Challenge Ironman. Frank-Martin Belz

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Challenge Ironman - Frank-Martin Belz


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Sinne sei, sondern vielmehr eine persönliche Herausforderung an der Grenze des Machbaren. Auf der langen Strecke gebe es nur einige wenige Beobachter, so dass es eine Frage der Ehre sei, die Regeln einzuhalten. Jeder habe zudem für ein eigenes Begleit- und Versorgungsteam zu sorgen. Die Startgebühr betrug fünf US$. John Collins schrieb auch den Slogan für den Flyer, der in der Hauptstadt verteilt und aufgehängt wurde:

       „Swim 2.4 miles! Bike 112 miles! Run 26.2 miles! Brag for the rest of your life!“

      Schwimme 3,8 Kilometer, fahre 180 Kilometer Rad, laufe 42,2 Kilometer und gib für den Rest deines Lebens damit an! 15 wagemutige Männer folgten diesem Aufruf und fanden sich am 18. Februar 1978 in Hawaii ein, um ihre eigenen Grenzen auszutesten. Frauen suchte man bei der ersten Austragung des Ironman noch vergeblich, und auch Judy Collins zog ihr Vorhaben zur Teilnahme kurzfristig zurück. An der Startlinie war damals ein illustres Völkchen anzutreffen: Einer der Teilnehmer war zwar ein respektabler Radfahrer und guter Läufer, konnte aber kaum schwimmen. Ein anderer kaufte sich kurzfristig ein Rad und lernte erst am Tag vor dem Rennen, damit zu fahren. Die Ausrüstung für das Radfahren war nach den Worten des späteren Siegers „frankensteinmäßig“. Energieriegel oder Sportgetränke waren am Markt noch nicht erhältlich. Es war ein großes Abenteuer, und keiner der Athleten war sich sicher, ob und in welcher Zeit die gesamte Distanz bewältigt werden konnte. Der große Favorit für das Rennen war John Dunbar, ein Marinesoldat der amerikanischen Armee. Auch Gordon Haller, ein Sportverrückter, der sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt, zählte zum Kreis der Favoriten. Seine große Stärke war der Marathon mit einer persönlichen Bestzeit von 2:27 Stunden.

      Nach der Wettkampfbesprechung am frühen Morgen versammelten sich die Teilnehmer zum Start am Strand von Waikkiki.5 Es war 7:19 Uhr Ortszeit, als die Sonne gerade am Himmel aufging und der Startschuss fiel. Um das Schwimmen so sicher wie möglich zu gestalten, wurde jeder Schwimmer von einem Betreuer auf dem Surfbrett begleitet. Archie Hapai kam als sehr guter Schwimmer nach 57 Minuten als Erster aus dem Wasser, gefolgt von John Dunbar, der auf dem Rad schnell die Führung übernahm. Gordon Haller wies nach dem Schwimmen einen deutlichen Rückstand von 20 Minuten auf. Eine Wechselzone gab es damals noch nicht. „Ich weiß noch, wie ich mich in der Umkleidekabine vom Hale Koa Hotel umgezogen habe“, erzählte er später. Auf dem Rad nahm Haller dann die Verfolgung auf. Mit 6:56 Stunden fuhr er den schnellsten Radsplit und machte Boden auf den führenden Dunbar gut. Der Parforceritt hinterließ jedoch seine Spuren: „Als ich vom Rad stieg, musste ich mir erst einmal eine Massage geben lassen, bevor ich loslaufen konnte“, erinnerte sich Haller. Beim Marathon spitzte sich der Zweikampf zu: Nach 27 Kilometern schloss Haller zweimal zum Führenden auf, doch wegen Krämpfen und einem Gang zur Toilette musste er ihn wieder ziehen lassen. Die Attacken verfehlten ihre Wirkung jedoch nicht: Nach Kilometer 34 kam für Dunbar der Mann mit dem Hammer. Haller überholte ihn und lief mit einer Gesamtzeit von 11:46 Stunden in der Dunkelheit über die Ziellinie. Allein auf den letzten 8 Kilometern nahm er seinem Konkurrenten über eine halbe Stunde ab. Die Begleiter von Dunbar hatten keine Verpflegung mehr – außer zwei Bier, die für die kleine Feier nach dem Rennen gedacht waren. Da ihm keine andere Wahl blieb, trank Dunbar das Bier und taumelte dem Ziel entgegen. „Er war weiß wie ein Geist“, erzählte Haller. Damit ging es ihm nicht viel besser als den anderen Teilnehmern im Feld. Von den 15 gestarteten Athleten erreichten immerhin 12 das Ziel. John Collins kam nach 17 Stunden kurz nach Mitternacht an. Harold Irving, der Letzte des Feldes, benötigte sage und schreibe 21 Stunden und überquerte erst um vier Uhr morgens die Ziellinie. Doch es zählten nicht die Zielzeiten, sondern vor allem das Finish und die Tatsache, die eigenen persönlichen Grenzen ausgelotet zu haben. Rückblickend meinte John Collins:

       „Ironman has always been about finishing, what you started. About being able to do, what you’ve set out to do. Maybe not as fast as the person in front of you, but certainly faster than the person had never started.“ 6

