloss Ottokar im Jahre 1261, sich von Margarete zu trennen. Dabei ahnte er nicht, welche Konsequenzen sich in Zukunft für ihn ergeben sollten. Denn die Fürsten des Reiches hatten mit großem Interesse, aber auch mit sehr viel Misstrauen die Eheschließung des Jünglings mit der alternden Frau beobachtet. Dabei entging ihnen natürlich nicht, dass Ottokar sich im Laufe der Jahre auch Kärnten und Krain einverleibt hatte, sodass er mit Abstand der mächtigste Fürst im Südosten des Reiches wurde.

      Nach dem Tod Kaiser Friedrichs II. 1250 fiel das Reich ins Chaos, aus dem es nur ein tatkräftiger Herrscher führen konnte. Und da Ottokar nach wie vor politisch äußerst ehrgeizig war, rechnete er sich gute Chancen auf die römisch-deutsche Krone aus. Dass er für seine Kurfürstenkollegen nicht infrage kam, war vor allem dadurch begründet, dass er, neben seinem fragwürdigen


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