Seewölfe - Piraten der Weltmeere 524. Davis J.Harbord

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 524 - Davis J.Harbord


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es waren nur zwei Schaluppen gewesen, mit denen sie es zu tun gehabt hatten. Zwei lächerliche Schaluppen, besetzt mit nur je sechs Kerlen, und die hatten die Hölle losgelassen.

      Tief in Pieter Hendrik Beeveren fraß die Wut. Oh, er würde es diesen spanischen Bastarden heimzahlen, mit Zins und Zinseszins. Wer einem Pieter Hendrik Beeveren auf die Füße trat, dessen Stunden waren gezählt – wie bei den drei Hurensöhnen, die gewagt hatten, sich an ihm zu vergreifen.

      Dennoch, neben der Wut spürte Beeveren etwas, das ihm bisher fremd gewesen war, nämlich Unsicherheit. Noch nie war ein Gegner derart mit ihm umgesprungen. Er war es gewohnt, die Schläge zu verteilen und über einen Gegner zu triumphieren. Keiner war ihm ebenbürtig.

      Darum auch hatte ihn die ehrenwerte Handelsgesellschaft der ebenso ehrenwerten Kaufherren Heyndrick Hudde, Reynier Pauw, Pieter Hasselaar und Jan Karel in Amsterdam großzügig ausgerüstet und beauftragt, „im Land der edlen Gewürze“ Handelsposten zu errichten, sich einzunisten und sich nicht zu scheuen, den Gewürzhandel der Spanier und Portugiesen auf jede erdenkliche Weise zu schädigen, zum Erliegen zu bringen und selbst an sich zu reißen.

      Jawohl, für diesen Auftrag war er der richtige Mann, und die ehrenwerte Handelsgesellschaft hatte ihm mit Billigung der „Sieben Provinzen“, die sich im Jahre 1579 von der spanischen Herrschaft losgesagt hatten, volle Handlungsfreiheit gegeben. Er konnte nach eigenem Ermessen vorgehen – auch und gerade mit Gewalt.

      Daß er jetzt der Gegengewalt weichen mußte, war für ihn eine neue Erfahrung, eine Erfahrung, die ihn verunsicherte, obwohl er sich einredete, nur einen „taktischen“ Rückzug anzutreten, aus dem heraus er wieder zum Angriff vorprellen würde.

      Es ging ihm nicht in den Kopf, wie es nur zwölf Kerlen hatte gelingen können, ihn zu überrumpeln, mit ihm Katze und Maus zu spielen und ihn schließlich zum Abbruch seines Lagers zu zwingen.

      Dabei hatten diese Bastarde bisher keinen einzigen Kratzer abbekommen – und als er gemeint hatte, die eine ihrer beiden Schaluppen zerschossen zu haben, da stellte sich heraus, daß es ihr eigenes Schiff gewesen war – ihr letztes. Und er selbst, Pieter Hendrik Beeveren, hatte dazu den Feuerbefehl gegeben!

      Er war weit davon entfernt, Selbstkritik zu üben. Was er tat, war immer richtig. Die Idioten hätten ja vorher rufen können, daß sie es seien, nicht wahr?

      Er schob die lästigen Gedanken beiseite und befahl seinen Kerlen, ihre Waffen und für sich selbst etwas Proviant mitzunehmen. Sein Zeug mußte natürlich einer der Kerle zusätzlich mitschleppen. Was denn sonst?

      Im Gänsemarsch, Beeveren an der Spitze, setzten sie sich in Bewegung – mit ihrem Kapitän noch vierunddreißig Kerle, die meisten von ihnen lädiert und angeschlagen, teils vom Gegner, teils durch sich selbst, als sie aufeinander losgedroschen hatten.

      Die fünf Toten blieben dort liegen, wo sie zusammengebrochen waren.

      Erst jetzt fiel Beeveren ein, daß die „spanischen Bastarde“ Marten de Groot gefangen hatten, seinen Späher, den er losgeschickt hatte, um das Lager nach Norden abzusichern.

      Scheiße! dachte Beeveren. Marten war sein bester Mann. Aber der würde sich eher die Zunge abbeißen, als den Hunden zu verraten, wo sie ihr Kastell errichtet hatten.

      Und dann fiel Beeveren der Wachposten ein, der das Lager nach Süden hatte absichern sollen – Brouwer, dieses Tränentier. Wo steckte der Kerl? Hatten sie ihn auch gefangen? In diesem Moment wurde Beeveren klar, daß Brouwer versagt haben mußte. Er hätte die Schaluppe sehen müssen, die von Süden heraufgesegelt war und vor ein paar Stunden das Lager beschossen hatte – mit Erfolg. Denn dabei war jene Schaluppe zum Teufel gegangen, der sie gerade den neuen Mast verpaßten.

      Beeveren stoppte und drehte sich zu den Kerlen um.

      „Was ist mit Brouwer?“ knurrte er. „Hat den jemand zufällig gesehen, vielleicht nach dem letzten Überfall der Olivenfresser?“

      Sie schüttelten die Köpfe.

