Vier Bücher über das Symbolum an die Katechumenen. Augustinus von Hippo

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Vier Bücher über das Symbolum an die Katechumenen - Augustinus von Hippo


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gesehen.“ Warum heißt es: „Ihr habt von der Geduld des Job gehört und das Ende des Herrn selbst gesehen?“ Wenn du deinen Mund öffnetest, um Doppeltes zu sagen, so würdest du damit sagen:33 Gott Dank! Ich will aushalten, ich empfange Doppeltes wie Job: die Geduld des Job und das Ende des Herrn. Wir kennen die Geduld des Job und kennen das Ende des Herrn. Welches Ende des Herrn? „Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“34 Das sind die Worte des am Kreuze hängenden Herrn. Er hat ihn bezüglich des gegenwärtigen Glückes verlassen, aber er verließ ihn nicht in Hinsicht auf die ewige Unsterblichkeit. Das ist das Ende des Herrn! Die Juden halten ihn fest, die Juden verhöhnen ihn, die Juden binden ihn, sie krönen ihn mit Dornen und entehren ihn durch den Auswurf ihres Mundes, sie geisseln ihn und bedecken ihn mit Schmach, sie hängen ihn am Kreuze auf und durchbohren ihn mit einer Lanze, und zuletzt begraben sie ihn, als wäre er verloren. Aber für wen ist er verloren? Für sie, die ihn verhöhnten. Deßhalb habe Geduld, damit du auferstehest und nicht sterbest d. h. niemals sterbest wie Christus.35 Denn so lesen wir:36 „Da Christus auferstand ist von den Todten, stirbt er nicht mehr.“

       4. Christus ist im Himmel in der Seligkeit des ewigen Lebens; von dort kommt er, um die noch Lebenden und die Gestorbenen oder auch um die Guten und Bösen zu richten.

      Er stieg auf zum Himmel. Glaubet es! Er sitzt zur Rechten des Vaters, Glaubet es! Unter „Sitzen“ verstehet „Wohnen“, wie wir von jedem Menschen sagen: Er sitzt schon drei Jahre in seiner Vaterstadt. Auch die Schrift sagt, daß Einer so lange in seiner Vaterstadt gegessen sei. Ist er denn immer gesessen und nie aufgestanden? Daher heissen die Wohnungen der Menschen Wohn-“Sitze“. Sitzt man denn immer, wo es Wohnsitze gibt? Man steht doch auch auf, geht einher, legt sich nieder, und doch sagt man „Sitze“. So glaubet auch, daß Christus zur Rechten des Vaters wohne! Dort ist er! Euer Herz sage nicht: Was thut er? fraget nicht nach Demjenigen, was man nicht finden kann; er ist dort, und das genügt euch! Er ist selig, und von der Seligkeit, welche die Rechte des Vaters heißt, kommt der Name der Seligkeit selbst — die Rechte des Vaters! Denn wenn wir die Worte: „Er sitzet zur Rechten des Vaters“ fleischlich auffassen, so sitzt der Vater zur Linken. Ist es aber Recht, sich Vater und Sohn so vorzustellen, daß der Sohn zur Rechten und der Vater zur Linken ist? Dort gibt es nur eine Rechte (keine Linken weil es dort kein Elend gibt.37

      Von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Todten. Die Lebendigen sind Jene, die noch am Leben sein werden, die Todten, die schon vorausgegangen sind. Man kann jedoch unter den Lebendigen auch die Gerechten und unter den Todten die Ungerechten verstehen. Denn er richtet Beide und vergilt einem Jeden das Seinige. Den Gerechten wird er beim Gerichte sagen:38 „Kommet, ihr Gesegneten meines Vaters, und empfanget das Reich, das euch von Anbeginn der Welt bereitet ist.“ Auf dieses bereitet euch vor, dieses hoffet, deßhalb lebet, deßhalb glaubet und deßhalb laßt euch taufen, damit man euch sagen kann: „Kommet, ihr Gesegneten meines Vaters, und empfanget das Reich, das euch von Anbeginn bereitet ist.“ Was wird er Jenen zur Linken sagen? „Gehet in’s ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist!“39 So werden von Christus die Lebendigen und die Todten gerichtet werden. Ich habe von der ersten zeitlosen Geburt Christi gesprochen, ich habe dann die zweite Geburt in der Fülle der Zeiten aus Maria der Jungfrau erwähnt und vom Leiden und dem Gerichte Christi geredet. Damit ist Alles gesagt, was von Christus, dem einzigen Sohne Gottes, unserm Herrn zu sagen ist. Aber die Dreiheit ist noch nicht vollständig!

