Don Carlos. Friedrich Schiller

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Don Carlos - Friedrich Schiller


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mindesten vor dem Erröten schützen.

      Gibt’s ein Gesetz in diesem Königreich,

      Das vor Gericht Monarchentöchter fordert?

      Bloß Zwang bewacht die Frauen Spaniens?

      Schützt sie ein Zeuge mehr als ihre Tugend?

      Und jetzt Vergebung, mein Gemahl – ich bin

      Es nicht gewohnt, die mir mit Freude dienten,

      In Tränen zu entlassen. – Mondekar!

       Sie nimmt ihren Gürtel ab und überreicht ihn der

      Marquisin.

      Den König haben Sie erzürnt – nicht mich –

      Drum nehmen Sie dies Denkmal meiner Gnade

      Und dieser Stunde. – Meiden Sie das Reich –

      Sie haben nur in Spanien gesündigt;

      In meinem Frankreich wischt man solche Tränen

      Mit Freuden ab. – O, muß mich’s ewig mahnen?

       Sie lehnt sich an die Oberhofmeisterin und bedeckt das Gesicht.

      In meinem Frankreich war’s doch anders.

      könig in einiger Bewegung: Konnte

      Ein Vorwurf meiner Liebe Sie betrüben?

      Ein Wort betrüben, das die zärtlichste

      Bekümmernis auf meine Lippen legte?

       Er wendet sich gegen die Grandezza 10 .

      Hier stehen die Vasallen meines Throns.

      Sank je ein Schlaf auf meine Augenlider,

      Ich hätte denn am Abend jedes Tags

      Berechnet, wie die Herzen meiner Völker

      In meinen fernsten Himmelsstrichen schlagen? –

      Und sollt ich ängstlicher für meinen Thron

      Als für die Gattin meines Herzens beben? –

      Für meine Völker kann mein Schwert mir haften

      Und – Herzog Alba: dieses Auge nur

      Für meines Weibes Liebe.

      königin: Wenn ich Sie

      Beleidigt habe, mein Gemahl –

      könig: Ich heiße

      Der reichste Mann in der getauften Welt;

      Die Sonne geht in meinem Staat nicht unter –

      Doch alles das besaß ein andrer schon,

      Wird nach mir mancher andre noch besitzen.

      Das ist mein eigen. Was der König hat,

      Gehört dem Glück – Elisabeth dem Philipp.

      Hier ist die Stelle, wo ich sterblich bin.

      königin:

      Sie fürchten, Sire?

      könig: Dies graue Haar doch nicht?

      Wenn ich einmal zu fürchten angefangen,

      Hab ich zu fürchten aufgehört –

      Zu den Granden. Ich zähle

      Die Großen meines Hofs – der erste fehlt.

      Wo ist Don Carlos, mein Infant?

      Niemand antwortet. Der Knabe

      Don Karl fängt an, mir fürchterlich zu werden.

      Er meidet meine Gegenwart, seitdem

      Er von Alkalas hoher Schule kam.

      Sein Blut ist heiß, warum sein Blick so kalt?

      So abgemessen festlich sein Betragen?

      Seid wachsam. Ich empfehl es euch.

      alba: Ich bin’s,

      Solang ein Herz an diesen Panzer schlägt,

      Mag sich Don Philipp ruhig schlafen legen.

      Wie Gottes Cherub vor dem Paradies

      Steht Herzog Alba vor dem Thron.

      lerma: Darf ich

      Dem weisesten der Könige in Demut

      Zu widersprechen wagen? – Allzu tief

      Verehr ich meines Königs Majestät,

      Als seinen Sohn so rasch und streng zu richten.

      Ich fürchte viel von Carlos’ heißem Blut,

      Doch nichts von seinem Herzen.

      könig: Graf von Lerma,

      Ihr redet gut, den Vater zu bestechen,

      Des Königs Stütze wird der Herzog sein –

      Nichts mehr davon –

       Er wendet sich gegen sein Gefolge.

      Jetzt eil ich nach Madrid.

      Mich ruft mein königliches Amt. Die Pest

      Der Ketzerei steckt meine Völker an,

      Der Aufruhr wächst in meinen Niederlanden.

      Es ist die höchste Zeit. Ein schauerndes

      Exempel soll die Irrenden bekehren.

      Den großen Eid, den alle Könige

      Der Christenheit geloben, lös ich morgen.

      Dies Blutgericht soll ohne Beispiel sein;

      Mein ganzer Hof ist feierlich geladen.

       Er führt die Königin hinweg, die übrigen folgen.

      Siebenter Auftritt

       Don Carlos, mit Briefen in der Hand, Marquis von Posa

       kommen von der entgegengesetzten Seite.

      carlos:

      Ich bin entschlossen. Flandern sei gerettet.

      Sie will es – das ist mir genug.

      marquis: Auch ist

      Kein Augenblick mehr zu verlieren. Herzog

      Von Alba, sagt man, ist im Kabinett

      Bereits zum Gouverneur ernannt.

      carlos: Gleich morgen

      Verlang ich Audienz bei meinem Vater.

      Ich fordre dieses Amt für mich. Es ist

      Die erste Bitte, die ich an ihn wage.

      Er kann sie mir nicht weigern. Lange schon

      Sieht er mich ungern in Madrid. Welch ein

      Willkommner Vorwand, mich entfernt zu halten!

      Und – soll ich dir’s gestehen, Roderich? –

      Ich hoffe mehr – Vielleicht gelingt es mir,

      Von Angesicht zu Angesicht mit ihm

      In seiner Gunst mich wiederherzustellen.

      Er hat noch nie die Stimme der Natur

      Gehört – laß mich versuchen, Roderich,

      Was sie auf meinen Lippen wird vermögen!

      marquis:

      Jetzt endlich hör ich meinen Carlos wieder.

      Jetzt


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