Atlan 177: Apokalypse für Glaathan. Dirk Hess

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Atlan 177: Apokalypse für Glaathan - Dirk Hess


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Das Ding war irgendwie mit ihrer Hand verwachsen.

      In ihren Augen pulsierte ein goldenes Licht.

      Magantilliken schoss im Fallen auf seinen »Dialogpartner«. Der Glutstrahl durchbohrte die Varganin und verbrannte auf der anderen Seite einen Baumstamm.

      Sie gab keinen Wehlaut von sich, sondern krachte schwer auf den Boden. Es stank nach verbranntem Plastikmaterial. Mehrere Überschlagblitze zuckten hoch. Isolationsmaterial verbrannte zischend.

      »Ein Roboter ... du bist ein Roboter!«

      Schlagartig überkam ihn die Erkenntnis, dass jeder Dialogpartner ein Roboter war.

      Warum hatte er das nicht eher gewusst?

      Er wandte sich von dem vernichteten Robotkörper ab.

      Der Fremde lag noch immer reglos auf dem Metallgebilde. Ein Summen ging davon aus und verstärkte sich, als er näher herantrat. Der Umhang hatte dieselbe Farbe wie sein eigener.

      Er stieß den Fremden mit der Stiefelspitze an. Eine ungeheure Spannung hatte sich seiner bemächtigt.

      Ob er tot ist, kam es Magantilliken in den Sinn.

      Als er die blauverfärbte Stelle am Nacken des Reglosen sah, wusste er, dass der Dialogpartner ihn betäubt hatte.

      Jetzt, da er den Dialogpartner als Roboter identifiziert hatte, kam ihm das Ganze nicht mehr so undurchschaubar vor. Ihm fehlte aber die Erinnerung an die Zeit vor seiner Ankunft in dieser keimfreien Welt. Mit diesem verlorengegangenen Wissen hätte er auch die Gefahr, die von diesem Fremden ausging, besser einschätzen können.

      Kurzentschlossen drehte Magantilliken den Fremden herum. Er schob den Umhang von seinem Gesicht und beugte sich über ihn.

      Er erstarrte, denn der Fremde hatte die Augen geöffnet und blickte ihn eiskalt an.

      Magantilliken sah in seine eigenen Augen. Dieser Fremde war er selbst.

      Er fing an, zu zittern. Das war doch nicht möglich.

      Da hob sein Ebenbild die Rechte. Im gleichen Augenblick schaute Magantilliken auf die flimmernde Abstrahlmündung der gegnerischen Waffe.

      *

      Irgend etwas hinderte ihn daran, ebenfalls auf den Fremden anzulegen, der genauso aussah, wie er selbst. Und das war auch seine Rettung. Wäre sein Doppelgänger getötet worden, dann hätte ihn keine Macht mehr durch den Transmitter geschafft. Dann hätte er in der varganischen Erholungsstation auf ein Versorgungsschiff warten müssen.

      Magantilliken erinnerte sich plötzlich wieder an seinen Auftrag.

      Er unterlief den Fremden, der katzenhaft von der Metallfläche hochkam und umklammerte dessen Waffenhand. Er stemmte den Arm des anderen hoch. Der Schuss, der sich löste, zuckte in die diffus leuchtende Decke und zerschmolz ein mehrere Quadratmeter großes Stück der Kulisse.

      Magantilliken knickte den Arm seines Doppelgängers blitzschnell ab und stieß ihm das Knie in den Leib. Der Stabstrahler flog in hohem Bogen durch die Luft.

      Er ließ seine Faust mit voller Wucht auf den Schädel des anderen herabkrachen und bog den Arm auf den Rücken. Er drückte ihm sein Knie in den Rückenwirbel.

      Er hatte schweigend gekämpft. Jetzt erwartete er eine Reaktion seines Ebenbildes. Er erntete jedoch nur ein hasserfülltes Funkeln in dessen Augen. Sonst nichts.

      Magantilliken hatte durch den Schock, den der Anblick des Doppelgängers verursacht hatte, einen Teil seiner Erinnerung zurückgewonnen. Er wusste zum Beispiel wieder, dass er der varganische Henker war. Sein Raumschiff hatte ihn in das System des Kometen Glaathan gebracht, wo er die varganische Arsenalstation aufsuchen wollte. Um in die Station zu gelangen, hatte er den Schiffstransmitter benutzt. Ob dabei irgend etwas schiefgegangen war?

