Doktor Dolittles schwimmende Insel. Hugh Lofting

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Doktor Dolittles schwimmende Insel - Hugh Lofting


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und da sie nicht viel schwimmen‚ sondern fast die ganze Zeit auf dem Meeresboden herumkriechen‚ bekommt man sie selten ins Netz. Ich wünschte‚ ich könnte etwas entdecken‚ wodurch ich auf den Meeresgrund gelangte — ich würde dort eine Menge lernen. Aber wir vergessen ganz unser Frühstück. Hast du schon gefrühstückt‚ Stubbins?“

      Ich sagte‚ ich hätte es ganz vergessen‚ und der Doktor führte mich sofort in die Küche.

      „Ja“‚ sagte er‚ als er das heiße Wasser in die Teekanne goß‚ „wenn es ein Mensch fertig bekäme‚ auf den Meeresgrund zu gelangen und dort eine Weile leben könnte‚ dann würde er wunderbare Dinge entdecken — Dinge‚ von denen nie jemand geträumt hat.“

      „Aber Menschen gelangen doch auf den Meeresboden‚ nicht wahr?“ fragte ich ihn‚ „Taucher und solche Leute?“

      „Ja‚ sicherlich“‚ sagte der Doktor‚ „Taucher steigen hinunter. Ich bin selbst in einem Tauchanzug hinuntergestiegen. Aber das geht nur dort‚ wo das Meer seicht ist. Wo es wirklich tief ist‚ kommen sie nicht hin. Ich möchte gern in die großen Tiefen hinunter‚ dort‚ wo das Meer Meilen und Meilen tief ist. Nun‚ ich werd’ es schon eines Tages fertig bringen. Komm‚ ich gieße dir noch eine Tasse Tee ein.“

      8. Kapitel

      BIST DU EIN GUTER BEOBACHTER?

      Gerade in diesem Augenblick kam Polynesia ins Zimmer und sagte etwas in der Vogelsprache zum Doktor. Er legte sofort Messer und Gabel hin und eilte aus dem Zimmer.

      „Es ist wirklich ein Skandal“‚ rief der Papagei‚ sobald der Doktor die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Kaum ist er nach Hause gekommen‚ so wissen das die Tiere der ganzen Gegend‚ und jede kranke Katze und jedes räudige Kaninchen kommt meilenweit her‚ ihn um Rat zu fragen. Jetzt wartet eine große dicke Häsin mit ihrem quieksenden Jungen an der Hintertür. ‚Kann ich vielleicht den Doktor sprechen? Glaube‚ es hat Krämpfe.‘ Wahrscheinlich hat das dumme Ding wieder giftigen Nachtschatten gegessen. Der arme Mann hat nie Ruhe. Ich habe ihm mal gesagt‚ er soll sich für die Tiere besondere Sprechstunden einrichten. Aber er ist zu freundlich und rücksichtsvoll. Niemals weigert er sich‚ jemand zu sehen‚ wenn ihm wirklich was fehlt. Er sagt‚ dringende Fälle dürfe man nie warten lassen.“

      „Warum gehen die Tiere nicht zu anderen Ärzten?“ fragte ich.

      „O mein Gott!“ rief der Papagei und schüttelte verächtlich den Kopf‚ „es gibt ja keinen anderen Tierdoktor‚ wenigstens keinen richtigen. Natürlich gibt es gewöhnliche Tierärzte‚ aber‚ meiner Seel’‚ die sind nichts wert. Sie verstehen nicht die Tiersprache‚ und wie kann man dann erwarten‚ daß sie irgend etwas nützen können. Stell dir nur vor‚ du gehst mit deinem Vater zu einem Doktor‚ der kein Wort von dem versteht‚ was ihr sagt‚ und euch nicht einmal in eurer eigenen Sprache sagen kann‚ was ihr tun müßt‚ um gesund zu werden. Pah‚ diese Tierärzte! Du ahnst nicht‚ wie dumm sie sind. Stell des Doktors Speck aufs Feuer‚ damit er warm bleibt.“

      „Glaubst du‚ ich könnte die Tiersprache lernen?“ fragte ich und stellte den Teller auf den Herd.

      „Das kommt darauf an“‚ sagte Polynesia. „Bist du gut in der Schule?“

      „Das weiß ich nicht“‚ antwortete ich beschämt‚ „ich bin nie zur Schule gegangen — mein Vater ist zu arm‚ um mich hinzuschicken.“

      „Da versäumst du nicht viel“‚ sagte der Papagei‚ „wenigstens nach dem‚ was ich von Schuljungens weiß. Aber hör einmal‚ beobachtest du gut? Angenommen: du entdeckst zwei Stare auf einem Apfelbaum‚ und siehst sie dir genau an — würdest du einen vom andern unterscheiden können‚ wenn du sie am nächsten Tage wiedersiehst?“

