Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman - Toni Waidacher


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      Inhalt

       E-Book 191-200

       Zuflucht auf dem Bender Hof

       Liebe und andere Missverständnisse

       Jahre voller Sehnsucht

       Unsere Liebe wäre perfekt

       Man sieht sich immer zweimal

       Sei nicht zu stolz, schöne Andrea

       Flucht in die Einsamkeit

       Auf den Spuren des Glücks

       Manchmal kommt es anders, als man denkt

       Sehnsucht nach der Heimat

Der Bergpfarrer – 20 –
Zuflucht auf dem Bender Hof

      »Ach, der Pfarrer Trenker! Mei, das ist aber eine Freude, Sie endlich mal wieder zu sehen. Nach so langer Zeit!«

      Sebastian Trenker, der gute Hirte aus St. Johann, lächelte der Bender-Rosi freundlich zu und trank dann einen Schluck von dem Kräutertee, den die ältere Frau soeben aufgebrüht hatte. Erst vor ein paar Minuten hatte er den Bender-Hof erreicht und war freundlich empfangen worden. Jetzt saßen sich die beiden in der rustikalen Küche gegenüber. »Ich freu mich ebenfalls. Und recht schönen Dank für den Tee.«

      »Gern geschehen. Aber nun sagen S’ schon die Wahrheit, Hochwürden. So ganz ohne Grund sind S’ doch net hier, oder?«

      Sebastian lächelte. Als er vorhin den Bender-Hof erreicht hatte, hatte er der Rosi gesagt, dass er sich auf Wandertour befand, aber so ganz entsprach das nicht der Wahrheit, obwohl er schon froh gewesen war, mal ein wenig aus seiner gewohnten Umgebung herauszukommen. Der naturverbundene Geistliche hatte schon viel zu lange keine Bergtour mehr unternehmen können, und so hatte er die Wanderung bis nach Pertenried auch genossen.

      Der eigentliche Grund, weshalb er hergekommen war, war aber ein anderer.

      »’s ist wegen dem Ludwig, hab’ ich Recht?«, vermutete die Rosi.

      Sebastian Trenker nickte. »Ich hab’ halt gehört, dass Ihr Mann im Krankenhaus liegt, Frau Bender, und da wollt’ ich schauen, ob ich Sie ein bisserl unterstützen kann.« Ludwig Bender war ein alter Freund vom Pfarrer, doch in den letzten Jahren hatten sie sich nur sehr selten einmal gesehen. Frau und Tochter vom Ludwig kannte Sebastian nur ganz flüchtig, was aber für ihn kein Grund war, der Familie seines Freundes jetzt in der Stunde der Not nicht seine Unterstützung anzubieten, im Gegenteil. »Ist doch sicher net grad einfach für Sie im Moment, hab’ ich Recht?«

      Die Bender-Rosi senkte den Blick. »Ja, da haben S’ schon recht, Herr Pfarrer. Vor allem mach ich mir halt große Sorgen um den Ludwig. Wissen S’, sein Herz will wohl nimmer so recht. Die Ärzte sagen zwar, dass er wieder auf die Beine kommt, aber man weiß ja schließlich nie.«

      Sebastian winkte ab. »Ach, ich denk, den Ärzten können S’ ruhig glauben. Und ich kenn den Ludwig doch auch. Der ist ein zäher Bursch, der kommt schon wieder auf die Beine.«

      »Das hoff ich ja auch. Und solang er im Krankenhaus ist, geht die Arbeit auf dem Hof ja trotzdem weiter. Wir haben ja ein paar Burschen, die hier schon lang arbeiten und sich auskennen, aber trotzdem merkt man natürlich, dass der Ludwig an jeder Ecke fehlt. Vor allem weiß ich ja sowieso gar net, wie’s mal alles weitergeht.«

      »Wie meinen S’ denn das, Frau Bender?« Sebastian schaute auf.

