Seewölfe - Piraten der Weltmeere 312. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 312 - Roy Palmer


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      Impressum

      © 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-709-9

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

      1.

      Kein Mensch an Bord der „Isabella IX.“ hatte auch nur geahnt, daß ausgerechnet Philip und Hasard junior, die Söhne des Seewolfs, in der finnischen Hafenstadt Abo derart hart herausgefordert und beansprucht werden würden – am allerwenigsten sie selbst. Seit sie an Land gegangen waren, hatte es Hiebe und Schläge gehagelt, und schließlich war Hasard junior sogar von dem rachsüchtigen Paavo Korsumäki und dessen Kumpanen entführt worden.

      Doch auch diese Episode hatte ein gutes Ende gefunden. Ebenso war die letzte Rauferei mit den vier „finnischen Lümmeln“ siegreich für die jungen Seewölfe verlaufen. Wieder war nun eine „Schlacht“ geschlagen, die Zwillinge kehrten auf ihr Schiff zurück.

      Sie waren ein bißchen angekratzt, aber sie grinsten trotzdem verwegen. Verschwitzt und verdreckt waren sie, bluteten aus ein paar Kratz- und Schürfwunden und hatten wunderschön anzusehende, schillernde Veilchenaugen als Trophäen aus ihrer Auseinandersetzung mit den Hafenjungen mitgebracht. Aber sie lachten wie zwei Teufel, die geradewegs der Hölle entsprungen waren.

      Plymmie, die junge Wolfshündin, hatte ebenfalls kräftig mit eingegriffen und lief mit heraushängender Zunge neben den beiden her. Nie würde sie vergessen, daß die beiden Jungen sie vor einem bösen Ende bewahrt hatten, immer wieder gab sie ihrer Dankbarkeit Ausdruck. Neben Arwenack, dem Schimpansen, und Sir John, dem Aracanga, war sie nun das dritte Tier auf der „Isabella“, und sie hatte sich innerhalb der kurzen Zeit an Bord bereits gut eingelebt.

      Es war der Morgen des 13. März 1593. Die „Isabella“ lag nach wie vor an einer Pier des Hafens von Abo vertäut, denn die Mission des Seewolfs war noch nicht erfüllt. Das Ostseegebiet sollte er neu erkunden, Handelsbeziehungen mußten im Auftrag der englischen Königin angeknüpft werden, so lautete die geheime Order, die bei Skagen geöffnet worden war. London wollte – unter Ausschluß der Hanse – künftig jegliche Art von Waren direkt in den Ländern des Baltikums einkaufen.

      Lord Gerald Cliveden, der Sonderbeauftragte des englischen Königshauses, hatte es eines Korsaren als durchaus würdig empfunden, die erforderlichen Kontakte zu vermitteln. Deshalb hatte er Philip Hasard Killigrew in Plymouth die Ledermappe mit den Anweisungen übergeben und ihn auf diese Reise geschickt, die voller haarsträubender Überraschungen war.

      Hasard stand auf dem Achterdeck der „Isabella“. Er hatte den Kampf seiner Söhne gegen die Finnenjungen in allen Phasen mitverfolgt. Er mußte selbst grinsen, als sie über die Stelling an Bord gingen und Plymmie hechelnd hinter ihnen herlief.

      Ben Brighton, der Erste Offizier und Bootsmann, wandte sich am Backbordschanzkleid des Quarterdecks um, schüttelte den Kopf und lachte verhalten. Er blickte zu Hasard auf und sagte: „Es war also doch richtig, daß wir nicht mit eingegriffen haben, oder?“

      „Natürlich“, erwiderte Hasard. „Jungen müssen ihre Streitigkeiten untereinander austragen.“ Er verließ das Achterdeck und stieg auf das Hauptdeck hinunter, um vor allen Dingen Hasard junior zu begrüßen, der sich allein aus Korsumäkis Inselgefängnis befreit und dann den Weg zurück zur „Isabella“ gefunden hatte.

