James Bond 18: Eisbrecher. John Gardner

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James Bond 18: Eisbrecher - John  Gardner


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harten Winterbedingungen testen.

      Saab-Scania hielt jedes Jahr einen anspruchsvollen Winterfahrkurs am Polarkreis in der Nähe des finnischen Skigebiets Rovaniemi ab. Eine Einladung für die Teilnahme an diesem Kurs zu erhalten, war leicht und kostete lediglich ein paar Telefonate. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden hatte Bond sein Auto – komplett mit all seinen geheimen »Extras«, die er auf eigene Kosten von Communications Control Systems hatte einbauen lassen – nach Finnland verfrachtet. Dann flog Bond über Helsinki nach Rovaniemi, um sich dort mit den Autoexperten zu treffen, darunter sein alter Freund Erik Carlsson und der adrette Simo Lampinen.

      Der Fahrkurs dauerte nur ein paar Tage. Anschließend verließ Bond – nach einer Unterhaltung mit dem massigen Erik Carlsson, der versprach, ein Auge auf das Silberbiest zu haben – das Hotel in der Nähe von Rovaniemi in den frühen Stunden eines bitterkalten Morgens.

      Die Winterkleidung, dachte er, würde sein Ansehen bei den Damen zu Hause kaum verbessern. Thermounterwäsche war für gewisse Aktivitäten kaum förderlich. Über der langen Unterhose trug er einen Trainingsanzug, einen dicken Rollkragenpullover, sowie eine gepolsterte Skihose und die dazugehörige Jacke, während seine Füße fest in Mukluk-Stiefel geschnürt waren. Eine Thermokapuze, ein Schal, eine Wollmütze und eine Schneebrille schützten sein Gesicht. Handschuhe mit Lederstulpen hielten seine Hände warm. Eine kleine Tasche enthielt das Nötigste, darunter seine eigene Version des SAS/SBS-Militärgürtels.

      Bond stapfte durch den Schnee, der ihm auf den leichteren Wegabschnitten bis zu den Knien reichte, und achtete darauf, nicht von dem schmalen Weg abzukommen, den er während der Tageslichtstunden ausgekundschaftet hatte. Eine falsche Bewegung nach rechts oder links konnte ihn in Schneeverwehungen führen, die tief genug waren, um ein kleines Auto zu bedecken.

      Das Schneemobil war genau dort, wo die Unterweisungsoffiziere gesagt hatten. Niemand würde fragen, wie es dort hingelangt war. Schneemobile ließen sich mit ausgeschaltetem Motor nur schwer handhaben, und Bond brauchte gute zehn Minuten, um dieses hier aus seinem Versteck unter schweren und unnachgiebigen Tannenzweigen zu ziehen. Dann zerrte er das Fahrzeug zum höchsten Punkt eines langen Abhangs, der fast einen Kilometer weit bergab führte. Ein kleiner Stoß genügte, und die Maschine bewegte sich vorwärts. Bond blieb gerade noch genug Zeit, um auf den Sattel zu springen und seine Beine in die Schutzabschirmungen zu befördern.

      Das Schneemobil glitt lautlos den langen Abhang hinunter und kam schließlich zum Stehen, als die Wucht des Schwungs nachließ. Obwohl Geräusche leicht über den Schnee weitergetragen wurden, war er nun weit genug vom Hotel entfernt, um den Motor gefahrlos starten zu können – nachdem er seine Position mit dem Kompass überprüft und seine Karte mit einer abgeschirmten Taschenlampe betrachtet hatte. Der kleine Motor erwachte zum Leben. Bond öffnete das Drosselventil, legte den Gang ein und begann seine Reise. Er brauchte vierundzwanzig Stunden zum Treffpunkt mit seinen Kollegen.

      Rovaniemi war eine ideale Wahl gewesen. Von der Stadt aus konnte man sich schnell Richtung Norden in einsamere Gegenden bewegen. Außerdem waren es mit einem Schneemobil nur ein paar Stunden bis zu den leichter zugänglichen Stellen entlang der russisch-finnischen Grenze, zu Orten wie Salla, dem Schauplatz großer Schlachten während des Krieges zwischen den Russen und den Finnen von 1939–40. Weiter nördlich wurde das Grenzgebiet unwirtlicher.

      Während des Sommers war dieser Teil des Polarkreises nicht unangenehm, aber im Winter, wenn Schneestürme, extreme Minustemperaturen und heftiger Schneefall die Herrschaft übernahmen, konnte das Land für die Unvorsichtigen trügerisch und grausam sein.

      Sobald alles vorbei war und er die beiden Übungen mit der SAS und der SBS hinter sich hatte, würde Bond zweifellos erschöpft sein und Erholung, Schlaf sowie Entspannung von der Art brauchen, die er nur in London finden konnte. Während der schlimmsten Augenblicke seiner Strapazen war er mit den Gedanken tatsächlich in seiner gemütlichen Wohnung in Chelsea. Daher war er bei seiner Rückkehr nach Rovaniemi ein paar Wochen später nicht darauf vorbereitet gewesen, dass sein Körper nur so vor Energie und Fitness strotzen würde. Überrascht stellte er fest, dass er sich seit einer ganzen Weile nicht mehr so gefühlt hatte.

