Das magische Buch 3 - Voodoo. Anne-Marie Donslund

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Das magische Buch 3 - Voodoo - Anne-Marie Donslund


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lache und boxe Papa etwas gegen den Bauch. In Wirklichkeit weiß ich auch gar nichts von Annas Eltern. Ich hatte mich nicht getraut zu fragen.

      Mama schneidet so doll mit ihrem Messer auf dem Teller, dass es gänsehauterregend quietscht. Es ist unglaublich, wie sauer sie das alles macht.

      „Ich war heute beim Tanzen“, sage ich, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Aber Mama reagiert nicht und Malthes Nasenlöcher vibrieren schon von der ganzen schlechten Stimmung.

      „Was ist denn los?“ Papa legt seine Hand auf die von Mama, schon damit sie wenigstens aufhört zu schneiden.

      „Sie ist schlechter Umgang!“ Mama nimmt ihre Hand weg und wischt sich den Mund ab.

      „Woher willst du das denn wissen? Hast du etwa bei der Arbeit im Amt in ihrer Akte geschnüffelt?“, fragt Papa.

      „Nein! Natürlich nicht, aber das ändert nichts daran: Sie ist schlechter Umgang. Man kann es ihr drei Meilen gegen den Wind ansehen.“

      „Das stimmt doch gar nicht! Sie ist Vegetarierin!“, sage ich.

      „Wie Hitler“, lacht Papa. „Gut zu Kindern und Tieren, aber leider nicht zu Juden.“

      „Jap, das hat Anna auch gesagt!“

      „Ach ja? Dann ist sie vielleicht auch noch ein Neonazi?“, fragt Mama.

      Ahhhhh! Ich halte es nicht mehr aus. Kann sie nicht einfach aufhören? Ist ihnen nicht klar, dass Anna (abgesehen mal von Sven) die Einzige ist, die mit mir reden will? Auch wenn sie gar nicht viel redet. Erst recht nicht Smalltalk. Und auch wenn sie irgendwie etwas komisch ist, so ist sie doch irgendwie nett. Ein paar gleiche Interessen haben wir auch und sie weiß superviel. Als ich sie nach der Numerologie-Sache gefragt habe, hat sie gesagt, sie war es leid, ein Sechser zu sein, weil das bedeuten würde, man sei ein Muttertyp. Aber dann ist ihr aufgefallen, dass sie auch zwei „A“s und damit zwei Nullen im Namen hat. Und Null bei der Numerologie steht für Super-Spiritualität. Anna hat auch erzählt, sie hätte einfach geraten, dass ich etwas von der Magie der Zahlen wisse. Schon wegen den Liebespuppen und weil Julie ja auch ihr Pendel mit am Strand hatte, damals. Das hatte mich dann doch etwas beruhigt. Sie kann also wenigstens nicht meine Gedanken lesen.

      Ich habe keine Nullen in meinem Namen, aber dafür habe ich das Magische Buch. Falls Anna und ich irgendwann richtige Freundinnen werden sollten, kann es schon sein, dass ich ihr eines Tages das Buch zeige.

      Mama hört gar nicht mehr auf damit, Salat auf unsere Teller zu schaufeln. Wie in aller Welt kann sie dann etwas gegen Vegetarier haben?

      „Anna ist wirklich toll“, sage ich. „Und es ist doch supercool mit seiner großen Schwester in einem Gartenhaus zu wohnen. Würdest du nicht auch gerne in einem Gartenhaus mit mir wohnen, Malthe?“

      „Doch, ich will im Gartenbaumhaus mit Cille wohnen“, sagt Malthe.

      „Ce“, sage ich. „Von jetzt an müsst ihr mich Ce nennen oder Cecilie, aber nicht mehr Cille, das ist kindisch und doof.“

      „Das ist es überhaupt nicht“, sagt Mama. „Hat das auch Anna Vegetarierin wie Hitler gesagt?“

      „Nein, das sage ich! Aber danke für das gemütliche Abendbrot und gute Nacht!“

      Unfassbar! Was habe ich nur für eine verdrehte Familie!

      Das Magierhaus

      Ich rase vor Wut, als ich mich auf mein Fahrrad schwinge und davon radele. Ich halte es einfach nicht mehr aus, mir Mamas Kritik anzuhören oder Papas schlechte Witze. Vor allem nicht beides zusammen....

      Ich fahre runter zum Park. Von weitem sehe ich sie schon: Kasper, Hannes und Sören auf der Skaterrampe. Julie und Helena sind auch da. Sie sitzen oben auf der einen Seite der Rampe und bewundern die Jungs. Ich drehe ab und fahre einen anderen Weg, bevor sie mich entdecken.

