Ihre skrupellosen Partner. Grace Goodwin
Читать онлайн книгу.im Raum? Warum warfen sie ihm fast schon verängstigte Blicke zu? Wie einem Tiger im Käfig? Nein, kein Tiger. Einer Schlange. Einer gefährlichen, giftigen Schlange. Die meisten dieser Krieger gaben sich sonst draufgängerisch, allzeit bereit zuzuschlagen. In seiner Gegenwart aber schienen sie allesamt den Schwanz einzuziehen.
Faszinierend. Ich wollte mir nichts anmerken lassen, aber meine Pussy wurde ganz heiß und hibbelig, meine Brüste schwer, mein Puls hämmerte wie wild. Schhh. Als ob ich seit … einer Ewigkeit keinen Sex mehr gehabt hätte. Halt. Nein. Ich hatte seit einer Ewigkeit keinen Sex mehr gehabt und dieser Typ mit seinen massiven Schultern und seinem bohrenden Blick bewirkte, dass mein Körper jetzt die Befriedigung dieses elementaren Bedürfnisses einforderte.
Und zwar sofort.
An der Bar arbeitete eine hochgewachsene Atlanin, sie war etwa eins-fünfundachtzig groß mit Brüsten so groß wie Melonen und herrlich kastanienbraunem Haar. Sie war umwerfend. Und sie schmachtete diesen Typen an, als ob sie ihn von oben bis unten abschlecken wollte.
Leider verspürte ich genau dasselbe Bedürfnis.
Er lächelte sie an und sie reichte ihm einen Drink. Ihre Hand verweilte auf dem Glas und ihre Fingerspitzen strichen unverhohlen einladend über seine.
Am liebsten wollte ich ihr die Augen auskratzen.
Scheiße. Ich schüttelte den Kopf und wandte mich wieder meinem Drink zu; ich war fest entschlossen mich zusammenzureißen. Wenn er die Barkeeperin wollte, konnte ich es ihm nicht verübeln. Wäre ich eine Lesbe gewesen, dann hätte ich sie schließlich auch abgeschleppt.
Dieser Typ hatte Achtung, Ärger in Großbuchstaben auf die Stirn tätowiert. Und wahrscheinlich noch ein paar andere Wörter. Bad Boy. Sexy Schmacko. Rebell. Aufreißer. Oh ja. Ein totaler Aufreißer und Weiberheld. Wahrscheinlich hatte er schon die Hälfte der weiblichen Zunft dieser Station durchgenommen.
Kannte ich alles schon. Mein Ex auf der Erde war auch fremdgegangen. Danke, aber einmal so einen Typen zu haben reichte mir vollkommen.
“Warum guckst du so misstrauisch?” fragte er und der tiefe Klang seiner Stimme fuhr bis in meine Knochen. Ich bekam eine Gänsehaut, seine Stimme glich einer physischen Berührung. Meine Nippel stellten sich zu harten Spitzen auf und ich hatte Mühe normal weiterzuatmen. Gefährlich? Hah! An meiner Risikobewertungskompetenz musste ich wohl noch arbeiten und außerdem meinen Wortschatz ausbauen. Gefährlich war nicht einmal annähernd korrekt.
“Ich dachte, nur die Typen auf der Erde haben grottenschlechte Anmachsprüche,” entgegnete ich.
“Anmachsprüche?”
“Du hast noch nie eine Blondine gesehen? Echt jetzt? Mehr hast du nicht drauf?”
“Das ist die Wahrheit.” Langsam senkte er den Kopf und sein dunkles Haar fiel verwegen über seine Stirn.
Hatte ich schon erwähnt, dass er mich an Joe Manganiello erinnerte? Den heißen Feger aus der Serie True Blood? Während ich zwar davon ausging, dass dieser Typ kein Vampir war und null Absichten hegte, mich zu beißen, so machte er doch einen auf düsteren, grüblerischen TV-Helden. Ich hob mein Glas mit jenem Gebräu, das hier draußen im Weltall als Lagerbier durchging und machte ein paar Prillonischen Kriegern am anderen Ende des Raumes ein Zeichen. Einer war dunkelhäutig mit bernsteinfarbenen Augen und dunklen, rostbraunen Haaren. Aber der andere? Golden wie ein Löwe. Definitiv blond. Sie waren heiß, aber nicht atemberaubend. Nicht wie dieser Typ hier. “Und wie nennt man das?” Ich deutete auf den helleren der beiden Krieger.
Er kam näher an mich heran und würdigte die Prillonen nur mit einem herablassenden Augenflunkern. “Sie sehen aus wie von der Sonne verbrannt. Ihre Haut ist dick und hässlich.” Er hob seine Hand, dorthin wo mein jetzt zerzauster Pferdeschwanz ein paar rebellische Strähnen freigegeben hatte. “Du bist reines Licht. Weich. Zerbrechlich.”
