Seewölfe - Piraten der Weltmeere 472. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 472 - Fred McMason


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      Fassungslos starrte der ehemals verwöhnte Gouverneur in das finstere Verlies, in dem leise Wasser gluckerte. Er hatte schon oft von solchen „Räumen“ gehört, aber noch nie einen gesehen, geschweige denn betreten, von längerer Verweildauer gar nicht zu reden. Er stand da und blickte immer noch voller Furcht in die Schreckenskammer.

      „Ist da kein Licht?“ fragte er zaghaft.

      „Nein, Licht wird hier nicht geliefert“, sagte Smoky.

      „Und das Bett?“

      „Tja – wo ist denn das Bett geblieben?“ sagte Smoky. „Das mit den goldenen Pfosten und den Posaunenengeln? Scheint jemand durch eine Gräting ausgetauscht zu haben. Na, so was!“

      „Tut doch auch nichts mehr zur Sache“, meinte Shane. „Goldenes Bett oder nicht. Ihr Lebensfaden leidet ohnehin an der Auszehrung, und dieser fette Faden magert jetzt sehr schnell ab und wird mit jeder Stunde dünner.“

      Der Dicke zuckte wieder zusammen und sah sich hilflos um. Dann rannen ihm ein paar Tränen über die feisten Wangen, und er begann leise zu schluchzen, als Shane ihn in die Vorpiek schob.

      „Ei-einen Augenblick, noch, Señores“, sagte er heiser und mit versagender Stimme. Er griff zum letzten Strohhalm, der ihm noch verblieben war – der Bestechung.

      Sein ganzes Leben lang hatte er sich mit Bestechungen durchgemogelt oder sich selbst bestechen und schmieren lassen. Dabei hatte er die Erfahrung gewonnen, daß fast alle Kerle auf Geld oder Gold ansprangen und gierige Blicke kriegten, wenn derartige Schätze auch nur erwähnt oder angedeutet wurden. Hier bestand vielleicht auch die Möglichkeit, sich herauszuwinden, denn Piratenpack war ja sowieso immer auf Geld scharf.

      „Was gibt’s denn noch?“ fragte Smoky ungeduldig.

      Immer noch rannen Tränen über das Quallengesicht. Die Stimme sank zu einem kaum hörbaren Flüstern herab.

      „Wenn Sie mir helfen, Señores, dann kann ich Sie reich machen. Sie werden in Gold und Silber baden können, wenn Sie nur wollen.“

      Shane und Smoky warfen sich einen schnellen Blick zu. Alle beide grinsten ein bißchen. Aber sie gaben keine Antwort, und so drängte der Dicke und lockte weiter.

      „Ich kann Sie reicher als den König von Spanien machen“, raunte er heiser und geheimnisvoll.

      Shane strich über seinen Bart und horchte auf. Auch Smoky wurde sofort hellhörig.

      „Interessant“, sagte Shane. „Reicher als der König von Spanien? Das gibt’s doch gar nicht. Wie soll denn das möglich sein?“

      Der Dicke hob beschwörend seine feisten Patschhändchen hoch. Auf seiner linken Wange hing noch eine dicke Träne.

      „Ich habe auf Kuba ein Schatzversteck – Gold, Silber, Perlen, viel erlesener Schmuck, Ringe, Halsketten und Edelsteine. Das alles gehört Ihnen, wenn Sie mir helfen. Mit den Kostbarkeiten sind Sie wahrhaftig reicher als der König von Spanien.“

      „Soso“, sagte Shane, „und das stimmt wirklich?“

      „O ja, es stimmt. Schon bald werden Sie sich persönlich davon überzeugen können. Überlegen Sie es sich gut.“

      „Sehr gut“, sagte Shane heiter, „das werden wir tun.“

      Energisch schob er den Dicken in die dunkle Vorpiek. Dann knallte das Schott zu und wurde von außen verriegelt.

