Gesammelte Werke von Charles Darwin (Mit Illustrationen). Чарльз Дарвин
Читать онлайн книгу.target="_blank" rel="nofollow" href="#ulink_b054af53-384d-5627-acb1-6e790c396bae">421 Mr. Catlin giebt an (North American Indians, 3. edit. 1842. Vol. I, p.49), daß in dem ganzen Stamme der Mandan-Indianer ungefähr eines unter je zehn oder zwölf Individuen aller Altersstufen und beider Geschlechter helle silbergraue Haare habe, was erblich sei. Dies Haar ist nun so grob und barsch, wie die Mähne eines Pferdes, während die Haare anderer Farben weich und dünn sind.
422 Über den Geruch der Haut s. Godron, De l'Espèce. Tom. II, p. 217. Über die Poren der Haut s. Dr. Wilckens, Die Aufgaben der landwirthschaftlichen Zootechnik. 1869, p. 7.
Anmerkung über die Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten im Bau und in der Entwicklung des Gehirns bei dem Menschen und den Affen.
Von Professor Huxley (1874).
Der Streit über die Natur und die Größe der Verschiedenheiten im Baue des Gehirns beim Menschen und bei den Affen, welcher vor ungefähr fünfzehn Jahren entstand, ist noch nicht zu Ende, wenn schon jetzt etwas ganz Verschiedenes der hauptsächlichste Gegenstand des Streites ist, verglichen mit dem was er früher war. Ursprünglich wurde behauptet und mit eigenthümlicher Zähigkeit immer wieder behauptet, daß das Gehirn aller Affen, selbst der höchsten, von dem des Menschen in dem Fehlen solcher auffallender Gebilde abwiche, wie der hinteren Lappen der Großhirnhemisphären mit dem hinteren Horn der Seitenventrikel und des in diesen Seitenventrikeln enthaltenen Hippocampus minor, welches alles beim Menschen so augenfällig ist.
Indessen, der wahre Sachverhalt, daß die drei in Frage stehenden Gebilde im Gehirn der Affen ebensogut entwickelt sind wie im menschlichen Gehirn, oder selbst noch besser, und daß es für alle Primaten (wenn wir die Lemuren davon ausschließen) charakteristisch ist, diese Theile gehörig entwickelt zu haben, ruht jetzt auf einer so sicheren Basis wie irgend ein Satz in der vergleichenden Anatomie. Überdies wird von einem Jeden aus der langen Reihe von Anatomen, welche in den letzten Jahren der Anordnung der complicierten Furchen und Windungen, die auf der Oberfläche der Großhirnhemisphären bei dem Menschen und den höheren Affen erscheinen, specielle Aufmerksamkeit gewidmet haben, zugegeben, daß sie bei jenem nach einem und demselben Plane angeordnet sind, wie bei diesen. Jede Hauptwindung und jede Hauptfurche eines Schimpansengehirns ist in dem Gehirn eines Menschen deutlich vertreten, so daß die für den einen Fall angewandte Terminologie auch auf den anderen paßt. Über diesen Punkt besteht keine Verschiedenheit der Meinungen. Vor einigen Jahren veröffentlichte Professor Bischoff eine Abhandlung423 über die Großhirnwindungen beim Menschen und bei Affen; und da es sicherlich nicht die Absicht meines gelehrten Herrn Collegen war, die Bedeutung der Verschiedenheiten zwischen Affen und Menschen in diesem Punkte zu mindern, so führe ich gern eine Stelle aus seiner Abhandlung an.
»Daß die Affen und namentlich Orang, Chimpanse und Gorilla dem Menschen in ihrer ganzen Organisation sehr nahe stehen, viel näher als irgend ein anderes Thier, ist eine alt bekannte, von Niemand bezweifelte Thatsache. Von dem Gesichtspunkt der Organisation allein aufgefaßt, würde wohl Niemand jemals der Ansicht Linne's entgegengetreten sein, den Menschen nur als eine besondere Art an die Spitze der Säugethiere und jener Affen zu stellen. Beide zeigen in allen ihren Organen eine so nahe Verwandtschaft, daß es ja der genauesten anatomischen Untersuchung bedarf, um die dennoch vorhandenen Unterschiede nachzuweisen. So steht es auch mit den Gehirnen. Die Gehirne des Menschen, Orang, Chimpanse, Gorilla stehen sich trotz aller vorhandenen wichtigen Verschiedenheiten doch sehr nahe« (a. a. O p. 491, Sep.-Abdr. S. 101).
