Delicious 1 - Taste me | Erotischer Roman. Alice White

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Delicious 1 - Taste me | Erotischer Roman - Alice White


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verwunderten Gesichtsausdruck auf. Er schwieg, das konnte er besonders gut. Mein Bruder nahm einen Schluck Kaffee und lehnte sich zurück.

      »Kann ich ein paar Tage bei dir schlafen?«

      »Klar.« Ich stand auf und holte eine Ersatzdecke aus dem Schlafzimmer. André verschwand im Bad. Ich wusste, dass er jetzt nicht mehr mit mir reden würde. Ich bezog ihm die Couch und machte die Gardinen zu. Als André zurückkam, drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange und wünschte ihm eine gute Nacht.

      »Brauchst du noch irgendwas?« Er schüttelte den Kopf.

      »Ich bin da, wenn was ist. Wenn du reden willst oder so. Du willst mir bestimmt nicht sagen was ...« Er schüttelte den Kopf, noch bevor ich meinen Satz zu Ende bringen konnte. Also nickte ich und verschwand in Schlafzimmer. Ich legte mich ins Bett und starrte wie schon zuvor an die Zimmerdecke. Was für eine Nachricht. Carina ist weg. Ein Anflug von Schadenfreude stieg in mir auf. Doch ich drückte sie ganz schnell wieder beiseite. Dafür war André einfach zu niedergeschlagen. Dann dachte ich über seine Worte nach. Jene, die er mehr als Witz ausgesprochen, jedoch meine Fantasie blitzschnell beflügelt hatten. Ein Dreier mit Marlon und Hendrik. Verdammt, jetzt kann ich erst recht nicht schlafen.

      ***

      Als ich gegen halb acht wieder wach wurde, hörte ich André in der Küche telefonieren. Ich verstand nicht, was er sagte, aber dem Tonfall nach zu urteilen, konnte es nur Carina sein. Ich zog mir meinen Bademantel über und ging erst mal ins Bad. Als ich in die Küche kam, saß André am gedeckten Frühstückstisch.

      »Morgen, wie geht es dir?«, fragte ich zögerlich. Ich hatte Carina nie leiden können, aber meinen Bruder so unglücklich zu sehen, tat mir in der Seele weh. Doch er ging nicht auf meine Frage ein. Ihm schien es wichtiger zu sein, meinen aktuellen Notstand zu beheben. Er schlug mir vor, mit einem von beiden zu schlafen und den anderen zu vergessen. Er mutmaßte, dass meine Libido nur aus Mangel an Zuwendung auf Hochkonjunktur lief und mir im Normalzustand einer von beiden durchaus reichen würde.

      »Und wen?« Er zuckte mit den Schultern.

      »Mach ’ne Probefahrt.«

      »Schon geschehen.« Er schaute mich erstaunt an.

      »Flittchen.«

      »Hey!« Ich setzte mich mit einer Tasse Kaffee an den Tisch und berichtete von den mehr als heißen Begegnungen mit beiden Männern.

      »Du solltest mit einer weiblichen Person darüber sprechen. Ich glaube, bei diesen Details kann ich dir keine sonderlich große Hilfe sein.« Er hatte recht. Aber ich wusste nicht, welche Frau ich fragen sollte.

      »Christian!«, fuhr ich dann aus, nachdem ich kurz darüber nachgedacht hatte.

      »Wer ist das nun wieder? So langsam machst du mir Angst.« Ich biss von meinem Brötchen ab und schüttelte den Kopf.

      »Er ist auch ein Arbeitskollege und schwul. Wenn mir einer helfen kann, dann er.« Ich schaute auf die Küchenuhr.

      »Du musst los, oder?«

      »Noch nicht, aber ich muss mich jetzt fertig machen.« André nickte. Ich biss noch einmal in mein Brötchen und stand auf. In dem Moment klingelte es an der Tür. Mein Bruder starrte mich fragend an. Aber ich erwartete niemanden. Ich schlurfte in den Flur und öffnete.

      »Bea, guten Morgen.«

      »Hi, Alex. Hast du Zeit für ’nen Kaffee?«

      »Eigentlich muss ich gleich los. Aber komm kurz rein.« Ich hielt ihr die Tür auf und deutete zur Küche.

      »Bediene dich ruhig, Kaffee steht auf dem Tisch.« Ich ging ins Schlafzimmer und riss hektisch die Schranktüren auf.

      »Ach ja, der nette Mann am andern Ende der Tischplatte ist mein Bruder. André, das ist Bea, meine neue Nachbarin. Sei nett«, rief ich ihnen zu, während ich mich hastig anzog. Die Wäsche türmte sich mal wieder in allen Ecken. Das machte es mir eigentlich unmöglich, hier noch etwas zu finden. Aber dennoch sah ich keinen Grund, an dem Umstand etwas zu ändern. Ich wasche grundsätzlich erst dann, wenn absolut nichts mehr Sauberes da ist. Mit dem Geschirr halte ich es übrigens genauso. Erst wenn der letzte Becher aus dem Schrank gekramt und benutzt ist, wird abgewaschen.

