Seewölfe - Piraten der Weltmeere 214. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 214 - Fred McMason


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und vorherrschend, denn es gab sehr viele Inder in diesem Hafen.

      Die „Isabella“ segelte mit schwacher Fahrt in den Hafen. Die Leute unterbrachen ihre Arbeit und starrten das Schiff an, dessen schlanke Bauweise überall Aufsehen erregte. Auch die Masten zogen durch ihre Überlänge neugierige Blicke auf sich.

      „Na, auf das Kaff bin ich schon gespannt“, sagte Ben Brighton.

      „Ja, das läßt sich nicht leugnen, zumal ich nicht damit gerechnet habe“, erwiderte Hasard. „Also hinein mit der Tante. Wir legen dort drüben an der Mole an!“

      Das Anlegemanöver ging in aller Ruhe vonstatten. Auf der Mole standen bunt gekleidete Leute herum, die das Schiff und die Männer anstarrten, die auf ihm fuhren. Die hier vorherrschenden Inder hatten die hellere Hautfarbe der Tamilen. Sie schienen schon vor langer Zeit hier eingewandert zu sein. Möglich, daß sie von Ceylon oder teilweise von den Malediven stammten oder sogar aus Indien selbst waren. Das ließ sich nicht mehr feststellen, und im Grunde war es unwichtig. Es war jedenfalls ein kunterbuntes Volksgemisch, und viele Seefahrer aus verschiedenen Nationen waren hier vertreten.

      Ein paar Burschen mit abgewetzten Turbanen auf den Schädeln umschlichen das Schiff und belauerten die Seewölfe. Sie hatten scharfe durchdringende Blicke, wirkten ein wenig verschlagen und schienen auf irgend etwas zu lauern.

      Carberry grinste sie freundlich an, und wenn der Profos freundlich grinste, dann sah er noch gefährlicher aus, als er ohnehin war. Sein narbiges Gesicht verzog sich, und sein Kinn wirkte wie ein gewaltiger Amboß. Seine drei Tage alten Bartstoppeln wirkten ebenfalls furchteinflößend, denn sie standen wie winzige scharfe Nägel in seinem Gesicht.

      „Wenn ihr glaubt, hier gäb’s was zu klauen“, sagte er gemütlich, „dann versucht es nur! Aber der alte Carberry wird euch so lange auf den Turban klopfen, bis auch die letzte Laus darunter ausgestorben ist. Habt ihr das verstanden, ihr Rübenschweine?“

      Ein paar grinsten ganz infam zurück, Gestalten in zerlumpten Gewändern, die vor Jahren mal weiß gewesen sein mußten. Einer von ihnen, der sich angesprochen fühlte, zog einen Krummdolch aus seinem Gürtel und reinigte sich demonstrativ die Fingernägel damit. Dabei starrte er Ed unverwandt an.

      „Damit hättest du schon vor zwei Jahren beginnen sollen“, sagte Carberry. „Den Dreck schaffst du doch gar nicht mehr allein.“

      Als die anderen lachten, hob der Inder seinen Dolch und zeigte damit auf seinen Hals. Dann steckte er ihn ein, warf Ed noch einen verschlagenen Blick zu und sah sich die „Isabella“ weiter an.

      „Das sind Abstauber“, sagte Matt Davies. „In jedem Hafen lungern solche Kerle herum und klauen alles, was nicht angenagelt ist. Das verscheuern sie dann an die anderen Schiffe.“

      Die „Isabella“ war kaum vertäut, da erlosch die allgemeine Aufmerksamkeit schon wieder, und die Arbeit ging weiter. Das war ein Zeichen dafür, daß dieser Hafen von vielen Schiffen angelaufen wurde und ein neues Schiff keine große Sensation mehr darstellte.

      Nur die Inder trieben sich noch in der Nähe herum und schienen auf etwas zu warten. Sie hockten sich auf die Mole und dösten vor sich hin, aber immer wieder musterten sie aus ihren kohlschwarzen Augen das Schiff.

      Lediglich vor Smoky hatten sie ganz offene Angst, denn der sah jetzt mit seinem aufgequollenen Gesicht direkt zum Fürchten aus. Immer wenn die Inder ihn sahen, wandten sie schnell den Blick ab und sahen auf die Mole hinaus.

      Nach einer Weile jedoch verschwanden auch die Inder in auffallender Eile.

      Schuld an ihrem rasanten Aufbruch war der Bordschimpanse Arwenack, der in den Wanten hing und gemächlich zum Großtopp hangelte.

      Von dort oben in luftiger Höhe ging er einer seiner Lieblingsbeschäftigungen nach, und die bestand darin, fremde Leute, die ihm nicht gefielen, mit Kokosnüssen zu bombardieren. Es waren nur noch leere Nußhälften, aber der Effekt war aus dieser Höhe im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend.