      Luke Morgan zog als Wache auf. Es war zwar äußerst unwahrscheinlich, daß dem Dicken die Flucht gelang, aber da sie schon einmal üble Erfahrungen hinter sich hatten, wurde grundsätzlich eine Wache aufgestellt, um allen Eventualitäten vorzubeugen.

      Auf der Kuhl blieb Smoky grinsend stehen. Er langte nach einer Pütz und hievte Wasser hoch. Dann steckte er beide Hände in die Pütz, um sie zu waschen.

      „Das muß ich einfach tun“, sagte er auf Shanes fragenden Blick. „Ich hab’ dieses dicke Schweinchen angefaßt und werde das lausige Gefühl nicht los, daß alles an mir klebt. Das war, als hätte man in einen glitschigen Pudding oder in einen Haufen Quallen gegriffen.“

      „Oder eine matschige Seegurke ausgewrungen“, sagte Shane und tauchte ebenfalls die Hände in die Pütz. „Aber was hältst du von unserem unerhofften Reichtum?“

      „Das ist doch was Feines, reicher als der König von Spanien zu sein. Der Kerl hat also ein Schatzversteck auf Kuba. Falls es stimmt“, setzte er einschränkend hinzu.

      „Der Halunke hat bestimmt vorgesorgt“, meinte Shane, „darauf möchte ich wetten. Kerle wie der, die sorgen immer vor und bereichern sich an allem, was sie erraffen können.“

      Sie gingen aufs Achterdeck zurück, wo Hasard stand und das Bergen durch die Jollen beobachtete.

      „Den Kerl haben wir in sicherem Gewahrsam, Sir“, sagte Shane. „Luke bewacht ihn.“

      „Sehr gut. Aber was gibt es da zu grinsen?“

      „Er fragte, wo das Bett sei, und es gefiel ihm auch nicht, ohne Licht zu sein.“

      „Ihm wird noch etliches nicht gefallen. Hat er noch was gesagt?“

      „Er wollte uns reich belohnen. Er sagte, er würde uns reicher als den König von Spanien machen, falls wir ihm helfen. Und dann sagte er ganz unverblümt, er hätte ein Schatzversteck:“

      „Sieh an, ein Schatzversteck. Möglicherweise hat er das nicht nur so dahingeredet. Wo soll das Versteck sein?“

      „Auf Kuba.“

      „Ein hübscher Gedanke“, sagte Hasard sinnend, „reicher als der König von Spanien zu sein.“

      „Glaubst du, der Kerl hat die Wahrheit gesprochen, Sir?“

      Hasard legte die Fingerspitzen gegeneinander und nickte.

      „Halunken wie dem ist grundsätzlich alles zuzutrauen. Daß er sich über alle Maßen bereichert hat, wissen wir ja. Mit seiner Machtstellung auf Kuba saß er immer an den vollen Fleischtöpfen. Seht euch doch nur einmal die Perlen an, die er sozusagen als kleines Reisegepäck dabei hatte. Keine ist kleiner als eine Eichel, manche haben die Größe von Taubeneiern. Ich habe ein wenig in den Klunkerchen herumgewühlt. Mit einer kleinen Handvoll dieser erlesenen Perlen hätte ein normaler Mensch bis an sein Lebensende ausgesorgt. Außerdem wette ich meinen Kopf, daß das nicht alles ist, was der ehrenwerte Señor auf seiner abrupt unterbrochenen Spanienreise mitgenommen hat. Ganz besonders denke ich da an jene Galeone, auf der er sich eingeschifft hat und die in die Riffe gelaufen ist. Dort wird sicher noch einiges zu holen sein, was sich der Señor Gouverneur unrechtmäßig angeeignet hat. Der Bastard ist mehr als stinkreich.“

      Die drei Männer grinsten sich an. Den Dicken würden sie sich noch vorknöpfen, aber erst einmal sollte er in der Vorpiek schmoren.

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