Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


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das Luk auf die Kuhl.

      „Das Zeug stinkt und ist auch noch schwer dazu“, fluchte Coughlan, packte den dreckverschmierten Ballaststein und stieß ihn mit beiden Armen so weit wie möglich nach Steuerbord durch die Dunkelheit. Mit lautem Klatschen verschwand er im Wasser.

      „Der nächste! Hier!“

      Aus der Bilge wanderten die unterschiedlichsten großen Steine in quälender Langsamkeit von Mann zu Mann, bis sie von Coughlan und Lefray gepackt und außenbords geschleudert wurden. Obwohl die Männer auf engstem Raum so schnell wie möglich arbeiteten, dauerte es viel zu lange, bis eine solch große Menge der kantigen Steinbrocken ihren Weg durch das Schiff nehmen konnte.

      Das Beiboot war aus den Bootsklampen gehoben und am Geschirr festgelascht worden. Die Kettenstander hingen frei und klirrten, wenn die schuftenden Männer daranstießen.

      „Das hilft auch nichts“, sagte der Kapitän, nachdem er statt Lefray die letzten fünf Ballaststeine außenbords gewuchtet hatte. Eine Fackel in seiner Nähe wurde aus einer Falte des Segels heraus von einem Wasserstrahl getroffen und ausgelöscht.

      „Doch. Die ‚Ghost‘ wird leichter, Francis“, keuchte Lefray und hängte sich schwer an das Tau, mit dem sie das Beiboot hochhievten und an der Rah herumschwangen. „Ich spür’s schon. Irgendwie bewegt sich der Kahn.“

      Das Beiboot schwebte quer über die Hälfte des Decks, hing über dem Schanzkleid und wurde langsam zum Wasser abgefiert. Am Bugende des Schanzkleides wurde die Jakobsleiter ausgebracht.

      Der Kapitän schrie David Lean an, der an Deck taumelte und einen Stein haarscharf neben dem Dollbord des Bootes vorbei ins schwarze Wasser schleuderte.

      „Aufpassen, Kerl! Oder willst du das Boot auch noch zertrümmern?“

      „Nein, Kapitän.“

      Klatschend fiel das Beiboot in die Wellen. Tatsächlich begann sich die Karavelle zu bewegen. Aber sie kam nicht frei, nur die Geräusche aus dem Inneren wurden lauter und gingen den Kerlen durch Mark und Bein.

      Der Bug hob sich um wenige Handbreiten, als Michael, einen armdicken Tampen in den Gürtel geknotet, zwischen den Wanten aufenterte und sich in der Dunkelheit zurechtzufinden versuchte.

      „Wieviel Ballast ist noch im Schiff?“ schrie Ruthland einige Minuten später. „Haben wir eigentlich Wasser in der Bilge?“

      Es dauerte eine Weile, bis die Frage nach unten weitergegeben worden war und die Antwort wieder, von einem zum anderen, der Kapitän auf der Kuhl erreichte.

      „Knapp zwei Handbreiten, Kapitän.“

      Ruthland lief rot an, aber das war in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Seine Stimme drückte seine Wut und Enttäuschung viel deutlicher aus.

      „Dann lenzt gefälligst, mit der Pumpe natürlich.“

      „Sofort, Kapitän“, erwiderte Lefray.

      Etwa ein Drittel des Steinballasts war mittlerweile außenbords gegangen. Michael sprang aus den Wanten an Deck und zog prüfend am Tau. Er packte das schwere Bündel und hievte es auf das Schanzkleid. Dann kippte er es in das Beiboot hinunter. Das Taubündel rollte sich auf und krachte schwer zwischen die Duchten.

      Im selben Moment fing die Lenzpumpe zu arbeiten an. Der dünne Strahl plätscherte irgendwo ins Wasser. Man sah ihn nicht, aber es stank durchdringend nach dem fauligen Unrat, der sich während so vieler Monate im tiefsten Raum des Schiffes angesammelt hatte. Das Regenwasser, Sickerwasser und Schwitzwasser hatten sich zu einer üblen Brühe vermischt. Wieder hob sich das Deck um einen Zoll.

      „Wir haben es vermutlich bald geschafft“, sagte Lefray und packte die Unterarme seiner beiden Kameraden. „Los. Abentern. Ich gebe euch die Riemen hinunter. Dann belegt ihr den Tampen und pullt. Halt. Nicht nur ihr beiden.“

      „Schon verstanden. Wir kippen die ‚Ghost‘ einfach um. Dann kommt sie schon frei.“

      „Jedenfalls haben wir uns das so und nicht anders gedacht.“

      Sie hatten alle, Mann für Mann, den Eindruck, sich in einem Wettrennen gegen die Zeit zu befinden, gegen den tiefsten Stand des Wassers, bevor die Flut wieder einsetzte und vielleicht das aufgebrummte Schiff anhob. Es war zweifellos leichter geworden und lag mehr auf der Steuerbordseite als vor Stunden, aber der Kiel hing noch immer fest.

