Seewölfe - Piraten der Weltmeere 311. Burt Frederick

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 311 - Burt Frederick


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      Impressum

      © 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-708-2

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

      1.

      Arwenack, der Schimpanse, stieß ein warnendes Keckern aus.

      Batuti wirbelte herum. Nur einen winzigen Moment hatte er nicht aufgepaßt und seinen Blick auf die Ostsee hinauswandern lassen.

      Der Bärtige flitzte von seinem Lotsenplatz weg, als säße ihm der Teufel selbst im Nacken. Nicht einmal Pete Ballie, der das Ruder mit seinen Riesenfäusten hielt, konnte schnell genug reagieren. In wilder Flucht hastete der Finne auf die Verschanzung an Steuerbord zu.

      „Der geht über Bord!“ brüllte Pete Ballie.

      Der schwarze Herkules aus Gambia, der im selben Moment losschnellte, knurrte nur. Die letzte Distanz von zwei Schritten überbrückte er mit einem Sprung, wie von einer Bogensehne abgefedert.

      Der Bärtige, schon halb auf dem Schanzkleid, schrie auf.

      Batuti erwischte ihn an den Fußgelenken und riß ihn unbarmherzig herunter. Hart schlug der Finne auf die Planken. Sofort war Batuti über ihm, drückte ihm die Oberarme mit den Knien vom Körper weg und versetzte ihm zwei Ohrfeigen, deren Klatschen bis zum Vordeck der „Isabella IX.“ zu hören war.

      „Ganz ruhig, du Bastard“, sagte Batuti drohend und rollte wild mit den Augen. „Sofort wieder an die Arbeit, oder du kriegst richtige Prügel!“

      Das Gesicht des Finnen war schmerzverzerrt. Krampfhaft nickte er. Als sein Bezwinger von ihm zurückwich, begab er sich eilends wieder auf seinen Platz neben dem Ruderhaus. Nur weil er dort gebraucht wurde, hatte Batuti darauf verzichtet, ihn ins Traumland zu befördern.

      Sie hatten dazugelernt.

      Und weder Philip Hasard Killigrew noch die übrigen Männer an Bord der „Isabella“ empfanden es so, daß sie sich einen Zacken aus der Krone brachen. Nein, für sie war es keine Schande, eine vorgefaßte Meinung zu ändern. Denn neue Erfahrungen hatte es mehr als genug gegeben, seit sie durch das Baltische Meer segelten.

      Da war niemand mehr in der Crew des Seewolfs, der die Ostsee noch einen Spucknapf nannte. Vergessen war das abfällige Grinsen, mit dem sie seinerzeit die königliche Geheimorder quittierten, die Hasard bei Skagen erbrochen hatte. Eine Vergnügungsreise war daraus nicht geworden, ganz gewiß nicht.

      Nun, an diesem Nachmittag des 12. März 1593, atmeten die Männer an Bord des schlanken englischen Dreimasters auf. Wahre Felsbrocken der Erleichterung rumpelten ihnen vom Herzen. Denn hinter ihnen lagen Tage mörderischer Schinderei.

      Das mühsame Lavieren durch das Labyrinth der Schären und Klippen vor der südwestlichen Küste Finnlands hatte alle gegenteiligen Meinungen endgültig beseitigt: Diese dreimal verdammte Ostsee war kein läppischer Suppenkübel. Jedem ahnungslosen Prahler, der das in Englands Hafenschenken jemals noch behaupten sollte, konnten die Seewölfe etwas anderes erzählen.

      Besagte Geheimorder, Handelsbeziehungen mit den baltischen Ländern anzuknüpfen, war mit verteufelten Hindernissen verbunden. Das hatte die Crew des Seewolfs zu spüren gekriegt. Knüppeldick.

      Wenn sie den Kerl auf dem Achterdeck nur ansahen, konnte ihnen nachträglich die Galle hochsteigen. Ein bißchen von seiner Wildheit hatte er verloren, dieser bärtige Finne. Bis vor weniger als zehn Stunden war er noch versessen darauf gewesen, die „Isabella IX.“ auseinanderzunehmen. Mit einer ganzen Armada von Fischerbooten war er aufgekreuzt.

