Heiße Keramik. Regina Mars
Читать онлайн книгу.gut wie immer.«
»Also schlecht.«
»Was willst du hier? Ich dachte, du wärst längst auf dem Heimweg?«
»Nein. Ich habe beschlossen, diesmal nicht aufzugeben«, sagte Robin und schaute, als erwartete er Applaus. Da konnte er lange warten.
»Nicht aufzugeben? Was soll das heißen? Willst du mich zwingen, dir ein paar Plastiken von Tilmann zu töpfern?« Gordan lachte heiser. »Da gibt es leider ein Problem.«
»Ich weiß.« Wieder steckte der Blödmann die Hände in die Taschen und wippte vor und zurück. »Ich meine, ich hab’s mir zusammengereimt, nach dem, was du gestern erzählt hast. Du fühlst es nicht mehr, richtig? Du könntest solche Plastiken nicht mehr machen, selbst wenn du wolltest.« Zögern. »Hast du es mal probiert?«
Nein, völlig verblödet war der Kerl nicht. »Ja. Klar. Als mein Agent mehr Plastiken wollte, hab ich den Braten endlich gewittert. Hab ihn gefeuert und beschlossen, nächstes Mal richtig beteiligt zu werden.« Gordan seufzte. »Aber als ich mich hingesetzt habe, um sie zu formen, ist nur Schrott dabei rausgekommen. Das Gefühl ist weg.«
»Das Gefühl der Verlassenheit? Der Trauer?« Robin legte den Kopf schief. »Das Gefühl, dass dein Herz in zwei Teile gehackt wurde? Mit einer rostigen Klinge?«
»Wie kommst du denn auf solche Ausdrücke? Liest du heimlich Arztromane?«
»So hast du es gestern im Suff beschrieben.«
»Du hast mir auch so einiges beschrieben«, sagte Gordan und verhinderte mit Mühe, rot anzulaufen. Obwohl, das konnte er jederzeit auf die Hitze schieben. Was hatte er gestern alles erzählt?
»Ach ja?« Robins Blick flackerte unsicher. »Was denn?«
»Dass niemand dich je lieben wird, weil du so aalglatt bist.«
Volltreffer, versenkt. Die Wangen des Schnösels ergrauten. »Das habe ich nicht! Ich … Das ist nur irgendein Blödsinn, den ich wegen … den ich aus Mitleid erzählt hab, damit du dir nicht ganz so erbärmlich vorkommst.«
»Wie nett von dir, Kleiner.« Gordan lachte.
»Du hast versprochen, mich nicht mehr Kleiner zu nennen«, murrte Robin und sah zu Boden. Irgendwie süß. Das bockige Gesicht, die Hände, die in den Hosentaschen vergraben waren. Trotz der teuren Kleidung wirkte er wie ein erwachsen gewordener Lausbub … Gordan schüttelte innerlich den Kopf über sich. Er stand doch nicht auf große Lausbuben. Er stand auf überhaupt niemanden, seit Tilmann gegangen war. Aber da war etwas. Ein winziges Sirren in seiner Magengrube. Ein haarfeiner Riss in dem dreifach gebrannten Panzer, den er um sein Herz gebaut hatte.
Was für ein Bockmist. Du warst zu lange alleine, das ist alles. Und so nervig der Kleine … Robin ist, so hübsch anzusehen ist er.
»Sorry, Robin«, sagte er und marschierte schnurstracks an ihm vorbei. Ein Duft stieg in seine Nase, etwas, das die erdige Nässe des Tons überlagerte. Lavendel und etwas Süßes, Würziges. Wie Ahornsirup. War das Robin? Versuchsweise stoppte er und schnupperte an dessen Kragen. Tatsächlich. Der roch wie ein kanadischer Ahornbaum.
»Was machst du da?« Röte schoss in Robins Wangen.
»Du riechst gut«, sagte Gordan, bevor er dazu kam, nachzudenken.
»Ich rieche …« Robins Wangen wurden dunkler. »Was?«
»Für jemand mit deiner Erfahrung wirst du aber schnell rot.« Gordan schnaubte. »Oder hast du mir das alles vorgelogen?«
»Was?« Robin wich einen Schritt zurück und richtete seinen Kragen. »Keine Ahnung. Ich weiß nicht mal, was ich dir alles erzählt habe … Und das ist auch egal! Ich habe einen Vorschlag.«
»Schon wieder?«
»Ja.« Entschlossenes Kinnheben. »Ich helfe dir, neue Plastiken anzufertigen.«
Gordans erster Impuls war, abzublocken. Dann wurde er neugierig.
»Wie? Bist du geschickter mit den Händen, als du aussiehst?«
»Ich bin sogar sehr geschickt mit den Händen.« Ein anzügliches Lächeln. »Aber ich kann nicht töpfern. Nein, ich meine es ernst. Was brauchst du, um wieder so zu arbeiten wie bei den Plastiken? Musst du besoffen sein? Brauchst du deinen Ex? Musst du besonders … glücklich oder traurig oder beschwipst sein?«
So ein naiver Trottel. Als ob er einfach so die Umstände von damals reproduzieren könnte. Wenn das möglich wäre, hätte er es doch längst getan!
»Ich brauche ein frisch gebrochenes Herz.« Herausfordernd sah er den Trottel an.
Achselzucken. »Soll ich dir das Herz brechen?«
Eins musste er dem Kerl lassen: So viel wie in den letzten beiden Tagen hatte Gordan seit zwei Jahren nicht mehr gelacht. Er wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln und war überrascht über die trübselige Miene des Schnösels.
»Nein, da hast du wohl recht«, sagte Robin. Etwas geschah. Etwas, das Gordan gestern bereits den Atem geraubt hatte. Als könnte er einen Moment lang hinter die spiegelglatte Maske schauen. »Ich bin kein Herzensbrecher.«
Ein Schnauben und schon war das Gesicht wieder undurchdringlich. Aber etwas blieb. Ein sachtes Gefühl. Etwas, das an Gordans Bewusstsein zupfte.
»Okay«, sagte er.
»Okay?« Robin sah auf. Türkishelle Augen leuchteten im Halbschatten zwischen den Regalen.
»Okay, versuchen wir’s. Bis die Waschbären aus dem Ofen kommen, habe ich eh nicht viel zu tun.«
Das Lächeln in Robins Gesicht trug noch einen Hauch des Gefühls von vorhin. Kaum erkennbar, wie ein leises Flüstern in einem überfüllten Schankraum. Aber Gordan hätte beinahe Hoffnung geschöpft. Beinahe.
»Also«, sagte der Schönling. »Was machen wir?«
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