144. Der Krone versprochen. Barbara Cartland

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144. Der Krone versprochen - Barbara Cartland


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schrecklich leid für dich - aber du weißt, ich kann John einfach nicht aufgeben.«

      »Nein, natürlich nicht«, antwortete Giona.

      »Vielleicht wird es doch nicht so schlimm, wie du glaubst«, fuhr Chloris hoffnungsvoll fort. »Und schließlich wirst du sogar eine Königin!«

      Ihre Schwester antwortete nicht.

      »Früher fühlte ich mich hier wie lebendig begraben, und ich war überzeugt, daß wir unser liebes Leben lang nie jemand anderen sehen würden als die alten, langweiligen Einwohner der anderen Häuser. Dann traf ich John, und es war wie ein Wunder, denn er hat mir oft gesagt, daß er nur deshalb zu jener Party ging, weil sein Vater krank war und er ihn vertreten mußte. Andernfalls wäre ihm jede Entschuldigung recht gewesen, um nicht kommen zu müssen.«

      »Ich verstehe genau, was du sagen willst«, sagte Giona leise, »aber lieber bliebe ich eine alte Jungfer, als mit einem Mann verheiratet zu sein, der leicht mein Vater sein könnte!«

      Chloris schaute überrascht auf.

      »Was willst du damit sagen?«

      »Ich vermutete schon, daß du wahrscheinlich nicht weißt, wie alt der König ist«, antwortete Giona, »und Mama vermied es sehr geschickt darüber zu sprechen. Tatsächlich wird er an seinem nächsten Geburtstag zweiundfünfzig!«

      »Das kann ich nicht glauben!« rief Chloris erschrocken aus. »Er muß doch schon längst eine Frau haben!«

      »Er war verheiratet«, antwortete Giona, »aber vor zwei Jahren ist seine Frau gestorben. Darum können sie jetzt um eine Königin bitten, die der Nation nützen soll.«

      Chloris schwieg betreten, und nach einem Moment fuhr Giona fort: »Und das ist es, was ich sein soll - ein Bündel in die britische Fahne gehüllt, das ihm von Königin Viktoria wie ein Preis überreicht wird. Ich werde auf den Thron geknallt wie auf den Kaminsims eines Bauern!«

      Chloris seufzte, bevor sie fragte: »Aber es muß doch jemanden geben, der älter ist als du?«

      Giona schüttelte den Kopf.

      »Nein, die Königin sprach die Wahrheit, als sie Mama erzählte, es gäbe sonst niemanden. Während ihr geschlafen habt, ging ich hinunter und las in Papas Buch Die königlichen Familien Europas — und natürlich im Debrett.« Sie seufzte, bevor sie weitersprach: »Ich habe die Bücher sehr sorgfältig studiert. Aber jede englische Prinzessin ist entweder verheiratet oder schon so gebrechlich, daß sie sogar für König Ferdinand zu alt wäre!«

      »Wenn er wirklich so alt ist, wie du sagst, dann wäre er für mich auch zu alt. Schließlich bin ich nur zwei Jahre älter als du!« sagte Chloris.

      »Natürlich«, stimmte ihr Giona zu, »aber es ist nicht das Alter, das wichtig ist. Es ist die Fahne, die zählt.«

      Sie sprach verbittert und schob ihren Teller zur Seite.

      »Zumindest wirst du eine Königin sein«, sagte Chloris erneut in dem Versuch, etwas Tröstendes zu sagen.

      »Ich glaube nicht, daß das sehr lustig sein wird«, antwortete Giona bitter. »Ich kann mich sehr wohl an das erinnern, was Papa mir über Slawonien erzählte, als wir uns mit der Geschichte des Balkans beschäftigten. Außer einer schönen Gegend scheint es dort nichts zu geben, was man empfehlen könnte.«

      Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »In Ungarn zum Beispiel gäbe es herrliche Reitpferde, in Griechenland könnte man die Wunder der Vergangenheit erforschen, und ich könnte glauben, ich hätte Anteil an diesen Ruhmestaten, die nie vergessen worden sind. Dort wäre ich absolut glücklich, egal wie alt mein Ehemann wäre.«

      »Der König von Griechenland ist aber kein Grieche«, bemerkte Chloris spitz.

      »Und der König von Slawonien ist kein Slawone.«

      Chloris schien überrascht, und Giona erklärte ihr deshalb: »Tatsächlich ist er ein Österreicher. Vor vielen Jahren, als es offensichtlich keinen direkten Erben für den Thron gab, bat man ihn, das Königreich zu übernehmen.«

      »Woher weißt du das alles so genau?« fragte Chloris mißtrauisch.

