G.F. Barner Staffel 6 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Staffel 6 – Western - G.F. Barner


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Laut!« zischt Lowman scharf. »Du hast eine Kugel im Kopf, wenn du schreist, Archie!«

      Archie macht die Augen wieder auf. Er sieht nicht viel vom Gesicht des Mannes, nur zwei Augen zwischen Hutrand und Halstuch.

      »Willst du schreien, na?«

      Er versucht den Kopf zu schütteln. Seine Kehle ist ihm wie zugeschnürt, er bekommt keinen Ton heraus, kann nicht atmen, die Hand drückt ihm die Kehle zusammen.

      Dann lockert sich der Griff, der Revolver geht von der Stirn fort und zeigt nun auf seinen Bauch.

      Großer Gott, denkt Archie entsetzt, ein Überfall, ein Bandit!

      Er hat die Kehle frei und holt Atem. Und da sagt Williams auch schon:

      »Archie, hast du abgeschlossen?«

      Seine Stimme kommt aus dem Glaskasten, die Stimme klingt dumpf.

      »Antworte, sonst bringe ich dich um, antworte ihm, los!«

      »Ja, Mr. Williams!«

      Er bekommt es würgend heraus und schluckt schwer und mühsam. Verzweifelt stiert er den Mann an, sein Blick flackert, er denkt daran, daß nicht abgeschlossen ist. Der Mann muß durch die Tür hereingekommen sein.

      »Dann geh nach oben, bring die Schlüssel vorher her, Archie!«

      Der Mann stößt ihm den Revolver in den Bauch und drängt ihn auf die Tür zu.

      »Zieh sie ab!« sagt er zischend. »Los, zieh die Schlüssel ab und klimpere mit ihnen, wenn du gehst. Klimpern, verstanden?«

      Er kann nur nicken. Der Mann tritt hinter ihn und drückt ihm den Revolver nun in den Rücken. Archie geht auf die Tür zu und zieht das Schlüsselbund ab. Beinahe schließt er um, aber da wird der Druck stärker in seinem Rücken.

      »Nicht zuschließen, Trottel! Umdrehen, gehen!«

      Archie stirbt fast vor Angst und stolpert über den Besen. Die Schlüssel in seiner Hand klirren heftig, der Mann stößt ihn hart an, packt ihn mit der Linken am Kragen und schiebt ihn vor sich her.

      Da ist die Tür von Williams Büro.

      Die Schlüssel klimpern von allein. Er braucht nicht mal das Bund zu schütteln, seine Hand zittert so schön, daß alle Schlüssel aneinanderschlagen.

      Im Büro sitzt Williams, schließt die Kasse zu, steckt den Schlüssel in die Westentasche und hört Archie kommen.

      »So, Junge, dann…«

      Und weiter sagt Williams nichts.

      Er sieht den Jungen in der Tür auftauchen, aber hinter ihm einen Hut, die Augen eines Mannes, der ein Hals-tuch über die Nase gezogen hat.

      Im gleichen Moment, als Williams den Mann auftauchen sieht und das kreidebleiche, vor Schreck und Furcht starre Gesicht des Jungen erkennt, dreht er sich auf seinem Drehstuhl nach links.

      Williams hat die linke Schublade des Schreibtisches noch offen. In der Schublade liegt sein 32er Smith and Wesson.

      Die Hand von Williams schnappt zu, die Schublade bekommt einen Stoß von seinem Arm.

      Und der Junge einen von Lowman, daß er nach vorn schießt.

      Lowman erkennt kaum, daß Williams in die Schublade greift, als er mit der Linken ausholt. Seine Hand trifft den Jungen mitten in den Rücken. Archie stößt einen schwachen, dumpfen Laut aus, dann fliegt er hinter Williams her bis an das Wandregal und landet bei den Ordnern und Heftern mit den Rechnungen und Bestellscheinen.

      Durch die Tür aber kommt Lowman mit einem Tigersatz herein. Harry Lowman hält den Revolver in der rechten Hand. Er springt auf den Drehstuhl zu, sieht den Mann herumkommen und hebt die rechte Hand hoch.

      Williams hat den Mann innerhalb von zwei Sekunden direkt neben sich. Er versucht, den Revolver zu heben. Er keucht, duckt sich, nimmt den Arm blitzschnell hoch, doch zu spät.

      »Du verdammter Narr!« sagt Lowman scharf und fauchend.

