Atlan 544: Gefangene des Ysterioons. H.G. Francis

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Atlan 544: Gefangene des Ysterioons - H.G. Francis


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Ärmchen aus, um damit anzudeuten, dass er ebenso wie alle anderen unter diesen Umständen wehrlos war.

      Atlan öffnete das Schott. Lautlos glitt es zur Seite. Dennoch bemerkte Esther es sofort.

      Die junge Frau stand am Waffenleitpult der DUSTY QUEEN. Sie hielt einen Thermostrahler in den Händen und zielte damit auf Breckcrown Hayes, der als Pilot der Korvette fungierte. Glücklicherweise hatte sie sich noch nicht entschließen können, ihre Drohung wahr zu machen.

      »Was willst du hier?«, fauchte sie den Arkoniden an und schwenkte die Waffe herum. »Du wirst mich auch nicht daran hindern, das zu tun, was getan werden muss. Du bist genauso unfähig wie die anderen. Du lässt dich ebenfalls einschließen. Wenn ich irgend etwas bereue, so ist es, mich für diese Expedition gemeldet zu haben, aber nur, weil ich dir vertraut habe.«

      Ihre Stimme schwankte, und ihre Augen flackerten. Sie stand fraglos unmittelbar vor einem Nervenzusammenbruch, und niemand konnte sagen, wie sie in den nächsten Sekunden reagieren würde.

      Atlan erlebte solche Situationen nicht zum ersten Mal. Er wusste, dass es vor allem auf Ruhe und Überzeugungskraft ankam, und dass es wichtig war, die junge Frau spüren zu lassen, dass er sie ernst nahm.

      »Mit der Waffe lösen wir keine Probleme«, sagte er. »Schon gar nicht, wenn wir uns gegenseitig damit bedrohen.«

      »Ich bedrohe niemanden«, erwiderte sie mit überkippender Stimme. »Ich will nur, dass ihr mich endlich allein lasst. Ihr habt hier in der Zentrale nichts zu suchen.«

      Ihr Teint war wächsern, als ob alles Blut aus ihrem Kopf gewichen sei.

      »Wenn du willst, lassen wir dich allein«, versprach der Arkonide.

      »Aber das geht nicht«, protestierte Breckcrown Hayes ärgerlich. »Weißt du eigentlich, was Esther vorhat? Sie will mit den Desintegratorstrahlern auf die Wände da draußen schießen. Sie will notfalls das ganze Ysterioon zerfetzen, nur damit wir endlich starten können. Dabei müsste ihr klar sein, dass wir überhaupt nicht mehr starten werden, wenn wir hier irgend etwas zerstören.«

      »Es gibt keinen anderen Weg«, behauptete die junge Frau erregt. »Wir kommen sonst nicht frei.«

      »Esther, du weißt, dass es um mehr geht als nur um uns«, sagte der Aktivatorträger. »Wir sind hier, weil wir etwas für die SZ-2 tun müssen, und wir werden mit Sicherheit nichts erreichen, wenn wir mit Gewalt vorgehen.«

      »Wir reden immer nur, anstatt zu handeln«, rief sie. »Aber ich habe die Nase voll. Ich denke nicht daran, noch länger zu warten. Ich will die Entscheidung jetzt. Sofort.«

      Sie hob die Waffe wieder, die sie vorübergehend ein wenig gesenkt hatte, und sie zielte auf die Stirn des Arkoniden.

      »Geht nach draußen«, befahl sie. »Ich zähle bis drei. Wenn ihr die Zentrale bis dahin nicht verlassen habt, erschieße ich Atlan.«

      Ihre Hand zitterte so heftig, dass sie die andere zur Hilfe nehmen musste, um die Waffe halten zu können.

      »Eins.«

      Sternfeuer ging durch das offene Schott hinaus. Damit gab sie ein deutliches Zeichen.

      Sie hat Esthers Gedanken erfasst, erkannte das Extrahirn. Und sie glaubt, dass sie wirklich schießen wird.

      »Zwei.«

      Breckcrown Hayes, Brooklyn, Oserfan und Sanny schlossen sich ihr an.

      »Das kannst du doch nicht machen«, protestierte Argan U.

      »Du wirst gleich sehen, was ich alles kann«, fuhr sie ihn an.

      Der Puschyde zuckte erschrocken zusammen und eilte hinter den anderen her.

      Atlan war allein mit der jungen Frau.

      »Willst du nicht gehen?«, fragte sie.

