Seewölfe - Piraten der Weltmeere 703. Sean Beaufort

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 703 - Sean Beaufort


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hatte zusammen mit Ben schon darüber nachgedacht, die Geschütze der „Stern von Indien“ entweder über Bord gehen zu lassen oder an Deck der Schebecke zu hieven, aber das wäre bei dem herrschenden Seegang ein selbstmörderisches Vorgehen gewesen.

      „Bei Tageslicht sieht ohnehin alles anders aus“, sagte Dan und nahm einen tiefen Schluck.

      Ben nickte. „Heller vor allem. Wir werden es mit drei Ankern schließlich irgendwie schaffen.“

      In der letzten Stunde hatten Wind und Wellen an Kraft und Höhe gewonnen, aber es war kein Monsunsturm daraus geworden. Nur die Regenschauer blieben. Dreimal in der Stunde waren sie heruntergeprasselt, hatten das Deck gewaschen und den Schaum von den Wellen weggezaubert.

      Die Nacht blieb finster, die Wolken rissen nicht auf. Auch an Land änderte sich nichts. Niemand schien die beiden hell beleuchteten Schiffe bemerkt zu haben.

      „Bis morgen werden sich unsere Ruderer auch wieder erholt haben“, erklärte der Seewolf, nachdem ihn Dan von dem Ergebnis der Lotung unterrichtet hatte. „Fünfundzwanzig Mann an dem Spill. Das müßte reichen, mit unserer Crew zusammen.“

      Ben und Dan beobachteten das Beiboot, das den dritten Anker weit an Backbord voraus versenkt hatte. Gegen Wind und Wellen pullten die sechs Mann zurück und dann, mehr in Lee der Galeere, hinüber zur Schebecke.

      „Bei Sonnenaufgang sind sie wieder bereit“, erklärte Hasard.

      Drei Ankertaue waren jetzt am Bug durch die Klüsen geschoren und an den Klampen vertäut. Sicherer konnte ein Schiff nicht mehr liegen, in voller Länge mit dem Kiel im Schlick und vor drei Ankern, allerdings in einer Richtung, die nichts mit einem richtigen Ankermanöver mehr zu tun hatte.

      Hasard winkte seine Mannen zu sich heran und sagte: „Wir bleiben an Deck und gehen Wache. Schlaft euch aus, Freunde, es bleiben nur noch ein paar Stunden. Und vielleicht hilft einer von euch dem Kutscher, wenn es hell geworden ist.“

      „Aye, aye, Sir.“

      Ein knappes Dutzend Arwenacks verholte unter Deck. Ben löschte einige flackernde Laternen, riß den letzten Rest des zerfetzten Sonnensegels von der prachtvollen Haltestange ab und warf es schulterzuckend ins Meer. Er blickte ein paarmal zur Schebecke hinüber und erkannte gerade noch, daß beide Beibootcrews auf geentert waren und die Boote hinter dem Heck in den Wellen schaukelten. Auch an Deck der Schebecke war die Nachtwache aufgezogen. Undeutlich klang das Glasen durch das Jaulen und Heulen des Monsuns.

      Langsam kehrte der Erste in den Windschutz auf der Kuhl zurück und setzte sich auf die Lafette eines festgezurrten Geschützes.

      „Vier Stunden bis Sonnenaufgang“, sagte Dan.

      „Es wird sich nicht mehr viel ändern“, erwiderte Ben und gähnte.

      Unaufhörlich ächzte und knarrte der Rumpf. In der Takelage der drei Masten heulte der Wind, und kaum war der nächste Regenguß vorbei, trocknete das Deck wieder auf.

      Die „Stern von Indien“ war nicht nur aus hervorragenden Einzelteilen hergestellt und über eine unglaubliche Entfernung hinweg transportiert worden, sondern die besten Handwerker des Sultans hatten sie auch wieder zusammengebaut. Diese Umsicht und die Fähigkeit indischer Arbeiter retteten jetzt die Galeere. Die Planken und Spanten hielten die Erschütterungen aus.

      Schließlich, als der Wind vorübergehend nachzulassen schien, sagte der Seewolf: „So viele Dinge lassen sich im voraus berechnen. Einiges davon trifft wirklich ein. Ich denke mir, daß der Sultan schon seit unserer überstürzten Abreise nach seinem Lieblingsschiff suchen läßt.“

      Ben Brighton hob den Kopf, suchte erfolglos nach Mond oder Sternen und erwiderte: „Als wir aufbrachen, Sir, waren nur Lastschiffe im Hafen von Madras.“

      „Und an allen Tagen, an denen wir auf See waren und etwas sehen konnten“, fuhr Dan fort, „haben wir auch keinerlei größeren Dhaus gesehen. Nichts außer kleinen Fischerbooten. Es wird also eine Zeit dauern, bis aus einem anderen Hafen Suchschiffe auslaufen konnten.“

      Das Heck schien sich eine Handbreite unter dem Ansturm der nächsten Welle zu heben, aber die Galeere bewegte sich nicht wirklich aus ihrem schlammigen Bett hervor.

      Der Seewolf hob die Schultern und entgegnete, gegen den Sturm ankämpfend: „Wahrscheinlich war es so. Oder ähnlich. Und sollten sie uns entdecken, dann hilft es dem Prunkschiff auch nicht besonders.“

      Ben lachte. Im Winseln, Gurgeln und Heulen vernahm es niemand. Er rief: „Der Sultan wird sich aber freuen, wenn er von der ‚Stern‘ hört. Außerdem sucht er sicherlich auch nach uns.“

      Sie erkannten den Sinn dieser Äußerung und schauten sich in die Augen. Jedem war längst klar, daß der Sultan von Golkonda sicherlich mehr nach dem Schiff als nach den Seewölfen suchte, trotz des gewaltigen Goldschatzes und der vielen Freundschaftsbeteuerungen.

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