Seewölfe - Piraten der Weltmeere 524. Davis J.Harbord
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Impressum
© 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,
Pabel ebook, Rastatt.
eISBN: 978-3-95439-932-1
Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]
Davis J. Harbord
Das Inselkastell
Kurs auf die Sarangani-Inseln – in den Rohren Kugeln für die Holländer …
Noch lachten die Kerle, obwohl überhaupt nichts spaßig war, denn soeben hatten sie – irrtümlich – ihre letzte Schaluppe zum Wrack zerschossen, und in ihrer Wut darüber waren sie sich gegenseitig an die Gurgel gesprungen. Da hatte es zwei Tote gegeben. Ihrer Ernüchterung über diesen Wahnsinn war nur kurz gewesen und wurde abgelöst von eben jenem höllischen Lachen, das schaurig genug klang und ihren abgebrühten Zynismus verriet.
Das Lachen blieb ihnen im Halse stecken, als ihr grobschlächtiger Häuptling aus der Bewußtlosigkeit erwachte und sich jetzt dafür rächte, daß sie auch ihn in ihrer Raserei zusammengedroschen hatten.
Er schoß noch im Liegen, und seine Pistolenkugel beendete abrupt ein drittes Leben. Zumindest dieser Kerl starb einen lachenden Tod.
Und schon war der Grobschlächtige auf den Beinen, eine zweite Pistole in der linken Faust, einen Degen in der Rechten. In seinen hellen Augen glitzerte ein mörderisches Funkeln.
„Noch jemand lebensmüde?“ fragte er.
„Hör mal …“, begann einer empört.
Er wurde der vierte Tote. Der Grobschlächtige schoß eiskalt und mit tödlicher Präzision …
Die Hauptpersonen des Romans:
Pieter Hendrik Beeveren – Ein Kerl wie ein Hackklotz mit dem Gemüt eines Schlachterhundes, doch auch seine Stunde hat geschlagen.
Philip Hasard Killigrew – Der Seewolf hat verschiedene Probleme am Hals, und die sind gar nicht so leicht zu lösen.
Edwin Carberry – Der Profos erklärt von sich, er sei der „beste Lagepeiler“ der Crew, und darum erhält er einen Sonderauftrag.
Batuti – Der schwarze Riese aus Gambia ist für den Seewolf unersetzlich, auch im Kampf gegen Bluthunde.
Don Juan de Alcazar – Er lernt in der Sprache der Badjao den Satz: „Ich liebe dich!“ Aber davon will Hasard nichts wissen.
Inhalt
1.
Pieter Hendrik Beeveren hieß der grobschlächtige Kerl mit den hellen Augen und dem groben Hackklotzgesicht. Mit aufreizender Gelassenheit pustete er den Rauch von der Laufmündung der Pistole, aber sein kalter Blick wich um keinen Deut von den Kerlen. Wagte da vielleicht noch einer, das Maul aufzureißen?
Nein, keiner muckste. Sie standen wie ihre eigenen Denkmäler und starrten zu Boden. Keiner riskierte, seinem Blick zu begegnen.
Beeveren spuckte zur Seite. Die Spucke landete neben dem Kopf des dritten Toten und vor den Stiefeln des vierten Toten. Beide gehörten zu dem Trio, das über den Häuptling hergefallen war. Mit denen hatte er also abgerechnet, aber einer war noch übrig.
Dem schlotterten jetzt schon die Knie.
Beeveren sagte: „Du warst der dritte Hurensohn, Jan Visser, der über seinen Kapitän hergefallen ist. Hast du dafür eine Entschuldigung?“
„Ich – ich hab’ dich in der Dunkelheit nicht erkannt, Kapitän“, murmelte Jan Visser, „und war wohl auch blind vor Wut, weil ihr auf uns geschossen habt.“
„Du bist ein Hurensohn, Jan Visser. Sag, daß du ein Hurensohn bist.“
„Ich bin ein Hurensohn.“
„Sehr schön. Und jetzt sage, ich bin ein Hurensohn und habe den Strick verdient, weil ich über meinen Kapitän hergefallen bin.“
In Jan Visser regte sich Trotz. „Wir haben gedacht, ihr seid die fremden Teufel, die jetzt unser Lager besetzt haben. Wir konnten ja nicht wissen, daß ihr auf uns schießen würdet!“
„Ich gab dir eben einen Befehl, Jan Visser“, sagte Beeveren kalt, „und ich pflege meine Befehle nicht zu wiederholen. Oder willst du jetzt auch noch meutern?“
„Ich laß mich nicht hängen!“ brüllte Jan Visser, sprang gleichzeitig zurück und riß den Säbel aus der Scheide.
Er hatte ihn kaum heraus, da war Beeveren an ihm dran und stieß den Degen vor.
Jan Visser war der fünfte Tote. Verglichen mit dem Strick, war dieser Tod schnell und fast schmerzlos.
„Wir brechen auf“, sagte Beeveren ohne die geringste Gefühlsregung. Er hätte auch sagen können: Was für eine schöne Nacht!
Sie starrten ihn verwirrt an.
Einer sagte: „Wir haben keine Schaluppe mehr, Kapitän.“
Beeveren, der seine Pistolen nachlud, drehte den Kopf zu ihm. „Ach ja? Hast du das auch schon gemerkt, Dummkopf?“
„Ja, aber …“
„Kein aber!“ schnappte Beeveren. „Wir marschieren. Etwa fünfzehn Meilen südlich stehen Pfahlbauten an der Küste. Und was liegt an den Pfahlbauten vertäut?“
„Auslegerboote“, sagte der Kerl.
„Richtig, Auslegerboote.“ Beeverens Augen glitzerten. „Und wohnen in den Pfahlbauhütten nicht auch Weiberchen, Dummkopf?“
Da fing die Horde wieder an zu johlen. Kapitän Beeveren hatte immer noch die besten Ideen. Muskatnußbäume der Spanier oder Portugiesen umzulegen oder ihre Gewürzplantagen und Schiffe zu überfallen, war die eine Sache und mit Arbeit verbunden, manchmal auch mit ein paar Beulen oder Blessuren, wenn es sich um die Schiffe handelte. Und „Weiberchen“ einfangen, war die andere Sache, die am meisten Lust und Spaß brachte. Da gab’s zwar auch hin und wieder Kratzer bei der Zähmung, aber das erhöhte ja das Vergnügen.
Fünfzehn Meilen, na und? Wenn es um „Weiberchen“ ging, würden sie auch einhundertfünfzig Meilen laufen. In einem Stück würden sie die abreißen.
Um die Toten kümmerten sie sich nicht. Gleich ihrem Kapitän hatten sie Herzen aus Stein und die Gemüter von Fleischerhunden. Gewalt war ihr Handwerk. Doch zum ersten Male, seit sie hier an der Küste des Golfes von Davao im Südosten der Philippinen-Insel Mindanao ihr Unwesen trieben, hatte sich die Gewalt gegen sie gewandt, und mit dem Verlust ihrer vier Schaluppen waren sie zum Rückzug gezwungen.
Wer