Für mich bist du ein Wunder. Andi Weiss

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Für mich bist du ein Wunder - Andi Weiss


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      war meistens schwierig, manchmal quälend.

      Ein Hin und Her aus Stolz und Gier.

      Das strengte an. Man fühlt sich elend.

      Daran lief manche Freundschaft leer.

      Wir mussten uns oft widersetzen

      den Lügen und der Kumpanei

      und jenen Ängsten, die uns hetzten:

      Die große Chance sei vorbei.

      Als nichts mehr ging und viele gingen,

      gab Gott uns Kraft, nach Haus zu fahr’n

      und nicht den Abgesang zu singen,

      nein, auch die Hoffnung zu bewahr’n.

      Wir weigerten uns auch zu glauben,

      das Leben werde dadurch gut,

      dass man sie schnappt, die sauren Trauben

      und falschen Hasen aus dem Hut.

      Dem faulen Zauber sich zu sperren,

      dass nur wer hat, auch etwas ist –

      fällt schwer unter den neuen Herren,

      seit Habgier eine Tugend ist.

      Lasst Euch die Herzen nicht verhärten

      zur Zeit der Überheblichkeit.

      Was wertvoll war, wird Gott bewerten

      mit Gnade und Barmherzigkeit.

      Dass Euch die Seele nicht verkrustet,

      schafft Christus selbst, der in Euch wohnt,

      von dem Ihr ahntet oder wusstet,

      dass jeder Tag mit ihm sich lohnt.

      Andreas Malessa, Theologe, Hörfunkjournalist, Buchautor, Jahrgang 1955, Hochdorf bei Stuttgart, www.andreas-malessa.de

      Wenn ich das gewusst hätte …

      Wenn ein Kind geboren wird, sich entwickelt und all das Gute und Schöne, das Gott in diesem neuen Menschen angelegt hat, zum Vorschein kommt, ist das immer ein Wunder – ein wunderbares Wunder geradezu. Erst recht, wenn direkt nach der Geburt festgestellt wird, dass der frische Erdenbewohner mit diversen Fehlbildungen zur Welt gekommen ist und sein Überleben und Entwickeln alles andere als sicher ist. So haben wir es bei der Geburt von Sohn 02 erlebt.

      Seitdem spreche ich mit vielen Menschen über die schwierige, für uns emotional kaum fassbare Situation rund um Sohn 02. Es ist unfassbar, wie viele Menschen an uns denken, für uns beten, uns unterstützen und in aller eigenen Hilflosigkeit trotzdem signalisieren wollen: Ihr seid nicht allein. Das tut unglaublich gut. Vor Kurzem sagte in einem solchen Gespräch jemand zu mir: „Wenn ich vor der Geburt meines Kindes gewusst hätte, dass es so krank sein würde und was das dann konkret für Folgen hätte, dann hätte ich, glaube ich, lieber kein Kind bekommen.“ Da musste ich kurz drüber nachdenken …

      Wenn ich vorher gewusst hätte, wie chronisch krank und dadurch behindert Sohn 02 werden würde … Wenn ich gewusst hätte, wie viel Mist, Schmerzen, Zwang und Angst er erleben und durchleiden muss … Wenn ich gewusst hätte, wie körperlich weh es einem tun kann, wenn das eigene Kind völlig unschuldig und unverdient leidet … Wenn ich vorher gewusst hätte, wie sehr das unser aller Leben bestimmen und prägen wird … Wenn ich gewusst hätte, was das alles kostet an Zeit, Kraft, Geld, wie groß der Strauß von Stilblüten deutscher Bürokratie werden wird, den wir quasi nebenbei so ansammeln … Wenn ich gewusst hätte, wie überfordernd das für jeden Einzelnen meiner Familie werden würde, ebenso wie für uns zusammen … Wenn ich gewusst hätte, dass Ärzte auch nur Menschen sind, Menschen, die ich in einem Moment bewundere und liebe, weil sie meinem Kind helfen, und Menschen, auf die ich manchmal Sekunden später zutiefst wütend bin wegen ihrer Kommunikationsunfähigkeit und ihren Beschränkungen in Diagnose und Therapie … Wenn ich gewusst hätte, dass meine Kraft, meine emotionale Belastbarkeit, mein Vertrauen in Gott, meine Ehe, mein Bild von mir als Vater, Ehemann, Glaubender und Mensch so stark gefordert werden würden, wie noch nie – oft über die Grenzen des bisher Vorstellbaren, manchmal über die Grenzen des eigentlich Möglichen hinaus …