      »Ich bleibe.«

      »Ich zähle gleich bis drei.«

      Er blickte sie an, und seine Lider verengten sich. Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht, und das Rot seiner Augen schien sich zu verdunkeln.

      »Was glaubst du, was geschehen wird, wenn du das tust?«, fragte er. »Meinst du wirklich, dass du danach noch dazu kommst, die Desintegratorstrahler zu bedienen? Dann hast du einen Mord auf dem Gewissen. Das ist mehr, als du verkraften kannst.«

      »Ich zähle bis drei«, drohte sie.

      »Lass es lieber sein«, schlug er ihr freundlich vor und ging langsam auf sie zu. »Du würdest nicht mich töten, sondern dich selbst.«

      Ihre Augen weiteten sich, und sie legte den Kopf ein wenig schief, als lausche sie seinen Worten nach.

      »Bleib stehen, Atlan.«

      »Du gibst mir jetzt deine Waffe, Esther. Danach vergessen wir, was vorgefallen ist. Ich verspreche dir, dass ich alles tun werde, was in meiner Macht steht, damit wir möglichst rasch aus dieser Falle herauskommen.«

      »Drei!« Sie schrie dieses Wort in höchster Verzweiflung hinaus. Ihre Lider zuckten, und Tränen rannen ihr über die Wangen. »Ich schieße!«

      Der Arkonide streckte die Hand aus, ergriff die Waffe und bog sie zur Seite. Sie entglitt den Händen der jungen Frau, und Atlan zog sie rasch an sich. Esther sank schluchzend auf den Boden. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen.

      Atlan legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter.

      »Es wird alles gut werden, Esther«, sagte er leise. »Wir werden bald starten. Ganz bestimmt.«

      »Ich ertrage es nicht, so eingeschlossen zu sein«, wimmerte sie. »Es geht über meine Kräfte. Ich ersticke.«

      »Du bist nicht die einzige, der es so ergeht«, erwiderte er sanft. »Viele haben Angst.«

      »Warum denn hier?«, fragte sie. »Warum nicht in der SOL, wenn die Korvette in einem Hangar steht? Dort habe ich noch nie Angst gehabt.«

      »Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Vielleicht liegt es daran, dass die Ysteronen draußen sind, und dass wir uns durch sie bedroht fühlen.«

      Argan U kehrte in die Zentrale zurück. Er lugte zunächst vorsichtig durch ein offenes Schott und trat dann leise summend ein.

      »Na, alles in Ordnung?«, fragte er, als sei nichts geschehen. »Oder gibt es noch Probleme?«

      »Wir gehen nach draußen«, sagte Atlan. »Kommst du mit?«

      *

      Minuten später waren Atlan, Esther und Argan U außerhalb der Korvette. Sie betraten eine Art Hangar, dessen Wände meterdick waren und aus reinem Nickel bestanden.

      Der Schleuse gegenüber kauerte Girgeltjoff.

      Der Ysterone war annähernd zwanzig Meter groß. Mit großen, traurigen Augen blickte er Atlan, den Puschyden und die junge Frau an. Er hatte vier Beine, die etwa zehn Meter lang waren und somit die Hälfte seiner Körperlänge ausmachten. Sie waren nackt und unbedeckt. Ansonsten war der Ysterone humanoid. Seine Arme waren kurz und endeten in feingliedrigen Händen, die jeweils fünf Finger hatten. Und auch der Kopf ähnelte dem eines Menschen.

      Der Riese seufzte wehleidig, als fürchte er, mit Vorwürfen überschüttet zu werden, weil er an einem Nickelraubzug teilgenommen hatte. Doch Atlan und seine Begleiter hatten nicht vor, sich mit ihm zu befassen. Sie blieben etwa zwanzig Meter von ihm entfernt an einer Nickelwand stehen.

      Wir könnten ausbrechen, wenn wir wollen, stellte der Logiksektor fest. Diese Wände können wir mit Bordwaffen beseitigen. Bliebe jedoch die Gefahr, dass man uns mit Traktorstrahlen zurückholt. Aber das wäre mit einem schnellen und überraschenden Ausbruch zu bewältigen.

      »Wir müssen ja nicht mit Mann und Maus verschwinden«, bemerkte Argan U und strich mit den Fingern über die Nickelwand, »aber wir könnten ein Mauseloch schaffen.«

      Atlan blickte ihn verwundert an. Er wusste nicht, was der Puschyde meinte.

      Argan


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