Seewölfe - Piraten der Weltmeere 290. Frank Moorfield

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 290 - Frank Moorfield


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      Impressum

      © 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-687-0

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

      1.

      „Vorwärts!“ sagte der Seewolf mit gedämpfter Stimme. Er winkte seine Männer hinter sich her und suchte mit den Füßen vorsichtig nach Halt im Geröll, das am Fuße eines Abhangs lagerte.

      Es war kurz nach Mitternacht, man schrieb bereits den 11. November im Jahre des Herrn 1592.

      Aus nordöstlicher Richtung war eine frische Brise aufgekommen. Die Kälte, die durch die Kleidung der Männer drang, erinnerte sie nachhaltig daran, daß auch im Gebiet der sonnigen Bretagne der Winter vor der Tür stand.

      Die Nacht, deren turbulente Ereignisse Philip Hasard Killigrew sowie den Crewmitgliedern der beiden gekaperten englischen Galeonen „Hornet“ und „Fidelity“ lange Zeit in Erinnerung bleiben sollte, war klar und hell. Am Himmel blinkten zahllose Sterne, der Mond tauchte die kleine Felseninsel Mordelles, die der Küste der Bretagne in Höhe des Hafenstädtchens Concarneau vorgelagert war, in fahles Licht.

      Ein plötzliches Rascheln im herbstlich kahlen Gestrüpp, das sich spärlich durch die wilde, zerklüftete Landschaft zog, ließ die entflohenen Gefangenen reflexartig zusammenzucken.

      Edwin Carberry riß, während er einen drohenden Knurrlaut ausstieß, die Steinschloßpistole hoch. Im selben Augenblick huschte ein dunkler Schatten aus dem blattlosen Geäst und schwang sich mit flatterndem Geräusch in die Luft.

      Die Männer, die ihre Schritte einen Augenblick verhalten hatten, atmeten erleichtert auf, denn es war nur ein Nachtvogel gewesen, den sie aufgescheucht hatten.

      Old Donegal Daniel O’Flynn, ein altes Rauhbein mit faltigem, verwittertem Gesicht, lachte leise auf.

      „Warum so schreckhaft, Ed?“ fragte er stichelnd und deutete mit der Krükke, die er wegen seines Holzbeins mit sich führte, auf Edwin Carberry, den bulligen Profos mit dem gewaltigen Rammkinn im zernarbten Gesicht. „Willst du vielleicht mitten in der Nacht auf Spatzen schießen, he?“

      Edwin Carberry warf ihm einen bissigen Blick zu.

      „Geht leider nicht“, brummte er schlagfertig. „Du verscheuchst ja alle, weil du ständig mit deiner wurmstichigen Krücke in der Luft herumfuchtelst!“

      Philip und Hasard junior, die zwölfjährigen Zwillingssöhne des Seewolfs, kicherten verhalten.

      „Deshalb ist’s hier auch so verdammt windig!“ Philip konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen.

      Der alte O’Flynn drehte sich zu den beiden Jungen um und blickte sie tadelnd an.

      „Ihr Grünschnäbel solltet schleunigst die Futterluken zuklappen“, sagte er. „Ihr habt sie beide zu weit aufgerissen, deshalb zieht’s hier so elendig. Außerdem solltet ihr nicht ständig quasseln, man hört euer Geschrei bis in den letzten Winkel des Piratennestes.“

      „Waaas?“ protestierte Hasard junior. „Wir haben nicht halb so viel geredet wie …“

      „Schluß jetzt!“ unterbrach der Seewolf seinen Sprößling. „Wenn neuerdings wegen jeder Fledermaus oder Nachteule ein Palaver abgehalten werden soll, erreichen wir Grammonts Rattennest frühestens nach Weihnachten.“

      Diese Feststellung schien sogar Old O’Flynn einzuleuchten. Jedenfalls stieß er brummelnd mit seiner Krücke auf das lockere Gestein und setzte sich, gleich den anderen Männern, wieder in Bewegung. Wer jedoch in dem grantigen Alten nur eine Abart des herkömmlichen Großvatertyps vermutete oder ihn gar wegen seines Holzbeins bedauerte, täuschte sich gewaltig. Old O’Flynn war ein Mann aus Granit und Eisen – ein wilder Haudegen, der seinen ganzen Stolz darauf setzte, mit den jüngeren Seewölfen zu konkurrieren. Und wenn es auf Hieb und Stich ging, da langte er zu, daß die Fetzen flogen.

      Die entflohenen Gefangenen bewegten sich still und geräuschlos vorwärts. Sie bildeten eine lange Schlange, die sich wie eine geisterhafte, nächtliche Prozession landeinwärts bewegte. Man hatte auch allen Grund dazu, sich möglichst rasch von den Piraten zu entfernen, die noch immer ratlos drüben an den Grotten standen und sich die Köpfe darüber zerbrachen, was wohl mit ihren Gefangenen geschehen war.

      Das mit deftigen Flüchen und üblen Verwünschungen untermauerte Stimmengewirr wurde durch die ständig wachsende Entfernung zwar etwas leiser, aber es drang immer noch bis zu den Engländern herüber.

      Jetzt flammten mehrere Fackeln auf und tauchten die Umgebung der Felsengrotten in gespenstisches Licht. Einige Kerle aus der wüsten Horde Yves Grammonts verschwanden mit den Pechfackeln im Inneren der Höhlen – auch in jenen, in denen man die Waffen- und Munitionsvorräte gelagert hatte.

      Die Crewmitglieder der „Hornet“ und der „Fidelity“ drehten sich immer wieder um und warfen prüfende Blicke zu Grammont und seinen Galgenstrikken hinüber.

      Old O’Flynn kicherte verhalten.

      „Die Dummköpfe bringen es noch fertig und leuchten mit ihren Fakkeln in die Pulverfässer, weil sie sich einbilden, wir hätten uns darin versteckt“, sagte er. „Ha, das gibt vielleicht ein Tänzchen!“

      „Na, ganz so hirnverbrannt werden sie wohl doch nicht sein“, meinte Gary Andrews, der hagere Fockmastgast aus den Reihen der Seewölfe. „Aber gakkern können sie auf jeden Fall wie eine Schar Hennen, die sich in Legenot befinden, weil ihre Eier etwas zu groß geraten sind.“

      Der schlanke, sehnige Jerry Reeves, der den verräterischen Easton Terry als Kapitän auf der „Fidelity“ abgelöst hatte, verzog das Gesicht zu einem Grinsen.

      „Da fehlen nur noch die Füchse im Hühnerstall“, sagte er leise, „dann würden erst ordentlich die Federn fliegen.“ Dabei dachte er nicht nur an die Schnapphähne, die Grammont zu den Grotten begleitet hatten, sondern auch an das Hüttenlager der Piraten, in dem sich die eigentlichen Drahtzieher aufhielten. Die Augen des nicht ganz dreißigjährigen Mannes blickten grimmig, als er sich ausmalte, wie man das Gesindel aus seinem Schlupfwinkel aufscheuchen würde.

      Begonnen hatte alles mit einem geheimen Auftrag der englischen Königin, Elisabeth I., die die beiden Galeonen dem Kommando des Seewolfs unterstellt hatte. Aufgabe der Besatzungen war es, gegen die Störaktionen einzuschreiten, die immer wieder von französischen Freibeutern gegen englische Schiffe gestartet wurden, und zwar mit der finanziellen Unterstützung Seiner Allerkatholischsten Majestät, König Philipps II. von Spanien.

      Nach heftigen Seegefechten und einer Reihe von hochbrisanten Ereignissen waren Philip


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