      „Ich weiß nicht‚ ich habe es nie versucht.“

      „So etwas“‚ sagte Polynesia und bürstete mit ihrem linken Fuß ein paar Krumen von der Tischdecke‚ „so etwas nennt man Beobachtungsgabe. Die kleinen Dinge bei Vögeln und Tieren beobachten‚ die Art‚ wie sie gehen und ihre Köpfe bewegen‚ mit den Flügeln und Schwänzen schlagen‚ wie sie schnüffeln und sich die Bärte streichen und mit den Schwänzen wackeln — all diese kleinen Dinge mußt du beobachten‚ wenn du die Tiersprache lernen willst‚ denn die meisten Tiere sprechen kaum mit der Zunge‚ sie brauchen statt dessen ihren Atem‚ ihre Schwänze oder ihre Füße dazu. Das kommt daher‚ weil viele von ihnen in alten Zeiten‚ als es noch mehr Löwen und Tiger gab‚ sich fürchteten‚ irgendein Geräusch zu machen‚ aus Angst‚ die wilden Bestien könnten sie hören. Den Vögeln war es natürlich gleichgültig‚ sie hatten immer Flügel‚ um wegzufliegen. Aber das erste‚ woran du denken mußt‚ ist‚ ein guter Beobachter zu werden‚ denn das ist ungeheuer wichtig‚ wenn man die Sprache der Tiere lernen will.“

      „Es hört sich ziemlich schwer an“‚ sagte ich.

      „Man muß sehr geduldig sein“‚ sagte Polynesia‚ „es dauert lange Zeit‚ bis man nur ein paar Worte richtig sagen kann‚ aber wenn du oft herkommst‚ werde ich dir Stunden geben. Und hast du erst einmal angefangen‚ wirst du erstaunt sein‚ wie schnell du vorwärtskommst. Es wäre gut‚ wenn du es lerntest‚ dann könntest du dem Doktor etwas Arbeit abnehmen. Ich meine die leichtere Arbeit‚ wie Verbände machen und Pillen geben. Ja‚ ja‚ das ist eine gute Idee! Es wäre großartig‚ wenn der arme Mann etwas Hilfe und Ruhe bekäme. Es ist ein Skandal‚ wieviel er arbeitet. Ich sehe nicht ein‚ warum du nicht imstande sein solltest‚ ihm eine Menge zu helfen — das heißt: wenn du dich wirklich für Tiere interessiert.“

      „Ach‚ ich würde es von Herzen gern tun!“ rief ich. „Glaubst du‚ der Doktor wird mir’s erlauben?“

      „Sicherlich! Sobald du etwas von Medizin verstehst. Ich selbst werde ihm davon erzählen. Ich höre ihn kommen. Schnell‚ stell seinen Speck wieder auf den Tisch!“

      9. Kapitel

      DER GARTEN DER TRÄUME

      Als wir mit dem Frühstück fertig waren‚ zeigte mir der Doktor seinen Garten. War das Haus schon interessant gewesen‚ so war es der Garten noch hundertmal mehr. Von allen Gärten‚ die ich je gesehen‚ war dies der herrlichste und schönste. Zuerst sah man gar nicht‚ wie groß er war‚ und wenn man endlich glaubte‚ daß man alles gesehen hätte‚ blickte man über eine Hecke oder Wegbiegung oder sah einige Stufen hinauf‚ und vor einem lag ein ganz neuer Teil‚ den man nie erwartet hatte.

      Alles war in diesem Garten‚ was in einem Garten drin sein kann oder je drin gewesen ist. Schöne Rasenflächen mit grün bemoosten behauenen Steinsitzen‚ über den Rasen hingen Trauerweiden‚ und wenn der Wind sie bewegte‚ strichen die gefiederten Spitzen ihrer Zweige über das samtene Gras. Die alten‚ mit Fliesen belegten Pfade wurden auf jeder Seite von Eibenhecken eingefaßt‚ so daß sie wie enge Straßen einer alten Stadt aussahen. In die Hecken waren Torbogen und über den Torbogen aus den lebenden Bäumen waren Vasen‚ Pfauen und Halbmonde geschnitten. Auch einen wundervollen marmornen Fischteich gab es‚ mit goldenen Karpfen und blauen Wasserlilien und großen grünen Fröschen. Eine hohe Ziegelmauer längs des Küchengartens war mit gelben und rosa Pfirsichen bedeckt‚ die in der Sonne reiften‚ auch eine herrliche‚ große Eiche mit hohlem Stamm stand hier‚ groß genug‚ daß vier Menschen sich darin verstecken konnten. In einer Ecke stand zwischen Gestein und Farnkräutern ein Herd‚ auf dem der Doktor sich Leber mit Speck briet‚ wenn er Lust hatte‚ im Freien zu speisen. Auch ein Ruhebett gab es dort‚ auf dem er anscheinend in warmen Sommernächten‚ wenn die Nachtigallen am schönsten sangen‚ zu schlafen pflegte. Unter dem Ruhebett waren Räder‚ so daß es unter jeden Baum geschoben werden konnte. Aber was ich am allerschönsten fand‚ war ein winzig kleines Häuschen hoch oben in den Zweigen einer Ulme‚ zu dem eine lange Strickleiter hinaufführte. Der Doktor sagte mir‚ daß er von da aus den Mond und die Sterne durch ein Fernrohr betrachte.

      Es war ein Garten‚ in dem man tagelang


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