Sympathy For The Devil. Paul Trynka

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Sympathy For The Devil - Paul  Trynka


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unter Druck gesetzt gefühlt. Nun erklärte er, sie nicht mehr zu lieben. Val verfiel daraufhin in den jedem Menschen bekannten Liebeskummer und gab Barry David zur Adoption frei. Jahre später sollte sie ihren Sohn allerdings wiedersehen.

      Auf ihre Freunde aus Cheltenham machte Val einen desaströsen Eindruck, wie Roger Limb es formulierte: „Sie wirkte wie ein abgelehnter und geschlagener Mensch, und sie war ganz sicher nicht mehr das strahlend lächelnde junge Ding, das ich von früher kannte.“ Auch Brians jüngere Schwester Barbara litt: Miss Lambrick, die Schulleiterin der Pate’s, verabscheute Brian, den Schwerenöter, und stellte Barbara deshalb nur eine halbherzige Universitätsempfehlung aus, die ihren Plan, Lehrerin zu werden, durchkreuzte.

      Graham Ride wurde in einer für beide entscheidenden Lebensphase ein guter Freund von Brian. Durch seine spätere Ehe mit Val entwickelte er ein tieferes Verständnis für die emotionalen Scharmützel, die der Musiker überstehen musste. Er bezeichnet ihn als „charmant, aber manipulativ“. Eine Freundschaft mit Brian hatte ihre Nachteile, wie zum Beispiel die peinliche Situation, seine Ex-Freundinnen zu treffen, oder mit seiner Unzuverlässigkeit klar zu kommen. Die Ursache lag laut Graham darin, dass „Brian ein unmittelbar agierender Mensch war. Er lebte im Hier und Jetzt. Wenn er mit einer Frau schlafen wollte, dann machte er es und dachte niemals an die Konsequenzen. Wäre er nicht so hochgradig zeugungsfähig gewesen, wären daraus keine Probleme entstanden!“

      Brian Jones gehörte zu einer Männergeneration, die die repressive Moral der Fünfzigerjahre ablehnte, aber viele ihrer frauenfeindlichen Charakterzüge weiter lebte. Barry Miles, der wichtige Aspekte der Gegenkultur der Sechziger durchlebte und dokumentierte, traf Brian häufig und erinnert sich: „Hinsichtlich Frauen hatte er eine schreckliche Einstellung. Doch damals war das nicht ungewöhnlich – so verhielten sich die meisten. In dem Jahrzehnt sah man sich häufig mit Frauenfeindlichkeit konfrontiert.“

      1960 schuf Brian eine Art Blaupause für den Lifestyle seiner zukünftigen Band. Was jedoch noch wichtiger war – im Laufe der nächsten 20 Monate erschuf er das Fundament für ihre Musik und entdeckte dabei bedeutende musikalische Charaktere, von Jimmy Reed bis Robert Johnson, von Elmore James bis Slim Harpo. Während seine zukünftigen Bandkollegen studierten und aus Spaß Musik zu Hause machten, begab er sich auf eine Reise zum Herzen der Musik, die er so liebte.

      Ende des Frühjahrs 1960 hatte Brian die Hoffnung aufgegeben, den Vater hinsichtlich eines regulären beruflichen Werdegangs zu beschwichtigen. Die Augenheilkunde zählte ganz gewiss nicht zu den wichtigsten Dingen in seinem Leben, und so kehrte er im Sommer des Jahres zurück nach Cheltenham. Im Herbst wandten sich viele Jungen und Mädchen aus der Grammar School von ihm ab, und seine Eltern ebenfalls. In diesem Lebensabschnitt entwickelte er sich zu dem Musiker, den die Welt kennenlernen sollte. Mit dem Geld von verschiedenen Jobs fristete er sein Dasein und widmete sich der Musik. Sie war seine Erlösung, mit ihr fühlte er sich glücklich, und er zeigte auf diesem Gebiet mehr Einsatz, als man erwartet hätte – ganz im Gegensatz zu seinem bisherigen Verhalten.

      In den ersten Monaten nach seiner Rückkehr nach Cheltenham wohnte er bei den Eltern in der Hatherley Road. Sein Einkommen war, gelinde gesagt, unregelmäßig: Er jobbte bei der Drogerie Boots, verdingte sich kurzfristig als Kleinbusfahrer und arbeitet später im Architekturbüro der Bezirksverwaltung. Doch am Ende des Jahres stammte ein Großteil des Einkommens aus Gagen für verschiedene Gigs. Als seine Obsession für den Blues zunahm, entwickelte er einen Lebensstil, den viele der Musiker kannten, die fünfzig Jahre zuvor das Genre in Mississippi ins Leben riefen. Er wurde ein Nomade, übernachtete mal hier, mal dort, war ständig unterwegs.

