Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel


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besaßen, zwang die Anwesenheit dieses einen, anderen Schiffes mir einen Schluss auf.

      Es war Atlans Schiff!

      Plötzlich wurde ich von knisterkalter Erregung durchflutet. Das Jagdfieber war in mir erwacht.

      So viele Lichtjahre hatten wir auf der Suche nach Atlan zurückgelegt und hatten ihn immer wieder verfehlt – und hier stand (vielleicht) sein Raumschiff, und er selbst befand sich damit endlich in Reichweite.

      Diese Gelegenheit durfte ich mir nicht entgehen lassen.

      Ohne die Konsequenzen für mein Leben zu bedenken, schälte ich mich aus der Schutzkleidung mit dem Gravojet-Aggregat, das mir nicht mehr gehorchte.

      Erst als ich in eine parabelförmige Sturzbahn überging, wurde mir klar, dass ich unweigerlich auf dem Planeten zerschellen musste. Es gab nirgendwo in dieser ganzen Stadt einen Park, dessen Baumkronen meinen Aufprall hätten mildern können, es gab auch keinen See. Nicht einmal Gras gab es, in das ich hätte beißen können, dachte ich in einem Anfall von Galgenhumor (den Ausdruck hatte ich von Anima).

      Gefasst und zitternd starrte ich auf das blutgrüne Bauwerk, an dessen Fassade mein Landeanflug und mein Leben enden würde.

      Ich würgte, als ich plötzlich »aufgefangen« wurde und in einer flachen Kurve aufwärts glitt.

      Wollte da jemand mit mir spielen?

      Das wäre gemein gewesen. Alles hätte jetzt vorbei sein können, wenn ich nicht von einer unsichtbaren »Hand« aufgefangen worden wäre.

      Sollte ich etwa diesmal endgültig in den Weltraum katapultiert werden – noch dazu fast nackt?

      Doch da sank ich schon wieder abwärts, zwischen zwei Häuserreihen hindurch und auf eine Gruppe Krelquotten zu, die auf der Straße einen Kreis gebildet hatten und mich offensichtlich erwarteten.

      Mein Empfangskomitee wahrscheinlich!

      Ich versuchte, nicht zu den Ursinen hinzusehen. Dabei entdeckte ich, dass die Hausfassaden, an denen ich vorbeisegelte, ausnahmslos hässliche graue Flecken aufwiesen.

      Ich ärgerte mich über den unschönen Anblick und glaubte ganz kurz, am Rand einer ganzen Ansammlung von Flecken etwas Glitzerndes zu sehen.

      Doch ich konnte nicht länger hinschauen, denn da bekamen meine Füße auch schon Bodenkontakt.

      »Glaubt bloß nicht, dass ich euch Honig ums Maul schmiere!«, pfiff ich die Krelquotten an (und zitierte damit einen von Anima oft gebrauchten Ausdruck).

      11.

      Bericht Anima

      Ich war wie im Fieber.

      Es störte mich nicht, dass die Krelquotten meine Gefährten gegen mich abschirmten, und es störte mich nicht, dass ich plötzlich nur noch von diesen Ursinen umgeben war.

      Das alles war unwichtig geworden, seit ich wusste, dass ich Atlan wiedersehen würde.

      Fast gingen mir Dogkhan und seine Begleiter zu langsam. Deshalb war ich erleichtert, als ich die Gleiter entdeckte.

      Sie standen in einer Reihe mitten auf der Straße: zehn bernsteinfarbene Halbschalen von etwa fünf Metern Länge, drei Metern Breite und zwei Metern Höhe. Nicht einen Augenblick zweifelte ich daran, dass es sich dabei um Fahrzeuge mit Gravo-Antrieb handelte.

      Erst, als ich mit Dogkhan in das vorderste Fahrzeug kletterte, fiel mir auf, dass eigentlich kein Platz für die Aggregate vorhanden war, die zur Erzeugung eines Antigravfelds und der notwendigen Schubkräfte dienen mussten. Es gab praktisch nur die »nackten« Halbschalen mit zentimeterdicken Wandungen.

      Doch auch das wurde unwichtig, als »unsere« Halbschale vollbesetzt war und startete. Sie befand sich mit einemmal rund einen Viertelmeter über dem Boden und schwebte schnell und lautlos davon. Es war eine wahre Freude.