      Aber die Seewölfe hatten ihm und seiner Meute den Hosenboden strammgezogen, und entsprechend klein und häßlich sah er jetzt aus – wozu auch beitragen mochte, daß Hasard zwei besondere Aufpasser neben ihm auf das Achterdeck gestellt hatte.

      Batuti, der schwarze Riese aus Gambia, war für einen weltfremden Inselfinnen schon ein furchterregender Anblick. Und Arwenack, der Schimpanse, sorgte mit Zähnefletschen und wüsten Drohgebärden immer von neuem dafür, daß dem Bärtigen ein Schauer über den Rücken lief.

      Auf diese Art und Weise hatte er brav und folgsam den Lotsen gespielt, seit die Seewölfe seiner Finnenmeute am Morgen dieses Tages die Kähne unter den Hintern weggeschossen hatten.

      Mit aufgetuchten Segeln und sorgsam vertäut lag die „Isabella“ nun an der Pier im Hafen von Abo, jenem bedeutenden Handelszentrum an der Südwestküste Finnlands. Ein feuchtkalter Wind wehte vom Bottnischen Meerbusen her in die Mündung des Aurajoki, der, durch zahlreiche größere Inseln und Schären geschützt, ideale Voraussetzungen für den Aufstieg der Hafenstadt Abo bot.

      Bleigraue Wolken hingen tief über dem Mastenwald mit seiner Vielfalt von Geräuschen. Kein Traumklima für sonnenverwöhnte englische Seelords, die die Karibik und andere paradiesische Winkel dieser Erde kennengelernt hatten. Trotzdem war ihre Stimmung weit vom Nullpunkt entfernt. Der Landgang, der nun in Aussicht stand, ließ das langwierige Herumgurken im Inselgewirr und die sonstigen Tücken der Ostsee rasch in Vergessenheit geraten.

      Der Seewolf wandte sich von der Heckbalustrade ab. An Land, vor Kontorhäusern und Lagerschuppen, scharten sich die ersten Gaffer zusammen. Finnische Wortfetzen wehten herüber, aber auch andere Sprachen waren zu hören, wie die unverkennbar kehligen Laute aus den östlichen Ländern des Baltikums.

      Deutliches Staunen war zu vernehmen, denn allein ein englisches Schiff war schon ein ungewohnter Anblick in diesen Breiten. Einen Dreimaster von so schlanker Bauweise wie die „Isabella IX.“ hatte jedoch noch niemand gesehen. Dieses Meisterwerk der Schiffbaukunst, auf der Werft des alten Ramsgate in Plymouth entstanden, war seiner Zeit weit voraus und verdiente es, bewundert zu werden.

      „Keine Spanier“, stellte Ben Brighton fest, Erster Offizier und Stellvertreter des Seewolfs. Er folgte Hasard, der auf den unfreiwilligen Lotsen zutrat.

      Hasard lächelte. Ben spielte auf Wisby an. Dort, auf Gotland, waren sie mit dem räuberischen Kapitän Juan de Gravina aneinandergeraten. Doch hier in Abo ging es nicht um das Gold der Ostsee, um den Bernstein, der manchen Menschen wertvoll genug war, daß sie sich deswegen gegenseitig umbrachten.

      Der bärtige Zwangslotse knetete seine Finger, trat von einem Bein auf das andere und mühte sich, seinen Nebenmann nicht anzusehen.

      Batuti grinste bis zu den Ohren, wobei sein perlweißes Gebiß auf eindrucksvolle Weise sichtbar wurde. Und noch einmal rollte er wild mit den Augen, so, wie er den Finnen fortwährend in Schach gehalten hatte. Arwenack hüpfte um die Männer herum, ließ ein durchdringendes Keckern hören und stieß drohend die langen Arme hoch.

      „Es ist gut“, sagte Hasard und lachte. „Ihr habt eure Sache bestens erledigt. Schick mir Stenmark herauf, Batuti.“

      „Nicht noch kleines Denkzettel für Finnen-Lump?“ entgegnete der Riese aus Gambia enttäuscht.

      Der


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