      Vielleicht wusste der Doppelgänger mehr. Er hatte ihn jedenfalls schon aufs Korn genommen, als er noch bewusstlos am Rand der Wüste gelegen hatte. Er würde ihm auch erklären müssen, weshalb es plötzlich zwei völlig miteinander identische varganische Henker gab.

      »Warum willst du mich töten?«, fragte Magantilliken.

      Der Doppelgänger knirschte mit den Zähnen.

      »Von uns beiden darf nur einer überleben. Zwei von unserer Sorte würden den großen Auftrag gefährden. Das kann ich nicht zulassen.«

      »So ähnlich hat der Dialogpartner vorhin auch geredet. Hast du ihn etwa programmiert?«

      Magantilliken wusste, bevor der andere antworten konnte, dass er einen logischen Fehler gemacht hatte. Wäre der Dialogpartner von seinem Doppelgänger programmiert worden, hätte er letzteren nicht betäubt.

      Dialogpartner waren dazu da, varganische Edle in die Erholungsstationen einzuweisen. Sie mussten dafür Sorge tragen, dass nichts beschädigt wurde. Sie hatten außerdem darauf zu achten, dass das Gleichgewicht der künstlichen Welten nicht durcheinandergebracht wurde.

      Magantilliken trieb den Doppelgänger mit angeschlagener Waffe vor sich her. Er passte auf, dass ihm der andere keine Falle stellte. Er wollte dessen Tötung vermeiden. Aber wenn es sich nicht anders erledigen ließ, würde er sein Ebenbild eliminieren.

      Magantilliken verfolgte seine varganischen Rassegenossen in diesem Universum. Ein Erinnerungsfragment fügte sich ans andere. Seltsam, wie anregend die Anwesenheit des Doppelgängers auf ihn wirkte. Es war, als würden sich zwei Puzzlesteinchen aneinanderfügen.

      Das machte den varganischen Henker unsicher. Was würde geschehen, wenn er seinen Doppelgänger wirklich tötete?

      Sie passierten eine seewärts geschwungene Halbinsel. Das dichte Blattwerk bildete ein Dach, das keinerlei Ausblicke in den Hintergrund zuließ. So war Magantilliken denn auch überrascht, als er mit seinem Gefangenen plötzlich wieder am Rand der Wüste stand. Die weißen Sanddünen stachen ihm grell in die Augen. Irgendwo in der Nähe musste er vorhin gelegen haben. Von einem Transmitter war keine Spur zu entdecken.

      »Wo steht der Transmitter?«

      Der andere zuckte mit den Schultern.

      »Du kannst es ja mal in der Wüste versuchen.«

      »Damit du bei der erstbesten Gelegenheit davonläufst! Nein, so haben wir nicht gewettet. Ich bin nicht lebensmüde.«

      Magantilliken kniff die Augen zusammen. Wenn sie hier keinen Transmitter fanden, wurde das Gerät höchstwahrscheinlich durch einen Funkimpuls aktiviert. Er konnte sich nicht daran erinnern, nach seinem Erwachen transmitterähnliche Geräte gesehen zu haben.

      »Weiter!« Magantilliken drückte seinem Doppelgänger die Mündung des Stabstrahlers in die Seite.

      »Und wo soll's hingehen, Bruder?«

      Magantilliken antwortete nicht. Er dachte verzweifelt darüber nach, wie er seinen Doppelgänger beseitigen konnte, ohne dass er selbst dabei zu Schaden kam. Er beschloss, mit ihm zusammen durch den Transmitter zu gehen. Dazu musste er aber erst einmal den Zugang zu den Schaltsystemen finden.

      Der varganische Henker war so sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, dass er den Fluchtversuch seines Gefangenen zu spät bemerkte.

      Eine Sandfontäne wirbelte hoch und blendete ihn sekundenlang.

      Sein Doppelgänger rollte sich blitzschnell die Düne hinunter. Während Magantilliken sich den Sand aus den Augenlidern wischte, war der andere verschwunden. Der Henker sah sich zornig um. Sein Strahler war schussbereit.

      Im gleichen Augenblick ertönte ein Summen. Es wurde rasch lauter und schien irgendwo hinter den Sanddünen zu stehen.

      Magantilliken kroch nach rechts, bückte sich und ließ sich von den abwärts rutschenden Sandmassen in eine Kuhle tragen. Dabei hielt er seinen Strahler fest umklammert.

      Jetzt schälte sich aus dem Nichts heraus eine grell leuchtende Energiekugel. Sie veränderte mehrmals ihre Position und senkte sich schließlich langsam auf die Sanddünen herab.

      Das


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