      Der Junge erzählte, wie sich alles zugetragen hatte, und wieder wurde reihum gelacht. Der Kutscher und Mac Pellew streckten die Köpfe aus dem Kombüsenschott. Sie erhielten sofort den Befehl, eine Extraration dänischen Aquavits auszuteilen, zur Feier des Tages.

      Edwin Carberry, der Profos, kratzte sich angelegentlich an seiner Kopfstreifschußnarbe, dann trat er mit einem grunzenden Laut der Genugtuung vor die Zwillinge hin.

      „Na, das habt ihr ja fein hingekriegt, ihr Sprotten“, sagte er. Und zu Hasard junior: „Aber wir haben dir auch was zu berichten, Söhnchen. Rate mal, wer bei uns in der Vorpiek hockt.“

      „Dieser Korsumäki vielleicht?“

      Carberrys Unterkiefer sank herab. „Hölle und Teufel, woher weißt du das?“

      „Ich hab’s geraten“, verkündete Hasard junior fröhlich. „Schließlich habe ich ja die beiden Jollen noch gesehen, die eben zur ‚Isabella‘ zurückgekehrt sind. Da habe ich mir einiges denken können. Ihr habt nach mir gesucht, nicht wahr? Und dabei habt ihr den Kerl geschnappt. Vielleicht auch gleich noch ein paar von seinen Kumpanen?“

      „Ja“, entgegnete sein Bruder. „Drei. Sie können jetzt mit Korsumäki zusammen darüber nachdenken, was für Blödmänner sie sind.“

      „Hol’s der Henker!“ stieß Carberry aufgebracht hervor. „Euch kann man aber auch gar nichts mehr vormachen, wie? Werdet mir aber bloß nicht zu üppig, ihr Prielwürmer, sonst geht’s rund. Und paßt ja auf, daß eure Plymmie nicht die Kuhl mit Pfützen bewässert.“

      „Aye, aye, Sir“, sagten die Zwillinge wie aus einem Mund.

      „Ed, trink gefälligst deinen Aquavit“, sagte der Seewolf. „Wir wollen uns stärken, dann sehen wir weiter. Allzulange will ich nicht mehr in Abo bleiben.“

      Carberry nahm die Muck mit dem guten dänischen Schnaps von Mac Pellew entgegen. Die anderen hatten ihre Ration inzwischen gekippt, unter ihnen auch Big Old Shane, der ehemalige Schmied und Waffenmeister von Arwenack-Castle. Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und sagte: „Das ist ganz in unserem Sinn. Uns geht diese Stadt nämlich langsam auf den Geist.“

      Der Seewolf enthielt sich jeder weiteren Äußerung und gab dem Kutscher und Mac Pellew nur noch durch eine Gebärde die Anweisung, die Zwillinge zu verarzten. Danach zog er sich in seine Kammer im Achterkastell zurück, um seine nächsten Schritte sorgfältig zu überdenken.

      Er wußte ja selbst, daß er einen Fehler begangen hatte, als er Paavo Korsumäki nach der Ankunft in Abo hatte von Bord gehenlassen – dazu noch mit einem Beutel voller Silbermünzen. Er hatte ihn fair behandelt, aber damit hatte das Unheil eigentlich erst richtig begonnen.

      Korsumäki war wild, primitiv und außerordentlich gefährlich. Er hatte mit Hilfe seiner Kerle die „Isabella“ vereinnahmen wollen, und er würde auch weiterhin für Aufruhr sorgen, wenn er nicht eingesperrt blieb.

      Hasard hatte allerdings nicht das geringste Verlangen, die vier Finnen länger an Bord der „Isabella“ zu behalten. Zu frisch war noch die Erinnerung an Matti Hakulinen und dessen Höllenbande, die sich nach ihrer Rettung durch einen tollkühnen Bubenstreich tatsächlich in den Besitz der „Isabella“ gebracht hatten.

      Paavo


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