Daddy Übernimmt Die Zügel. Kelly Dawson
Читать онлайн книгу.sie Big Red aus seiner Box führte und ihn sicher draußen anband. Sie lächelte, als sie an Clay dachte. Sie hatte viel mit ihm zu tun gehabt, seit sie angefangen hatte im Stall zu arbeiten, doch geflirtet hatten sie nicht mehr. Es hatte auch keine Anzeichen mehr dafür gegeben, dass er ein Spanker war. Er war immer noch sehr dominant – offensichtlich ein Alpha mit angeborener Autorität, der sie nur zu gerne gehorchen würde, wenn auch nur aus dem Grund, um herauszufinden, was passieren würde, doch bisher hatte sich noch keine Möglichkeit dafür ergeben. Er war zwar nicht wirklich ihr Boss, aber als Vorarbeiter im Stall war er schon irgendwie ihr Vorgesetzter. Sie war ihm zwar nicht unterstellt, aber er war für die Qualitätskontrolle zuständig; und sie hatte keinen Zweifel daran, dass er darauf zurückkommen würde, wenn sie ihre Arbeit nicht richtig machte. Doch was würde er dann wirklich machen? Würde er sie nur mit seiner tiefen, sexy Stimme ausschimpfen, bis sie sich wie ein kleines Kind fühlte? Oder würde er wirklich die Reitgerte benutzen, die er ihr so drohend vor die Nase gehalten hatte, als sie hier angefangen hatte? Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich das letzte Mal in jemanden verknallt hatte, so lang war das schon her. Und dieses Mal hatte es sie heftig erwischt. Als sie den großen Wallach striegelte, stellte sie sich vor, wie sie von Clay in die Schranken gewiesen wurde, wobei er sie aber nicht nur ausschimpfte, sondern auch ...
„Steh still, Red“, wies Bianca das große Pferd an, als sie sich bückte, um seine Fessel mit der linken Hand zu heben und den Hufkratzer in der Rechten. Red war der letzte Ritt des Morgens und sie freute sich schon darauf, wieder auf seinem Rücken zu sitzen. Seine großen, ausgreifenden Schritte waren ein aufregender Ritt und jetzt, da sie mit ihm eine Bindung aufgebaut hatte, konnte sie ihn am Ende des Trainings mühelos bremsen. Der Wallach war ein sanfter Riese und wurde jetzt schon zu ihrem Lieblingspferd im Stall.
Klatsch! Die Reitgerte landete quer auf ihrem Hintern, als sie gerade vorgebeugt war, um Big Reds Vorderhuf auszukratzen. Sie schrie auf, ließ seinen Huf fallen und richtete sich schnell auf, denn sie wollte den Übeltäter erwischen. Sie war sich sicher, es war Clay. Sie zielte und warf den Hufkratzer, den sie hielt, mit Schwung dem Mann hinterher, der verdächtig wie Clay aussah, aber kürzere und etwas dunklere Haare hatte. Der Hufkratzer traf ihn mitten zwischen den Schulterblättern und er drehte sich auf dem Absatz um und sah sie finster an. Das war nicht Clay. Der älteste Lewis-Bruder lächelte sie breit an und sein finsterer Ausdruck verschwand.
„Sorry, ich konnte einem so perfekten Ziel einfach nicht widerstehen. Ist ja nur Spaß, oder?“ Er grinste und zwinkerte ihr schelmisch zu, als er den Hufkratzer vom Boden aufhob. „Ich bin Luke“, sagte er und warf ihr den Hufkratzer wieder zu. „Ich dachte, du wärst jemand anders, sonst hätte ich das nie gemacht. Alle Frauen, die hierher kommen, sind daran gewöhnt, dass meine Brüder und ich Frauen schon mal auf den Hintern hauen, aber das machen wir sonst nicht bei Neulingen. Ich entschuldige mich.“
Ihr Herz schmolz. So gut aussehend und so höflich! Na ja, höflich war er erst im Nachhinein, aber das war immer noch besser als gar nicht.
„Heißt das, dass ihr das öfter macht?“
Luke zuckte mit den Schultern. „Es arbeiten nicht so viele Frauen hier, aber ... ja. Wenn wir können.“ Er grinste sie breit an. „Sexuelles Geplänkel gibt es wohl in jeder von Männern dominierten Industrie, oder?“ Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht, als er wieder ernst wurde. „Aber nicht alle Frauen mögen es, also sag einfach Bescheid, wenn du es nicht magst. Es wird nicht mehr passieren, wenn du etwas dagegen hast. Versprochen.“
Biancas Inneres schlug Purzelbäume. Ihre Fixierung auf Spanking war schon seit Jahren ihr schmutziges, kleines Geheimnis. Wäre es denn wirklich möglich, dass sie endlich jemanden gefunden hatte, der den gleichen Fetisch hatte? Könnte es sein, dass sie endlich nicht mehr im Internet nach der Erfüllung ihrer Fantasien suchen musste?