      Die Liebespuppen liegen immer noch zu Hause auf dem Schreibtisch. Ich habe sie nicht mehr angefasst, und das werde ich sicher auch nicht. Kasper, dieser dämliche Idiot, ist hoffnungslos in Helena verknallt. Er hat anscheinend komplett vergessen, wie schön unsere gemeinsame Zeit in den Sommerferien war. Der Ausflug in den Wald. Oder unser Kinodate... Da haben wir beinahe Händchen gehalten und ich habe ihn auf den Mund geküsst. Hat er das etwa auch vergessen? Er hatte damals ja sogar gefragt, ob wir zusammen zu dieser Klassenparty am Strand fahren, doch genau seit selbiger bin ich nur noch Luft für ihn.

      Ich fahre in die Ostsiedlung und weiter auf den kleinen Wegen in Richtung Schrebergärten. Ich nehme den kleinen Pfad entlang der Schienen. Wenn ich mich nicht so schrecklich einsam fühlen würde, fände ich es sicher schön, wie die Sonne langsam riesig und rot hinter den eigentümlichen Häuschen untergeht. Viele von den Häusern sind aus Holz und einige haben einen Flaggenmast vor der Tür. Außerdem stehen Gartenmöbel und Gewächshäuser rund um die Häuser und aus offenen Fenstern tönt Gelächter und Klirren von Geschirr.

      Ich biege auf einen kleinen Kiesweg ab und fahre immer weiter zwischen den hohen Heckenreihen. Es fühlt sich beinahe an wie ein Labyrinth und das, obwohl ich von überall her Menschen höre. Die Schrebergartenbewohner verlassen ihr Revier erst im Winter, sagt Mama. Der Immobilienmarkt boomt in dieser Zeit, denn in Wirklichkeit haben viele von ihnen im Sommer gar kein anderes Zuhause.

      Ich fahre alle Wege hoch und runter, aber von Anna fehlt jede Spur. Erst als ich die letzte Häuserreihe vor dem Wald erreiche, habe ich das Gefühl, ich könnte richtig sein. Hier wächst die Hecke wild und sieht nicht so aus wie die penibel gepflegten Büsche der anderen. Auch der Rasen ist lang und das Unkraut erobert bereits den Fußweg. Außerdem liegt ein Stuhl ohne Beine halb am Ende der Hecke versteckt.

      Ich halte an. Durch ein Loch in der Hecke, wo die Blätter ausgefallen sind, sehe ich ein kleines schwarzes Holzhaus mit roten Fenstern und einem Haufen Gerümpel vor der Tür.

      „11“ steht auf einen alten Dachziegel gemalt. Es kribbelt in mir vor Aufregung. Anna hatte gesagt, sie würden in der Nummer 11 wohnen! Also muss es hier sein.

      „Hallo“, höre ich plötzlich eine Stimme hinter mir sagen. Es ist ein Junge, mindestens 15, würde ich schätzen. Ich habe ihn überhaupt nicht kommen hören und erschrecke mich so doll, dass ich erst in die Hecke falle und mich an den Ästen ratsche und schließlich in dem kleinen Garten vor dem Häuschen lande. Der Junge springt über mein Fahrrad und hilft mir hoch. Er riecht nach Lagerfeuer und trägt eine Mütze.

      „Habe ich dich erschrocken?“ Seine Stimme klingt ganz mild.

      Ich schüttle mit dem Kopf, aber bemerke, wie ich mir etwas auf die Unterlippe beiße. So wie Malthe es immer macht, wenn er sich erschrocken hat. Ich höre sofort auf damit.

      „Das wollte ich nicht... Bist du die neue Freundin von Anna?“

      Ich weiß nicht so genau, wie ich darauf antworten soll. Anna ist irgendwie nicht der Typ, den man als seine Freundin bezeichnet. Trotzdem nicke ich.

      „Sie sind unterwegs containern. Magst du vielleicht ein Glas Johannisbeersaft? Ich habe ihn selbst gemacht.“

      Ni(c)k

      Ich schließe mein Fahrrad ab und gehe zurück in den Garten, nur dass ich dieses Mal die Pforte benutze und nicht die Hecke. Der Junge verschwindet im Haus. Die Fenster sind ziemlich staubig und drinnen ist es dunkel. Die Gardinenstange ist auch auf der einen Seite abgefallen und im Fensterrahmen steht eine Menge Kram rum. Gut, dass Mama nicht hier ist.

      Der Junge kommt mit zwei Gläsern Saft zurück.

      „Du bist dann Ce, richtig?“

      Ich nicke. Hat Anna etwa von mir erzählt?

      „Ich bin Nik“, sagt er.

      Ich lächle ihn an, während ich beginne zu rechnen N-I-K: N macht 12, also =3, I=1 und K=0.

      3+8+0=11. 1+1=2.

      Nik ist ein Zweier! Genau wie ich, Cecilie. Es ist schon verrückt mit diesen Zahlen! Und er sieht so gut aus...


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