      Wenn ich vorher gewusst hätte, dass wir völlig unvorbereitet, im Nebel nach einem sicheren Grund stochernd, Entscheidungen treffen sollen, eigentlich müssen, uns dagegen sträuben und irgendwie doch auch wollen, die über Leben und Tod befinden … Wenn ich vorher gewusst hätte, dass ich irgendwann noch nicht einmal mehr weiß, für was ich konkret beten soll. Und Gott dieses Kind nur noch hinhalten und bitten kann: Mach es gut mit ihm – und lass uns nicht irrewerden daran … Wenn ich all das vorher gewusst hätte …

      dann …

      hätte ich im Ethikunterricht in der evangelischen Hochschule Tabor wohl (noch) besser aufgepasst, als es um Sterbehilfe und ähnliches ging. Gebracht hätte das zwar wahrscheinlich auch wenig, denn die theoretische Beschäftigung mit einem solchen Thema ist halt noch nicht mal das Abziehbild des Hauchs eines Dunstes einer Ahnung von dem, was es „in echt“ und wirklich bedeutet, wenn man es selbst durchlebt.

      … hätte ich gehörig Angst gehabt, dann aber in typischer Selbstüberschätzung gedacht: „Das packen wir schon“ und wäre zur Tagesordnung übergegangen.

      … hätte ich es wohl einfach nicht geglaubt – noch nicht einmal mir selbst.

      Ist das nicht aber auch egal?

      Doch ich habe das alles vorher nicht gewusst. Ich weiß auch nicht, wie alles weitergehen und welche Herausforderungen es weiter mit sich bringen wird. Ich kann nicht sagen, wie das Urteil von Sohn 02 zu der Frage ausfallen würde, ob er selbst lieber nicht geboren worden wäre, wenn …

      Aber ich kann für mich mehr als deutlich sagen: Egal, wie (über-)anstrengend das alles sein mag. Egal, wie viel es mich persönlich kostet, diesen kleinen Mann durch sein bisher sehr unfreundliches Leben zu begleiten. Ich liebe diesen Minikerl. Und dieser Liebe ist es – immer wieder zu meinem eigenen Erstaunen – egal, wie hoch die Kosten sind. Sie freut sich am anderen und konserviert die schönen Momente und wunderbaren gemeinsamen Erlebnisse.

      Wenn ich das alles vorher gewusst hätte! Ich wollte die Momente trotzdem nicht missen, wenn ich nach einem langen Tag nach Hause komme und Sohn 02 vor Freude nicht weiß, wohin mit sich, weswegen er gleichzeitig grinst wie ein Honigkuchenpferd, mit beiden Händen winkt und wild den Kopf schüttelt. Ich wollte die Momente nicht missen, zu erleben, wie sehr sich die beiden Brüder lieben. Wie sie es beide genießen, wenn wir als Familie zusammen sind und einfach Zeit haben. Ich möchte nicht verpasst haben zu erleben, wie sich Sohn 02 an mich kuschelt, wenn ich ihn auf den Arm nehme, weil er sich erschrocken, der Pflegedienst ihn geärgert oder der Arzt mal wieder erfolglos versucht hat, Blut abzunehmen. Oder wie Sohn 02 auf seine Weise und in seinem Rahmen die Welt entdeckt und freudig-stolz ist, wenn ihm etwas Neues gelingt …

      Verrückt, oder?!

      Das ist irgendwie verrückt. Ich weiß, was uns das alles bisher schon gekostet hat und kann nur erahnen, was es uns noch abverlangen wird. Rein vernünftig betrachtet … Aber der Liebe ist das ziemlich wurscht. Die freut sich lieber über alles Schöne, das da ist und ist gespannt, was wir noch zusammen erleben werden. Wie wir uns immer besser kennenlernen und unsere Beziehung (aus-)bauen können. Wie wir das Geschenk des anderen immer mehr als solches annehmen und feiern.

      So sehr es aktuell vielleicht eher nach mieser Prognose und begrenzter Lebenszeit aussieht – die Liebe hat noch viel vor. Was für ein Wunder!

      Ich freue mich darauf.

      Heiko Metz, Theologe, Jahrgang 1978, Marburg

      Gesegnet um zu segnen

      Ich saß am Bett meines Mannes. Seine unruhig suchenden Hände lagen in meinen und so versuchte ich, ihm Halt und Orientierung, Sicherheit und Kraft zu schenken. Meine Gehhilfe


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