      „Der sollte doch südlich unseres Lagers Ausguck gehen“, sagte einer.

      „Das weiß ich selbst!“ blaffte Beeveren, wölbte die Hände vor den Mund und brüllte: „Brouuuwer!“ Und noch einmal.

      Sie lauschten.

      Und da hörten sie von irgendwoher undeutliche Laute, eine Art Grunzen, aber ein tierischer Laut war das nicht. Das klang eher nach einem Menschen, dem der Mund verschlossen war.

      Geknebelt, dachte Beeveren grimmig und wandte sich in die Richtung, aus der die Laute zu ihnen drangen. Die Kerle trotteten hinter ihm her. Und so fanden sie Brouwer, geknebelt unter einer umgestürzten Kokospalme, an die er kunstvoll gefesselt war. Am Hinterkopf hatte er eine wüste Beule.

      Natürlich wußte er von nichts.

      „Sie haben mich von hinten überfallen“, sagte er und vermied es, Beeveren in die Augen zu sehen.

      „Ob von hinten oder vorn, spielt keine Rolle, sie hätten dich sowieso erwischt“, sagte Beeveren kalt. „Du hast nämlich auf dem Stamm gesessen und gepennt, du Hurensohn. Da sind deine Stiefelabdrücke, und daneben ist der Abdruck von der Kolbenplatte deiner Muskete, die du an den Stamm gelehnt hast. Und hinter dem Stamm, genau hinter deinem Sitzplatz, sind die Fußspuren von den Kerlen, die dir was über den Schädel gehauen haben. Belügen des Kapitäns und Schlafen auf Wache – nach den Artikeln unserer Bordgesetze verurteile ich dich hiermit zum Tode, Brouwer. Hast du noch etwas zu sagen, du Hurensohn?“

      Die Kerle traten aus der Schußrichtung, als Beeveren die Pistole zog und den Hahn spannte.

      „Gnade“, flüsterte Brouwer mit Schweißtropfen auf der Stirn. „Ich bitte um Gnade, Kapitän.“

      „Du bist ein Arsch, Brouwer“, sagte Beeveren. „Wiederhole, daß du ein Arsch bist!“

      „Ich bin ein Arsch“, winselte Brouwer.

      Beeveren nickte, entspannte die Pistole und sagte: „In meiner unendlichen Gnade schenke ich dir das Leben, Brouwer. Deine Heuer wird bis zur Rückkehr nach Holland gestrichen und der Kapitänskasse zugeführt.“ Die Stimme Beeverens wurde gesalbt. „Ich werde deine Heuer nach unserer Rückkehr an die Witwen und Waisen unserer tapferen Männer verteilen, die auf dieser Reise ihr Leben lassen mußten. Bist du damit einverstanden, Brouwer?“

      „Ich danke dir für deine Güte und Großmut, Kapitän“, erwiderte Brouwer, „und ich bin einverstanden, daß du meine Heuer für einen guten Zweck verwendest.“

      Das war die reinste Heuchelei – Brouwer wußte es, und Beeveren wußte es. Die Witwen und Waisen waren Fiktion. Beeveren würde die Heuer mit Saufen und bei den Huren von Amsterdam durchbringen – genauso wie die Heuer der Toten, die wiederauferstanden, wenn Kapitän Beeveren die Mannschaftsliste den ehrenwerten Kaufherren in Amsterdam zwecks Auszahlung der Heuer präsentierte. Je mehr Tote – desto fetter die Geldkatze, mit der Kapitän Beeveren das Kontor in Amsterdam verlassen würde.

      Am Strand entlang marschierten sie weiter südwärts.

      Sie erreichten noch vor dem Morgengrauen die Pfahlbauten weiter unten im Süden an der Westküste des Golfes von Davao. Beeveren hatte seine Kerle mächtig angetrieben. Sie mußten an Ort und Stelle sein, bevor die Eingeborenen wach waren und mit ihren Auslegerbooten zum Fischfang auf den Golf hinaussegelten. Ohne die Boote war kein Rückzug möglich, es sei denn, sie bauten Flöße, aber Beeveren hatte nicht die Absicht, Zeit zu vertrödeln. Er wollte so schnell wie möglich zum Stützpunkt zurück – zum Inselkastell.

      Als die Pfahlbauten vor ihnen auftauchten – und mit ihnen die an den Pfählen vertäuten Auslegerboote –, atmete Beeveren auf. Diese Affen schliefen also noch.

      Für Beeveren waren die Badjao Affen, obwohl sie mit denen nichts gemein hatten – es gab keine Affen, die in der Lage waren, schnelle Boote zu bauen und sie auch meisterhaft zu handhaben. Diese Bezeichnung war also unsinnig, aber typisch für Beeveren, der andersfarbige Menschen lediglich als Tiere einstufte, allenfalls brauchbar, um sie zu benutzen.

      Die


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