Semantik für Lehrkräfte. Christian Efing

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Semantik für Lehrkräfte - Christian Efing


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die Fragerichtung nach der Bedeutung eines gegebenen Ausdrucks verstanden, unter Onomasiologie (von altgriechisch ὀνομάζειν onomazein ‚benennen‘ bzw. ὄνομα onoma ‚Name‘) diejenige nach dem Ausdruck für eine gegebene Bedeutung.

      Abb. 213a:

      Onomasiologie und Semasiologie am Beispiel des Zeichenmodells von de Saussure

      Übung 213a

      Diskutieren Sie verschiedene didaktische Situationen, in welchen einer semasiologischen bzw. einer onomasiologischen Fragerichtung gefolgt wird.

      Übung 213b

      Die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren lässt Pippi Langstrumpf und deren Freundinnen und Freunde ein semantisches Abenteuer mit dem „Spunk“ erleben (vgl. Astrid Lindgren: Pippi im Taka-Tuka-Land. Deutsch von Cäcilie Heinig. Hamburg 1951, S. 41ff.): Ordnen Sie hier die semasiologische und die onomasiologische Fragerichtung zu und diskutieren Sie deren Didaktisierung im Rahmen des Deutschunterrichts der Sekundarstufe I.

      Die Unterscheidung zwischen Denotation und Konnotation bezieht sich auf zwei Aspekte von Bedeutungen selbst. Dahinter verbirgt sich die Beobachtung, dass bestimmte Wörter wie etwa Hund und Köter zwar dasselbe bezeichnen, dieses aber unterschiedlich bewerten: Das Tier, das im Lateinischen als canis bezeichnet wird (die semasiologische Angabe lateinischer Äquivalente stellt insbesondere in mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Wissenschaftstexten ein beliebtes Mittel der Angabe von Bedeutungen dar), wird im Deutschen neutral als Hund bezeichnet, während mit dem Ausdruck Köter eine negative Beurteilung verbunden ist. Die sachliche Bedeutungskomponente wird dabei als Denotation (von lateinisch denotare ‚bezeichnen‘) bzw. als denotative Bedeutung bezeichnet, die wertende als Konnotation (aus dem lateinischen Präfix con- ‚mit-, zusammen-‘ und notatio ‚Anmerkung‘) bzw. als konnotative Bedeutung. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass sich konnotative Bewertungen nicht auf subjektive Einschätzungen beziehen (etwa einer einzelnen Person, die einmal schlechte Erfahrungen mit einem bissigen Hund gemacht hat), sondern auf intersubjektive Einstellungen (die von den Mitgliedern einer Sprachgemeinschaft geteilt werden).

      Die Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung geht zurück auf Gottlob Frege (1892), der sie anhand der Wörter Morgenstern und Abendstern recht anschaulich erläutert: Beide Wörter beziehen sich jeweils auf den Planeten Venus, der schon in der abendlichen oder noch in der morgendlichen Dämmerung am Firmament zu erkennen ist und somit entweder als früher Stern am Abend oder als später Stern am Morgen erscheint. Den tatsächlichen Bezugsgegenstand (hier also die Venus) nennt Frege nun (ein wenig ungewöhnlich) die Bedeutung, die Art und Weise, wie dieser sprachlich vermittelt erscheint (entweder als Stern am Morgen oder als solcher am Abend) den Sinn des Ausdrucks. Die Wörter Morgenstern und Abendstern weisen hiernach somit dieselbe Bedeutung, jedoch jeweils einen eigenen Sinn auf.

      Die klassische Definition von Zeichen lautet: „Aliquid stat pro aliquo“ bzw. „Etwas steht für etwas anderes“. Nach Peirce sind dabei drei Zeichentypen zu unterscheiden:

       Index (indexikalisches Zeichen): Hier besteht ein Sachzusammenhang zwischen dem Zeichen und dem, worauf es hinweist (etwa Rauch, der auf ein Feuer zurückgeht, oder Fieber, das auf eine Infektion schließen lässt);

       Ikon (ikonisches Zeichen): In diesem Fall herrscht ein Ähnlichkeitsverhältnis zwischen einem Zeichen und dem, worauf es sich bezieht (zum Beispiel Piktogramme bei Verkehrsschildern wie Bahnübergang und Überholverbot oder lautmalerische Wörter wie Kuckuck oder Wauwau);

       Symbol (symbolisches Zeichen): Zwischen einem Zeichen und dem, wofür es steht, kann weder ein Sachzusammenhang noch ein Ähnlichkeitsverhältnis ausgemacht werden; die Verbindung ist ausschließlich arbiträr (willkürlich) und (sozial) konventionalisiert (dies ist bei vielen Verkehrsschildern wie etwa bei Halteverbot und Vorfahrt der Fall, aber auch bei der Großzahl natürlich-sprachlicher Wörter).