      »Du weißt doch, daß ich mich immer für europäische Geschichte interessiert habe«, erwiderte die Schwester, »und du weißt auch, daß Papas Steckenpferd nun mal die Genealogie war. Er hat die Stammbäume aller königlichen Häuser bis auf den heutigen Tag verfolgt. Er schrieb alles auf und pflegte mir daraus vorzulesen.« Sie seufzte tief und fuhr fort: »Papa sagte auch, ich solle mich mit unseren Nachbarn auskennen, besonders mit denjenigen, die direkt an Griechenland angrenzten. Und da er mich so viele Sprachen lehrte, wird es sicher auch nicht schwer für mich sein, Slawonisch zu lernen.«

      »Hast du vor, es zu lernen?« fragte Chloris überrascht.

      »Natürlich!« antwortete Giona. »Ich erwarte, daß sie am Hof Deutsch sprechen, aber ich möchte mich auf jeden Fall mit den Slawonen, über die ich herrschen soll, unterhalten können.«

      Chloris lachte.

      »Über die König Ferdinand herrscht! Ich glaube nicht, daß er dich viel herrschen lassen wird!«

      Für einen kurzen Augenblick schien Giona verdutzt.

      Dann sagte sie: »Trotzdem, ich habe vor, Slawonisch zu sprechen, so daß ich mich auch mit den einfachen Leuten unterhalten kann. Es gibt ein paar Aufzeichnungen, die Papa über diese Sprache gemacht hat. Es scheint eine Mischung aus Serbisch, das ich fließend beherrsche, Albanisch, das ich gut verstehen kann, und, ob du es glaubst oder nicht, Griechisch zu sein!«

      »Das klingt schrecklich für mich!« sagte Chloris. »Aber in Sprachen war ich ja noch nie gut und wollte es schließlich auch nie werden.«

      Lachend fügte sie hinzu: »Die einzige Sprache, die John fließend beherrscht, ist Gott sei Dank Englisch!«

      Dann aber wurde sie ernst, stellte die Teetasse, die sie in der Hand hielt, ab und sagte: »Liebe Giona, ich brauche dir wohl nicht zu erzählen, wie dankbar ich dir dafür bin, daß du den König heiratest. Ich habe nicht übertrieben, als ich sagte, ich würde lieber sterben als John aufgeben! Ich liebe ihn aus tiefstem Herzen, und, da ich weiß, daß er mich auch liebt, werden wir sicher sehr glücklich sein.«

      »Ich weiß«, antwortete Giona, »und es war dumm von mir zu glauben, daß ich eines Tages vielleicht jemanden wie John finden würde, den ich lieben könnte und der mich lieben würde.«

      Einen Augenblick herrschte tiefe Stille.

      Dann sagte Chloris: »Mit Mamas und Papas Glück vor Augen haben wir wohl immer gehofft, daß auch wir so etwas finden würden. Oh, Giona, es ist ungerecht, daß du einen alten Mann heiraten sollst, nur weil es der Königin so gefällt! Für mich ist sie eine dicke, fette Spinne, die von Windsor Castle aus ihr Netz über ganz Europa spinnt.«

      »Meiner Zählung nach wird sie bald 24 Königreiche direkt unter ihrer Kontrolle haben«, sagte Giona, »nur weil sie ihnen eine Königin oder Prinzessin vorsetzte.«

      »Ich nehme an, daß ihr das viel Befriedigung verschafft«, antwortete Chloris, »aber es ist dir oder den anderen gegenüber einfach nicht gerecht.«

      »Nein, natürlich nicht«, stimmte ihr Giona zu, »aber du mußt dir immer vor Augen halten, daß wir keinen anderen Lebenszweck haben, als daß die richtige Fahne über einem Palast weht; wir werden benötigt, damit das Machtstreben Österreichs einen oder zwei Schritte zurückgedrängt wird.«

      »Gott sei Dank werde ich in England leben können«, bemerkte Chloris nicht gerade sehr taktvoll.

      Giona goß sich eine weitere Tasse Tee ein, bevor sie fragte: »Und was passiert jetzt? Hat Mama etwas gesagt?«

      »Oh, das habe ich ganz vergessen«, sagte Chloris. »Sie erzählte mir gestern abend, daß die Königin wegen der gebotenen Eile, dich nach Slawonien zu bringen, für deine Aussteuer und einen Teil von meiner aufkommen wird.«

      »Das ist aber sehr großzügig von ihr«, bemerkte


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