Es besteht daher kein Streit mehr in Bezug auf die Ähnlichkeit in fundamentalen Charakteren zwischen dem Gehirne der Affen und des Menschen, ebensowenig in Bezug auf die wunderbar große Ähnlichkeit zwischen Schimpanse, Orang und Menschen, selbst in den Einzelnheiten der Anordnung der Windungen und Furchen der Großhirnhemisphären. Wenn wir uns zu den Verschiedenheiten zwischen dem Gehirn der höchsten Affen und des Menschen wenden, so besteht auch keine ernstliche Streitfrage in Bezug auf die Natur und Größe dieser Verschiedenheiten. Es wird zugegeben, daß die Großhirnhemisphären des Menschen absolut und relativ größer sind als die des Orang und Schimpanse, daß seine Stirnlappen weniger durch das Vorspringen des Augenhöhlendaches nach oben ausgehöhlt sind, daß seine Windungen und Furchen, der Regel nach, weniger symmetrisch angeordnet sind und eine größere Zahl secundärer Faltungen darbieten. Es wird ferner zugegeben, daß der Regel nach beim Menschen die Temporo-Occipitalfurche oder »äußere senkrechte« Spalte, welche gewöhnlich ein so scharf ausgeprägtes Merkmal des Affengehirns ist, nur schwach angedeutet ist. Es ist aber auch ganz klar, daß keine dieser Verschiedenheiten eine scharfe Trennung zwischen den Gehirnen der Affen und dem des Menschen bedingt. In Bezug auf die äußere senkrechte Spalte Gratiolet's im menschlichen Gehirn sagt z. B. Prof. Turner:424
»In manchen Gehirnen erscheint sie einfach als ein Einschnitt des Hemisphärenrandes, in anderen dagegen erstreckt sie sich eine Strecke weit mehr oder weniger quer nach außen. Ich habe sie an der rechten Hemisphäre eines weiblichen Gehirnes mehr als zwei Zoll nach außen gehen sehen, und in einem anderen Präparate, auch eine rechte Hemisphäre, ging sie vier Zehntel Zoll nach außen und erstreckte sich dann abwärts entlang dem unteren Rande der äußeren Oberfläche der Hemisphäre. Die unbestimmte Abgrenzung dieser Spalte in der Mehrzahl der menschlichen Gehirne, verglichen mit ihrer merkwürdigen Deutlichkeit im Gehirn der meisten Quadrumanen, ist eine Folge der Anwesenheit gewisser oberflächlicher, scharf ausgesprochener, secundärer Windungen beim Menschen, welche die Spalte überbrücken und den Parietallappen mit dem Occipitallappen verbinden. Je dichter die erste dieser überbrückenden Windungen an dem Längsspalt liegt, desto kürzer ist die äußere parieto-occipitale Spalte« (a. a. O p. 12).
Die Obliteration der äußeren senkrechten Spalte Gratiolet's ist daher kein constantes Merkmal des menschlichen Gehirns. Andererseits ist aber auch ihre volle Entwicklung kein constantes Merkmal des Gehirns der höheren Affen. Denn beim Schimpanse ist die mehr oder weniger ausgedehnte Obliteration der äußeren perpendiculären Furche durch »Übergangswindungen« auf der einen oder der anderen Seite wiederholt bemerkt worden von Professor Rolleston, Mr. Marshall, Mr. Broca und Professor Turner. Zum Schlusse eines besonderen Aufsatzes über diesen Gegenstand sagt der letztere:425
»Die drei soeben beschriebenen Exemplare des Schimpanse-Hirns beweisen, daß die Verallgemeinerung, welche Gratiolet zu ziehen versucht hat, daß nämlich die vollständige Abwesenheit der ersten Übergangswindung und das Verborgensein der zweiten wesentlich charakteristische Züge am Gehirn dieses Thieres seien, durchaus nicht allgemein annehmbar ist. Nur in einem Präparate folgte das Gehirn in diesen Eigenthümlichkeiten dem von Gratiolet ausgedrückten Gesetze. In Bezug auf die Anwesenheit der oberen Übergangswindung bin ich anzunehmen geneigt, daß sie, wenigstens in einer Hemisphäre, bei der Majorität der Gehirne dieses Thieres, welche bis jetzt abgebildet oder beschrieben worden sind, vorhanden gewesen ist. Die oberflächliche Lage der zweiten Übergangswindung ist offenbar weniger häufig und ist bis jetzt, wie ich glaube, nur in dem in dieser Mittheilung geschilderten Gehirne (A) gesehen worden. Die unsymmetrische Anordnung der Windungen beider Hemisphären, auf welche sich frühere Beobachter in ihren Beschreibungen bezogen haben, wird gleichfalls durch diese Präparate gut erläutert« (p. 8, 9).
Selbst wenn die Anwesenheit der Temporo-occipital-Spalte, oder der äußeren senkrechten Furche, ein Unterscheidungszeichen zwischen den höheren Affen und dem Menschen wäre, würde der Werth eines solchen distinctiven Merkmals durch den Bau des Gehirns bei den platyrhinen Affen sehr zweifelhaft werden. Während in der That der Temporo-occipital-Sulcus eine der constantesten Furchen bei den catarhinen oder altweltlichen Affen ist, ist er bei den neuweltlichen Affen niemals stark entwickelt: er fehlt bei den kleineren Platyrhinen, ist rudimentär bei Pithecia,426 und mehr oder weniger durch Übergangswindungen obliteriert bei Ateles.