Liebe 2 - Ida und Marco. Line Kyed Knudsen

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Liebe 2 - Ida und Marco - Line Kyed Knudsen


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habe meiner Mutter immer noch nicht vergeben, dass sie – holterdiepolter – von Rasmus schwanger geworden ist. Deswegen fahren wir dieses Jahr nicht nach Griechenland. Schon seit einer Weile träumte ich von unserem Hotel mit Pool und Ausblick aufs Meer, wo ich mir ausdenken kann, wie ich Perser treffe. Jeden Tag wollte ich aufs Meer hinausblicken und auf meinen griechischen Prinzen warten. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ein griechischer Prinz Perser heißen kann, aber das ist auch egal, solange er gut aussieht. Solch ein wunderschöner dunkelhaariger Prinz mit meerblauen Augen und einem Säbel, mit dem er in einem Schwung Drachen töten kann.

      „Benehmt euch, Mädels“, grinst Rasmus, während er elegant aus dem Wagen springt, um uns die Tür aufzuhalten. Total peinlich, wie ich finde. Noch peinlicher ist nur das Auto, mit dem wir durch die Gegend gefahren werden: ein quietschgelber Wagen auf dessen Seite FF – Fantastische Fitness lackiert wurde. Meinem Stiefvater gehört nämlich das Fitnesscenter in der Stadt. Er selbst ist so breit wie ein Schrank.

      „Danke fürs Fahren“, sagt Sofie höflich und knickt beinahe mit den hochhackigen Sandalen um, die sie sich auch von mir geliehen hat.

      Ich hake mich bei Sofie unter und lege den Kopf in den Nacken. Wir stehen vorm höchsten Haus unserer Stadt. Acht Stockwerke. Aus Ellas Wohnung heraus kann man aufs Meer sehen, aber auch den Wald, die Schule, das Einkaufszentrum und all die kleinen Gassen mit den verwinkelten gelben Backsteinhäuschen erkennen. Ich seufze. Plötzlich bin ich gar nicht in Partystimmung, obwohl der tollste Junge der Klasse anscheinend in mich verliebt ist.

      „Ich hole euch um 12 ab!“, ruft Rasmus uns nach und schlägt die gelben Autotüren zu. Ich will ihm nachwinken, aber es sieht eher danach aus, als würde ich eine Fliege verjagen. Ella ist die Gastgeberin der Party. Sie wohnt oben im achten Stock in einer riesigen Wohnung. Die anderen Schüler aus unserem Jahrgang sind auch eingeladen. Nach den Sommerferien werden wir in neue Klassen aufgeteilt. Das haben sich unsere Lehrer so ausgedacht, nachdem sie zu dem Schluss kamen, dass einige Klassengruppen nicht gut funktionieren. Ich habe mit Sofie noch nie darüber gesprochen, aber alle wissen, dass ihr Bruder Jonas einer der Schlimmsten ist, die an unserer Schule Stress machen. Nach der Schule hängt er im Stadtzentrum herum und trifft sich mit seiner Gang – einigen anderen Jungs von der Schule am anderen Ende der Stadt.

      Ich freue mich darauf, in eine neue Klasse zu kommen. Natürlich ist Sofie meine beste Freundin, aber ich hoffe trotzdem, dass wir in unterschiedliche Klassen kommen. Da kann ich etwas Neues ausprobieren. Wir beide hängen ja sowieso die ganze Zeit zusammen und ab und zu brauch ich einfach etwas Luft und Freiraum.

      „Alexander und Sebastian trinken Bier!“, flüstert Sofie mir ins Ohr, als wir mit Chips und Mineralwasser auf dem Sofa in Ellas Wohnzimmer sitzen. Laute Musik wabert durch den proppenvollen Raum.

      Sofie zeigt auf die Gardinen. Ich kichere. Das ist nicht zu übersehen. Hinter den Vorhängen zur Balkontür stehen zwei Personen. Wenn die vorhatten, sich zu verstecken, ist es ihnen leider nicht gelungen.

      Ich stehe auf und gehe in ihre Richtung. Schiebe die Gardine zur Seite und stelle mich zu ihnen.

      „Hi Jungs!“, sage ich laut und kämpfe kurz mit dem Gardinenstoff, der an meinen nackten Armen klebt.

      Alexander hat eine Bierdose in der Hand. „Wir trinken Alkohol“, flüstert er und nimmt einen Schluck.

      „Ekelhaft!“, antworte ich ohne Umschweife. Bier schmeckt überhaupt nicht. Ich kann auch den Geruch nicht ab. Es riecht widerlich süßlich hinter den Vorhängen.

      „Wir wollen uns richtig betrinken“, kichert Sebastian leise.

      „Sicherlich – von einem Bier oder wie?“, ich winke schnaubend ab, als Alexander sich räuspert.

      „Kommst du mit auf den Balkon?“, fragt er mich.

      „Okay“, antworte ich.