      Ich hörte, wie André versuchte, Konversation zu betreiben. Aber Bea schien mir jemand zu sein, der wortgewandt genug war, um jemanden wie meinen Bruder ohne Scheu zum Reden zu bringen. Wie ich mitbekam, fragte sie ihn gerade nach seinem Beruf. André war technischer Zeichner. Was er im Einzelnen machte, wusste ich gar nicht. Von Technik verstand ich nicht sonderlich viel. André hingegen hatte ein Händchen dafür. In seinem Job konnte er seine penible Genauigkeit auf jeden Fall ausleben. Soweit ich wusste, fertigte er Zeichnungen am Computer auf der Grundlage von Vorstellungen der Architekten an. Irgendwann meinte er, würde er auch noch mal Architektur studieren und selbst Gebäude entwerfen wollen.

      Bea lachte laut. Hatte André gerade einen Witz gemacht? Unwahrscheinlich. Mein Bruder war nicht witzig. Es war witzig, ihm dabei zuzuschauen, wie unbeholfen er dabei wirkte, wenn er versuchte, witzig zu sein. Ich zog mir ein dunkles Langarmshirt mit einem ironischen Spruch und einer fetten, hässlichen Katze vorne drauf an. Kraul mich, dann schnurre ich stand über der Katze. Ich fand es irgendwie witzig, wegen der Zweideutigkeit. Im untersten Fach des Schrankes kramte ich nach einer Hose, fand dann auch eine schon längst vergessene Jeans in der hintersten Ecke. Natürlich total zerknautscht. Aber zum Bügeln war keine Zeit, zumal ich nicht mal ein Bügeleisen hatte. Glaube ich. Habe ich ein Bügeleisen? Keine Ahnung, ich bügle nicht. Ein Bügelbrett besitze ich definitiv nicht. Das wäre mir hier in der kleinen Wohnung schon längst aufgefallen. Ich schüttelte die Hose aus. Vergebens. Ich ging in die Küche und schmiss sie in den Trockner, in der Hoffnung, dass er das Schlimmste abmildern würde.

      »Schickes Höschen, Schwesterlein, aber um ehrlich zu sein, hätte ich dir etwas mehr Style zugetraut.« Bea lachte schon wieder. Versuchte mein Bruder, sie zu beeindrucken? Ich schaute an mir hinunter. Ich verstand. Bei diesem Schlüpfer, konnte selbst André Witze reißen. Ich trug meinen Ich-hab-nichts-anderes-mehr-im-Schrank-und-normalerweise-würde-ich-das-Ding-niemals-jemandem-zeigen-Slip. Eine ehemals giftgrüne Hotpants mit einer verwaschenen, mittlerweile nur noch dreibeinigen Kuh vorne drauf. Ich lehnte mich an den Kühlschrank und verschränkte die Arme.

      »Also, dann doch lieber die Blanko-Ansicht, die hat mir besser gefallen«, witzelte Bea und griente mich an. André machte wieder sein Schlauchgesicht. Seine Augen sagten ganz eindeutig Ich stehe auf dem Schlauch und kapiere den Witz nicht. Bea klärte ihn über unsere erste Begegnung und meinen Bademantel auf. Ich hingegen trollte mich ins Schlafzimmer und suchte nach einem andern Slip. Ich fand doch noch ein ansehnliches schwarzes Teil und tauschte sie aus, bevor ich wieder in die Küche ging.

      »Alex, du musst los«, rief André mir zu.

      »Ich weiß, hetz mich nicht in meiner eigenen Wohnung.« Ich hechtete zum Trockner und zwängte mich in die Hose, die jetzt nicht sonderlich besser aussah, aber zumindest warm war.

      »Ich geh jetzt. André, fühl dich wie zu Hause. Bea, wir sehen uns und dann musst du mir das mit dem Plüsch erklären.« Sie grinste. Ich zog mir meine ehemals weißen Turnschuhe an, griff meine Tasche, mein Telefon sowie den Schlüssel und hechtete los.

      Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig und ließ mich keuchend auf den Sitz in der S-Bahn fallen. Ich schloss erleichtert die Augen und versuchte, noch ein wenig abzuschalten. Mach ’ne Probefahrt, hatte André gesagt. Na, mal sehen, was der Tag so bringt. Solange ich die Beine nicht gleich auf dem Tresen breitmache, ist alles gut. Zumindest nicht vor Ladenschluss. Cool bleiben, Alex.

      »Du hast alles unter Kontrolle.« Das wollte ich mir offensichtlich weismachen. Mit wenig Erfolg.

      ***

      Im Restaurant angekommen, fühlte ich mich wie ein Teenager. Ich hatte Herzrasen und feuchte Hände. Unbekanntes Terrain. Ich war nicht der Typ, der nervös wurde. Ich war die, die ihren Gegenüber nervös machte. Auf der anderen Seite zu stehen, war ungewohnt. Beängstigend. Aber auf eine gewisse Weise auch sehr erregend. Normalerweise gebe ich den Ton an und sage, wie es läuft. Ich überlasse


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