Der Diwan. Mohammad Schemsed-Din Hafis Hafis

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Der Diwan - Mohammad Schemsed-Din Hafis Hafis


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Ostwind bring’ mir einen Strauß

      Vom Rosenbusch der Wangen,

      Vielleicht wird mir dann sein Geruch

      Vom Staube deines Gartens.

      Ihr sollet leben, euer Wunsch

      Werd’ stets erfüllt, ihr Schenken!

      Wiewohl mein Glas zu eurer Zeit

      Nicht einmal voll geworden.

      Horcht auf! es betet nun Hafis.

      Sagt Amen, denn er betet.

      Herr! gib uns unser täglich Brot

      Vom Zucker ihrer Lippen.

      O Morgenwind, zieh hin nach Jesd1

      Sag denen, die dort wohnen,

      Der Kopf dess, der nicht dankbar ist,

      Sei eurer Ballen Schlägel.

      Zwar bin ich weit von euch entfernt,

      Doch ist mein Geist nicht ferne,

      Ich bin der Diener eures Schahs

      Und euer Loberedner.

      Ich habe Mut, ich fleh bei Gott!

      O höchster Schah der Schahe!

      Ich küss’ die Erde deines Zelts

      Wie das Gewölb des Himmels.

      1Jesd eine Stadt drei Tagreisen von Schiras, an deren Einwohner, als an seine besondern Freunde, der Dichter diese Ode gerichtet hat; dem Ballenschlägel im Maillespiel, das in Persien sehr stark gespielt wird und wovon in allen Dichtern häufig Vergleichungen hergenommen sind.

      III.

      Schenk’! erleucht’ mit dem Licht des Weins den Becher,

      Sänger, singe; nun geht’s nach unsern Wünschen.

      Ich erblick im Pokal der Wangen Abglanz.

      Wiss’ es, der du nichts weißt vom Glück des Trinkens.

      Rausch und Trunkenheit ziemt dem Aug’ des Freundes;

      Deshalb raubt mir der Rausch so Zaum als Zügel.

      Dieser Schmächtigen Reiz gefällt so lang nur,1

      Bis sich meine Zypress’ mit Schwanken nahet.

      Wessen Zunge die Lieb’ beseelet, stirbt nicht.

      Ewig bleibet mein Ruhm im Weltenbuche.

      Ich befürchte, dass nicht am jüngsten Tage

      Priesterbrot und der Wein von gleichem Wert sei.

      Ostwind, gehst du vorbei beim Rosenhaine,

      Gib doch Kunde von mir dem treuen Freunde.

      Du, ätherische Fluth, und du, o Mondschiff,2

      Ihr verschwindet zugleich in seiner Großmut.

      O mein Auge, verstreu’ das Korn der Tränen,

      Dass sich fange im Netz der Wollust Vogel.

      1Nur so lange gefällt mir der hohe Wuchs anderer Schönen, bis er von dem der meinigen verdunkelt wird.

      2Das Meer des Äthers und das Mondschiff sind so klein im Vergleich mit der Großmut Hadschi Kawams, dass sie beide in derselben versinken. Dieser Hadschi Kawameddin (denn es waren ihrer zwei) war nach Sudi der Wesir des Sultans Hasan des Ilchaniers und seines Sohnes Oweis, dessen Tod von Hafis, durch einen Chronographen, gefeiert ward und der gewöhnlich der große Kowam genannt wird. Derselbe, der die Schule für Hafis erbaute.

      IV.

      Komm, o Weiser, und schau hinein in den Spiegel des Bechers,

      Schaue die Lust des purpurnen Weines!

      Frag’ um verborgenen Sinn die Eingeweihten des Bechers,

      Weil auch hievon die Frömmsten nichts ahnen.

      Keiner hat erjagt den Simurg, o zieh die Garne zusammen1

      Denn es schwillt nur vom Winde das Netz auf.

      Auf! Genieße die Zeit, und gedenke: dem Vater der Menschen

      Blieb in Elisiums Fluren der Trunk nicht.2

      Leere der Becher ein Paar, beim Feste des Lebens, und fort dann!

      Geiz’ nicht hienieden nach stetem Genusse.

      Hin ist die Jugend! o Herz, und keine Blume gepflücket,

      Nach Namen und Tugend streb’ nun im Alter:

      Ostwind höre! Hafis ist ein treuer Jünger des Bechers

      Geh und grüß mir den Herrn vom Weinhaus.

      1Simurg oder Anka, der König der Vögel, der seit dem Anfang der Welt lebt, Salomons geheimer Rat war und seitdem auf dem Gebirge Kaf in philosophischer Einsamkeit lebt. Die ganze orientalische Welt spricht von ihm, niemand hat ihn aber gesehen, und noch weniger gefangen.

      2Selbst Adam konnte im Paradiese nicht mehr zu trinken bekommen, um wie viel weniger ich.

      V.

      Schenke, steh auf und reiche das Glas

      Begrabe die Sorgen mit Wein!

      Reiche das Glas und schenke den Wein

      Die bläuliche Kutte hinweg!1

      Übel zwar klingt dies weiserem Ohr;

      Doch kümmert der Ruf mich nicht viel.

      Bringe mir Wein! Das Übrige ist

      Verlust der verderblichen Zeit.

      Rauch von der Glut der flammenden Brust

      Hat diese Gefrorenen zerschmelzt.

      Närrisches Herz! Noch find’ ich im Volk

      Nicht einen Vertrauten für dich.

      Wenigstens bleibt noch übrig der Trost,

      Dass alles verloren auf einmal!

      Früh und auch spät geduld’ dich, Hafis,

      So gehet dir alles nach Wunsch.

      1Die blaue Kutte, das Unterscheidungszeichen der Jünger des Scheichs Hasan, zu denen Hafis selbst gehörte und von denen er Vorwürfe über seine freie Lebensweise anhören musste. Die Anrede an dieselben gehet fort bis ans Ende der Ode.

      VI.

      Meiner Hand ist das Herz entflohen, ihr Herzenbesitzer!

      Wehe! bei Gott! Weh mir! denn das Geheimnis ist weg!

      Gestern tönte so schön von Wein und Rosen Aodi

      Bringet den Morgenwein, o ihr Betrunkenen her!

      Schau in das Glas! es ist der Spiegel des griechischen Königs,

      Alle Plane Daro’s wirst du erspähen darin1

      Gnädiger Herr! aus schuldigem Dank für blühenden Wohlstand

      Fraget doch eines Tags, wie es Derwischen ergeht.2

      Ruhe hienieden und dort verbürgen diese zwei Worte:

      Liebreich begegne dem Freund, Feinden begegne mit Gunst.

      Mir ward Eintritt ins Land des guten Namens versaget.

      Tadler, gefällt es dir nicht, änd’re das ewige Los.

      Dieser bittere Saft, dem Weisen die Mutter der Laster3

      Schmeckt


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