Nur wenn ich lebe. Terri Blackstock

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Nur wenn ich lebe - Terri Blackstock


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reicht mir ihr Handy. „Kannst du deine Nummer in meinen Kontakten speichern, damit Siri dich finden kann? Zumindest dann, wenn sie sich gerade in der passenden Stimmung befindet“, bittet sie mich.

      Ich tippe meine Daten in ihr Handy. Bevor ich es an sie zurückgebe, greife ich nach einem Taschentuch und wische die Fingerabdrücke ab. Als ich es schließlich an sie zurückreiche, halte ich das Telefon immer noch mit dem Taschentuch fest. Claire bemerkt es nicht, als sie danach greift.

      „Meine Nichte hat bald Geburtstag und ich muss unbedingt etwas dafür einkaufen. Vielleicht könntest du im Auto arbeiten, falls sich in der Nähe eine gute Internetverbindung befindet.“

      „Ja, das könnte funktionieren“, sage ich. Dann zieht Claire einen Zehn-Dollar-Schein aus ihrer Tasche und reicht ihn mir.

      „Du musst mich nicht bezahlen“, sage ich.

      „Doch, muss ich. Wenn du mein Geld nicht nimmst, werde ich dich nicht noch einmal anrufen.“

      Grinsend nehme ich das Geld entgegen und stecke es in meine Handtasche. „Also gut.“

      „Ich melde mich bei dir wegen des Einkaufens.“

      „Klingt gut“, erwidere ich. „Bis dann, Claire!“

      Bevor ich meinen Wagen aus der Einfahrt lenke, beobachte ich Claire, bis sie im Haus verschwunden ist. Die gesamte Heimfahrt über lächle ich, weil ich eine neue Freundin gewonnen habe. Ich genieße Claires Gesellschaft und es gefällt mir noch besser, dass sie mich nicht in den Nachrichten sehen kann.

      Wieder einmal merke ich, wie Gott für mich gesorgt hat. „Danke“, flüstere ich.

      7

      Dylan

      Meine Nachforschungen verlaufen im Sand. Ich kann nichts Neues über den Tod von Mr Brauer herausfinden. Und so warte ich bis zum Tag nach der Beerdigung, um seinem Wohnhaus einen Besuch abzustatten.

      Drei Autos parken in der Einfahrt. Vermutlich ist jemand zu Hause. Ich stelle meinen Wagen an der Straße ab und hoffe inständig, dass Keegan und Rollins nicht zufällig vorbeikommen und ihn entdecken. Es wäre auch nicht besonders gut, wenn Mrs Brauer ihnen von meinem Besuch erzählen würde. Aber das ist unwahrscheinlich, vor allem, wenn sie den Verdacht hegt, dass die beiden etwas mit dem Mord zu tun haben.

      Wieder überlege ich, ob ich mich nicht auf dem Holzweg befinde. Es könnte sich ja auch um einen zufälligen Überfall gehandelt haben. Einen Drogendeal oder etwas anderes, das absolut nichts mit dem Polizeipräsidium zu tun hat. Aber mein Bauchgefühl sagt mir etwas anderes.

      Ich klopfe an die Tür. Nach kurzer Zeit öffnet ein Mädchen, aber nur einen Spaltbreit, ohne die Sicherheitskette zu lösen. „Ja?“, fragt sie.

      Die Polizeimarke zeige ich ihr nicht. Alles, was mit der Polizei zu tun hat, könnte sie zu sehr erschrecken. „Hallo, mein Name ist Dylan Roberts. Ich bin Privatermittler. Könnte ich wohl ein Wort mit Mrs Brauer wechseln?“, frage ich.

      Das Mädchen studiert mein Gesicht genau. „Sie hat der Polizei bereits alles gesagt, was sie weiß.“

      „Das weiß ich, aber ich stehe nicht in Verbindung mit der Polizei. Ich komme eher von einer anderen Richtung.“ Mit gesenkter Stimme fahre ich fort: „Zurzeit arbeite ich an einem anderen Fall, der große Ähnlichkeit mit diesem hier aufweist. Es ist wirklich wichtig, dass ich mit Mrs Brauer sprechen kann.“

      Stirnrunzelnd sieht sie mich an und sagt dann mit hochgezogenen Augenbrauen: „Warten Sie kurz.“

      Die Tür fällt ins Schloss. Ich stehe auf der Veranda und warte. Hoffentlich ruft sie nicht die Polizei an, um sich nach mir zu erkundigen.

