G.F. Barner Staffel 6 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Staffel 6 – Western - G.F. Barner


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bis in den letzten Winkel. Hier gibt es kein Gesetz außer dem, das man sich selber macht.

      »Und mir passiert nichts, du läßt mich…«

      »Ja«, sagt der Mann, der ein Leben zuviel besitzt. »Nun, willst du, Towers?«

      Er nickt. Lowman könnte ihn mitnehmen, vorher aber das Geld aus seinem Schreibtisch holen. Und einen Spaziergang mit ihm machen. Randolph würde glatt, wenn er genug Geld bekäme, gegen ihn aussagen. Danach würde es für jeden so aussehen, als wenn er, Towers, auf Lowman mit dem Revolver losgegangen wäre.

      Towers nickt langsam. Er hat sein Leben gerettet, für den Augenblick.

      Eines Tages wird er wissen, daß dies sein erster Fehler war. Aber dann wird es zu spät sein, denn er besitzt das nicht, was Lowman besitzt…

      Ein Leben zuviel!

      *

      Er heißt Crawley und spielt seit seinem dreizehnten Lebensjahr. Spielen ist sein Beruf, etwas anderes hat er nie gelernt. Sein Vater war ein Spieler, der auf einem Mississippidampfer sein Geld verdiente. Von seinem Vater lernte er die ersten Tricks – nur einen nicht: Wie man eine Kugel auffängt, die aus drei Schritt Entfernung auf einen abgefeuert wird.

      Manchmal, wenn Stewart Crawley sich an seine Jugend erinnert, hängt ihm dieses Land zum Hals heraus. Aber die schöne Zeit auf dem Mississippi ist mit dem Bürgerkriegsende auch langsam gestorben. Es gibt nur noch wenige große Spieler dort. Der ferne Westen hat die anderen gelockt wie auch Stewart Crawley.

      Niemand konnte den Trick ahnen, mit dem Stewart Crawleys Vater seine Runden gewann. Er konnte mischen – und das auf eine besondere Art, die niemandem auffällt. Bereits beim Aufnehmen der Karten nach einer Runde konnte der alte Crawley die Karten so schieben, daß fünf gute beisammenlagen, fünf, die er sich gab. Damit gewann er und ernährte seine Frau und seinen Sohn. Aber eines Tages fühlte sich jemand betrogen und schoß.

      Von dem Tag an übte Crawleys Sohn Stewart den Trick seines Vaters, bis auch er ihn beherrschte. Viele versuchten das gleiche, aber kaum einem konnte es gelingen.

      An diesem Abend, den Crawley nie vergessen wird, setzt sich ein Fremder an den Tisch. Der Fremde hat dunkles Haar und schwarze Augen. Er spielt mit ihm, wie er mit den anderen spielte. Der Fremde verliert, wie all die anderen, die mit Crawley gespielt haben. Er geht weg. Und Crawley macht noch einige Runden, ehe auch er die Karten hinlegt.

      Und dann verläßt er den Saloon von Towers.

      Der Fremde sitzt an einem Tisch und lächelt, als Crawley geht. Er sieht ihm nach, steht dann auf und verläßt den Saloon durch den Hinterausgang. Kaum ist Lowman draußen, als er auch schon zu laufen beginnt. Er läuft schnell, er hat es eilig und erreicht Browns Hotel, in dem Crawley wohnt, eine halbe Minute vor diesem.

      An der Hoftür des Zaunes steht ein Mann und deutet auf die Treppe, die außen an der Wand heraufführt und am ersten Geschoß des Hotels en-

      det.

      »Nun, Randolph?«

      »Sie schlafen schon, nur der Hausdiener ist noch unten, Boß.«

      Lowman geht leise die Treppe hoch. Randolph folgt ihm und drückt sich hinter Lowman durch die Tür in den Gang. Sie gehen leise bis auf die offene Tür zu, in der Sweney steht und lächelt.

      Dann schließt sich die Tür hinter Randolph und Lowman. Es schnappt nur einmal, jemand schließt ein Schloß zu.

      Über die Straße kommt Crawley, er hat wie immer die Hand in der Tasche. Einige Leute haben ihn beobachtet und wissen, daß er ständig seinen Revolver umklammert, solange er auf der Straße geht. Erst vor zwei Tagen hat man einen anderen Spieler aus Mansfields Saloon überfallen und ihn ausgeraubt.

