Drei Top Strand Krimis - Tod eines Schnüfflers und andere Krimis. Cedric Balmore

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Drei Top Strand Krimis - Tod eines Schnüfflers und andere Krimis - Cedric Balmore


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abzuwarten, wer sich hier alles einfindet." Bount machte eine kurze Pause, um den letzten Satz etwas wirken zu lassen. Dann fragte er: "Zu was für einer Art Treffen dient diese Wohnung?"

      Hamill zögerte. Schließlich brachte er heraus: "Sehen Sie, ich bin Börsenmakler. Es gibt Geschäftskontakte, von denen nicht unbedingt jeder wissen muss und für solche Fälle..."

      "...haben Sie diese Wohnung."

      "So ist es."

      "Mit wem treffen Sie sich heute?"

      "Bedaure..."

      "Wir können zusammen auf ihn warten."

      "Was versprechen Sie sich davon?"

      "Ich kann mir denken, um was für Geschäfte in diesem Raum gegangen ist."

      Hamill zeigte die Zähne. "Ach, ja?", knirschte er hervor.

      "Ich nehme an, ich brauche Ihnen nicht zu erklären, was ein Insider-Geschäft ist..."

      "Haben Sie irgendeinen Beweis?"

      "Brauche ich den?" Bount wusste jetzt, dass er richtig lag.

      Hamill sah den Privatdetektiv wütend an. Sie wussten beide, dass es gar keines Beweises bedurfte, um den Börsenmakler zu ruinieren. Bount brauchte nur dafür zu sorgen, dass das Gerücht von Insider-Deals die Runde machte und das Ganze mit ein paar Indizien zu würzen. Das würde alles niederpurzeln lassen, selbst wenn es nicht der Wahrheit entsprach. Und auch an Hamill würde etwas kleben bleiben, ganz gleich wie die Beweislage am Ende war. Die Börse lebte von Psychologie und Fantasie. Und genau diese beiden Dinge spielten auch hier die entscheidende Rolle. Es war wie ein Poker-Spiel.

      Und Bount entschied sich, den Einsatz noch etwas zu erhöhen.

      "Sie glauben, dass das gesamte Beweismaterial vernichtet ist, nicht wahr? Der Inhalt des Bankschließfachs, die Bilder bei dem ermordeten Fotohändler... Aber das ist nicht der Fall."

      Hamill wurde unruhig. "Ach, nein?"

      "Es gibt noch den Bericht, den Steve Tierney für Mrs. Lafitte angefertigt hat", behauptete Bount einfach. "Sie war so freundlich, ihn mir auszuhändigen. Ihrem Mann kann er ja nicht mehr schaden."

      "Das glaube ich nicht!", schnaubte er. "Das kann einfach nicht stimmen! Lafitte hat gesagt, es sei alles vernichtet!"

      "Dann hat er gelogen. Oder seine Frau hat Lafitte belogen, wie auch immer. Ich kann beweisen, dass Sie in der Sache drinhängen. Mich interessieren Ihre Insider-Geschäfte nicht. Ich bin hinter jemandem her, der Mordaufträge vergibt."

      "Hören Sie, können wir nicht zu einem Deal kommen, Reiniger?" Hamill war völlig fertig. Bounts Taktik war voll aufgegangen. "Lassen Sie mich aus der Sache raus. Ich habe mit den Morden nämlich wirklich nichts zu tun!"

      "Dann müssen Sie mir etwas auf den Tisch legen, das ich gebrauchen kann. Sie verstehen mich doch, oder?"

      "Unsere Organisation beruht darauf, dass der Einzelne so wenig wie möglich weiß. Mein Job ist es, rund um die Uhr die Börsenkurse zu verfolgen. Ich habe einen Computer neben dem Bett stehen, und der Wecker ist so programmiert, dass er mich weckt, wenn in Hongkong oder Frankfurt was los ist. Heute läuft das Geschäft rund um die Uhr, glauben Sie, ich hätte Zeit, mich um andere Sachen zu kümmern?"

      "Wer kümmert sich denn um andere Sachen?"

      "Ich weiß es nicht!"

      In der nächsten Sekunde war ein Geräusch an der Tür zu hören.