      Ein paar Minuten später kommt eine ältere Dame an die Tür und löst die Kette. Sie hat rote Flecken auf den Wangen und tiefe Furchen ziehen sich über ihre Stirn. Misstrauisch sieht sie mich an. „Was wollen Sie?“

      „Wäre es möglich, unter vier Augen mit Ihnen zu sprechen?“, frage ich leise. „Ich arbeite gerade an einem Fall, der mich zu der Erkenntnis geführt hat, dass bei der örtlichen Polizei einige korrupte Polizisten sind. Ich möchte herausfinden, ob Ihr Mann ihnen vielleicht in die Quere kam.“

      Die Dame tritt einen Schritt nach draußen. Ihr Blick wandert nach allen Seiten, als wolle sie sicher sein, dass niemand ihr Haus beobachtet. Schließlich sagt sie: „Kommen Sie rein.“

      Mrs Brauer schließt rasch die Tür hinter mir. Dann wendet sie sich an das Mädchen, vermutlich ihre Tochter. „Sieh nach dem Essen im Ofen“, sagt sie mit deutschem Akzent. „Ich muss mit dem Herrn allein reden.“ Im hellen Licht der Glühbirne scheint das Mädchen bereits im College-Alter zu sein. Es verschwindet in der Küche. Mit einer Geste weist Mrs Brauer mir einen Stuhl zu und ich setze mich. Sie selbst nimmt auf dem nebenstehenden Sofa Platz.

      „Haben Sie mit der Polizei gesprochen?“, frage ich.

      „Ja. Aber nicht über das, was davor geschehen ist. Ich kann keinem Polizisten mehr vertrauen.“

      „Warum erzählen Sie mir nicht, was geschehen ist?“

      Stillschweigend sieht sie mich an und überlegt. Dann sprudeln die Worte nur so aus ihr heraus: „Jeden Morgen geht er zwischen sechs und halb sieben zur Arbeit, um einige Dinge vorzubereiten, bevor die ersten Angestellten eintreffen. Immer lässt er die Tür dabei verschlossen. Deswegen bin ich überzeugt, dass er die Person gekannt haben muss. Sonst hätte er sie wohl nicht hereingelassen.“

      „War das Schloss beschädigt? Gab es Anzeichen dafür, dass jemand gewaltsam eingedrungen ist?“

      Kopfschüttelnd meint sie: „Wer auch immer es war, er muss durch die entriegelte Tür gekommen sein. Mein Mann hätte sie nicht einfach für irgendwen geöffnet. Nicht für einen Fremden.“

      „Mrs Brauer, können Sie mir verraten, ob Sie in finanziellen Schwierigkeiten stecken?“

      „Ja, wir hatten Probleme.“ Tränen sammeln sich in ihren Augen. „Deswegen konnten wir sie nicht bezahlen.“

      „Wen bezahlen?“, hake ich nach.

      „Die Polizisten“, antwortet sie, steht auf und läuft zur Zimmertür. Sie späht in die Küche, um sicherzustellen, dass ihre Tochter nicht lauscht. Anschließend kommt sie zurück und ihre Stimme wird noch leiser. „Jeden Monat sind sie gekommen und haben Geld von uns verlangt. Tausende Dollar Beschützungsgeld, meinten sie. Aber wir hatten das Geld nicht. Das Geschäft lief nicht, unsere Tochter war auf dem College und deswegen konnte mein Mann nicht zahlen. Sie haben ihn gewarnt, dass er mit Konsequenzen zu rechnen hätte.“

      „Wann hat er ihnen gesagt, dass er nicht würde zahlen können?“

      „Vor zwei Tagen“, sagt sie und ihre Augen nehmen einen panischen Ausdruck an. „Er kam sehr besorgt nach Hause. Die ganze Nacht konnte er nicht schlafen. Er wollte, dass ich aus der Stadt verschwinde, aber ich wollte nicht gehen. Ich wollte ihn nicht allein lassen. Er war überzeugt davon, dass sie ein Exempel an ihm statuieren würden. Zwar hatte er ihnen gesagt, dass er nur etwas Zeit bräuchte, aber das hatte er nun schon zum zweiten Mal in Folge gesagt. Zwei Wochen vorher waren sie auch da gewesen, um das Geld abzuholen. Da er kein Geld hatte, erlaubten sie ihm diese Gnadenfrist. Er hatte wirklich Angst. Er versuchte sogar eine zweite Hypothek auf unser Haus aufzunehmen, aber sein Antrag wurde abgelehnt. Wir waren nicht kreditwürdig.“

      „Hat er Ihnen jemals die Namen der Polizisten genannt?“

      Mit der Hand reibt sie sich über ihre Stirn. „Ja. Ein Detective Keegans und ein anderer Mann namens Rollins. Sie kommen nie in Polizeiuniform, sondern in Zivil. Es ist grausam, was sie den Unternehmen antun. Wir alle haben Probleme, genug Essen auf unseren Tisch zu bekommen und dann nehmen sie uns noch das Wenige, das uns als Rücklage dienen sollte. Und jetzt haben sie diesen Mord begangen, um alle anderen Geschäfte zu warnen. Jeder Ladenbesitzer in unserer Umgebung weiß, wer es getan hat. Aber niemand würde etwas sagen, weil sie alle viel zu viel


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