Perry Rhodan 150: Stalker (Silberband). Arndt Ellmer

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Perry Rhodan 150: Stalker (Silberband) - Arndt Ellmer


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der Dinge überfordert wärst. Du bist ein Ritter der Tiefe und damit Mitglied einer Organisation der Kosmokraten. Also bist du weisungsgebunden, du weißt es nur nicht. Die Kosmokraten halten dich an einer langen Leine. Bislang. Wehe dir, wenn sie die Leine straffer ziehen und du versuchst, dich davon zu befreien. Dazu kommt es bestimmt eines Tages, und dann wirst du an meine Worte denken.«

      Stalker hatte sehr eindringlich gesprochen. Plötzlich zauberte er wieder das freundliche und trotz seiner fremdartigen Physiognomie menschlich wirkende Lächeln hervor.

      »Lassen wir das, reden wir über die angenehmen Seiten des Lebens. Davon hat das Universum jede Menge zu bieten, und einen gehörigen Teil der Schönheiten gibt es in ESTARTU zu finden. Du wirst es sehen, Perry – ich darf dich doch so nennen, mein Freund? Warte erst einmal ab, bis ich meine Werbekampagne starte und euch die Wunder von ESTARTU zeige.«

      »Deine Werbekampagne?« Rhodan fand es zwar unhöflich, seinem Gegenüber ins Wort zu fallen, aber anders war Stalker nicht zu bremsen. Er redete offenbar für sein Leben gern. »Welche Werbekampagne? Und wofür?«

      »Hat dir Gershwin nichts von unserer Abmachung gesagt?«, wunderte sich Stalker. »Das wird ein Teil unseres Handelsabkommens sein. Gershwin hat mir diese Konditionen abgerungen und mir zudem eine Reihe von Auflagen gemacht. Ich sehe schon ein, dass mit Leben erfüllte Handelsbeziehungen keine Einbahnstraße sein dürfen. Ich kann nicht nur die Milchstraße mit meinen Gütern beschicken, sondern muss zugleich Gegengeschäfte zulassen. Okay, okay. Gershwin hat es mir erklärt, ich habe es verstanden ...«

      »Einen Schmarren hast du verstanden!«, keifte Skorsh. »Gershwin hat dich gehörig eingetunkt. Er hat alles von dir bekommen, aber ein Nichts dafür gegeben. Die Hanse-Karawanen aus der Milchstraße werden ESTARTU überschwemmen, und wenn du die Einwanderungserlaubnis gibst, werden danach Siedlerkolonnen wie eine Mückenplage über ESTARTU herfallen. Unsere Wunder werden bald zu Touristenattraktionen degradiert sein. Mach nur so weiter, dann verschuldest du den Konkurs einer aufstrebenden Superintelligenz.«

      »Ruhig, Skorsh!«, befahl Stalker, und der Animateur schwieg, wenn auch trotzig. »Es tut mir leid, dass Skorsh schon wieder vorlaut war«, fuhr Stalker fort. »Ich wollte eigentlich darauf hinaus, dass es nur fair ist, wenn ich ESTARTU in allen Einzelheiten präsentiere, da ich die Milchstraße schon so gut kenne. Es gibt genügend unbewohnte Sauerstoffwelten in den zwölf Galaxien von ESTARTU, die Siedler aus der Milchstraße aufnehmen können. Es gibt ausreichend Lebensraum, dass die Kolonisten den ESTARTU-Völkern nicht auf die Zehen treten werden. Ich hoffe sogar, dass die ersten Siedler sich bald in Richtung unserer Mächtigkeitsballung in Bewegung setzen.«

      »Wo liegt ESTARTU?«, fragte Rhodan.

      Skorsh brach in Kreischen aus, und Stalker hatte einige Mühe, ihn wieder verstummen zu lassen.

      »ESTARTU gehört zu der Gruppe von Galaxien, die ihr den Virgo-Haufen nennt«, antwortete Stalker. Skorsh hielt sich demonstrativ die Ohrlöcher zu und wimmerte steinerweichend. »Gershwin hat alle nötigen Daten. Sobald ich die Freigabe für meine Werbekampagne bekomme, werde ich damit an die Öffentlichkeit gehen. Dazu eine Frage, Perry: Was hältst du von Krohn Meysenhart? Soll ich den Medienmann für mich verpflichten?«

      Rhodan dachte soeben in Zahlen, deshalb fühlte er sich ein wenig schwindlig und reagierte nicht auf die Frage. »Der Virgo-Haufen ...«, wiederholte er. »Demnach ist ESTARTU Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie über solche Distanzen hinweg ein reger Warenaustausch erfolgen soll.«

      »Entfernungen spielen keine Rolle«, behauptete Stalker. »Die Milchstraße wird bald im Besitz des Enerpsi-Antriebs sein. Mithilfe der Psionautik schrumpfen Lichtjahrmillionen zu Linearetappen. So gesehen sind wir Nachbarn. Es wurde längst Zeit, dass wir uns die Hand reichen ...«

      Es gehörte zu Stalkers Eigenarten, viel zu reden und nichts zu sagen, aber in die Fülle von Banalitäten Informationen in kleinen Portionen einzustreuen. Rhodan wurde das bald zu viel, er floh förmlich vor Stalker und seinem keifenden Animateur.

