Im Schlaraffenland. Heinrich Mann

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Im Schlaraffenland - Heinrich Mann


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Vergo­gna?« frag­te An­dre­as.

      »Die lie­be Un­schuld! Soll ich Ih­nen was zu Ge­fal­len tun? Ich will Türk­hei­mer bei nächs­ter Ge­le­gen­heit er­zäh­len, Sie hät­ten sein Ge­schäft mit Pu­er­to Vergo­gna nicht ge­kannt. Das wird ihm un­end­lich wohl­tun, denn so ei­nem ist er noch nicht be­geg­net.«

      »Na­tür­lich«, log An­dre­as, »habe ich da­von ge­hört. Aber die Ein­zel­hei­ten habe ich nicht ganz be­grif­fen.«

      »Ist auch nicht so leicht, wie Sie glau­ben. Man­cher be­greift’s nie. Türk­hei­mer ist eben ein großer Mann, das ist al­les. Stel­len Sie sich mal vor, dass Türk­hei­mer mit dem Prä­si­den­ten oder Dik­ta­tor der Re­pu­blik Pu­er­to Vergo­gna, der üb­ri­gens ein aus­ge­bro­che­ner Sträf­ling sein soll, da­hin über­ein­kommt, das schö­ne war­me Länd­chen mit Ei­sen­bah­nen zu be­glücken. Der Prä­si­dent macht Türk­hei­mer zu sei­nem Ge­ne­ral­kon­sul und er­teilt ihm die Kon­zes­si­on, Lose aus­zu­ge­ben. Die­se wur­den an der Ber­li­ner Bör­se nicht zur Quo­tie­rung zu­ge­las­sen. (Türk­hei­mer hat­te da­mals noch kei­nen Hochs­tet­ten zum Schwie­ger­sohn. Merk­wür­dig, wie weit wir es im Schutz der Dum­men ge­bracht ha­ben!) Aber in Wien ließ die Re­gie­rung mit sich re­den. Na, Deutsch­land war doch der Haupt­ab­neh­mer der Stra­das fer­ra­das de Pu­er­to Vergo­gna. Das deut­sche Pub­li­kum hat nun mal ’ne rüh­ren­de Vor­lie­be für wohl­klin­gen­de Wert­pa­pie­re. Die ers­ten Prä­mi­en und Tref­fer sol­len von der tro­pi­schen Re­pu­blik so­gar aus­be­zahlt wor­den sein. Aber als der Prä­si­dent von dem Er­trag der Emis­si­on, der auf sieb­zig Mil­lio­nen ge­schätzt wur­de, kei­nen Pfen­nig zu se­hen be­kam, merk­te er, dass Türk­hei­mer auch er­fah­re­nen Sträf­lin­gen über sei, und sag­te die Par­tie ab. Er fand die Ei­sen­bah­nen zum sitt­li­chen und wirt­schaft­li­chen Fort­schritt sei­nes Lan­des nicht mehr nö­tig, Pu­er­to Vergo­gna stell­te sich über­dies als gänz­lich plei­te her­aus, wo­für Türk­hei­mer doch of­fen­bar nichts konn­te, und das Deut­sche Reich macht seit­dem Vor­stel­lun­gen bei der Re­pu­blik. Es soll nächs­tens wie­der mal ein Kreu­zer hin­ge­schickt wer­den, der deut­schen Gläu­bi­ger we­gen, und um der Welt zu zei­gen, wie weit Deutsch­lands star­ker Arm reicht. Ver­stehn­se­mich, sehr ge­ehr­ter Herr?«

      »Also sieb­zig Mil­lio­nen«, sag­te An­dre­as nach­denk­lich.

      »Nicht wahr?« rief Kaf­lisch be­geis­tert. »Was für’n großer Mann! Ich sage es ja im­mer, für uns mo­der­ne Li­te­ra­ten geht nichts über das Ge­nie der Tat. Na­po­le­on, Bis­marck, Türk­hei­mer!«

      Er bat um eine zwei­te Zi­ga­ret­te und ver­fiel in Schwei­gen. An­dre­as’ Ge­dan­ken blie­ben, ein we­nig müde, bei Kaf­lisch’ letz­tem Wort ste­hen. Der Mann ent­deck­te also ge­le­gent­lich auch et­was wie ein li­te­ra­ri­sches Ide­al in sich. Nun ja, das hat­ten die von der Ta­fel­run­de im »Café Hur­ra« auch be­ses­sen, be­vor sie sich ir­gend­ei­nem Je­ku­ser ver­dun­gen hat­ten, und ge­le­gent­lich des Nachts um drei, wenn sie gra­tis zu trin­ken er­hal­ten hat­ten, kam es wie­der zum Vor­schein. An­dre­as ruh­te nach al­len Auf­re­gun­gen des Abends wohl­ge­fäl­lig in der Über­le­gen­heit des frei­en Dich­ters über den schrei­ben­den Ta­ge­löh­ner aus.

      Kaf­lisch wisch­te die Schei­ben ab; der Wa­gen bog in die Li­ni­en­stra­ße ein.

      »Ich muss wie­der um­keh­ren«, be­merk­te er, »ich woh­ne Al­brecht­stra­ße.«

      »Fa­bel­haft«, so be­gann er wie­der, »was für’n Glück Sie heu­te Abend ge­habt ha­ben! Sie ha­ben wohl ’nen hüb­schen Bat­zen ein­ge­sackt, und ich bin doch nett zu Ih­nen ge­we­sen, dass ich Ih­nen das Spi­el­lo­kal ge­zeigt habe. Bit­te, gern ge­sche­hen. Un­ter Kol­le­gen tut man sich so was zu­lie­be, ohne Pro­zen­te zu ver­lan­gen. A pro­pos, kön­nen Sie mir bis zum Ers­ten hun­dert Mark pum­pen? Wenn Sie wüss­ten, wie schä­big der Je­ku­ser zahlt. Es ist nicht zu sa­gen, dass ich seit sechs Jah­ren, dass ich mir bei ihm die Nä­gel kurz schrei­be, im­mer bloß zehn Pfen­nig für die klei­ne Zei­le be­kom­me. Und die wei­ßen hal­b­en Zei­len zieht er ab!«

      An­dre­as griff in die Ta­sche, be­vor Kaf­lisch zu Ende war. Er reich­te den Schein sei­nem Nach­bar, der einen Au­gen­blick ver­strei­chen ließ, be­vor er sich be­dank­te. Vi­el­leicht hat­te er nur zwan­zig Mark er­war­tet.

      Der Wa­gen hielt, und An­dre­as ver­ab­schie­de­te sich. Als er den Schlag hin­ter sich ge­schlos­sen hat­te, ließ Kaf­lisch das Fens­ter her­un­ter und rief ihm nach:

      »Sie! Ei­nen Mo­ment! Mein klei­nes Geld langt nicht, Sie be­zah­len wohl den Kut­scher!«

      1 durch die Lor­gnet­te be­trach­ten; scharf mus­tern <<<

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