Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher


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hinunter.

      Pfarrer Trenker schaute ihm hinterher. Er konnte nicht sagen was es war, aber irgend etwas gefiel ihm überhaupt nicht daran, daß Nicole Dressler mit Wolfgang Arnhäuser fortgefahren war. Er konnte nur noch nicht sagen, was ihn daran so störte.

      Allerdings hatte ihn sein Gespür noch nie getäuscht, und Sebastian war jetzt noch sicherer, als gestern abend, daß er in dieser Angelegenheit noch einmal tätig werden müsse…

      *

      Genüßlich biß Wolfgang Arnhäuser in die Semmel. Ria Stubler hatte ihm ein reichhaltiges Frühstück serviert und dabei auf ihren eigenen Vorrat zurückgegriffen. Da sie in den nächsten zwei Tagen keine Gäste erwartete, war der Kühlschrank in der kleinen Pensionsküche leer.

      Während er aß und Kaffee trank, überlegte Wolfgang seine weiteren Schritte. Daß Nicole dem Treffen zugestimmt hatte, wertete er als einen ersten Erfolg. Sein Trumpf mit den Ringen hatte gestochen. Er wußte ja, wie sehr sie sich wünschte, verheiratet zu sein. Bis zum ersten Staatsexamen war es nicht mehr lange, und so wie er Nicole kannte, würde sie es mit Bravour bestehen. Danach stand einer Hochzeit eigentlich nichts mehr im Weg.

      Allerdings wußte er auch, daß er wenig zum Ehemann taugte… Indes, auch da würde sich eine Lösung finden. Wenn sie erst einmal verheiratet waren, spielte sich alles andere von alleine ein.

      Doch zuvor mußte er sie davon überzeugen, daß er es ernst meinte.

      Hier und heute!

      Keine leichte Aufgabe, wenn er daran dachte, wie abweisend Nicole gestern abend gewesen war. Der Bursche, in den sie sich verliebt hatte, mußte schon etwas ganz Besonderes sein. Ansonsten hätte sie sich nicht so schnell mit ihm eingelassen.

      Trotzdem – einen ersten Sieg hatte er mit ihrer Zusage zu dem Treffen schon errungen, und nun kam es darauf an, sie davon zu überzeugen, daß er die bessere Wahl wäre. Und das sollte ihm nicht schwerfallen. Der gutaussehende Mathema­tik­lehrer wußte um seine Wirkung auf Frauen. Er konnte charmant und zuvorkommend sein, wenn er wollte. So hatte er auch Nicole erobert, erst danach zeigte er sein wahres Gesicht.

      »Möchten S’ noch Kaffee?« fragte die Pensionswirtin, die in das Frühstückszimmer gekommen war.

      »Nein, vielen Dank, Frau Stubler«, schüttelte Wolfgang den Kopf. »Aber die Rechnung können S’ mir machen. Nach dem Frühstück räum’ ich gleich das Zimmer. Bei der Gelegenheit möcht’ ich mich noch mal recht herzlich bedanken, daß Sie mich doch noch aufgenommen haben. Es war wirklich ganz reizend von Ihnen.«

      Ria lächelte.

      »Na ja, es ging da ja auch um etwas für Sie«, meinte sie. »Waren Ihre Bemühungen denn von Erfolg gekrönt?«

      Er nickte selbstbewußt.

      »Ich treff’ mich gleich mit Nicole«, antwortete er. »Da hab’ ich übrigens noch eine Frage – wo find’ ich denn hier eine besonders romantische Ecke? Wissen S’, ich möcht’ ihr nachher einen Heiratsantrag machen, und das geht ja net so einfach auf der Straße.«

      Ria Stubler strahlte.

      »Ach, Herr Arnhäuser, Sie sind wirklich ein besonderer Mensch«, sagte sie. »So etwas Schönes kann nur einem Mann einfallen, der wirklich verliebt ist.«

      Sie deutete zum Fenster hinaus.

      »Leider regnet’s immer noch. Sonst würd’ ich vorschlagen, Sie fahren zum Kogler hinauf. Da gibt’s einen leichten Wanderweg, der bis zur Klamm führt. Dort sind einige sehr romantische Plätzchen.«

      Wolfgang schaute hinaus. Der Regen war schon wieder schwächer geworden.

      »Gibt’s denn Hoffnung, daß er vielleicht bald ganz aufhört?«

      Die Wirtin zuckte die Schultern.