      Er war nach diesem Gespräch kaum klüger als zuvor. Er hatte es nicht geschafft, Stalker zu durchschauen. Auf ihn wirkte der Fremde eher wie ein Abenteurer und Gaukler als wie der Gesandte einer Superintelligenz.

      Rhodan fragte sich, was Stalker eigentlich bezweckte.

      Er ging per Transmitter an Bord der BASIS. Kaum auf dem mächtigen Fernraumschiff angekommen, schickten ihm Galbraiths Leute, die Stalkers Unterkunft rund um die Uhr überwachten, ein Holo, das unmittelbar nach seinem Besuch datierte.

      Stalker: »Wie war ich, Skorsh? Sag es mir!«

      Skorsh: »Du bist ein Stümper, Sotho Tal Ker. Du gibst alles und bekommst nichts dafür. Am Ende schenkst du den Galaktikern sogar deine Lebensphilosophie.«

      Stalker: »Vielleicht, wenn es sein muss ...«

      Dieser kurze Disput besagte überhaupt nichts, er konnte durchaus gestellt sein. Die Frage blieb: Welche Ziele verfolgte Stalker wirklich?

      Perry Rhodan war in seiner Kabine an Bord der BASIS zurück. Gesil, seine Frau, hatte ihn mit einer zärtlichen Umarmung empfangen.

      »Es ist auf den Tag drei Wochen her, dass du es mir gesagt hast«, sagte er lächelnd. »Vieles hat sich damit verändert ...«

      »Was ist mit deinem Gedächtnis los?«, wunderte sich Gesil.

      »Wieso? Es war vor drei Wochen ...«

      »Drei Wochen und zehn Stunden!«, berichtigte die Kosmokratin mit einem Seitenblick zur Zeitanzeige. Die Leuchtziffern zeigten den 20. Februar 429 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, die Nachtschicht hatte begonnen.

      »Ich musste zweitausend Jahre auf eine Frau wie dich warten, Gesil«, sagte Rhodan. »Ich habe auch meine anderen Frauen geliebt, die mich ein Stück auf meinem Weg begleiteten, besonders Mory Abro. Aber keine war wie du. Und du hast mich zum glücklichsten Mann der Milchstraße gemacht. Drei Wochen und zehn Stunden erst, dennoch bist du dir unseres Kindes schon so deutlich bewusst. Weißt du bereits, ob Junge oder Mädchen?«

      »Vielleicht«, antwortete Gesil verschmitzt. »Lass dich überraschen.«

      Er winkte ab. »Etwas anderes: Ich glaube, es wäre besser für dich, auf der Erde zu bleiben, wenn ich mit der BASIS nach EDEN II suche.«

      »Perry, du übertreibst! Du kannst mich nicht während der Schwangerschaft unter einen Paratronschirm stecken, um mich zu beschützen.«

      »Ich ...«

      Gesil legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Pst!«, raunte sie. »Hier und jetzt werden keine kosmischen Probleme gewälzt.« Mit einem langen Kuss hinderte sie ihn am Widerspruch.

      Als Rhodan irgendwann später ruhig schlief, lag Gesil noch lange wach. Sie freute sich nicht weniger als Perry auf ihr Kind. Aber es gab eine Ungewissheit, die sie ihrer Mutterschaft mit bangem Gefühl entgegensehen ließ.

      Vishna!, dachte sie. Und dann intensiver: Vishna! Ich bekomme von Perry Rhodan ein Kind.

      Gratuliere, Schwester! Oder hast du Angst davor?

      Keine Angst. Es ist nur so, dass ich mir in gewisser Beziehung nicht sicher bin. Ich weiß alles über den Vater, aber was weiß ich über mich selbst? Wer bin ich? Was bin ich eigentlich, ein Mensch oder was?

      Ich würde mir keine Sorgen machen, Gesil. Du bist das, als was du dich fühlst. Du bist eine Menschenfrau. Ist der Fötus nicht der beste Beweis dafür? Mach dich nicht verrückt, Schwester. Du wirst eine gute Mutter sein.

      Schwang in Vishnas letzten Gedanken so etwas wie Spott mit? Vielleicht, sinnierte Gesil, war sie überempfindlich geworden.

      Ich bin eine Menschenfrau!, sagte sie sich. Und ich werde die Mutter von Perry Rhodans Kind sein!

      8. Irmina Kotschistowa

      Die Elysischen Ringe von Erendyra:

      Sternenwanderer, lass dich vom Sternbild der Jungfrau leiten,


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