Die Rebellin und ihr Held. Grace Goodwin
Читать онлайн книгу.war mir für einen Quell-Dealer und seine Handlanger nicht genug. Folter wäre besser für ihn... und für jeden anderen Cerberus-Dreckskerl, der mir in die Finger käme.
Ich zwang mich dazu, die Vergangenheit für ein paar kurze Augenblicke zu vergessen, und guckte mich genüsslich an dem Riesenkerl satt. Seinem knackigen Hintern, den breiten Schultern—ich war vielleicht auf meine Mission konzentriert, aber ich war immer noch eine Frau. Und seine Armbinde war grün. Astra-grün.
Dies ist nicht der Alien, den ihr sucht.
Diese innere Anspielung auf ein Star Wars-Zitat ließ mich grinsen. Ich sammelte mich und blickte mich noch einmal um. Es wurde immer später, und die Kantine füllte sich langsam mit Leuten auf der Suche nach Essen oder Trinken, einem Hauch von Normalität an einem Ort, wo nichts und niemand normal war, zumindest nicht für mich. Mehr als ein Dutzend Unterhaltungen liefen mir durchs Hirn, in ungefähr halb so vielen Sprachen.
Prillonisch.
Atlanisch.
Und meine eigene...
Ich drehte den Kopf nach rechts und entdeckte eine Handvoll frischer Rekruten, die menschlich waren, und die Whiskey aus dem S-Gen runterkippten, als hätten sie gerade erst ihren ersten verseuchten Hive-Soldaten gesehen. Danach zu urteilen, wie ihre Hände zitterten und wie zerbrechlich ihr aufgesetztes Lächeln wirkte, war ihnen anscheinend gerade erst klar geworden, was mit ihnen passieren würde, wenn sie vom Feind erfasst werden sollten. Ich selbst hatte mir nach meiner ersten Mission eine halbe Flasche Space-Tequila reingeschmissen. Mein damaliger Captain, ein italienischer Offizier, der äußerst pragmatisch veranlagt war, hatte uns alle unsere Sorgen im Alkohol ertränken lassen, bis wir uns gegenseitig ins Bett brachten und den Rausch ausschliefen.
Am nächsten Tag hatten wir alle so getan, als wäre nichts passiert. Aber die Wahrheit war nur zu offensichtlich. Höllisch beängstigend. Niemand in meiner Aufklärungs-Einheit—in der gesamten Koalition—wollte von den Hive erfasst werden. Lieber sterben.
Pass auf, was du dir wünscht, Ivy. Die abergläubischen Warnungen meiner Mutter hallten in meinen Erinnerungen nach, und ich rieb mir über die dicke Narbe, die mir vom Schädelansatz in den Nacken lief. Und tiefer. Pass auf, und wie. Es hatte in den letzten sechs Monaten einen ganzen Haufen Nächte gegeben, in denen ich lieber tot gewesen wäre. So wie der Rest meiner Freunde in meiner Einheit. Tot. Fort. Vergessen.
Ich verzog das Gesicht bei dem tristen Gedanken und schwenkte mit meiner freien Hand den dunklen, goldenen Tequila im Glas herum. Eine volle Flasche saß auf dem Tisch vor mir, aber ich hatte sie nicht angefasst. Nicht auch nur einen Schluck. Sie war nur eine Requisite, half mir, unauffällig zu sein. Ich brauchte einen klaren Verstand. Hier war kein Ort, wo ich hervorstechen wollte. Auffälligkeit wäre hier gefährlich.
Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, was ich hier draußen im Randgebiet von Sektor 437 verloren hatte, auf dieser Transportstation, wo Verbrecher, Spione und Spezies von allen Planeten unter den strengen Regeln des Koalitions-Geheimdienstes I.C. miteinander interagierten.
Die Regeln waren simpel. Nicht kämpfen. Nicht töten. Keinerlei Gewaltanwendung war innerhalb der Wände der Transportstation Zenith gestattet. Wer sich nicht daran hielt, wurde ohne weitere Fragen hingerichtet—wenn sie erwischt wurden. Ihre Waren wurden beschlagnahmt. Ihre Schiffe auch. Regelbrüche waren selten, und die, die es taten, waren für gewöhnlich verzweifelt und sehr, sehr vorsichtig. Oder sie wollten sterben.
Da die Transportstation sich gerade noch im Sektor des Schlachtschiffs Karter befand, stand sie auch unter der Kontrolle der Koalition, was sie gerade sicher genug machte, um Geschäfte abzuwickeln, und gerade wild genug, um respektable Personen fernzuhalten. Außer sie hatten einen guten Grund, so wie ich.
Ich war mal eine solche Person gewesen. Respektabel. Und jetzt war ich das, was ich einst geschmäht hatte. Ich gehörte nicht länger zur Koalition. Natürlich war ich nach meiner Entlassung nicht zur Erde zurückgekehrt. Auf gar keinen Fall. Ich war eine Weltraum-Rebellin, eine Art Han Solo. Schon witzig, wie reiner Überlebensdrang jemanden dazu bewegen kann, seine Meinung zu so gut wie jedem Thema zu ändern.