      Sebastian leert die Dose und verschwindet vor sich her singend. Ich bin neugierig und will herausfinden, ob Sofie Recht hatte. Ob Alexander wirklich darauf aus ist, heute Abend mein Freund zu werden. Und draußen auf dem Balkon ist ein perfekter Ort dafür. Die Sonne hängt rund und golden hinter den Bäumen und der Horizont ist in flammend rotes Licht getaucht. Wir sind alleine hier draußen und Alexander legt seinen Arm um meine Schultern.

      „Ich finde, du bist verdammt süß, Ida“, sagt er sanft und räuspert sich. „Möchtest du mit mir zusammen sein?“

      Kapitel 2

      Ich starre Alexander lange an. Wir stehen immer noch auf Ellas Balkon. Er will mit mir zusammen sein. Das hat er mich eben gefragt. Wie romantisch es ist, mit dem Sonnenuntergang hinter uns. Ich konzentriere mich wirklich darauf, Schmetterlinge in meiner Bauchgegend zu spüren. Aber da ist nichts. Nur die Chips, und die liegen ruhig und still in meinem Magen.

      „Du sagst doch ja, oder?“, fragt Alexander und hält mich fest.

      Eigentlich will ich nicken, denn irgendwas muss ich ja schließlich tun. Aber dann spüre ich seine Hand. Langsam löst er sie von meiner Schulter und fährt mit ihr in Richtung meiner Brüste. Ich starre sie an, während er den Stoff meines Kleides enger umfasst. Vielleicht ist da eine Fehlermeldung in seinem Gehirn. Vielleicht denkt er, ich bin eine Ketchupflasche. Er drückt jedenfalls in diesem Moment meine Brust, wie man eine halbleere Flasche drückt, aus der man noch etwas herausbekommen möchte. Dasselbe versucht er mit der anderen Brust und nun ist es eindeutig zu viel.

      Immerhin habe ich noch nicht ja gesagt, und nun steh ich hier und lass mich von ihm angrabschen. Und dann stinkt er auch noch so widerlich nach Bier.

      Ich springe zurück und plustere mich auf. Stelle mich auf die Zehenspitzen, so dass ich etwas größer wirke als er. „Lass das, Alexander!“, zische ich ihn an.

      Eigentlich meinte ich nur, er solle aufhören mich anzutatschen. Aber Alexander verzieht sich wortlos und mit hochrotem Kopf nach drinnen.

      Als ich wenige Minuten später selbst wieder hineingehe, stürmt Sofie auf mich zu.

      „Was ist passiert?“, fragt sie mit großen Augen. „Was hast du zu ihm gesagt?“

      „Nichts. Aber er hat mich angegrabscht“, antworte ich sauer, immer noch schockiert, dass er mich da angefasst hat. Aber vielleicht war er nur betrunken? Immerhin hat er sich eine Dose Bier mit Sebastian geteilt. Ich stöhne auf und meine Blicke suchen Alexander im Wohnzimmer. Kann sein, dass ich etwas zu hart zu ihm war, aber ich will mich von keinem Jungen an den Brüsten anfassen lassen. Das ist wirklich nicht der Grund, warum ich Brüste habe.

      Eigentlich weiß ich gar nicht, wozu ich sie habe. Meine Brüste meine ich, weil ich sie nie benutzen werde. Wirklich dumm, dass Gott sie gerade bei mir so groß wie zwei Ballons werden lassen musste. Ich will keine Kinder bekommen. Never ever! Das überlass ich meiner Mutter. Sie benutzt ihre Hängebrüste jeden Tag, wenn sie meine kleine Schwester stillt, und das ist das letzte, was ich mit ansehen kann.

      Ich will gar nicht wahrhaben, dass ich selbst mal schmatzend und fetter werdend an so einer rosafarbenen Brust hing.

      Sofie verlässt das Wohnzimmer, ich leere eine Dose Cola und tanze ein bisschen mit Ella. Dann werfe ich mich neben Sebastian aufs Sofa. Wenn Perser mit mir auf dieser Party wäre, würde es viel mehr Spaß machen. Er würde arabische Tänze tanzen und meine Hand küssen, bevor wir mit seinem fliegenden Teppich vom Balkon aus in die Nacht entschweben. Und natürlich hätte er auch kein Bier getrunken. Nur Tee. Sofie kommt zurück ins Wohnzimmer. Sie steuert direkt auf mich zu. „Sitzt du hier und pennst?“, ruft sie aufgebracht gegen die laute Musik an. „Hast du auch was getrunken?“ Ich schüttele den Kopf. „Natürlich nicht, du Trottel!“ Ich verdrehe die Augen und schiebe mir eine Handvoll Chips in den Mund. Ich schwitze. Es ist wirklich heiß hier im Wohnzimmer. Fast so wie in Griechenland. Ich kaue, schlucke und spüle die Chips mit Cola herunter.

      „Alexander hat sich auf der Toilette eingeschlossen“, sagt Sofie streng und schüttelt mich. „Das ist deine Schuld!“ Sie wirkt, als wolle sie mir gleich an die Kehle springen. Ich hab sie noch nie so gesehen. Ihre flache Brust hebt und senkt sich


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