Seewölfe - Piraten der Weltmeere 594. Burt Frederick

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 594 - Burt Frederick


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Spektiv ab.

      „Das nicht gerade“, meinte Al Conroy. „Aber ich halte mein Pulver trocken und die Lunten am Glimmen.“

      Hasard nickte ihm zu.

      Er zeigte es nicht, aber auch er war unruhig. Natürlich kannte er den Zustand nicht, in dem sich die Themse von der Mündung bis Chelsea befand.

      Hasard junior fragte ein wenig besorgt: „Eigentlich müßtest du von früh bis spät lachen, Dad. An was denkst du, wenn du ein solches Gesicht zeigst?“

      „Auf keinen Fall an die anständigen Frauen und Männer in der Umgebung der Queen“, entgegnete der Seewolf und legte den Arm um die Schulter seines Jungen. „Mittlerweile ist die fremdartige Schebecke hier an den Küsten sicherlich bereits bekannt. Und daß wir eine schwerbeladene Galeone bewachen, wird man genauso wissen.“

      „Das glaube ich auch.“

      „Siehst du“, erklärte sein Vater. „Darum kann noch allerlei passieren. Hier, auf dem offenen Wasser, wird niemand wagen, die Galeone auch nur schief anzusehen. Außer den Möwen, meine ich.“

      „Stimmt.“

      „Aber du wirst erleben, daß die Strecke von der Themsemündung bis zum Tower ungefähr so lang ist wie vom Schwarzen Meer bis Dieppe. Und etwa ebenso gefährlich.“

      „Ich glaube fast, du bist davon überzeugt“, meinte sein Sohn und zeigte offen seine Verwunderung.

      „Ich bin überzeugt“, bestätigte der Seewolf und grinste kalt. „Überdies haben wir den Angehörigen einer Nation bei uns, die sich mit England in einer Art Kriegszustand befindet. Generalkapitän, sozusagen, Don Juan de Alcazar, um es genau zu sagen.“

      „Daran“, antwortete sein Sohn nach einigen Atemzügen, „habe ich nicht gedacht. Für mich ist Don Juan einer von uns.“

      „Für mich auch“, erwiderte der Seewolf. „Für jeden von uns. Aber nicht für jemanden an Land, der uns daraus einen Strick drehen will.“

      „Du meinst, es gibt da jemanden?“

      „Ich bin ganz sicher, daß es nicht nur einen gibt. Wenn man stets mit dem schlimmsten Ausgang einer Sache rechnet, wird man nicht überrascht.“

      „Das merke ich mir“, schloß Hasard junior.

      Der Wind wehte mit wenig Kraft, aber stetig aus einen Strich südlicher als West. Jedes einzelne Schiff, das der Schebecke begegnete, wurde mit größter Aufmerksamkeit aus vielen Augenpaaren beobachtet. Aber sie alle zogen friedlich ihrer Wege.

      Die Landschaft glitt lautlos vorbei, und der Nebel wurde gegen Mittag etwas dünner, so daß die Seewölfe deutlich die Türme und Landmarken von Ramsgate an Backbord erkannten. Dahinter sprang das Ufer scharf nach Westen zurück.

      Die Schebecke segelte einen Schlag auf den Kanal hinaus, um abzuwarten, bis die „Fidelidad“ heranrauschte und die kleine Crew die Segel neu trimmte.

      „Kannst du den Kurs halten?“ fragte Don Juan de Alcazar und tippte auf die Abdeckung des Kompasses. „Trotz der Strömung?“

      Die Galeone stampfte mit Wind von Backbord nach Nordwesten. Recht voraus konnte Southend-on-Sea angepeilt werden. Das vorspringende Massiv des Landes verfälschte die Windrichtung.

      „Ich denke, ich schaffe es“, erwiderte Jan Ranse und nickte. „Wie fühlt sich ein Spanier, wenn die Hauptstadt des Feindes vor ihm liegt?“

      Don Juan lachte kurz und erwiderte in plötzlichem Ernst: „Für mich, wie jedermann weiß, ist ein Engländer kein Feind mehr. Denkst du, wir handeln uns deswegen, weil ich Spanier bin, Ärger ein?“

      „Das kann man nicht wissen“, murmelte der Rudergänger. „Es soll in jedem Land der Welt Leute geben, die nicht über den kleinen eigenen Schatten springen können.“

      Sie schauten sich an und zuckten mit den Schultern.

      Vor kurzer Zeit hatte Dan O’Flynn von der Schebecke aus herübersignalisiert. „Mit der Flut einlaufen!“ lautete das Signal.