„Alles klar“, sagte sie schüchtern und rieb sich mit der Hand den Hintern, wo die Gerte sie getroffen hatte, als sie sich wieder Red zuwandte, um ihn weiter für den Ritt vorzubereiten und versuchte, die Aufregung zu verbergen, die sie seit dem Treffer mit der Gerte fühlte. Und sie alle machten es? Sie alle versohlten Frauen den Hintern? Alle drei Brüder? Das war ja noch besser!
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Kapitel Vier
„Würstchen.“ Darren flüsterte ihr das Wort ins Ohr, als er an ihr vorbei zur Sattelkammer ging. Es war nur ein einziges geflüstertes Wort, doch mehr brauchte es nicht.
„Würstchen! Würstchen!“, wiederholte sie und gab sich Mühe, leise zu sprechen. Es war schwierig – sie wollte es aus vollem Halse hinausschreien, ihr Gehirn brüllte sie an, das Wort laut zu sagen, doch sie kämpfte dagegen an. „Würstchen, Würstchen, Würstchen.“
„Freak!“, verkündete er, als er einige Minuten später wieder an ihr vorbeiging und sein Gesicht war vor Ekel verzogen, als er bemerkte, dass sie noch immer das Wort wiederholte, dass er ihr zugeflüstert hatte.
Darren hatte das Trigger-Wort zufällig entdeckt, als Mrs. Lewis am Morgen zuvor einen Teller mit heißen Würstchen im Schlafrock vorbeibrachte. Bianca hatte das Wort den ganzen Morgen lang vor sich hingeflüstert und leider hatte Darren es mitbekommen. Und seit diesem Zeitpunkt hatte er ihr bei jeder Gelegenheit ‚Würstchen‘ ins Ohr geflüstert.
Ihre Trigger-Worte waren rein zufällig. Jedes Wort könnte einen Tic auslösen und obwohl sie die meiste Zeit über in Ordnung war, fixierte sich hin und wieder ihr Hirn auf ein Wort und das wars; sie hatte dann keinen Frieden mehr. Sie konnte nur hoffen, dass die Echolalie bald wieder verschwinden würde.
Bianca hatte die ersten zwei Monate in Tom Lewis‘ Stall genossen. Außer mit Darren, der einen Groll gegen sie hegte, seit sie in aus Versehen ziemlich unhöflich abgewiesen hatte, kam sie mit den anderen Arbeitern gut zurecht. Es war ein hart arbeitendes Team, das gerne Spaß hatte und sie passte wunderbar hinein. Und obwohl sie wusste, dass alle ihre Tics bemerkten – sie waren ja weder blind noch taub – sagte keiner etwas dazu. Niemand außer natürlich Darren. Ihm schien es die größte Freude zu machen, neue Trigger-Worte zu finden oder ihre verrückten Gesichtsverrenkungen nachzuahmen, wenn sie zuckte. Wenn sie sich räusperte, räusperte er sich auch. Und wenn sie die Nase hochzog, wie sie es gerne machte, stellte er sich neben sie und schniefte in ihr Ohr.
Sie zwang ihre Tränen zurück. Sie würde nicht weinen. Nie wieder. Sie würde nicht mehr wegen ihres Tourettes weinen. Es half nicht, machte die Situation nicht besser und wenn überhaupt, wurden ihre Tics nur noch schlimmer.
Ignorier ihn einfach, Bee. Auch jetzt konnte sie Annies ermutigende Worte hören. Sie vermisste ihre Schwester. Sie hatte so viel Zeit mit Rose verbracht, um das Band mit ihr zu stärken und die Fitness der Stute zu verbessern, dass sie keine Zeit mehr mit Annie verbringen konnte. Sie kuschelten zwar am Abend, aber dann war Annie immer schon zu müde, schwach und krank, um sich groß zu unterhalten, sodass sie nur ihre Gegenwart genießen konnte.
Sie zuckte zusammen, als sie die sanfte Berührung einer großen Hand auf ihrer Schulter spürte.
„Soll ich mit Darren reden?“, fragte Clay mit leiser Stimme.
Sie schüttelte ihren Kopf. „Nein, lass ihn einfach. Ich will keinen Ärger machen; ich bin doch noch so neu. Außerdem bin ich schon mit Schlimmerem zurechtgekommen.“
„Okay. Aber sag Bescheid, wenn du deine Meinung änderst.“ Mit einem freundlichen Lächeln tippte er sich an den Hut und ging weiter die Stallgasse entlang.
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