Seewölfe - Piraten der Weltmeere 85. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 85 - Roy Palmer


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      Impressum

      © 1976/2014 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-402-9

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

      1.

      „Feuer!“

      Philip Hasard Killigrews Ruf tönte über das Oberdeck der venezianischen Galeasse. Er stand auf der achteren Plattform des großen Schiffes, die Beine leicht auseinandergespreizt, die linke Faust in die Seite gestemmt, die rechte Hand erhoben. Die Rauchschwaden der ersten von der Backbordbatterie abgegebenen Salve krochen über die Decksplanken auf ihn zu, schmiegten sich um seine Schaftstiefel und hüllten seine Gestalt ein.

      Sein Oberkörper war nackt, sein schwarzes Haar zerzaust. Er sah wild aus in diesem Aufzug – und er war wild, denn in ihm tobte der Haß auf die Spanier, die seine „Isabella VIII.“ und den schwarzen Segler von Siri-Tong überfallen hatten. In diesen Minuten war er wahrhaftig das, was ihm seinen gefürchteten Beinamen eingebracht hatte – ein gnadenloser, reißender Seewolf.

      Durch die Rauchschwaden sah er die Gestalten der Freunde an den Geschützen, die vom Pulverschleim bereits verschmierten Gesichter der Männer auf den Ruderbänken, Italiener und Assurini-Indianer. Mittendrin stand Della Latta, der Kommandant der Galeasse. Der Mann, der ihm in diesem Gefecht den Oberbefehl über das Schiff erteilt hatte. Er grinste und beschrieb eine Gebärde zu Hasard hin, die soviel besagte wie: Wir werden es diesen Himmelhunden von Dons schon zeigen!

      „Feuer!“ schrien nun auch die Geschützführer der Steuerbordseite. Ihr Ruf ertönte gleichzeitig mit dem explosionsartigen Donner der Kanonen.

      Längst hatten sie auf Hasards Kommando hin die Lunten auf die Bodenstücke ihrer Kanonen gesenkt und die glimmenden Enden das Zündkraut in den schmalen Eisenkanälen in Brand gesetzt. Binnen einer Sekunde zeigte sich die Wirkung. Ohrenbetäubend war das Grollen, das von der Galeasse aus über den großen Strom wehte. Das Gebrüll der Seewölfe, Siri-Tong-Piraten und Italiener wurde von diesem Lärm fast völlig geschluckt.

      Das, was Della Latta prophezeit und auch Hasard sich an den Fingern hatte abzählen können, war eingetreten. Ein spanischer Schiffsverband war auf der Suche nach dem verhaßten „Lobo del Mar“, dem Seewolf, weit auf dem Amazonas vorgedrungen und hatte die Todfeinde nun gestellt.

      Drei Karavellen.

      Ihre Besatzungen hatten nur mit einem nicht gerechnet: Daß nämlich die Galeasse ihnen vom versteckten Seitenarm der Zitadelle aus folgen würde, daß ihr Auftauchen nicht gänzlich unbemerkt geblieben war – daß ihnen ein starker Gegner in den Rücken fallen konnte.

      Aber natürlich feuerten sie nach der ersten Überraschungs-Salve sofort zurück. Das Donnergrollen der Geschütze auf beiden Seiten wuchs zu einem infernalischen Konzert an. Die Tiere des Regenwaldes liefen und flogen davor davon, die Amazonen in ihren Einbäumen auf den verborgenen Seitenkanälen duckten sich entsetzt unter das Gras und Laub der Uferböschungen.

      Der Amacunu, wie ihn die Ureinwohner dieses Landes zu nennen pflegten, die „Santa Maria do Mar Dulce“, heilige Maria des Süßwassermeeres, wie die Spanier seit Pinzón den gigantischen Strom auf ihren Landkarten verzeichneten – der Fluß der Flüsse hatte eine solche Schlacht noch nicht erlebt.