      »Nach dem Wetterbericht soll’s am Mittag aufklaren«, erzählte sie. »Aber Sie wissen ja selbst, wieviel Verlaß darauf ist.«

      »Na, mal sehn«, meinte er. »Vielleicht behalten die Leute vom Wetterdienst ausnahmsweise mal recht.«

      Einen kleinen Ausflug in die Berge hatte er selbst schon ins Auge gefaßt. Natürlich nichts Aufwendiges, wofür man extra eine Ausrüstung benötigte. Die hatte er auch gar nicht dabei. Aber so ein kleiner Spaziergang über einen Wanderweg, der kam schon in Betracht.

      Wolfgang hoffte, daß es ihm dabei gelingen würde, Nicole vollends von sich und seinen guten Absichten zu überzeugen, darüber hinaus wollte er sie auch überzeugen, daß sie die Rückfahrt mit ihm machte. Sie zusammen mit dem anderen, für ein paar Stunden gemeinsam in dem Bus zu wissen, dieser Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht. Denn eines war ihm an diesem Wochenende bewußt geworden – auch wenn er ein Hallodri war, der es mit der Treue nicht so genau nahm, er liebte Nicole wirklich und wollte kein Risiko eingehen, daß der Nebenbuhler die Situation ausnutzte und seine ganzen Bemühungen zunichte machte.

      Wolfgang wischte sich den Mund mit der Serviette ab und stand auf. Ria Stubler war in die Pensionsküche gegangen und schrieb die Rechnung. Der Lehrer betrat sein Zimmer und stopfte die restlichen Sachen in den Koffer. Viel hatte er ohnehin nicht ausgepackt. Lediglich den Schlafanzug und Toilettenbeutel. Er nahm den Koffer auf und ging hinunter. Ria wartete schon. Wolfgang zahlte den Betrag und verabschiedete sich.

      »Toi, toi, toi«, sagte die Pensionswirtin. »Ich drück’ Ihnen die Daumen, daß alles so klappt, wie Sie’s sich vorgestellt haben.«

      Wolfgang lächelte und stieg in sein Auto.

      Gehn wir’s an, dachte er, als er den Wagen startete.

      *

      Als er vor dem Hotel hielt, stand Nicole im Eingang. Sie trug eine ­Jeans und einen leichten Pullover, dazu Halbschuhe und die Jacke, die sie zusammen gekauft hatten, als sie vor einiger Zeit in Nürnberg Verwandte von ihm besucht hatten.

      Wolfgang fand, daß sie hinreißend aussah, und er fühlte wieder den Stachel der Eifersucht, als er sich vorstellte, daß sie den anderen Mann geküßt hatte.

      »Guten Morgen«, begrüßte er sie, als sie sich in seinen Wagen setzte. »Hast du gut geschlafen?«

      Die Studentin nickte nur kurz und drehte sich zum Hotel um.

      Aus den Augenwinkeln heraus nahm er wahr, daß sie winkte, während er anfuhr. Auf der Karte hatte er sich den Weg zum Kogler angesehen. Es war nicht sehr weit zu fahren. Wolfgang wendete und mußte anhalten, weil eine Gruppe Kirchgänger die Straße überquerte. Nicole schaute wieder zum Hotel und wandte dann ihren Kopf ab, als sie Florian nicht mehr im Eingang stehen sah.

      »Wohin willst du eigentlich?« fragte sie, als sie erkannte, daß er zum Dorf hinausfuhr.

      Wolfgang schmunzelte.

      »Laß dich überraschen«, sagte er nur und dachte dabei an die Ringe in seiner Jackentasche.

      Gestern abend hatte Nicole sie gar nicht richtig sehen können. Doch jetzt, bei Tageslicht, würde ihr Anblick sie bestimmt verzaubern.

      »Ich hoff’, du willst net wirklich einen Spaziergang machen«, meinte sie. »Das Wetter ist net gerad’ passend.«

      »Das ändert sich«, behauptete er. »Die Frau Stubler, das ist die Pensionswirtin, bei der ich übernachtet hab’, meint, daß es bis zum Mittag besser wird.

      Du, das ist überhaupt eine nette kleine Pension. Ich hab’ mir schon gedacht, daß wir irgendwann noch mal herfahren und dann ein Zimmer dort nehmen.«

      Nicole sagte nichts darauf. Sie biß sich auf die Lippen. Er war also immer noch davon überzeugt, daß es eine Beziehung zwischen ihnen gab.

      »Was sagst’ denn zu meinem Vorschlag?« wollte er wissen, als sie schwieg.

      Die Studentin schüttelte den Kopf.

      »Ich fürcht’, du hast mich gestern abend net richtig verstanden«, antwortete sie. »Ich hab’ mich jetzt net mit dir getroffen, weil zwischen uns wieder alles in Ordnung wär’,


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