      Demnach geht es beim Ironman darum, das zu beenden, was man begonnen hat. Dabei mag man nicht so schnell sein, wie die Athleten, die vor einem liegen, doch man ist immer noch schneller als all diejenigen, die die Herausforderung gar nicht erst angenommen haben. Zum Abschluss erhielten alle Finisher des ersten Ironman Hawaii eine kleine Trophäe aus Eisen. Die Figur ist etwa 40 cm hoch. Das Material ist eine Anspielung auf den „eisernen“ Mann. Der Kopf in Form einer Schraube entbehrt nicht einer gewissen Symbolik. Hatte jeder, der beim Ironman Hawaii mitmachte, eine Schraube locker? Es ist allerdings nicht überliefert, ob diese Symbolik von John Collins tatsächlich beabsichtigt war.

      Ironman Hawaii Trophäe 1978

      Einen besonderen Preis für den Erstplatzierten oder gar ein Preisgeld gab es nicht. Der Idealismus, mit dem die Veranstaltung initiiert wurde, trägt mit zum Mythos bei. Die öffentliche Resonanz bei der Premiere war sehr gering. Lediglich die Tageszeitung von Hawaii, der „Honolulu Advertiser“, veröffentlichte einen kurzen Artikel mit einem Bild von Gordon Haller beim abschließenden Marathon.7 Von der zweiten Ausgabe des Ironman Hawaii berichtete „Sports Illustrated“, die größte Sportzeitschrift Amerikas, in einem ausführlichen Artikel.8 Infolgedessen meldeten sich Hunderte von Interessierten bei den Collins. Es erreichte sie auch eine Anfrage vom nationalen Fernsehsender ABC mit der Bitte um eine Filmerlaubnis. John Collins sagte diese nur unter der Bedingung zu, dass keine Kosten für ihn als Veranstalter entstünden. Außerdem warf er ein, dass das lange Rennen für Zuschauer langweilig und nicht fernsehtauglich sei. Er warnte den Sender in seinem typisch trockenen Humor:

       „Watching the race is about as exciting as watching a lawn-growing contest.“

      Sich das Rennen anzusehen sei in etwa so aufregend, wie Gras beim Wachsen zuzuschauen. Trotzdem erschien am Renntag ein Produktionsteam von ABC vor Ort. Der Fernsehbeitrag in „Wide World of Sports“ am 23. März 1980 brachte dem Ironman erstmals breitere, öffentliche Aufmerksamkeit. Da John Collins vom Militär nach Washington, D.C. berufen wurde, übergab er die Veranstaltung 1981 an ein befreundetes Ehepaar, Valerie Silk und Hank Gundman. Die beiden leiteten einen Fitnessclub auf Hawaii und hatten bereits bei der Organisation der vorhergehenden Wettbewerbe mitgeholfen. John Collins einzige Bedingungen waren, dass er selbst jederzeit Startrecht haben und neben Elitesportlern auch Amateure Startplätze erhalten sollten, da sie das Rennen schließlich auch erschaffen hätten. Dieser Gedanke sollte richtungsweisend für das Wesen der Ironman-Rennen werden, deren Mythos von den Geschichten jedes einzelnen Athleten lebt.

       MARKE

      Valerie Silk übernahm die alleinige Organisation der Veranstaltung und traf einige weitreichende Entscheidungen: Sie gründete die „Hawaiian Triathlon Corporation“ und verlegte das Rennen von Oahu nach Big Island. Der Hauptgrund für die Verlegung war der Verkehr in der Hauptstadt Honolulu, der die Ausrichtung der Veranstaltung schwierig gestaltete und die Sicherheit der Teilnehmer gefährdete. Mit der Verlegung bewies sie ein glückliches Händchen, sollten sich die karge Landschaft, die Lavafelder und die Mumuku-Winde von Big Island doch als besondere Merkmale des Rennens erweisen. Eine weitere Änderung war die Umstellung von persönlichen Begleit-Crews auf eine Schar von Freiwilligen, die sie eigens für das Rennen rekrutierte. Beim Ironman Hawaii 1981 kamen auf 326 Teilnehmer etwa dreimal so viele Helfer, die beim Aufbau halfen, die Strecke absperrten, den Weg wiesen und die Athleten mit Getränken und Nahrung versorgten. Im Jahr 1982 ließ sie auch die Marke „Ironman“ offiziell eintragen. Ursprünglich wurde „Iron Man“ auseinander geschrieben und „iron“ als Adjektiv verwendet (Deutsch: „eiserner Mann“). Ich nehme an, dass sich das schwer als Marke schützen ließ. Daher wurden die beiden Wörter kurzerhand zu „Ironman“ zusammengezogen (Deutsch: „Eisenmann“). Neben der Eintragung der Marke beauftragte Valerie Silk auch einen Graphiker mit dem Entwurf eines Logos. Aus meiner Sicht handelt es sich um ein klassisches, zeitloses Design, und es ist kein Wunder, dass es seit Jahrzehnten trotz wechselnder Besitzer unverändert übernommen wurde. Wenn man die Trophäe und das Logo vergleicht, dann ist eine gewisse Ähnlichkeit erkennbar. Insofern werden der Ursprung und die


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