      Die Amazonen hatten Hasard und seinen Begleitern geholfen, von ihrem Dorf aus über eine Reihe von winzigen Nebenarmen in den Rükken des Gegners zu gelangen. Hinter der Biegung, die den unteren Flußlauf vom Sichtbereich der Spanier abschnitt, hatte Hasard dann die Galeasse gesichtet – dieses stolze Schiff mit seinen drei Masten, den geblähten Rahsegeln, den langen, tief eintauchenden Riemen und dem fürchterlichen Rammsporn vorn am Bug.

      Während die „Isabella“ und das schwarze Schiff bereits im erbitterten Gefecht mit den Karavellen lagen, hatte Hasard sein Beiboot längsseits der Galeasse gehen lassen und war samt seinen Gefährten aufgeentert.

      Das Boot war Steuerbord achteraus zurückgeblieben. Schaki und ihre Kampfgenossinnen hatten es übernommen und mit ihren Einbäumen in die Seitenläufe zurückgeführt.

      Hasard hatte die Galeasse um die Biegung geschickt, dann hatte er sie manövrieren lassen, daß die Dons die Backbordbreitseite zu sehen kriegten – und er hatte als Auftakt einen ersten Eisengruß entboten. Jetzt, unter der zweiten Breitseite aus den Steuerbordgeschützen und dann wieder aus der Backbordbatterie, hatte der Feind die ersten ernsthaften Verluste zu verzeichnen.

      Die Italiener an den mächtigen Riemen der Galeasse wurden von den Assurini-Indianern unterstützt. Je drei Mann saßen an einem Ruder. Der fehlende Teil der Stammbesatzung hatte ganz einfach irgendwie erneuert werden müssen, außer den Assurini bot sich kein Ersatz an. Aber Hasard sah durch den Feuerrauch und Pulverqualm, daß sie den Umgang mit den Riemen bereits vortrefflich von ihren Ex-Gefangenen gelernt hatten.

      Unter Chanos Tyrannenherrschaft hatten diese Indianer als Krokodilmänner Mord und Haß im Dschungel gesät. Jetzt, dank des Seewolfes, waren sie zu den harmloseren Traditionen ihres Stammes zurückgekehrt und hatten sich mit den Männern aus der Republik Venedig versöhnt.

      Feuerspeiend entluden sich die Geschütze der Galeasse. Die drei Karavellen der Spanier lagen immer noch in Kiellinie mit dem Bug nach Süden im Wasser, quer zur Strömung, und sie schafften es einfach nicht, schnell genug herumzuziehen. Es krachte und splitterte, Holztrümmer wirbelten durch die Luft. Die Luft war erfüllt von dem Schreien der Verwundeten und dem grimmigen Brüllen und Auflachen von Hasards Männern.

      Mit Hasard befand sich Siri-Tong auf dem Achterdeck der Galeasse, und von ihren beiden Crews waren Blacky, Gary Andrews, Ferris Tukker, Big Old Shane, Old O’Flynn, Missjöh Buveur und Pedro Ortiz mit von der Partie. Der Kutscher war bei den Schilfmattenhütten der Amazonen zurückgeblieben, obwohl er sich gesträubt hatte. Er hatte auf Hasards Anordnung hin auf den soeben von der Malaria genesenen Dan O’Flynn aufzupassen.

      Hasard hatte den Kanonendonner im Dorf vernommen und war alarmiert gewesen. In aller Eile hatte er das Boot bemannt und war zum Fluß gepullt. Die Amazonen unter Schakis Führung hatten sie unbedingt begleiten wollen – ohne sie hätte der Seewolf niemals die Seitenkanäle benutzen können, die ihn zur Galeasse geführt hatten.

      „Feuer!“ schrie Hasard wieder.

      Erneut spuckten die Bronzerohre der Kanonen ihre Ladung gegen den Feind aus. Hasard bedeutete Siri-Tong, vor dem Gegenfeuer in Dekkung zu gehen. Er selbst stand aufrecht, seine eisblauen Augen blitzten, er schlug dem Teufel mal wieder ein Schnippchen.

      Siri-Tong glitt halb den Niedergang zum Hauptdeck hinunter, ließ sich von Della Latta eine Muskete aushändigen und klomm wieder zum Achterdeck hinauf. Im nächsten Augenblick warf sie sich platt auf die Planken. Orgelnd nahten die Kugeln der Spanier. Etwas heulte über


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