Das heiße Bett. Anonym

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Das heiße Bett - Anonym


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aus dem alten Herrenhaus geworden ist, wurde ich neugierig und wollte es mir einmal im jetzigen Zustand ansehen. Ich war ein kleines bißchen … nun, ja … äh … schockiert.“

      „Sie meinen … weil aus Ihrer alten Puppenstube eine Kneipe geworden ist?“

      „Das ist wohl ein bißchen derb ausgedrückt“, antwortete sie. „Aber ich nehme an, daß der Ausdrude durchaus passend ist.“ Sie sah mich dabei sehr ruhig an, und ich dachte schon, daß sie gleich die nächste Frage stellen würde … wie ich so verrucht hatte sein können, diese geheiligten Räume in öffentliche Tränken zu verwandeln. Aber sie fragte überhaupt nichts. Sie saß nur da und blickte mich an, als hätte sie ein natürliches Anrecht auf eine Erklärung von mir.

      Ich beeilte mich keineswegs damit. Statt dessen musterte ich sie erst mal etwas genauer. Manche Mädchen verraten irgendwie, daß sie stets von allem das Beste gehabt hatten. Das sah man an ihrer Haut, an ihrem Benehmen, an ihrer Redeweise und auch an ihren Augen. Es lag ganz einfach an Nitra Wests ganzer Aufmachung. Jedermann hätte sie in einer Menge erkennen und mit einem einzigen Wort beschreiben können … reich.

      „Welcher Teufel hat Sie denn geritten, daß Sie dies hier …“, sie machte eine weitausholende Handbewegung, „… aus dem einst so schönen Haus gemacht haben?“ Sie sah sich stimrunzelnd um. „So was ist doch längst passé! Ich hätte Ihnen mehr Fantasie, mehr Progressivität zugetraut.“ Sie schüttelte langsam den Kopf und runzelte die Stirn noch stärker.

      Ich blickte mich nun ebenfalls im Raum um. Mit den wenigen Worten hatte sie eben alles weggewischt, was ich getan hatte. Ich hatte geglaubt, ein wirklich neuartiges Lokal eingerichtet zu haben.

      Das Mädchen in ihrer Begleitung runzelte nun ebenfalls die Stirn. Beide sahen sich mit tiefstem Widerwillen um.

      „Es ist so kitschig, einfach schrecklich!“ sagte sie leise.

      „Kitschig? Schrecklich?“ wiederholte ich. „Na, na, kommen Sie! Sie machen doch nur Spaß, nicht wahr?“ Ich war wieder ganz schön eingeschnappt. Ich hatte eine Menge Arbeit in den Matador gesteckt. Höllisch viele Leute waren hergekommen, und allen hatte es prima gefallen. Man hatte sogar in mehreren netten Artikeln in den Zeitungen darüber berichtet, sogar in einer großen Zeitschrift. Zum Teufel, was glaubte diese Nitra West eigentlich, wer sie war? Was gab ihr das Recht, all meine Anstrengungen derartig lächerlich zu machen und herabzusetzen? Nun … sie war eben Nitra West! Das war es!

      Jetzt legte sie eine Hand auf meine.

      „Oh … es tut mir leid“, sagte sie leise.

      Ihre Hand war weich und warm.

      „Ich wollte Sie keineswegs kränken oder gar beleidigen“, sagte Nitra West.

      Mein Herz hämmerte wie eine Dampframme.

      „Ich glaube, daß Sie das zeitgenössische Milieu wunderbar getroffen haben“, fuhr Nitra fort. „Es ist nur … also, wissen Sie … ich ziehe nun mal einen etwas moderneren Stil vor. Es hat mir noch nie Spaß gemacht, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Heute und morgen … das allein zählt für mich.“

      „Was zum Teufel?“ sagte ich und zuckte die Schultern.

      „Ihr Name ist Barnett, nicht wahr?“ fragte sie. „Cory Barnett?“

      Ich nickte.

      „Ihr Vater hat für die Nelson Company gearbeitet.“

      „Er hatte sich für die Nelson Company die Seele aus dem Leibe geschuftet“, sagte ich. „Er hat für diese Firma gearbeitet, bis er kaum noch stehen konnte. Er war gerade eine Woche im Ruhestand, als er starb.“

      „Das tut mir aber leid“, sagte sie. „Aber ich nehme an, daß viele Leute so eine Geschichte zu erzählen haben. Gott sei Dank ändern sich die Dinge ja mehr und mehr zum Guten.“ Sie holte tief Luft, tätschelte meine Hand und fuhr fort: „Sie können doch niemandem die Schuld geben, daß Ihr Vater so kurz nach seiner Pensionierung starb. Sie können heute auch niemanden mehr dafür verantwortlich machen, daß es damals solche Arbeitsbedingungen gegeben hat.“

      „Die Dinge hätten schon damals viel besser sein können, wenn die Nelsons nicht so geldgierig gewesen wären“, sagte ich. „Sie haben verdammt gut gelebt … vom Schweiße solcher Männer.“ Ich war wütend auf sie, weil sie so reich war, und ich war wütend auf mich selbst, weil ich mich von ihr in eine Sache hatte hineinziehen lassen, die doch nur zu weiterer Unfreundlichkeit führen konnte.