Blanker Hohn. Wenn er nur wüsste. Ich war siebenundzwanzig, nicht siebzehn. Und ich war drei Jahre lang Krankenschwester in einer hoffnungslos überlaufenen Notaufnahme eines Großstadtkrankenhauses gewesen, bis ich vor fast zwei Jahren auf der Transportstation Zenith stationiert wurde und im Dienste der Koalition auf dem Schlachtfeld die Notfall-Triage und Erstversorgung übernahm. Ich war eine Art Space-Sanitäterin—was mich immer noch verblüffte, wann immer ich zu lange darüber nachdachte. Ich, rein und zerbrechlich? Wohl kaum. Ich versuchte nicht mit den Augen zu rollen, als ich mich von ihm abwandte.
Ich war zwar kein unbeschriebenes Blatt, aber Gefühle hatte ich immer noch. Und nachdem ich meinen Kumpel Henry unter einem Haufen Hive hervorgezogen und in seine einst warmen, schelmischen braunen Augen geblickt hatte—die plötzlich ganz kalt und leblos waren—schmerzte mein Herz. Ich brauchte jetzt wirklich etwas mehr als nur ein Bier. Henry Swanson stammte aus London. Ein Brite. Vom 22. Luftwaffenregiment. Ein knallharter Militärveteran. Lustiger Akzent. Verdammt guter Pokerspieler. Vor zwei Tagen noch hatte er Zigarren gepafft und unserem Kommandanten bei einem Spiel ordentlich in den Arsch getreten.
Vor fünf Stunden hatte ich seine Leiche unter einem Haufen ebenfalls toter Feinde hervorgezogen.
Wenigstens hatte er fünf dieser Bastarde mit sich genommen.
Daher war jetzt mehr als nur ein Drink vonnöten, um den Schmerz zu betäuben.
Ich blickte zur Atlanischen Barkeeperin auf. “Kann ich ein Glas Whiskey haben?”
Sie blickte einfühlsam und mir wurde klar, wie hübsch sie war. “Sicher, Liebes. Jack, Johnnie, Jim oder Glen?”
“Glen.”
“Einen miesen Tag gehabt?” Ihr Job hielt sie zwar auf der Transportstation, aber sie wusste, mit was wir es zu tun hatten, welche Gräuel wir zu Gesicht bekamen. Wie wir uns fühlten.
“Ja.”
Sie nickte und schob mir ein Glas mit einem Schuss synthetischen Whiskey rüber. Die S-Gen-Anlage der Transportstation—also der Materiegenerator, der all unsere Kleidung, unser Essen und anderen Kleinkram von den verschiedenen Koalitionsplaneten materialisierte—war für Jim Beam, Johnnie Walker, Jack Daniels und Glenlivet programmiert worden, sowie einer Auswahl an Wodka, Gin, Bier, Wein und allen erdenklichen Alkoholsorten von der Erde. Auch mit vollkommen unbekannten Drinks von den anderen Planeten. Nachdem ich mir im College mit Tequila die Eingeweide ausgekotzt hatte, ließ ich meistens die Finger von Hochprozentigem.
Heute war aber nicht so wie meistens. Für eine Weile wollte ich einfach alles um mich herum vergessen. Zumindest, bis sie mich zur nächsten Säuberungsmission riefen.
Mein mysteriöser Alien-Schmacko beobachtete, wie ich mir den Whiskey hinter die Riemen kippte und genüsslich die Augen schloss, als der Alkohol sich seinen Weg meiner Kehle entlang brannte und ich das Schnapsglas wie einen alten Freund behutsam auf den Tresen stellte.
“Willst du noch einen?” wollte die Barkeeperin wissen.
“Nein Danke. Wir sind die zweite Einsatztruppe.” Wir würden nicht als Nächstes ausrücken, nicht sofort jedenfalls, aber wir waren das Backupteam für den nächsten Notfall. Was bedeutete, dass ich mich nicht im Whiskey ertränken und in meinem Bett zusammenklappen konnte, so, wie ich eigentlich gerne wollte. Ich fummelte an meinem Armband herum, meiner Verbindung mit dem Alarmsystem und dem Rest meines Teams. Es war dunkler als meine grüne Sanitäteruniform und in der Mitte befand sich ein leuchtendes Bändchen, welches Einsatzbefehle, Koordinaten und was immer wir auf Bodenmission gebrauchen konnten, kommunizierte. In diesem Moment aber leuchtete das farbige Band in der Mitte hellblau. Babyblau. Zuckerwatteblau. Je nach Status änderte es die Farbe. Rot hieß einsatzbereit, blau auf Reserve und schwarz bedeutete, dass wir nicht im Dienst waren. Wir nannten das Totzeit und diese war genauso selten wie kostbar.
Auf der Zenith gab es nur drei Teams mit Rettungssanitätern und wir alle hatten mehr als genug zu tun.
“Was bedeutet das, zweite Einsatztruppe?” Er starrte mich an, als versuchte er ein Puzzle zusammenzusetzen. Als ich ihn ignorierte, lehnte er sich unbeirrt nach vorne, fast so, als würde er …
“Hast du