      In der riesigen Bucht zwischen Ramsgate und Clacton-on-Sea nahm der Schiffsverkehr zu. Jeder Typ von Schiff war vertreten, vom geruderten Fischerboot bis hinauf zu schweren und dickbäuchigen Handelsschiffen, die noch tiefer im Wasser lagen als die Galeone. Im schwachen Wind flatterten die Wimpel und Fahnen mit den Farben vieler Nationen, die spanische fehlte verständlicherweise.

      „Vielleicht gelangen wir an eine Stelle, an der ich die Flutmarken erkennen kann“, sagte der Spanier und rechnete. „Mir scheint, daß wir gerade die Zeitspanne zwischen Ebbe und einsetzender Flut erwischt haben.“

      Big Old Shane enterte aufs Achterdeck der „Fidelidad“ und schnappte die letzten Bemerkungen Don Juans auf.

      „Bis wir an der Themsemündung sind, haben wir Flut“, sagte er.

      „Du bist sicher?“

      „Ziemlich sicher. Gegen Mittag kippt die Tide, Juan.“

      „Ein Lichtblick“, sagte Don Juan.

      Von Big Old Shane bis Batuti gab es niemanden an Bord der Galeone, der nicht froh gewesen wäre, wenn endlich die Festmacher um irgendeinen Poller an den Steinmolen in der Nähe des kantigen Towers gelegt werden konnten. Im Augenblick schnarchte die Freiwache unter Deck, und die Crew auf den Planken zeigte deutlich, wie erschöpft sie war.

      Die Bärte wuchsen ungehindert und struppig, die Kleidung konnte nicht mehr gepflegt werden, und es war höchste Zeit, endlich einmal wieder etwas Handfestes zu essen, ein gutes englisches Bier zu trinken und ein heißes Bad zu nehmen.

      Jetzt, als jeder Blick einen neuen Eindruck der bekannten Gegend der Themsemündung zeigte, steigerte sich die Stimmung. Die Aufregung wuchs, jeder sehnte das Ende herbei. Niemand sprach laut darüber, aber die Seewölfe wünschten sich nichts sehnlicher, als wieder an Bord der Schebecke zu gehen und das spanische Silberschiff zu übergeben.

      Aber noch stand die schwierige Fahrt themseaufwärts bevor.

      In vielen Biegungen führte das Fahrwasser an Forts vorbei, deren Kanonen seit den Tagen der „unbesiegbaren Armada“ jeden Fleck der Wasseroberfläche bestreichen konnten. Die Seewölfe waren neugierig, ob und wie sehr sich die Zone entlang der Flußufer in der langen Zeit verändert hatte, in der sie nicht mehr hiergewesen waren.

      Von achtern näherte sich wieder die Schebecke. Die Männer winkten ohne rechte Begeisterung. Ein Schraler ließ die Segel killen, dann stemmte sich die Galeone wieder gegen die anlaufenden Wellen.

      Don Juan beobachtete durch das Spektiv die Landmarken und sah, daß das Wasser die obersten Flutmarken noch nicht erreicht hatte. Aber noch stand der Wind einigermaßen günstig.

      „Wir segeln weiter“, entschied er. „Und wenn wir die Riemen ausbringen und rudern müssen. Wie auch immer – heute soll der letzte Tag sein. Für mich ist die Fahrt noch vor Mitternacht zu Ende.“

      Die Landschaft von Kent – viele Äcker, Obstbäume und Bauerngehöfte neben kleinen Burgen und Schlößchen – zog an Backbord vorbei. Essex erstreckte sich an Steuerbord, wo die Schebecke aufzuholen begann. Die Küstenlinie war unregelmäßig und führte mit ihren Hügeln und Wäldern langsam in jene Gegend am Mittellauf, wo London am rechten Ufer des Flusses lag.

      Die Schiffe, die themseabwärts in See gegangen waren, hatten die auslaufende Ebbe genutzt. Jetzt verschwammen die Segel der letzten Schiffe im sonnendurchstrahlten Nebel. Einige Fischerboote kreuzten den Kurs der beiden Schiffe.

      Vom Achterdeck der Schebecke rief Hasard zur Galeone hinüber: „Wir bleiben beieinander! Unser Ziel ist der Tower! Steuerbord, zwei Kabellängen vor der einzigen Brücke!“

      „Verstanden, Sir“, rief Don Juan zurück. „Legen wir dort an?“

      „Das muß erst noch geklärt werden. Wir können sicher sein, daß man uns von Land aus sehr genau beobachtet.“

      „Damit rechne


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