Lebe jetzt und über den Tod hinaus. Elisabeth Kubler-Ross

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Lebe jetzt und über den Tod hinaus - Elisabeth Kubler-Ross


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ihm jede benötigte Hilfe und Erleichterung zukommt. Auf diese Weise werden die Begleiter zu Freunden.

      In der ersten Phase will der Sterbende nicht wahrhaben, dass er sterbenskrank ist. Er zieht sich zurück. Darauf folgt die zweite Phase: Es ist der Groll gegen sein Schicksal, ja sogar gegen Gott, und der Sterbende stellt sich die Frage: Warum gerade ich? Die dritte Phase wird bestimmt durch die Bitte beziehungsweise das Verhandeln, dass Gott sein Leben doch noch verlängern oder er wenigstens frei von Schmerzen sein möge. Er könnte ihm auch versprechen, von nun ab ein besserer Mensch zu werden und viel Gutes zu tun. Hierauf folgt in der vierten Phase das Versinken in tiefste Depression und Verzweiflung. Erst in der fünften Phase nimmt er sein Schicksal an. Der Kampf ist vorbei, der Schmerz vergangen. Es ist Zustimmung, Ergebenheit, Hoffnung.

      Elisabeth gab insbesondere Ärzten, Seelsorgern, Sozialarbeitern und Pflegekräften entscheidende Impulse zum Umgang mit trauernden und sterbenden Menschen. Ihre Botschaft war dabei, dass die Helfenden zuerst ihre eigenen “unerledigten Geschäfte” zu klären haben, ehe sie den sterbenden Menschen ihre Hilfe zukommen lassen können.

      Bisher hatte man den in der Endphase befindlichen Sterbenden, bei denen man keine Hoffnung auf Rettung mehr erkennen konnte, nur noch wenig Beachtung geschenkt. Sie wurden sogar manchmal im Krankenhaus in ein Badezimmer geschoben, um dort die letzten Tage oder Stunden in Abgeschiedenheit zu durchleben. Und Elisabeth nimmt sich gerade dieser vernachlässigten Sterbenden an, weist auf die Bedeutung der Sterbephasen hin und begründet somit ein neues Gebiet der Medizin, das unter dem Namen Thanatologie Einzug in die Wissenschaft findet.

      Im Laufe der nächsten Jahre wurde ihr erstes Buch zur Pflichtlektüre aller Krankenschwestern und Ärzte, die sogar in Prüfungen darüber befragt wurden – und das nicht nur in Amerika, sondern auch in vielen anderen Ländern. Elisabeths Arbeit wurde in medizinischen und psychologischen Fachblätter diskutiert. Aber am berühmtesten wurde sie durch Artikel in populären Zeitschriften und vor allem durch die vielen Fernsehinterviews, sodass sie bald nicht nur in der Welt der Medizin, sondern allgemein zu einem Begriff wurde. Und scherzend sprach man von ihr als “Tod- und-Sterbe-Dame.”

      Sie erhielt für ihre Sterbeforschungen in wenigen Jahren eine ganze Reihe von Ehrendoktortiteln, die sich bis zu ihrem Lebensende auf etwa fünfundzwanzig beliefen. Sie wurde nun zu vielen Kongressen als Vortragende gebeten, und bald darauf begann sie mit Seminaren, den sogenannten Workshops. Schließlich kamen Einladungen von überallher, ja beinahe aus der ganzen Welt. Und nun begann ihre Reisezeit, die sie nur noch zu selten nach Hause zu ihrem Mann, ihrem Sohn und ihrer Tochter bringen sollte. Durch ihre Initiative schossen nun Hospize nicht nur in Amerika aus dem Boden, in denen die Sterbenskranken bis zum Tode gepflegt und oft auch im Beisein von Verwandten umsorgt wurden. Eine neue Ära der Sterbehilfe war angebrochen, und zwar in einer Weise, wie sie vorher undenkbar gewesen wäre.

      Mit dem Ehepaar Helga und Manfred Huber beschloss ich 1982, einen Verlag mit dem Namen Die Silberschnur zu gründen. Wir hatten dabei unter anderem die Absicht, den oben erwähnten Vortrag Es gibt keinen Tod samt dem Text der besprochenen Lehrkassette als Buch zu veröffentlichen. So reiste ich 1982 zu Elisabeth nach Escondido, um die Veröffentlichungsrechte einzuholen.

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