      Nach seiner Rückkehr in den frühen Morgenstunden huschte er ins Ounasvaara Polar Hotel – wo Saab sein Winterfahrhauptquartier hatte – und hinterließ eine Nachricht für Erik Carlsson, in der stand, dass er ausführliche Anweisungen für den Transport des Silberbiests schicken werde. Dann fuhr er per Anhalter zum Flughafen und stieg in die nächste Maschine nach Helsinki. Zu diesem Zeitpunkt plante er, die nächste Verbindung direkt nach London zu nehmen.

      Erst als sich die DC9-50 gegen zwölf Uhr dreißig Helsinkis Vantaa-Flughafen näherte, dachte James Bond an Paula Vacker. Der Gedanke ließ ihn nicht los, was zweifellos auch an seinem neu entdeckten Wohlergehen und der körperlichen Fitness lag.

      Als das Flugzeug landete, hatten sich Bonds Pläne komplett geändert. Er musste zu keiner bestimmten Zeit zurück in London sein, man schuldete ihm ohnehin noch Urlaub, auch wenn M ihm aufgetragen hatte, so schnell wie möglich aus Finnland zu verschwinden und zurückzukehren. Allerdings würde ihn für ein paar Tage niemand wirklich vermissen.

      Vom Flughafen nahm er ein Taxi direkt zum Inter-Continental und checkte ein. Sobald der Gepäckträger seine Tasche in sein Zimmer gebracht hatte, warf sich Bond aufs Bett und rief Paula an. Um halb sieben bei ihr zu Hause. Er lächelte voller Vorfreude.

      Bond hätte auf keinen Fall wissen können, dass die einfache Handlung, eine alte Freundin anzurufen und sie zum Abendessen einzuladen, sein Leben im Laufe der kommenden paar Wochen drastisch verändern würde.

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      MESSER ZUM ABENDESSEN

      Nach einer warmen Dusche und einer Rasur zog sich Bond an. Es war angenehm, sich wieder in einen gut geschnittenen grauen Kammgarnanzug, ein einfaches blaues Hemd und eine seiner liebsten Strickkrawatten von Jacques Fath kleiden zu können. Selbst im tiefsten Winter zogen die Hotels und guten Restaurants in Helsinki es vor, wenn Herren Krawatten trugen.

      Die Heckler & Koch P7, die die schwerere VP70 ersetzte, ruhte bequem in ihrem Klemmfederholster unter seiner linken Achselhöhle, und um die beißende Kälte abzuwehren, trug Bond beim Betreten des Hotelfoyers seinen warmen Mantel von Crombie. Er verlieh ihm ein militärisches Aussehen – besonders mit der Fellkapuze –, aber das erwies sich in skandinavischen Ländern stets als Vorteil.

      Das Taxi fuhr mit gleichmäßiger Geschwindigkeit über die Mannerheimintie nach Süden. Der Schnee war ordentlich zur Seite geräumt worden und lag nun in kleinen Bergen neben den Gehwegen. Die Bäume bogen sich unter seinem Gewicht. Ein paar von ihnen waren mit langen Eiszapfen geschmückt, die von den Ästen hingen – als hätten sie sich für Weihnachten herausgeputzt. In der Nähe des Nationalmuseums, dessen hoher Turm in den Himmel aufragte, schien ein Baum wie ein weiß verhüllter Mönch zu kauern, der einen funkelnden Dolch umklammert hielt.

      Über allem konnte Bond im klaren Frost die beeindruckenden, von Flutlichtern angestrahlten Kuppeln der Uspenski-Kathedrale sehen, und er wusste sofort, warum Filmemacher in Helsinki drehten, wenn sie eine Kulisse brauchten, die wie Moskau aussah.

      Eigentlich waren sich die beiden Städte so ähnlich wie eine Wüste und ein Dschungel – die modernen Gebäude der finnischen Hauptstadt waren voller Flair und Schönheit und stellten einen deutlichen Kontrast zu Moskaus hässlichen, einheitlichen Ungetümen dar. Doch in den älteren Teilen beider Städte wurde das Spiegelbild unheimlich – in den Seitenstraßen und auf den kleinen Plätzen, wo die Häuser aneinanderzulehnen schienen und die verzierten Fassaden an das erinnerten, was Moskau einst gewesen war, in der guten schlechten alten Zeit der Zaren und Prinzen und der Ungleichheit. Nun, dachte Bond, hatten sie stattdessen einfach das Politbüro, Kommissare, den KGB und … Ungleichheit.

      Paula lebte in einem Wohngebäude am Esplanade Park am südöstlichen Ende der Mannerheimintie. Es war ein Teil der Stadt, den Bond noch nie zuvor besucht hatte, daher war er bei seiner Ankunft sowohl überrascht als auch erfreut.

      Der


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