Idole sind weiblich. Christine Dobretsberger

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Idole sind weiblich - Christine Dobretsberger


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sagte mein Vater immer? »Sei dir klar, du bist ein Kind des Glücks, dass du das machen darfst.« Genau so empfinde ich das. Ich bin dem Schicksal sehr dankbar, dass ich diese einzigartige Aufgabe und das außerordentliche Team des Festspielhauses habe. Natürlich muss ich viele Probleme bewältigen. Die Kraft dazu gibt mir die feste Überzeugung, dass die Salzburger Festspiele künstlerisch, gesellschaftlich und politisch wichtiger denn je sind. Hugo von Hofmannsthal schrieb: »Unser Salzburger Festspielhaus soll ein Symbol sein. Es ist keine Theatergründung, nicht das Projekt einiger träumerischer Phantasten und nicht die lokale Angelegenheit einer Provinzstadt. Es ist eine Angelegenheit der europäischen Kultur und von eminenter politischer, wirtschaftlicher und sozialer Bedeutung.«

      EWIGER TATENDRANGEs gibt eine weitere Parallele zu meinem Vater: diese Freude am Tun, diese Freude, mit guten Leuten zusammenzuarbeiten, diese Freude, wenn mir selbst oder anderen etwas gelingt. Ich bin nicht deshalb erfolgreich, weil ich so eine Streberin bin, sondern ich habe Erfolg, weil ich andere zum Denken und Tun begeistern kann. Deshalb war es für meinen Vater auch schwierig, in Pension zu gehen. Er war unglücklich, dass er nicht mehr gestalten konnte. Ich fürchte, dass mir die Begabung für den Ruhestand ebenfalls fehlt. Wir sind Menschen der Tat. Ich will etwas verwirklichen! Mein Vater hat acht Stunden am Tag gelesen, und natürlich kann man täglich acht Stunden lesen, aber er und ich wollen auch einen Nutzen für die Gesellschaft aus unserem Tun ziehen. Wenn nur ich davon profitiere, ist mir das zu wenig.

      Trotzdem bin ich fest entschlossen, am 31. Dezember 2021 in Pension zu gehen. Selbst wenn der Tatendrang nach wie vor da ist, kann und darf ich in dieser Intensität nicht ewig weiterarbeiten. Seit ich Präsidentin bin, hatte ich sehr wenig Urlaub, aber das war kein Problem, weil ich einfach so gerne für die Salzburger Festspiele arbeite. Deshalb habe ich mich so rasend darüber gefreut, als ich 2018 Ehrenbürgerin von Salzburg wurde! Wie hat Hans Weigel einmal geschrieben? »Wer Salzburg kennt, mit dem werden es andere Städte schwer haben.« Salzburg ist meine Heimat – auch diesbezüglich bin ich ein Kind des Glücks.

      Spontan gefragt

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      Ich werde schwach bei … Schwarzbrot von der Salzburger Stiftsbäckerei St. Peter.

      Ich tanke Kraft beim … Lesen.

      Ich habe Angst vor … Untätigkeit.

      Ich werde ärgerlich, … wenn Leute immer wieder dasselbe wiederholen.

      Ich glaube fest daran, dass … Leistung sich auszahlt, sich auszahlen muss.

      Ich würde mir wünschen, dass … die Salzburger Festspiele auch in 100 Jahren noch immer die besten der Welt sind.

      Lebensmotto

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      »Kein Talent zur Frustration.«

      Lebensstationen

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      Helga Rabl-Stadler wurde am 2. Juni 1948 in Salzburg geboren. Nach der Matura studierte sie Rechts-, Publizistik- und Politikwissenschaften und promovierte 1970. Ihre journalistische Tätigkeit begann sie in Wien bei der Presse und der Wochenpresse. Von 1974 bis 1978 schrieb sie für den Kurier als erste Journalistin eine Innenpolitik-Kolumne. Von 1983 bis 2008 war sie Miteigentümerin des Modehauses Resmann in Salzburg und Linz. Von 1983 bis 1990 war sie für die Österreichische Volkspartei Abgeordnete zum Nationalrat. Hier setzte sie sich unter anderem für flexible Arbeitszeiten, eine Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten und bessere steuerrechtliche Bedingungen für Sponsoren ein.

      Von 1985 bis 1988 war Helga Rabl-Stadler Vizepräsidentin der Salzburger Wirtschaftskammer, von 1988 bis 1995 erste weibliche Präsidentin und Finanzreferentin der Wirtschaftskammer Salzburg und von 1991 bis 1995 Bundesobmann-Stellvertreterin der ÖVP.

