Doktor Dolittles Zirkus. Hugh Lofting

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Doktor Dolittles Zirkus - Hugh Lofting


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hinauf und sprechen Sie mit ihm.“

      Der Doktor kletterte also an einer Ecke auf die Bühne und wurde plötzlich sehr verwirrt, als er sich einer so großen Ansammlung von Menschen gegenübersah. Aber trotzdem nahm er seinen Mut zusammen, tippte dem schreienden Schaubudenbesitzer auf den Arm und sagte:

      „Entschuldigen Sie, bitte.“

      Herr Blossom hörte mit seinem Gebrüll über,den größten Zirkus der Welt‘ auf und starrte auf den kleinen dicken Mann hinunter, der plötzlich neben ihm erschienen war.

      Der Doktor räusperte sich, worauf Ruhe eintrat und das Publikum zu kichern anfing.

      Wie die meisten Zirkusleute, war Blossom nie um Worte verlegen und er versäumte selten eine Gelegenheit, sich auf Kosten eines Andern lustig zu machen. Während Johann Dolittle sich noch immer besann, womit er beginnen sollte, hatte sich der Direktor schon wieder der Menge zugewandt. Er wies auf den Doktor und rief:

      „Dies, meine Damen und Herren, ist der bekannte Original-Humpty-Dumpty. Bezahlen Sie Ihr Billett und kommen Sie herein, um ihn von der Mauer fallen zu sehen!“

      Die Menge bog sich vor Lachen, und der arme Doktor wurde verlegener als je.

      „Sprechen Sie mit ihm, Doktor, sprechen Sie mit ihm!“ rief der Katzenfuttermann von unten herauf.

      Und als das Gelächter sich gelegt hatte, machte der Doktor einen neuen Versuch. Er hatte gerade seinen Mund geöffnet, als ein scharfer Schrei aus der Mitte der Menge erscholl — „Johann!“ rief es, der Doktor drehte sich um und schaute über die Köpfe der Menge hinweg, um zu sehen, wer ihn bei seinem Namen gerufen hätte. Am Rand des Gedränges sah er eine Frau, die ihm heftig mit ihrem grünen Sonnenschirm zuwinkte.

      „Wer is das?“ fragte der Katzenfuttermann.

      „Der Himmel bewahre uns!“ rief der Doktor und kletterte beschämt von der Tribüne herab. „Was machen wir jetzt, Matthäus? — es ist Sarah!“

      DER VERTRAG

      „Guten Tag, Sarah“, sagte Johann Dolittle, als er sich endlich zu ihr durchgewunden hatte. „Wie gut und rund du aussiehst!“

      „Aber ganz und gar nicht, Johann“, antwortete Sarah streng. „Bitte, sei so freundlich und teile mir mit, was du dir dabei denkst, dich wie ein Clown auf dieser Bühne herumzutreiben? Genügt es dir nicht, die beste Praxis der westlichen Provinzen wegen weißer Mäuse, Frösche und dergleichen wegzuwerfen? Besitzest du denn gar keinen Stolz? Was hast du dort oben zu suchen?“

      „Ich will zum Zirkus gehen“, sagte der Doktor.

      Sarah schnappte nach Luft und führte ihre Hand zur Stirn, als ob sie in Ohnmacht fallen wollte. Da trat ein langer, magerer, wie ein Pfarrer gekleideter Mann hervor, der neben ihr gestanden hatte, und nahm ihren Arm.

      „Was ist denn geschehen, meine Liebe?“ fragte er.

      „Lancelot“, antwortete Sarah schwach, „dies ist mein Bruder Johann Dolittle. Johann, dies ist Seine Hochwürden Lancelot Dingle, Rektor von Grimbledon, mein Gatte. Johann, du kannst dich nie anständig benehmen. Zum Zirkus gehen, wie abscheulich! Du scherzest wohl — und wer ist dieser Mensch da?“ fügte sie hinzu, als Matthäus Mugg herbeigeschlurft kam und sich der Gesellschaft anschloß.

      „Das ist Matthäus Mugg“, antwortete der Doktor. „Du erinnerst dich doch noch an ihn, nicht wahr?“

      „Pfui! Der Rattenfänger!“ sagte Sarah und schloß vor Entsetzen die Augen.

      „Aber durchaus nicht, er ist Fleischverkäufer“, sagte der Doktor. „Herr Mugg, Hochwürden Lancelot Dingle.“ Und der Doktor stellte seinen zerlumpten, schmierigen Freund vor, als sei er der König in Person. „Herr Mugg ist mein bester Patient“, fügte er noch hinzu.