      Vermutlich hatte er sich in eine Art Rille oder zwischen gegabelte Klippen geschoben. Die Längsachse der „Ghost“ hatte sich nicht nach Steuerbord oder Backbord bewegt. Acht Männer waren ins Beiboot geklettert und hatten eine qualmende, blakende Fackel bei sich.

      „Habt ihr das Ende belegt?“ rief Ruthland in die Richtung des Beibootes. Je vier Männer hatten die Riemen gepackt und schoben sie durch die Rundsein.

      „Ende ist belegt.“

      David Lean hatte geantwortet. Als die Bootsgasten die Riemen durchholten, hörte das Plätschern des Wassers aus der Lenzpumpe auf. Die Bilge schien gelenzt zu sein. Aber auch im Beiboot hörten die Männer das Knarren und Krachen, mit dem das Holz des Kiels und des Loskiels am Fels unter dem Schiff arbeitete.

      „Dann pullt! So stark wie es geht!“ rief Ruthland. „Und die anderen alle an Steuerbord.“

      Die Besatzung versammelte sich entlang des Schanzkleides von der Back bis zum Achterdeck an der Steuerbordseite der Karavelle. Sie beugten sich weit über das Schanzkleid, schauten zu den Bootsgasten hinunter und verfolgten mit, wie sich das durchhängende Tau straffte, aus dem Wasser auftauchte und den Knoten festzog. Als die Ruderer den ersten Widerstand spürten, fingen sie im Takt wie die Sklaven zu pullen an. Die Blätter der langen Riemen erzeugten weißen Schaum, der fahl durch die Dunkelheit leuchtete.

      „Mehr! Es rührt sich!“ rief jemand von Bord.

      Der Mast federte, als Zug auf das Tau kam. Alle Planken und Verbände schienen gleichzeitig zu knarren. Aber der Mast neigte sich tatsächlich um eine Handbreite, das Deck zitterte und bewegte sich nach Steuerbord. Noch mehr Regenwasser lief über die Decksplanken, sammelte sich im Winkel und lief durch die Speigatten ab.

      Gleichmäßig, seit Stunden unverändert fiel der Monsunregen.

      „Noch mehr!“ schrie Ruthland. Seine Stimme klang heiser. Er schwitzte vor Aufregung.

      Die Bootsgasten legten sich in die Riemen. Die Zugtrosse war so straff gespannt, daß das Wasser an ihr entlang ins Bootsheck rann. Wieder bewegte sich der Mast, wieder kippte die Karavelle mehr nach Steuerbord. Lefray winkte einem halben Dutzend seiner Männer und eilte auf die Back.

      „An die Ankerwinsch!“ rief er. „Vielleicht können wir die ‚Ghost‘ freiziehen.“

      Die Ankertrosse wurde gelöst, ein paar Schläge wickelten sich auf die Trommel der Winsch. Die Männer steckten die Spaken ein und stampften im Kreis über die Planken. Auf der Trosse stand nur wenig Kraft.

      Während sich die Karavelle noch mehr nach Steuerbord legte und das Regenwasser durch die Luken sowie durch die Löcher der Grätings rann, bewegte sich das Schiff Stück um Stück vorwärts. Aus dem Inneren ertönten unbeschreibliche Geräusche. Es war, als breche das Schiff in mehrere Teile auseinander.

      „Wir schaffen es!“ brüllten die Kerle.

      Die klatschenden Riemen, das Knarren aus allen Winkeln des Schiffes, das Knirschen der Winsch und das Rauschen des Regens verbanden sich mit dem Geschrei der Männer zu einem ohrenbetäubenden Lärm. Drei oder vier Fuß weit war die Karavelle nach vorn bewegt worden.

      Plötzlich ertönte ein lautes Krachen.

      „Die Planken!“ schrie Ruthland.

      Die Karavelle holte weit nach Steuerbord über. Gleichzeitig schien sie einen Sprung nach vorn auszuführen. Die Seeleute wurden durcheinandergewirbelt, einige verloren den Halt und schlitterten über die Planken. Das Krachen verstummte, nur das Knurren der Riemen war noch zu hören. Die Karavelle glitt abermals um ein paar Fuß in Richtung des Ankers und schwamm frei.

      „Belege


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