BAT Boy 2. C. A. Raaven

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BAT Boy 2 - C. A. Raaven


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hatte Papa dann auch noch sein Handy vergessen, sodass wir Tinas Telefonnummer nicht dabei hatten. Kannst du dir das vorstellen? Papa ohne Handy? Na egal, auf jeden Fall haben sie dich mit dem Rettungswagen hergebracht. Und jetzt bist du wieder in Ordnung. Du fühlst dich doch okay?«

      Den letzten Satz sagte ihre Mutter mit einem leicht flehenden Unterton in der Stimme, sodass Ines automatisch mit »Na klar« antwortete. Innerlich war sie sich dessen nicht so sicher. Irgendwie musste Lucas es geschafft haben, ein Stück von ihr mit sich herumzutragen. Was, wenn er nicht alles wieder zurückgegeben hatte? Und wieso zum Teufel hatte er es überhaupt gehabt? Alles, an das sie sich noch klar erinnern konnte, war gewesen, dass Herr Neumann und dieser Freak sie auf der Siegessäule gefangen gehalten hatten. Dann war Lucas gekommen – woher eigentlich? – und hatte sie anscheinend gerettet. Aber wie nur? Irgendwann zu dieser Zeit verlor sich ihre Erinnerung und wurde durch völlig abstruse Träume ersetzt – von Bomben … und Fischen … und Blitzen … und Drachen? Warum ausgerechnet Drachen? Und warum hatte sie das Gefühl, sie wäre dieser Drache gewesen? Sie mochte dieses ganze Fantasy-Gedöns nicht, also natürlich auch keine Drachen. Wieso sollte sie also davon träumen? Ines seufzte verwirrt.

      »Ja, Maus?«, sagte Tom.

      »Ach, Papi, ich bin doch ganz schön müde«, antwortete sie matt. »Ich glaube, ich lege mich noch ein bisschen hin.«

      Ihre Eltern sandten hilfesuchende Blicke in Richtung des Arztes, der diskret ein wenig in Richtung Gang zurückgetreten war, um die Familie nicht zu stören. Dieser nickte beruhigend und antwortete auf die unausgesprochene Frage: »Keine Sorge. Jetzt kann nichts mehr passieren. Sie soll ruhig ein wenig schlafen. Wir müssen ohnehin noch ein paar Tests durchführen, um auszuschließen, dass es eine physische Ursache für den Zustand gibt, in dem ihre Tochter eingeliefert wurde. Die Ergebnisse erhalten wir frühestens morgen Vormittag. Wenn Sie möchten, dann können Sie gern nach Hause fahren. Oder wir besorgen Ihnen einen Ruheraum, wenn Sie gern hierbleiben wollen.«

      »Ich geh hier nicht weg«, sagte Diana.

      »Was meinst du?«, fragte Tom und drehte sich dabei zu seiner Tochter um.

      Aber Ines war bereits eingeschlafen.

       Erstkontakt

      a der 2. Januar ein Sonntag war, startete die Schule erst am 3. Das war auch gut so, denn sowohl Ines als auch Lucas hätten ansonsten vom ersten Schultag kaum etwas mitbekommen. Das ganze Wochenende über dämmerten sie vor sich hin, schliefen oder starrten auf den laufenden Fernseher, ohne viel vom dort gezeigten Programm aufzunehmen. Lucas‘ Eltern betrachteten es mit Wohlwollen und einem gewissen Stolz über das, was er vollbracht hatte. Zwar verstanden sie einiges von dem, was auf der Siegessäule abgelaufen war, überhaupt nicht, hofften aber, dass Lucas es ihnen bald erklären würde. Andererseits wollten sie ihren Sohn nicht bedrängen, denn er schien von alldem nicht nur körperlich, sondern auch emotional sehr mitgenommen zu sein. Also übten sie sich in Geduld. Irgendwann würde er schon auf sie zukommen.

      Diana und Tom waren weniger entspannt dabei, wenn sie Ines matt auf der Couch liegen sahen. Auch wenn der Arzt ihnen erzählt hatte, dass es bei ihr keine Anzeichen für eine Erkrankung gäbe, beruhigte sie dies nur teilweise. Es half auch nicht, dass Ines ihnen auf alle ihre vorsichtigen Fragen, den Silvesterabend betreffend, nur wortkarge und ausweichende Antworten gab.

      Lucas war froh darüber, dass er seine Ruhe hatte. Es gab zu viele Dinge, die er in seinem Kopf erst mal ordnen musste, bevor er sich den Fragen seiner Eltern oder auch denen von Ines stellen konnte.

       Fakt ist eins. An der BAT gibt es eigentlich nur normale Begabte.

      Er scheute sich immer noch davor, das Wort Vampir zu benutzen.