      »Na ja, ’s steht halt net mehr allzu gut um den Hof. Der Ludwig hat schon länger g’meint, dass wir mal arge Probleme kriegen. Die Landwirtschaft bringt heutzutage nimmer so viel ein wie früher, und es müsste einiges renoviert werden, aber dafür fehlt halt das nötige Geld. Deshalb hat der Ludwig jetzt auch unsere Tochter angerufen und sie gebeten herzukommen.«

      »Die Michaela?«, fragte der Pfarrer. »Ist das Madl denn schon hier?«

      »Nein, aber sie müsst’ heut’ noch kommen, und dann will der Ludwig mit ihr sprechen und ihr alles erklären. Ich weiß auch net so genau, was er vorhat, aber es sieht wohl net gut um den Hof aus. Ich hab’ da ein ungutes Gefühl, Herr Pfarrer. Ich glaub, der Ludwig will verkaufen.«

      Sebastian Trenker nickte, dann nahm er die Hand der älteren Frau und drückte sie. »Machen S’ sich mal net allzu viel Gedanken, Bender-Bäuerin«, sagte er und lächelte aufmunternd. »Der Ludwig wird schon wissen, was er tut. Jetzt warten wir erstmal auf die Michaela, und dann sehen wir weiter, was meinen S’?«

      Erstaunt sah die Bender-Rosi ihn an. »Heißt das, Sie bleiben noch eine Weile hier?«

      »Aber ja doch.« Pfarrer Trenker lachte. »Oder meinen S’ etwa, ich hab’ den Weg nur auf mich genommen, um kurz nach dem Rechten zu schauen und gleich wieder fortzugehen? Nein, nein, ich bleibe, solange es sein muss, darauf können S’ sich verlassen.«

      *

      Nicht selten fragte Michaela Bender sich, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn sie nicht als Achtzehnjährige ihre Heimat verlassen und ihr Glück in der Stadt gesucht hätte.

      Wahrscheinlich wäre ich heut’ glücklicher als ich es in der Stadt je war, dachte sie, und sofort kam ihr Andreas in den Sinn. Noch heute krampfte sich ihr Herz schmerzhaft zusammen, wenn sie an ihren ehemaligen Verlobten dachte und daran, was er ihr angetan hatte.

      Sie zwang sich, die trüben Gedanken abzuschütteln, fuhr an den Straßenrand und hielt an. Dann schnallte sie sich ab und stieg aus dem Wagen.

      Sofort nahm sie der Anblick, der sich ihr nun bot, gefangen. Es war einmalig: Landschaft, so weit das Auge reichte. Saftig grüne Wiesen, die ebenso wie Bäume, Sträucher und wild blühende Blumen von der Sonne in goldenes Licht getaucht wurden. Und im Hintergrund die gewaltigen, majestätischen Berge, deren weiße Spitzen den makellosen hellblauen Himmel zu berühren schienen. Es war einfach unbeschreibbar schön.

      Tief sog Michaela die herrlich klare Bergluft in die Lungen. Sie dachte daran, dass sie viel zu lange nicht mehr hier, in ihrer Heimat, gewesen war. Dabei hatte sie sich einmal fest vorgenommen, ihre Eltern regelmäßig zu besuchen. Aber das Leben in der Stadt war stressig und hektisch, und vor lauter Arbeit und anderen Verpflichtungen war sie nur sehr selten dazu gekommen, an den Ort ihrer Kindheit und Jugend zurückzukehren.

      Jetzt aber ging es nicht anders, und Michaela bedauerte es, dass sie unter solchen Umständen heimkehren musste.

      Sie drehte sich um und ging wieder zu ihrem Wagen. Es waren nur noch etwa fünfzehn Minuten Fahrt, dann hatte sie den elterlichen Hof erreicht. Sie freute sich darauf, ihre Mutter nach so langer Zeit endlich wieder zu sehen. Und sie würde alles in ihrer Macht Stehende tun, um sie in diesen schweren Zeiten zu unterstützen.

      Nachdem sie sich angeschnallt hatte, wollte Michaela den Wagen starten, musste jedoch feststellen, dass es nicht klappte.

      »Verflixt«, fluchte sie verhalten, »bitte, net ausgerechnet jetzt!«

      Erneut drehte sie den Zündschlüssel herum, doch wieder nichts. Ebenso beim dritten und vierten Versuch.

      Der Motor sprang nicht


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