      „Oh, ich verstehe“, sagte sie. „Sie haben das hier also aus einem Gefühl subtiler Rache heraus geschaffen. Sie wollten dieses ehemals so schöne Haus herabwürdigen, indem Sie einen Saloon daraus machten.“

      „Es könnte schlimmer sein“, sagte ich. „Ich hätte zum Beispiel auch einen Puff daraus machen können“, fügte ich grob hinzu: „Nun, vielleicht werde ich das noch tun.“ Sie sah mich ein paar Sekunden lang sehr aufmerksam an, dann huschte ein leichtes, wissendes Lächeln um ihren Mund.

      „Glauben Sie denn, daß es dann etwas anderes als früher sein würde?“ fragte sie.

      „Das kann ich nicht wissen“, antwortete ich.

      „Na, wenn Sie glauben, das Haus herabgewürdigt zu haben, weil Sie einen Saloon daraus gemacht haben, dann haben Sie nur Ihre Zeit verschwendet. Haben Sie überhaupt eine Ahnung, was in diesen großen Häusern so alles vor sich geht? Eine Menge Leute würden schockiert sein, wenn sie es wüßten!“

      „Ach, zum Teufel damit!“ sagte ich. „Wahrscheinlich geschieht auf dieser Welt in jedem Haus irgend etwas, das nicht den Gesetzen der Gesellschaft entspricht.“

      „Sie sind verbittert wegen der Nelsons, nicht wahr? Sie glauben, daß Ihr Vater von ihnen ausgebeutet wurde. Aber was hätten Sie denn getan, wenn Ihnen die Fabrik gehört hätte?“

      „Das sind doch reine Vermutungen.“

      „Ich habe Ihnen ja schon gesagt, daß Sie nicht zurückblikken sollten“, sagte sie.

      „Wenn Sie die Wahrheit hören wollen … mein Alter ist nicht an einer Sache gestorben, die sich in der Fabrik ereignet hat. Er und ein Freund sind in die Everglades gegangen. Auf Entenjagd. Es war ein kalter, regnerischer Tag. Es hat höllisch gestürmt. Mein Alter holte sich eine Lungenentzündung und ist daran gestorben. Sein Freund hat’s überlebt. Mich ärgert nur, daß Dad nie so richtig gelebt hat. Ich meine, wirklich gelebt.“

      „Wahrscheinlich war er mit seinem Leben zufriedener, als Sie glauben. Viele Leute damals haben ein vollkommen glückliches Leben geführt, auch wenn es uns heute hart scheinen will. Was ich nicht verstehen kann, ist all Ihr Haß. Warum? Warum einem schönen, alten Herrenhaus ein solches Ende bereiten? Es gibt doch weiß Gott genügend andere Lokalitäten für so was wie das hier.“

      Ich begriff plötzlich, daß mich diese Unterhaltung nirgendwohin brachte. Deshalb lächelte ich gewinnend und fragte: „Darf ich Ihnen etwas von der Bar holen?“

      „Scotch mit Soda, bitte“, sagte Nitra. „Und für Luanne auch.“

      Mir fiel ein, daß sie mir bisher ihre Begleiterin nicht vorgestellt hatte. Sie mußte wohl auch daran gedacht haben, denn sie sagte: „Oh, entschuldigen Sie! Aber ich war zu sehr mit Geschichte beschäftigt. Luanne, das ist Cory Barnett. Luanne Dorton, Cory. Ich darf Sie doch einfach Cory nennen, nicht wahr, Mr. Barnett?“

      „Ich tu’s regelmäßig“, sagte ich lächelnd. „Freut mich sehr“, wandte ich mich an Luanne. Ich nickte ihr zu. Dabei dachte ich, daß ich — falls ich überhaupt noch einen Funken Verstand hatte — Luanne Dorton ein bißchen mehr Beachtung schenken sollte. Sie war eine Brünette, und ich hatte schon immer eine Schwäche für Dunkelhaarige. Natürlich liebte ich auch Blondinen. Und alles, was sich dazwischen befand. Um ganz genau zu sein … ich lehne kaum irgendeine Frau ab. Aber solange Nitra West anwesend war, fiel es mir verdammt schwer, Luanne irgendwelche Aufmerksamkeit zu widmen.

      Ich winkte einen der Kellner heran und gab unsere Bestellung auf. Während wir auf die Drinks


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