       Aber wie viel weiß ich denn eigentlich über die Lehrer dort? Bragulia ist zwar der Chef, aber er ist auch ziemlich vertrottelt. Der müsste schon ein absolutes Ass darin sein, sich zu verstellen. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Upuaut ist da schon eher so ein Kandidat. Den kann ich einfach nicht einschätzen und irgendwie ist er auch sonst ziemlich geheimnisvoll. Mandana ist ja gar nicht so viel älter, als ich. Von ihr kann ich es überhaupt nicht glauben, dass sie Blut trinken sollte. Und dann sind da ja auch noch die Augen.

      Lucas schauderte bei dem Gedanken an Plagues Augen mit ihrer weißen Iris.

       So etwas kann man nicht verbergen. Nein, Blutsauger gibt’s bei uns bestimmt nicht.

      Wie kannst du dir da so sicher sein?, erklang die altbekannte Stimme aus seinem Hinterkopf. Immerhin hast du ja auch nicht gewusst, dass Neumann mit ihnen gemeinsame Sache macht.

      Hat er nicht!, fuhr Lucas sich innerlich an. Dann merkte er, was er da tat und schloss kopfschüttelnd die Augen. Es konnte einfach nicht sein, dass Neumann bewusst mit bluttrinkenden Vampiren zusammengearbeitet hatte. Sicher, er kannte dieses Monster Plague. Er war auch an dem Plan beteiligt gewesen, der Berlin zu Silvester um Mitternacht in Dunkelheit und Chaos versinken lassen sollte. Aber er hatte es nur wegen Geld getan. Als Plague sich als Blutsauger zu erkennen gegeben hatte, war Neumann ehrlich erschüttert gewesen. Das konnte er nicht gespielt haben. Leider gab es keine Möglichkeit mehr, ihn dazu zu befragen, denn er war tot. Plague hatte ihn umgebracht, als er von der Siegessäule geflohen war. Bei diesem Gedanken spürte Lucas, wie ihm die Kehle eng wurde, und seine Augen zu brennen begannen. Er vermisste Neumann, diesen coolen, geheimnisvollen Typen, der ihm gezeigt hatte, was er war und ihm dann geholfen hatte, mit der Angst davor umzugehen. Ohne ihn wäre Lucas wahrscheinlich nicht einmal an die BAT gekommen, denn Neumann war es gewesen, der in ihm den Begabten erkannt hatte. Aber es tat einfach zu weh, an ihn zu denken. So zwang er sich dazu, seine Aufmerksamkeit auf den Fernseher zu richten. Glücklicherweise lief dort eine Action-Komödie, die Lucas dabei half, sich lange genug ablenken zu können, um vom Schlaf übermannt zu werden.

       Verdammt, wie soll ich das bloß hinbekommen?

      Ines starrte in das Gesicht, das der Spiegel ihr zeigte. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass es sich um ihr eigenes handelte, dann hätte sie es nicht erkannt. Blass war sie, mit dunklen Ringen um rot geäderte Augen. Das Haar stand ihr wirr um den Kopf – zumindest die Strähnen, die nicht auf dem tränenfeuchten Gesicht klebten. Eigentlich wusste sie gar nicht, warum sie weinte. Ines konnte sich an nichts vom Silvesterabend erinnern, dass die tiefe Trauer, die sie empfand, rechtfertigen würde. Genau genommen konnte sie sich an überhaupt nichts klar erinnern. Aber die Trauer war echt und deshalb musste sie herausbekommen, woher sie kam.

      Ruf ihn doch endlich an, nörgelte eine Stimme in ihrem Kopf.

      Ich kann nicht, antwortete sie sich selbst. Ich … habe Angst.

      Jetzt war es heraus. Bei aller Notwendigkeit, zu wissen, was zu Silvester vorgefallen war, hatte sie doch trotzdem viel zu viel Angst davor, es wirklich herauszufinden. Tief in ihrem Innern befürchtete Ines, mit der Wahrheit nicht klarzukommen.

      Aber würde sie mit der Unwissenheit fertigwerden?

      Was wäre, wenn sie plötzlich von jemandem auf die Ereignisse angesprochen würde?

      Wäre sie dann in der Lage, die Ruhe zu bewahren?

      Könnte sie halbwegs vernünftige Antworten geben?

      Oder würde sie womöglich wieder in Tränen ausbrechen?

      Wenn Ines so in sich hineinhorchte, dann wäre vermutlich das Letztere der Fall. Nein, das konnte so nicht weitergehen. Sie stieß sich vom Waschtisch ab und drehte sich herum, um das Badezimmer zu verlassen und zum Telefon zu gehen. Auf dem Treppenabsatz zögerte Ines jedoch. Der Elan, der sie eben noch angetrieben hatte, war bereits wieder verflogen. Zögernd setzte Ines einen Fuß auf die nächste Stufe, zog ihn aber gleich wieder zurück, als hätte


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