      Zielen konnte der Affe so gut wie Al Conroy mit seinen Kanonen, und nun holte er aus und feuerte die erste halbe Nuß hinunter. Sie traf den Inder, der dicht vor der „Isabella“ hockte. Der fiel vor Schreck der Länge nach auf die Mole und stieß einen lauten Schrei aus. Zum Glück dämpfte der Turban die Wucht ein wenig, aber der Inder sprang auf wie von der Tarantel gestochen und rannte schreiend davon.

      Der zweite, der ihm noch verständnislos nachstarrte, wurde das nächste Opfer von Arwenack. Die Sicherheit, mit der er traf, verblüffte selbst die Seewölfe, die auf der Kuhl standen und sich die Bäuche vor Lachen hielten.

      Es klang ein wenig hohl, der Inder zuckte zusammen, griff mit schmerzverzerrtem Gesicht nach seinem Turban und blickte angstvoll in die Höhe, aus der das Geschoß herangeflogen war.

      Dort sah er einen zähnefletschenden Affen hocken, der sich mit seinem haarigen Arm im Want festhielt und im Begriff war, den nächsten Schuß abzufeuern.

      Jetzt rannten auch die anderen davon, so schnell ihre dürren Beine sie trugen. Sie schimpften und schnatterten. Gleich darauf waren sie in der Menge verschwunden.

      Arwenack keckerte laut, hopste erfreut von einer Webleine zur anderen und genoß sichtlich seinen Erfolg. Unterstützt wurde er durch den Arakanga Sir John, der laut kreischend auf der Rahnock hockte und unanständige Flüche an Deck krächzte, wie er sie im Lauf der Jahre von Carberry gelernt hatte.

      Etwas später näherte sich ein Mann der Mole. Er war breit gebaut und wirkte wuchtig. Er trug eine abgewetzte Leinenhose und ein ärmelloses Hemd. Sein Haar war dunkelbraun, seine Augen grau. Er trug einen gewaltigen Schnauzbart von rötlicher Farbe, der ihm wie Sauerkraut über die Lippen wucherte.

      In Höhe der Kuhl blieb er stehen, musterte das Schiff und nickte schließlich anerkennend.

      „Ihr seid Engländer“, sagte er mit hartem Slang, wie ihn die Holländer sprechen, auf englisch. „Ihr seht zwar wie Spanier aus, aber die Dons bauen keine solchen ranken Schiffe. Also seid ihr Engländer.“

      Hasard musterte den Mann und fand ihn sympathisch. Ehrliches, offenes Gesicht, klare Augen, ein Kerl, der wußte, was er wollte, und sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. Keiner von diesen lausigen Hafenkommandanten, die sich immer so großkotzig aufspielten.

      „Wir sind Engländer, ganz richtig“, sagte er und nannte seinen Namen.

      Schon oft hatten die Seewölfe erlebt, daß jemand zusammenzuckte, wenn der Name Killigrew fiel. Aber dieser Mann hatte ihn vermutlich noch nie gehört. Außerdem konnte es ja auch nicht jeder wissen, dachte Hasard.

      „Ich bin der Baas“, sagte der Mann. „Nennt mich einfach nur Baas, so bin ich es gewöhnt. Ich bin Holländer. Mir unterstehen die Mole und die lange Hütte da drüben.“

      Er drehte sich um und zeigte mit dem ausgestreckten Finger auf die Holzbaracke.

      „Habt ihr etwas zu verkaufen, wollt ihr tauschen? Oder braucht ihr Proviant, Trinkwasser? Ihr könnt auch neue Taue kriegen, Segel oder Werkzeug, alles, was ihr wollt. Nur müßt ihr bei mir kaufen und dürft euch an keinen anderen wenden. Jeder hat sein abgestecktes Gebiet, das ist hier ungeschriebenes Gesetz. Außerdem seid ihr mir eine kleine Liegegebühr schuldig, denn der Bau der Mole hat mich einiges gekostet.“

      „Das sehe ich ein“, sagte Hasard. „Nennt euren Preis, ich will mich vor der Zahlung nicht drücken.“

      „Später“, wehrte der Baas lächelnd ab. „Ihr werdet mir schon nicht davonsegeln. Welche Wünsche habt ihr?“

      Einer der Inder schlich wieder vorbei. Der Baas sah es, glitt zwei Schritte weiter und trat dem Mann in den Hintern.

      „Scher dich zum Teufel!“ brüllte er laut auf holländisch. „Du hast hier auf der Mole nichts zu suchen!“

      „Das scheint hier ja sehr lustig zuzugehen“, meinte der Seewolf trokken und lachte leise.

      „Hütet euch vor diesen Burschen, Cap“, sagte der Baas. „Die lungern immer in der Nähe der Schiffe herum. Wenn ihr nicht aufpaßt, fehlen


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