      »Wirst du wohl...«

      In der nächsten Sekunde saust seine Hand nach unten. Williams’ linker Arm liegt noch auf dem Tisch. Er kommt jäh gegen den Kasten, schiebt den Kasten weg und über die Tischkante. Dann poltert es am Boden, der Kasten liegt unten. Der Drehstuhl aber kippt. Williams neigt sich, stürzt dem Kasten nach und bleibt dicht vor dem Stuhl, dessen Lehne sich einmal dreht, am Boden liegen. Über ihm steht mit kalten, glitzernden Augen Harry Lowman und weiß, daß er es hat!

      Da liegt der Kasten. Dort liegt auch Williams. Und am Regal kauert der Junge, unfähig zu schreien oder eine Bewegung zu machen. Lowmans Revolver zeigt auf ihn. »Steh auf, Junge«, sagt der Bandit zischend. »Hoch mit dir, hoch! Stehst du wohl auf?«

      Danach bückt er sich, packt Williams an der Jacke und zieht ihn hinter sich aus der Tür in den Gang zum Store. Der Junge zittert heftig, als er ihm folgt und Williams wieder zu Boden fallen sieht. Jetzt richtet sich der Blick der dunklen Augen auf ihn.

      »Stricke, schnell!« Das ist alles, was Lowman sagt. Er steht vor dem Tresen, den Revolver in der Hand, sieht den Jungen zum Pfosten gehen, an dem die Stricke aufgerollt hängen. Als der Junge mit den Stricken bei ihm ist, stößt Lowman ihn an, dreht sich herum und reißt ihm die Hände auf den Rücken. »Einen Laut, dann bist du tot, Junge!« Er bindet ihm die Hände, zwingt ihn dann, sich zu setzen und fesselt ihm auch die Beine. Dann stopft er ihm ein Taschentuch als Knebel in den Mund. Er bindet ihm mit einem Handtuch die Augen zu, legt ihn neben den Tresen und beugt sich über Williams. Nach kaum drei Minuten liegen Williams und Archie gefesselt am Boden. Aus Williams’ Tasche fehlt der Schlüssel. Sehen können sie beide nichts. Williams beginnt zu murmeln, es klingt dumpf und brummend unter dem Knebel. Scheine rascheln, Geld klimpert. Lowman kichert einmal leise, als er Williams packt, ihn zur Stütze des Storedaches trägt und ihn dort anbindet. Das Gemurmel des Storebesitzers wird lauter, aber es kümmert Lowman wenig. Dann holt er den Jungen und bindet ihn hinten am Regal fest. Lowman steht still, sieht sich um, huscht zum Regal mit den Hüten. Dort nimmt er sich einen neuen Hut, packt drei, vier Hemden zusammen und greift nach den Tabakwaren.

      Harry Lowman wendet sich danach ab. Er wirft keinen Blick mehr auf Williams oder auf den Jungen. Er hastet durch den Store, bläst die Lampe aus und schleicht sich aus der Hintertür. Die Schlüssel wirft er, nachdem er abgeschlossen hat, in den Hof. Aus dem Stall holt er zwei Pferde.

      Und dann ist er fort.

      Der Store liegt verlassen in der Dunkelheit.

      Lowman grinst und sagt kichernd:

      »Das wird Morgen, ehe sie die beiden finden!«

      Vielleicht sollte ihm sein Instinkt etwas sagen, aber der Instinkt hat ihn schon einmal verlassen, als er Hipo Mortimer traf.

      Williams wollte ein Spielchen machen, nur ein kleines wie jeden Montag. An diesem Abend kommt er nicht wie sonst.

      Einer der Männer will nachsehen, warum Williams seiner Gewohnheit und dem Versprechen, das er am Nachmittag noch dem Bäcker gegeben hat, untreu wird.

      Der Mann findet den Store verschlossen und dunkel. Er denkt, daß Williams zu Hause sein muß und ruft zu den Fenstern hoch. Als Williams nicht antwortet, ruft er nach dem Jungen, der ist sicherlich hier.

      Es klopft, es dröhnt leise und dumpf.

      Kurze Zeit später sind sie im Store und nehmen Williams den Knebel aus dem Mund. Er holt tief Luft und brüllt los, er sei beraubt worden. Er flucht böse und gibt dem Jungen die Schuld.

      Sie laufen los und rennen zum Sheriff, aber der ist nicht da. Nur sein Deputy ist im Saloon bei Smith und trinkt sein Abendbier. Der Deputy heißt Sam Kellogg und nimmt zwei Laternen und ein Pferd mit. Dann reitet er los, nachdem er die Spuren gefunden hat.

      Und er macht einen Fehler, er

      reitet allein. Die anderen sehen kei-ne Chance, in der Nacht den

      Mann noch zu finden. Er sieht die Chance. Er ist jung und


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