      „Aber Johann, höre“, rief Sarah, „wenn du diesen verrückten Beruf ergreifst, versprich mir, daß du es unter einem anderen Namen tun wirst. Denk doch nur, wie es uns schaden würde, wenn man hört, des Rektors Schwager ist ein gewöhnlicher Schaubudenmann!“

      Der Doktor dachte einen Augenblick nach und versprach Sarah lächelnd, unter einem andern Namen aufzutreten. Wenn ihn aber trotzdem jemand erkennen würde, könnte er nichts dafür.

      Nachdem sie sich von Sarah verabschiedet hatten, gingen der Doktor und Matthäus wieder zu dem Zirkusdirektor, der jetzt am Eingang saß und in aller Ruhe sein Geld zählte.

      Johann Dolittle beschrieb das Stoßmich-Ziehdich und sagte, er wolle sich mit diesem wunderbaren Tier dem Zirkus anschließen. Alexander Blossoms Bitte, ihm das Tier hier vorzuführen, schlug der Doktor ab. Er meinte, es wäre einfacher und besser, wenn der Direktor nach Puddleby käme, um es sich dort in seiner eigenen Behausung anzusehen.

      Blossom willigte ein, und so machten sich der Doktor und Matthäus, sehr zufrieden mit ihrem Erfolg, wieder auf den Heimweg.

      „Wenn Sie mit Blossoms Zirkus herumziehen“, bat Matthäus, als sie, ihre Sardinenschnitten kauend, die Landstraße hinuntertrotteten, „müssen Sie mir bitte mitnehmen, Doktor. Ich kann mir dort sehr nützlich machen, die ganze Gesellschaft versorgen, füttern, säubern und so weiter.“

      „Sie sind mir sehr willkommen, Matthäus“, sagte der Doktor. „Aber was wird aus Ihrem eignen Geschäft?“

      „Ach das“, sagte Matthäus und biß gereizt in ein neues Brot. „Darin steckt doch kein Geld nich. Außerdem ist es eine zu zahme Angelegenheit, Fleischstücke auf Holzstäbchen an überfütterte Pudel zu verabreichen. Darin steckt kein, wie heißt es doch?“ (und er schwenkte sein Brot zum Himmel empor) — „darin steckt kein Abenteuer nich. Ich habe eine abenteuerliche Ader — eine direkt leichtsinnige — seit je her, schon von der Wiege an. Zirkusleben! Ja, das ist das Wahre für einen echten Mann!“

      „Aber was wird aus Ihrer Frau?“ fragte der Doktor.

      „Theodosia? Ach, die kommt mit. Die hat auch so eine abenteuerliche Ader. Sie kann Kleider flicken und andre Arbeiten machen.“

      Am späten Abend, als der Grimbledoner Jahrmarkt schon geschlossen war, besuchte Direktor Blossom den Doktor in Puddleby. Nachdem man ihm beim Schein einer Laterne das Stoßmich-Ziehdich gezeigt hatte, das grade auf dem Rasenplatz graste, kehrte er mit dem Doktor in die Bibliothek zurück und fragte ihn, wieviel er für das Tier haben wolle.

      „Nichts“, sagte der Doktor, „ich verkaufe es nicht.“

      „Ach Unsinn“, antwortete der Direktor, „Sie können ja gar nichts damit anfangen, jeder Mensch sieht, daß Sie kein richtiger Schaubudenbesitzer sind. Ich zahle Ihnen vierhundert Schillinge dafür.“

      „Nein“, sagte der Doktor.

      „Sechshundert“, rief Blossom.

      Der Doktor schlug auch dieses Angebot ab.

      „Achthundert — tausend“, steigerte der Direktor sich und ging höher und immer höher hinauf, schließlich bot er ihm einen Preis, der des Katzenfuttermanns Augen vor Erstaunen größer und größer werden ließ.

      „Es hat keinen Zweck“, sagte Johann Dolittle endlich. „Entweder müssen Sie das Tier und mich in Ihren Zirkus hereinnehmen oder das Tier dort lassen, wo es sich befindet. Ich habe versprochen, selbst darauf zu achten, daß es ordentlich behandelt wird.“

      „Was wollen Sie damit sagen?“ fragte der Schaubudenbesitzer, „wem haben Sie das versprochen? Gehört es Ihnen denn nicht?“

      „Es gehört sich selbst“, antwortete der Doktor. „Es ist aus Gefälligkeit gegen mich mitgekommen. Dem Stoßmich-Ziehdich selbst habe ich es versprochen.“

      „Was, sind Sie verrückt?“ rief der Schaubudenmann.

      Matthäus Mugg wollte schon Blossom auseinandersetzen, daß der Doktor die Tiersprache spräche, als Johann Dolittle ihm einen Wink gab, den Mund zu halten.

      „Sie müssen also entweder mich und das Tier nehmen, oder


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