      "Gehen Sie hin", flüsterte Bount. "Aber wenn Sie eine Dummheit machen, werde ich behaupten, dass Sie mein Spitzel in der Organisation sind und was das für Sie bedeuten kann, brauche ich Ihnen ja wohl nicht zu sagen, oder?"

      Er nickte und verließ das Schlafzimmer.

      Bount wagte einen Blick und sah einen hochgewachsenen, grauhaarigen Mann. Hamill gab sich Mühe, nicht verkrampft zu wirken.

      "Hallo Rick, was gibt's?"

      "Eine Nachricht von Charley", sagte der Grauhaarige. "Die Pressekonferenz von Microtech International findet schon übermorgen statt."

      "Das heißt..."

      "Es bleibt alles beim Alten", versicherte der Grauhaarige. "Der einzige Unterschied ist, dass es etwas schneller durchgezogen wird."

      "Und warum?"

      "Weil Charley es so will. Ich würde nicht viel fragen an deiner Stelle. Bis jetzt ist es doch immer zu unser aller Profit ausgegangen, oder?"

      "Stimmt."

      Der Grauhaarige, den Hamill Rick genannt hatte, schaute auf die Uhr und meinte dann: "Eigentlich müsste ich schon längst woanders sein. Du weißt jetzt Bescheid."

      Er wandte sich zum Gehen und war einen Augenblick später wieder verschwunden. Bount kam aus dem Schlafzimmer heraus.

      "Sie haben das gut gemacht", meinte er zu Hamill. "Wer war das?"

      "Rick. Mehr weiß ich nicht. Und mehr interessiert mich auch nicht."

      "Und Charley?"

      "Charley habe ich noch nie gesehen."

      "Sie wollen mich wohl für dumm verkaufen, Hamill!"

      "Es ist die Wahrheit. Ich bin nie direkt mit ihm zusammengetroffen. Charleys Anweisungen bekomme ich von Rick."

      Die Chance, dass Hamill Bount Reiniger für dumm verkaufen wollte, schätzte der Privatdetektiv fünfzig zu fünfzig ein. Er ließ den Börsenmakler erst einmal stehen und rannte hinaus auf den Flur. Hamill konnte er sich immer wieder vorknöpfen, aber der Grauhaarige ging ihm sonst durch die Lappen.

      Bount blickte sich um. Von dem Mann war nichts mehr zu sehen. Wahrscheinlich hatte er bereits den Aufzug benutzt. Jedenfalls war einer der Lifte in Betrieb, wie die Leuchtanzeige verriet.

      Reiniger hatte keine Lust, auf einen der anderen Aufzüge zu warten. Stattdessen spurtete er die Treppen hinunter. Er hatte eine gute Kondition, aber er war trotzdem froh, als er das Erdgeschoss erreicht hatte. Der grauhaarige Rick war gerade durch die Eingangstür ins Freie getreten. Bount sah, wie er sich mehrfach umdrehte, so als wollte sichergehen, nicht beschattet zu werden. Dann stieg er in einen BMW. Bount merkte sich die Nummer. So schnell wie möglich sah der Privatdetektiv zu, dass er hinter das Steuer seines champagnerfarbenen 500 SL kam. Der BMW fuhr ziemlich forsch. Bount hatte seine Mühe, ihm auf den Fersen zu bleiben.

      Es ging kreuz und quer durch die Stadt. Rick schien es vorzuziehen, ein paar Umwege zu machen. Er musste sehr nervös sein. Schließlich führte er Bount zu einer feinen Wohnung in Greenwich Village. Und an der Tür stand auch ein Name. Rick Mariner.

      26

      Reiniger klingelte an Mariners Wohnungstür. Als dieser öffnete, schien er nicht im Geringsten überrascht zu sein. Vielleicht hatte Hamill ihn vorgewarnt. Ganz auszuschließen war das jedenfalls nicht.

      "Was wollen Sie?", fragte Mariner.

      "Ich möchte mit ihnen reden", erwiderte Bount.

      "Worüber?"

      "Über Charley!"

      Mariner lachte heiser. "Kommen Sie herein."


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