Gundula. Marie Louise Fischer

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Gundula - Marie Louise Fischer


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heute, am Samstag, besonders dick war.

      Als Gundula fertig war, hob er den Kopf und fragte: „Na, bist du soweit?“

      Gundula nickte.

      Herr Berendt faltete die Zeitung zusammen und stand auf. „Dann wollen wir mal! Ich denke, wir klettern zuerst mal nach oben und holen dein altes Kinderbett und die Wickelkommode herunter.“

      Der Dachboden war nur schwach beleuchtet, es roch nach Staub und Mottenpulver. Gundula hatte nur selten Gelegenheit, hier heraufzukommen, und sie fand es sehr aufregend. Am liebsten hätte sie noch lange unter den alten abgestellten Sachen herumgewühlt.

      Aber Herr Berendt sagte mahnend: „Komm schon, Gundel … wir haben nicht soviel Zeit!“ Er hatte das zusammengeklappte Gitterbett gefunden und bis zur Treppe gebracht.

      „Hier ist noch etwas, Pappi“, rief Gundula aufgeregt. „Sieh mal, ein Kinderstühlchen! Mit einem Loch im Sitz und einem Töpfchen unten drinnen! Sollen wir das nicht auch mit ’runternehmen?“

      Herr Berendt schüttelte den Kopf. „Das wäre noch ein bißchen zu früh, Gundel. Es wird noch eine ganze Zeit dauern, bis dein Brüderchen aufs Töpfchen geht. Komm jetzt her zu mir! Ich nehme die Gitter und die Matratze, nimm du das Unterteil des Bettgestells, damit wir nicht noch ein zweites Mal heraufgehen müssen.“

      Im Badezimmer wusch Gundula das Bettgestell, das sehr verstaubt war, erst gründlich mit Seifenlauge ab. Währenddessen klopfte ihr Vater die Matratze auf dem Küchenbalkon aus.

      Sie war gerade dabei, das Gitterbettchen abzutrocknen, als Herr Berendt seinen Kopf in das Badezimmer steckte. „Ich brauche dich, Gundel“, sagte er, „wir müssen leider doch noch mal nach oben! Der Tisch und die Bank müssen ’raus!“

      „Was?!“ Gundula traute ihren Ohren nicht. Sie hatte sich sehr auf ihr Brüderchen gefreut. Sie wollte mit ihm spielen und es betreuen. Nun sollte sie aber für ihn ihre ganze kleine Welt opfern. Das war zuviel für sie.

      Herr Berendt sah, daß Tränen in Gundulas blaue Augen stiegen. „Tut mir leid, Gundel, aber anders geht es nicht. Ich habe den ganzen Raum ausgemessen. Wenn wir die Wickelkommode und das Bettchen hineinbringen wollen, müssen der Tisch und die Bank heraus.“

      „Aber … wo soll ich denn da sitzen?!“

      „An deinem Pult natürlich.“

      „Und wenn Leni mal zu Besuch kommt?“

      „Meine liebe Gundel, unsere Wohnung ist ja nicht in erster Linie für Besuche gedacht. Wenn du mit deiner Freundin zusammen sein willst, könntest du sie ja auch mal besuchen. Soviel ich weiß, hat Leni keine Geschwister, und da werdet ihr mehr Platz haben als bei uns.“

      „Aber … Mammi hat doch immer gesagt, ihr ist es lieber, ich bringe meine Freundinnen mit zu uns!“

      „Dann setzt ihr euch eben zusammen in die Küche oder auf den Balkon oder sonst wohin! Komm, mach nicht so ein Gesicht, Gundel, hilf mir lieber! Außerdem … es ist ja nicht für ewig. Wenn das Brüderchen größer ist und selber am Tisch sitzen kann, können wir ihn vielleicht wieder ’runterholen.“

      Gundula folgte ihrem Vater. Sie war so verwirrt und überrumpelt, daß sie selber nicht einmal wußte, ob sie unglücklich oder wütend war. Am schlimmsten war es, daß der Vater ihr trauriges Gesicht gar nicht beachtete, sondern ganz fröhlich und unbefangen tat.

      Gemeinsam schleppten sie den Tisch und die Bank zum Dachboden hinauf. Gundula nahm es wortlos hin, daß der Vater auch die beiden Stühle nach oben verbannte. Sie schleppten die Wickelkommode ins Zimmer. Das Pult wurde vors Fenster geschoben, damit das Gitterbett Platz hatte.

      Es war nicht so einfach, das Bett zusammenzufügen und aufzustellen. Gundula wünschte sich innerlich, daß der Vater es überhaupt nicht fertig brächte, und freute sich, als er dabei ins Schwitzen geriet. Endlich klappte es doch.

      „So“, sagte der Vater, trat zurück und rieb sich zufrieden die Hände. „Na, wie gefällt’s dir jetzt? Ich finde, das Zimmer ist richtig gemütlich geworden.“

      „Ja, wie eine Rumpelkammer!“ sagte Gundula.

      Das Lächeln des Vaters erlosch. „Von dieser Seite kenne ich dich ja gar nicht, mein Kind!“ sagte er stirnrunzelnd. „Aber ich weiß schon den Grund … wir haben dich all die Jahre viel zu sehr verwöhnt. Es ist nie gut für ein Kind, das einzige zu sein. Es wird höchste Zeit, daß du dir angewöhnst, zu teilen.“

      „Wenn ich nicht mal sagen darf, was ich denke!“ murrte Gundula.

      „Häßliche Gedanken sollte man lieber für sich behalten. Ich bin sehr enttäuscht von dir!“

      Gundula wußte, der Vater wartete darauf, daß sie ihn um Verzeihung bat. Tatsächlich hatte sie auch das mit der Rumpelkammer gar nicht so gemeint. Aber sie brachte es einfach nicht fertig, sich zu entschuldigen.

      Wortlos half sie dem Vater die Schubladen der Wickelkommode mit Schrankpapier auszulegen, Windeln und Jäckchen, Strampelhöschen und Hemdchen hineinzuordnen und das kleine Bett zu beziehen.

      Als alles fertig war, hoffte Gundula, daß der Vater sie loben würde. Wenn sie auch ungezogen gewesen war, so hatte sie ihm doch sehr geholfen. Ein einziges gutes Wort, das spürte sie deutlich, konnte den Teufel aus ihrem Herzen vertreiben; sie würde dem Vater sagen können, wie leid ihr ihr schlechtes Benehmen tat.

      Aber der Vater lobte sie nicht. Er sagte nur: „Das hätten wir geschafft! Wie spät ist es?“ Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Gleich fünf Uhr … immerhin, da könnte ich noch mal ins Krankenhaus fahren. Du kannst inzwischen schon den Tisch für das Abendbrot decken!“

      Als die Wohnungstür hinter Herrn Berendt ins Schloß fiel, war es mit Gundulas Beherrschung vorbei. Sie warf sich über ihr Bett, weinte bitterlich. Das Herz tat ihr weh. Es schmerzte sie nicht so sehr, daß sie ihr liebes Zimmer von nun an mit ihrem Brüderchen teilen mußte, das schlimmste war, daß der Vater nicht eine Sekunde daran gedacht hatte, wie ihr dabei zumute sein mußte. Ihm war nur noch das Brüderchen wichtig. Für sie interessierte er sich überhaupt nicht mehr.

      Gundula hatte große Sehnsucht nach ihrer Mutter.

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