      Ich reckte den Hals, um besser sehen zu können, wohin es ging. Dabei entdeckte ich an den links und rechts »vorbeihuschenden« Hausfassaden hässliche graue Flecke. Es sah aus, als wäre dort ehemals etwas angeklebt oder so ähnlich befestigt gewesen. An den Rändern mancher Flecke glitzerte es teilweise – und einmal sah ich einen in allen Spektralfarben schimmernden daumengroßen Kristall.

      Plötzlich flimmerte es mir vor den Augen.

      Ich musste an den Kristall denken, den Goman-Largo in der Schatzkammer Gurays auf Barquass gefunden hatte. Er hatte genauso ausgesehen wie dieser Kristall – hier auf Cirgro.

      Gab es da Zusammenhänge?

      Ich dachte nicht mehr daran, als unsere Fahrzeuge in eine Unterführung tauchten und es dunkel wurde.

      Atlan!, hämmerte mein Herz.

      Ich schloss die Augen und konzentrierte mich darauf, den Ruf meines Ritters zu empfangen. Aber ich hörte ihn nicht mehr. Statt dessen bildeten sich in meinem Bewusstsein Bildfetzen, die auf mich wirkten, als entstammten sie den Träumen fremdartiger Wesen.

      Dennoch war der Kontakt zu Atlan nicht abgerissen. Mein Orbiterinstinkt meldete mir sogar die unmittelbare Nähe meines Ritters.

      Ungefähr eine halbe Stunde verging.

      Die Halbschalen tauchten wieder ins Tageslicht empor. Sie fegten über eine Schneise beziehungsweise Piste, an deren Seiten Betonwände etwa fünf Meter senkrecht emporragten. Hoch darüber trieben kleine gelbrote Wolken an einem silberblauen Himmel.

      Jäh änderte sich das Bild.

      Die Gleiter rasten wieder zwischen Häuserzeilen entlang. Abermals entdeckte ich die ominösen grauen Flecke – und hin und wieder kleine bunte Kristalle. Es schien, als wären alle Flecke früher von diesen Kristallen besetzt gewesen.

      Die Geschwindigkeit verringerte sich. Die Gleiter bogen auf eine Abzweigung ab, die sich nach kurzer Strecke in starkem Gefälle hinabsenkte. Wieder tauchten die Halbschalen in einen Tunnel ein. Aber es ging immer noch tiefer.

      Als ich schon dachte, wir würden bis zum Planetenkern vorstoßen, flachte sich das Gefälle endlich ab. Der Tunnel verlief horizontal – und seine Wände bestanden nicht mehr aus Beton oder Plastikbeton, sondern aus urtümlich anmutendem Mauerwerk. Es war weder dunkel noch hell, sondern auf bedrückende Weise dämmerig. Das bleigraue, deprimierend wirkende Licht kam aus schmutzig aussehenden Glassitkugeln, die ins Gemäuer eingelassen waren.

      Ich wandte den Kopf zu Dogkhan.

      Sollte ich hier meinen Ritter treffen?

      Der Krelquotte reagierte nicht auf meinen fragenden Blick. Dafür hielten die Fahrzeuge unvermittelt an – und als ich wieder aufsah, entdeckte ich in den Wänden zwischen den Beleuchtungskörpern die vergitterten Öffnungen von zahlreichen kleinen Kammern. An ihren Decken gab es ebenfalls Beleuchtungskörper, deshalb sah ich sofort die monströsen Lebewesen, die in den Kammern eingesperrt waren und entweder apathisch dahockten oder an den Gitterstäben rüttelten.

      Hatten sich die Krelquotten eine Monstrositätenschau zugelegt?

      Ich sah genauer hin – und plötzlich überlief es mich abwechselnd heiß und kalt.

      Denn ich bemerkte, dass die Eingesperrten keine fremdartigen Monstren waren, sondern Krelquotten, deren Körper sich auf grauenhafte Weise verformt hatten. Es gab auch Verformte, die niemals Krelquotten gewesen sein konnten.

      Ich fuhr zu Dogkhan herum.

      »Atlan!«, schrie ich ihn an und schlug mit den Fäusten auf ihn ein. »Was habt ihr mit ihm gemacht? Habt ihr ihn auch in ein Ungeheuer verwandelt?«

      *

      Es bedurfte der Kräfte von vier Krelquotten, um mich einigermaßen zu beruhigen.

      »Atlan ist gesund«, erklärte mir Dogkhan, nachdem Sufrya ihm das Blut von der Nase getupft hatte. »Und wir Krelquotten haben niemanden krank gemacht oder in ein Ungeheuer verwandelt. Im Gegenteil.«

      »Und das dort?«, fragte ich erschaudernd und deutete auf


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