      »Guten Abend, Mr. Crawley«, sagt der Hausdiener unten und verbirgt mühsam sein Gähnen. »Einen guten Tag gehabt, Mr. Crawley?«

      »Ja, ich hoffe schon.«

      Crawley, ein großer blonder Mann, lächelt leicht. Er bekommt seinen Schlüssel, geht nach oben. Ganz hinten an der Gangbiegung ist Crawleys Zimmer.

      Noch vierzehn Tage, sagt sich

      Crawley, als er dicht vor der Tür ist. Länger kann man das in keiner Stadt machen, dann fällt es zu sehr auf. Niemand gewinnt dauernd. Die Leute werden schon nach einer Woche mißtrauisch. Vielleicht sollte ich doch besser nur noch ein paar Tage bleiben?

      Er steckt den Schlüssel ins Schloß, schließt um und tritt in den Raum.

      *

      Der Mann neben der Tür steht bis zu dieser Sekunde still, die Hand erhoben.

      Dann aber wendet sich Crawley in der Dunkelheit um, er zeichnet sich klar und deutlich gegen das Licht im Flur ab.

      In diesem Augenblick macht der Mann hinter ihm einen einzigen, blitzschnellen Schritt.

      Es klirrt einmal am Boden. Craw-ley hat den Schlüssel verloren.

      Aus der Dunkelheit aber kommt eine Hand, erfaßt den Türdrücker und schließt ruhig die Tür.

      »Licht, macht Licht!«

      Ein Streichholz ratscht, dann brennt der Docht, es wird hell im Zimmer.

      Randolph steht, Crawley haltend, vor der Tür. Sweney blinzelt leicht, sieht dann zu Lowman und fröstelt, als er in dessen kalte Augen blickt.

      »Bringt ihn zum Tisch, setzt ihn hin und tastet ihn ab.«

      Randolph trägt Crawley zum Stuhl, Sweney faßt mit an und tastet den Spieler dann ab. Er blickt einen Moment auf das Geld, das er aus

      Crawleys Tasche holt, seine Hand zaudert.

      »Sweney, laß das!«

      Der Mann spricht ganz leise und warnend. Sweney zuckt zusammen, beißt sich auf die Lippen und legt das Geld auf den Tisch. Neben das Geld kommt der Revolver und dazu noch ein Derringer. Aus der Hosentasche ein Faltmesser.

      »Er hat ja keine Karten bei sich«, sagt Randolph heiser, unterdrückt und staunend. »Boß, aber du hast doch gesagt, daß er…«

      »Er spielt auch falsch, er mischt nicht ehrlich, der Bursche«, erwidert Lowman leise. »Geh zur Tür, Randolph, mach die Ohren auf und sage, wenn jemand kommen sollte. Tritt hinter ihn, Sweney!«

      Er geht geräuschlos um den Tisch und setzt sich auf den anderen

      Stuhl.

      Dann wartet er, blickt den Spieler an und lächelt einen Moment. Einmal hat Lowman selber versucht, diesen Trick zu erlernen, aber er schaffte es nie ganz, sein Auge ist nie schnell genug gewesen, die zwischen den Fingern gleitenden Karten zu erfassen und immer ihre Lage bestimmen zu können. Man lernt viel, wenn man gesiebte Luft atmet, denkt Lowman einen Moment lang. Man trifft alle Arten von Strolchen dort.

      »Fest packen, Sweney!«

      Der Spieler stöhnt, hebt den Kopf, und dann erstarrt er.

      In der Hand auf dem Tisch liegt ein Revolver.

      »Hallo, Crawley«, sagt der Mann ganz leise. »Nur keinen Fehler machen, Falschspieler, nur nicht. Hinter dir… Merkst du es?«

      Sweney drückt einmal. Danach weiß Crawley, daß er keinen lauten Schrei ausstoßen könnte, der Schrei würde erstickt werden.

      »Was, zum Teufel, soll das bedeuten«, murmelt er verstört. »Ich habe nichts getan, ich…«

      »Du spielst falsch, Crawley«, erwidert Harry Lowman eisig. »Ich mag Leute nicht, die andere betrügen, schon gar nicht im Saloon eines Mannes, der mein Freund ist, Crawley. Paß auf, mein Lieber!«

      Seine linke Hand schleudert ein Paket Spielkarten vor Crawley auf die Platte. »Da, mischen.«

      Crawley erstarrt, er weiß es nun. Dieser Mann, mit dem er einige Stunden am Tisch gesessen hat, kennt den Trick.

      »Mischen, Crawley, genauso wie im Saloon. Oder soll ich es dir vormachen! Nun gut.«


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