      Seit 26. Jänner 1995 ist Helga Rabl-Stadler Präsidentin der Salzburger Festspiele, davor hat sie alle politischen und standespolitischen Funktionen in Salzburg und Wien zurückgelegt. Von 2011 bis 2017 übernahm sie zusätzlich die kaufmännischen Agenden der Salzburger Festspiele. Während ihrer Präsidentschaft wirkten Gerard Mortier, Peter Ruzicka, Jürgen Flimm, Alexander Pereira, Sven-Eric Bechtolf sowie Markus Hinterhäuser als Intendanten.

      Helga Rabl-Stadler war mit dem früheren Kurier-Chefredakteur Peter Rabl verheiratet, sie hat zwei Kinder und lebt in Salzburg.

      Auszeichnungen (Auswahl)

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      Goldenes Ehrenzeichen des Landes Salzburg (1998), Silberne Rose der Wiener Philharmoniker (2003), Ritter der Französischen Ehrenlegion (2006), Großoffizier des Sterns von Italien (2015), Ehrenbürgerin von Salzburg (2018), Österreicherin des Jahres in der Kategorie Kulturerbe (2018), Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark (2018), Goldmedaille des Kennedy Center International Committee on the Arts (2019).

       Brigitte Bierlein

      »Mutig neue Wege gehen«

      Als Bundeskanzlerin dienen zu dürfen, bezeichnet sie als die größte Ehre ihres Lebens. Brigitte Bierlein hat im Laufe ihrer Karriere mehrmals die viel zitierte Gläserne Decke durchbrochen, schrieb nicht nur als erste Bundeskanzlerin der Republik Österreich Geschichte, sondern war unter anderem auch die erste Frau in der Generalprokuratur beim Obersten Gerichtshof sowie die erste Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes. Eine Karriere, die in dieser Dimension »weder geplant noch zu erwarten war«. Vielmehr war ihr besonderer Lebensweg »von Glück und Mut geprägt«, die schicksalhaften Chancen, die sich ihr boten, wahrzunehmen und sich dann »mit vollem Einsatz einzubringen«. In allen beruflichen Positionen war es ihr Bestreben, den Beweis zu erbringen, dass sie als Frau imstande ist, mit dem Leistungsanspruch der männlichen Kollegenschaft jedenfalls mitzuhalten. Brigitte Bierlein hat im Zuge ihres fast 50-jährigen beruflichen Schaffens auf eindrucksvolle Weise vorgelebt, in welch unerwartete Höhen der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben führen kann.

      Mein beruflicher Lebensweg begann in einer Zeit, als Frauen in der Richterschaft numerisch noch weit in der Minderheit waren. Die Richter mussten sich erst daran gewöhnen, dass Frauen in dieser traditionell männlichen Domäne Fuß fassen. Die Skepsis, die ich bisweilen zu spüren bekam, nahm ich nicht persönlich, es war einfach ungewohnt für viele Kollegen, dass Frauen diesen Beruf ergreifen. Wenn ich rückblickend überlege, ob es in meinem beruflichen Werdegang Vorbilder gab, möchte ich niemanden konkret nennen, zumal ich immer versucht habe, die jeweilige Funktion, die ich innehatte, so zu meistern, wie ich es für zielführend und richtig hielt. Ich hatte aber das Glück, Zuspruch und Loyalität von Weggefährtinnen und Wegfährten erfahren und von vielen Menschen lernen zu dürfen.

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      Mir haben im Lauf der Jahre eine Reihe von Frauen imponiert. Sie alle zu nennen, wäre nicht möglich. In den Anfangsjahren kam mir und wohl allen Frauen meiner Generation das Wirken der damaligen Staatssekretärin und späteren Frauenministerin Johanna Dohnal zugute, die aus meiner Sicht viel für die Gleichstellung der Frauen auf den Weg gebracht hat. In diesem Geist des Wandels hat sich mein beruflicher Werdegang entwickelt. Ihr Engagement hat dazu geführt, dass Frauen mehr Chancen geboten, die Arbeit von Frauen besonders in typisch männlichen Domänen akzeptiert und ernst genommen wurde.

      PRAGMATISCHE STUDIENWAHLDass ich studierte und Richterin wurde, war mir nicht in die Wiege gelegt. Außer einem Onkel, der das Studium Maschinenbau an der damaligen Technischen Hochschule absolviert hatte, gab es in meiner Familie


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