      Brian hatte die Freundschaft zu Phil Crowther aufrechterhalten, und als dieser im Sommer die Schule verließ, verbrachten die beiden Stunden über Stunden mit dem Arbeiten an Songs. Sie durften dafür das Zeitungs-Lagerhaus von Phils Dad benutzen. Phil war eher ein Rock ’n’ Roll-Fan, wohingegen Brian, in vielerlei Hinsicht ein Dogmatiker, es genoss, sich zwischen den Genres zu bewegen. Er hörte sich Stücke von Eddie Cochran, Little Richard, King Curtis und Duane Eddy heraus, aber eben auch die üblichen Jazz-Nummern. Als sich Phil mit einem ehemaligen Skiffle-spielenden Mitglied der Jugendorganisation Boys Brigade zusammenschloss, entstanden die Ramrods. Brian machte einfach mit. Die Gruppe hatte schon einen Gitarristen, und auch Phil spielte das Instrument. Somit versuchte sich Brian als Saxofonist (er besaß ein Altsaxofon). Er machte den Musikern klar, dass die Band nicht sein Hauptanliegen war, doch er bemühte sich nach Kräften. „Er wusste, was er tat“, kommentiert Drummer Buck Jones, „da besteht kein Zweifel.“ Barry Miles, zu der Zeit an der Kunsthochschule, erinnert sich an Brians schmalzigen Stil, vergleichbar mit einem King Curtis in seiner Rock ’n’ Roll-Phase oder einem Earl Bostic. Er hatte sich alles „selbst beigebracht“.

      Brian beeindruckte die anderen Musiker, vor allem, weil das Saxofon für ihn nur ein Nebeninstrument war. Sie hatten ihn schon gelegentlich als einen in sein Spiel versunkenen Gitarristen mit Bill Nile im Keller des Filbys gesehen und wussten von Jazz-Gigs, die er mit Harry Brampton in Bath absolvierte, Letzterer auch ein ehemaliger Schüler der Grammar. Während Brians kurzem Zwischenaufenthalt in Cheltenham pflegte Phil (der 1964 aus nicht bekannten Ursachen in seinen Flitterwochen erstickte) eine innige Freundschaft mit ihm. Nach Angaben von Buck Jones verhielt sich Brian entspannt und unterstützend. Der Bassist Graham Stodart erinnert sich jedoch an einen ausgeprägten Perfektionismus, der oft in Frustration mündete. „Wir alle mochten ihn. Er war ein brillanter Musiker, zielte jedoch auf absolute Perfektion ab. Wenn nicht alles reibungslos lief, zeigte sich seine dunkle Seite. Wir erlebten es nicht oft, aber er konnte schon ein wenig launisch werden, wenn nicht alles so lief, wie er es sich vorstellte.“ Ein böser Blick, die gelegentliche Verstimmung, wenn man in einer Sackgasse steckte – das alles sollte sich später wiederholen. 1960 lösten sich solche Stimmungen jedoch schnell wieder auf.

      Harry Brampton traf Brian zufällig in Sid Tongs Plattenladen, wo er Ende 1960 jobbte. Der Klarinettist überzeugte ihn, bei einer Reihe von Shows an Mittwochabenden in einem Pub in Bath mitzumachen. Sie traten vier oder fünf Monate als Quintett auf. Das Material war leicht – „der übliche Jazz-Kram, ‚Just A Closer Walk With Thee‘, ‚Royal Garden Blues‘, all diese Stücke“. Trotz der kurzen Vorbereitungszeit zeigte sich Brian unbeeindruckt. „Er war ein selbstbewusster Kerl“, erzählt Brampton. „Als Musiker gerät man in solchen Situationen häufig an irgendwelche steifen Typen, die nur auf Kohle aus sind, doch mit ihm war es immer angenehm.“ Regelmäßige Auftritte mit den Ramrods, die Shows in Bath und zusätzliche Sessions mit lokalen Bands oder Gruppen auf der Durchreise brachten dem zukünftigen Stone laut Brampton den Ruf eines „ernsthaften Musikers“ ein.

      In der Musik bündelte Brian all die Energie, die ihm auf der Suche nach einer konventionellen Beschäftigung fehlte. Zu Hause stand die Beziehung zu den Eltern Lewis und Louisa kurz vor dem Aus, doch hinsichtlich anderer Lebensaspekte lässt sich die Phase als eine glückliche Zeit beschreiben. Abgenabelt von den „Normalos“ seines Schullebens hatte er einen großen Freundeskreis, der sich regelmäßig im Kino oder beim Barbecue am Kemton Hill traf. Im September machte einer seiner Musikerkollegen die Bekanntschaft eines fünfzehnjährigen Mädchens namens Pat Andrews, der er von seinem Freund erzählte, welcher nach Aufenthalten in Deutschland und in London den Kontakt zur Cheltenham-Szene verloren hatte. Wenige Tage später tauchte Pat zu einem Blind Date in der Aztec Coffee Bar an der Hauptstraße auf. In einer Nische hinter Chianti-Flaschen und Tassen entdeckte sie einen atemberaubenden „Engel“ mit goldenem Haar. „Ich bekam kein Wort heraus. Mir hatte es sprichwörtlich die Sprache verschlagen. Da war dieses Licht, das von ich weiß nicht woher kam … Ich erinnere mich nicht mehr daran, was er sagte. Ich starrte nur auf das blonde, engelhafte Haar. Wir verabredeten uns zu einem weiteren Treffen und gingen dann oft spazieren.“

      In den ersten Wochen, die die beiden mit langen Spaziergängen in den Hügeln um Cheltenham verbrachten, mit Besuchen der Cafés und sogar Treffen an den Bahngleisen, wuchs Pats Faszination gegenüber dem jungen Mann, der mit einem immensen Charme und einer bezaubernden Vorstellungskraft gesegnet war. „Er erzählte alle möglichen Geschichten, konnte witzig sein, mich mit Kartenspielen begeistern und mit Zaubertricks. Und wenn ich so da saß und ihm beim Spielen zuhörte, eröffnete es mir eine andere Welt, brachte es mich auf eine andere Sinnesebene.“

      Zu Beginn entsprach Brians Verhalten dem


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