      Übung 213c

      Interpretieren Sie das folgende Bild des französischen Surrealisten René Magritte (1898–1967) mit der Unterschrift „Ceci n’est pas une pipe“ (Dies ist keine Pfeife) aus dem Jahre 1928/29 vor dem Hintergrund der hier eingeführten Zeichentypen.

      Abb. 213b:

      Ceci n’est pas une pipe (René Magritte, 1928/29)

      Das Verhältnis zwischen dem Zeichen einerseits und demjenigen, wofür es steht oder auf das es hinweist, andererseits wird als Referenz bezeichnet. Im semiotischen Dreieck von Ogden und Richards (vgl. Kap. 2.1.1 und Abb. 211b) entspricht dies der rechten Kante zwischen der Bedeutung (Thought or Reference) und den Gegenständen und Sachverhalten der (außersprachlichen) Wirklichkeit (Referent). Referenz als Bezug oder Hinweis eines Zeichens zu etwas anderem, außerhalb des Zeichens, kann auch im Rahmen anderer Zeichenmodelle konzipiert werden.

      In engem Zusammenhang mit dem Konzept der Referenz steht die Unterscheidung zwischen Intension und Extension von Zeichen: Unter der Intension eines Zeichens wird dabei dessen begrifflicher Inhalt bzw. dessen Bedeutung verstanden, unter seiner Extension die Gegenstände und Sachverhalte, worauf es sich bezieht. So trägt etwa das Wort Hund die Bedeutung ‚canis‘ und bezieht sich dabei auf die Tiere dieser Art im Allgemeinen oder auf bestimmte Exemplare dieser Tiere im Besonderen. Dabei wird in aller Regel ein umgekehrt proportionales Verhältnis zwischen Intension und Extension angenommen: Je größer die Menge an Bedeutungsmerkmalen (Intension), desto geringer ist die Menge an Referenzgegenständen und -sachverhalten (Extension) und umgekehrt. Um das Beispiel von Hund aufzugreifen: Das Wort Hund hat eine größere Intension als das Wort Tier, da zur Bedeutung von Hund als bestimmter Tierart weitere Merkmale hinzutreten; dafür hat das Wort Tier eine größere Extension als das Wort Hund, da es neben Hunden zahlreiche weitere Tierarten wie Katzen, Meisen oder Schmetterlinge gibt.

      Übung 213d

      Die Annahme eines umgekehrt proportionalen Verhältnisses zwischen Intension und Extension ist zwar weit verbreitet, aber letztlich nicht richtig, da Bedeutungen mit unterschiedlicher Intension durchaus die gleiche Extension zeigen können: Konstruieren Sie ein entsprechendes Beispiel!

      Das wissenschaftliche Objekt der Linguistik ist die Sprache; dabei wird Sprache mit Hilfe von Sprache beschrieben und erläutert. Die Sprache als Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen wird als Objektsprache bezeichnet, die Sprache als Mittel wissenschaftlicher Untersuchungen demgegenüber als Metasprache (aus griechisch μετά meta ‚hinter, über‘ – vgl. auch Physik gegenüber Metaphysik). So enthält zum Beispiel die folgende Feststellung sowohl eine objektsprachliche als auch eine metasprachliche Komponente (vgl. Abb. 213c): Der Satz „Fischers Fritz fängt frische Fische“ enthält keinen Artikel. Es gibt eine ganze Reihe an Wörterbüchern und Lexika zur sprachwissenschaftlichen Metasprache, deren Gebrauch angesichts der terminologischen Vielfalt der Linguistik im Allgemeinen und der Semantik im Besonderen angeraten sei (vgl. zum Beispiel: Bußmann 42008; Glück/Rödel 52016).

Metasprache Der Satz enthält keinen Artikel.
Objektsprache „Fischers Fritz fängt frische Fische“
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