Ich war es meiner Einheit schuldig—meinen toten Freunden—diese Sache durchzuziehen. Ich hatte überlebt, und sie nicht. Ich würde jetzt nicht aufgeben. Ich würde mich mit den Abgesandten von Rogue 5 treffen, den Handel abschließen und mir holen, was ich wollte: auf deren Heimatplaneten gelangen, wo ich Gerian Eozara jagen und erlegen konnte wie das Tier, das er war.
Auf der Transportstation Zenith ging es ein wenig grob zu, aber ich wusste, dass das nichts war im Vergleich zu der berüchtigten Mondbasis, von der meine Kontaktpersonen stammten.
Das Treffen fand erst in einigen Stunden statt. Ich hatte Zeit, den riesigen Kerl an der Bar noch ein wenig zu bewundern. Die dunkelgrüne Binde um seinen Bizeps trug in der Mitte das Symbol der Legion Astra. Ich hatte mich über Rogue 5 informiert, kannte seine Geschichte.
Vor Hunderten von Jahren war ein Koalitionsschiff mit ein paar hundert Kämpfern auf Hyperion bruchgelandet, einem Planeten in den äußeren Regionen der Galaxie. Er gehörte nicht zur Koalition; somit fehlte ihm jegliche fortgeschrittene Technologie. Soweit ich es verstanden hatte, war die Urbevölkerung von Hyperion gerade mal ein paar Schritte weiter als Neandertaler, ohne die Fertigkeiten und Fortschritte, die dem Rest des Universums bereits zur Verfügung standen.
Aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund gingen einige der Überlebenden des abgestürzten Koalitionsschiffs—Atlanen, Forsianer, Everianer und mehr—Beziehungen mit den Hyperionen ein und pflanzten sich fort. Ihr Schiff wurde irgendwann repariert, und die Überlebenden und deren Nachkommen erhoben sich von der Planetenoberfläche, zumindest einmal bis zum Mond von Hyperion, namens Rogue 5. Dort errichtete die Koalitions-Crew, zusammen mit jenen Hyperionen, mit denen sie sich verpartnert hatten, eine Basis, die ihr neues Zuhause werden sollte.
In den darauf folgenden Jahrhunderten hatten sie durch ihren Grips überlebt. Indem sie taten, was auch immer dazu notwendig war, ihr Zuhause zu verteidigen. Sie waren nicht viel mehr als Piraten, und ließen nur selten Außenseiter in ihre Mitte, aber ihre Herkunft von Koalition und Hyperion beeinflusste sie weiter. Da die Überlebenden isoliert waren, hatte nun so gut wie jeder, der auf Rogue 5 lebte, Hyperion-Blut in sich. Aber sie alle waren Mischlingsköter, und Rogue 5 der Zwinger. Manche von ihnen waren Hyperione und Atlane, Hyperione und Viken, Hyperione und Forsianer, je nachdem, wer sich in ihrer Ahnenreihe mit wem verbunden hatte.
Um das Ganze noch komplizierter zu gestalten, war die Mondbasis in fünf Legionen unterteilt. Und jeder gehörte einer Legion an. Auf der Transportstation Zenith—wahrscheinlich der einzige Ort, wo sie sich unter andere Völker mischten—war ich schon dutzenden Mitgliedern von allen Legionen begegnet und kannte sie anhand ihrer Uniform-Farben und Abzeichen auseinander. Astra gehörte bezüglich ihrer Gesetzlosigkeit zu den respektableren. Styx und Kronos ebenfalls. Aber die anderen beiden Legionen—Cerberus und Sirena? Die waren skrupellos. Auftragskiller. Mörder. Diebe. Sie handelten von Waffen bis Sklaven mit allem, ohne Reue und Gewissen. Ich vermutete, dass die Abgesandten, mit denen ich verabredet war, die Abzeichen von einer dieser beiden tragen würde.
Der Astra-Legionär an der Bar war eine verbotene Frucht, die ich plötzlich nur allzu gerne kosten wollte. Vielleicht hatte ich ja unrecht. Vielleicht konnte ich mir vor meinem Treffen ja doch noch ein wenig Vergnügen gönnen. In der Koalitionsflotte war uns immer eingetrichtert worden, dass wir uns von Rogue 5-Einwohnern fernhalten sollten, egal aus welcher Legion. Sie waren Rogues, also Abtrünnige, wie der Name ihrer Mondbasis schon sagte. Wilde. Auf der Erde würde man sie als schlechten Umgang ansehen. In dieser Hinsicht standen sie jedenfalls schlechter da als die Koalitionsvölker.
Aber wenn es um Sex ging? Scheiß auf die Regeln und Vorschriften. Ich hatte keinen Zweifel, dass er genauso wild sein würde wie seine Heimatwelt. Der schlechte Umgang von Rogue 5 war da bestimmt richtig gut. Und ich hatte keinen Zweifel, dass auch er sich gerne ein wenig Vergnügen gönnen würde. Einen Quickie. Es war schon eine Weile her, dass ich einen Orgasmus durch einen Mann gehabt hatte, und ich ging davon aus, dass seine Größe proportional verteilt war. Überall. Meine Pussy zog sich bei dem Gedanken zusammen.