       5. Auch der hl. Geist ist Gott; denn Gott hat ihm unsere Leiber zum Tempel erbaut.

      Es folgt im Symbolum: „Und an den heiligen Geist.“ Jene Dreiheit ist ein Gott, eine Natur, eine Substanz, eine Macht, die höchste Gleichheit, keine Theilung, keine Verschiedenheit, die ewige Liebe. Wollt ihr kennen lernen, daß der hl. Geist Gott ist? Laßt euch taufen, und ihr werdet sein Tempel sein. Der Apostel sagt:40 „Wisset ihr nicht, daß euere Leiber ein Tempel des hl. Geistes sind, der in euch ist, den ihr von Gott habt?“ Einen Tempel hat nur Gott. Denn auch der König und Prophet Salomon erhielt den Befehl, Gott einen Tempel zu bauen.41 Hatte ihn nicht Gott verdammt, wenn er der Sonne, dem Monde, einem Sterne oder einem Engel einen Tempel erbaut hätte? Weil er also Gott einen Tempel erbaute, so zeigte er sich als Verehrer Gottes. Und woraus erbaute er ihn? Aus Holz und Steinen, weil Gott durch seinen Knecht sich auf Erden ein Haus bauen ließ, um dort angebetet und gefeiert zu werden.42 Daher sagt der hl. Stephanus:43 „Salomon erbaute ihm ein Haus, aber der Höchste wohnt nicht in Tempeln von Menschenhänden erbaut.“ Wenn also unsere Leiber ein Tempel des hl. Geistes sind, so fragt es sich, wie beschaffen der Gott ist, welcher dem hl. Geiste einen Tempel gebaut hat. Aber es ist Gott. Denn wenn unsere Leiber ein Tempel des hl. Geistes sind, so hat Derjenige dem hl. Geiste einen Tempel gebaut, der auch unsere Leiber gemacht hat. Beachtet die Worte des Apostels:44 „Gott hat den Leib so eingerichtet, daß er Demjenigen mehr Ehre beilegte, dem es daran gebrach.“ Das sagte er bei der Besprechung der verschiedenen Glieder, daß im Leibe keine Spaltungen unter ihnen seien. Gott hat unsern Leib erschaffen. Gott erschuf das Gras. Wie beweisen wir, daß Gott das Gras erschafft? Der es kleidet, der schafft es! Lies das Evangelium; denn es sagt:45 „Wenn also Gott das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet:“ also erschafft es Jener, der es kleidet. Und der Apostel sagt:46 „Du Thor, was du säest, wird nicht belebt, es sterbe denn zuvor. Und was du säest, nicht der Körper ist es, der werden soll, was du säest, sondern ein bloßes Korn, nämlich etwa des Weizens oder eines anderer Art. Gott aber gibt ihm einen Körper nach seinem Wohlgefallen und einem jeglichen Samen seinen eigenen Körper.“ Wenn also Gott unsere Leiber erbaut, wenn Gott unsere Glieder erbaut und unsere Leiber ein Tempel des hl. Geistes sind, so zweifelt nicht, daß der hl. Geist Gott sei. Rechnet ihn aber nicht als einen dritten Gott hinzu, weil der Vater, der Sohn und der hl. Geist nur ein Gott sind. Also glaubet.

       6. Die Kirche ist der Tempel Gottes, siegreich im Kampfe gegen die Häresien.

      Nach der Empfehlung der hl. Dreieinigkeit folgt: „Eine heilige Kirche.“ Ich habe euch Gott und seinen Tempel gezeigt; denn „der Tempel Gottes,“ sagt der Apostel, „ist heilig, und der seid ihr.“47 Die Kirche selbst ist die heilige Kirche, die einige Kirche, die wahre Kirche, die katholische Kirche, im Kampfe gegen alle Häresieen. Sie kann kämpfen, kann jedoch nicht niedergekämpft werden. Alle Häresieen sind von ihr ausgegangen, wie nutzlose Wasserschößlinge vom Weinstocke abgeschnitten;48 sie selbst aber bleibt an ihrer Wurzel, an ihrem Weinstocke und in ihrer Liebe. „Die Pforten der Hölle werden sie nicht besiegen.“49

       7. Durch die Taufe werden alle, auch die größten Sünden nachgelassen. Nach der Taufe soll man sich vor Sünden hüten; denn es werden zwar läßliche durch das Gebet, aber schwere nur auf dem Wege der öffentlichen Kirchenbuße nachgelassen.

      „Nachlassung der Sünden.“ Ihr habt das Symbolum in vollkommener Weise in euch, wenn ihr getauft werdet.50 Niemand sage: Ich habe Jenes gethan, vielleicht wird mir nicht vergeben! Was du auch gethan hast, wie groß es sei, und wenn du etwas Außerordentliches, etwas Schweres und Schauervolles gethan hast, an das du nur mit Schauder denken kannst, so hast du trotz alledem nicht Christus getödtet. Etwas Schlechteres als jene Frevelthat gibt es nicht, weil es auch nichts Besseres gibt als Christus. Welch furchtbare That ist es, Christus zu tödten? Gleichwohl tödteten ihn die Juden; später glaubten viele an ihn und tranken sein Blut: es wurde ihnen die begangene Sünde nachgelassen. Wenn ihr getauft seid, so führet nach Norm der göttlichen Gebote ein gutes Leben, um die Taufgnade bis an’s Ende zu bewahren. Ich sage euch nicht, daß ihr hienieden ohne Sünde leben könnet; aber jene Sünden, von welchen dieses Leben nicht frei sein kann, sind läßliche. Die Taufe ist wegen aller Sünden eingeführt worden, das Gebet aber wegen der leichten, für uns unvermeidlichen Sünden. Was sagt das Gebet? „Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“51 Einmal werden wir abgewaschen durch die Taufe; täglich werden wir gereinigt durch das Gebet. Aber begehet ja Nichts, weßhalb ihr vom Leibe Christi getrennt werden müßtet. Das sei ferne von euch. Jene,


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