Seewölfe - Piraten der Weltmeere 172. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 172 - Fred McMason


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ist geprahlt“, sagte eine tiefe Stimme hinter ihnen. Es war der riesenhafte Neger Batuti, der seine klammen Hände rieb. Er trug eine Mütze, die ihm weit über die Ohren reichte, und war so vermummt und eingepackt, daß man nur noch seine rollenden Augen und die Nase sah.

      „Batuti frieren, immer sich frieren“, sagte er in seinem immer noch nicht einwandfreien Englisch. „Wenn morgens waschen, frieren Wasser an Körper, und Batuti wandelndes Eiszapfen. Batuti lieber zurück nach warmes Land, nach warme Brüder, wo Sonne scheint.“

      Luke Morgan und Matt Davies begannen schallend zu lachen. Sie hieben sich auf die Schenkel und konnten sich nicht beruhigen, weil der Neger sich wieder einmal unglücklich ausgedrückt hatte.

      Das hob ein wenig die düstere Stimmung, und als ein paar andere Seewölfe erschienen und sich nach dem Grund des unbändigen Gelächters erkundigten, mußte sich der Gambianeger eine ganze Menge anhören.

      „Ihr kalte Brüder!“ schrie der Neger. „Ihr nix verstehen. Immer dumm grinsen, wenn Batuti was sagen. Ihr Krummhund, Trittarsch!“

      Auf der Kuhl bogen sich die Männer vor Lachen, und als der Seewolf die grölende Meute vom Achterkastell aus sah, wie sie brüllten, lachten und sich amüsierten, mußte auch er lächeln, denn das Gelächter wirkte ansteckend. Außerdem entspannte es.

      „Da hat unser guter Batuti wohl wieder mal was Falsches gesagt“, meinte er zu Ben Brighton, der dick vermummt neben ihm stand. „Aber ich bin froh, wenn sie wieder lachen können. Die Stimmung war ziemlich mies, und sie wurde immer schlechter, je höher wir nach Norden segelten.“

      „Die gute Laune wird sich bald wieder legen“, prophezeite Ben. „Die meisten wollen nicht einsehen, daß wir immer höher in die kalten Zonen segeln.“

      Hasards Gesicht blieb unbewegt. Sein Lächeln war verschwunden.

      „Und wie denkst du darüber?“ fragte er seinen Bootsmann.

      Ben Brighton war nicht der Typ, der herumdruckste. Wenn ihm etwas nicht paßte, sagte er es frei heraus.

      „Mir gefällt es auch nicht so richtig, Sir.“

      „Steck dir deinen Sir an den Hut!“

      „Aber weshalb denn?“ fragte Ben gelassen. „Du bist doch zum Ritter geschlagen worden und demnach ein Sir. Also, ich finde die Idee nicht besonders gut.“

      „Der Grund?“ fragte der Seewolf hart.

      „Erinnerst du dich an das südliche Polarmeer? Dort begegneten uns nur Strapazen, Hunger, Durst und Krankheit. Und beinahe hätte uns das ewige Eis eingeschlossen. Allerdings haben wir da nichts gesucht, der Sturm hat uns verschlagen.“

      „Diesmal suchen wir gezielt. Ich möchte einen neuen Seeweg finden, und ich bin sicher, daß es ihn hier gibt.“

      „Vorteile haben wir kaum davon“, sagte Ben. „Das ist auch die Ansicht der meisten anderen. Für sie gibt es nichts zu holen, keine Spanier, keine Kämpfe, es dürfte ausgesprochen langweilig werden. Eine entbehrungsreiche Reise, die uns nichts einbringt. Das ist meine Meinung. Du wolltest sie ja hören, Sir.“

      Der Seewolf nickte. Mit der Hand strich er sich die schwarzen Haare aus der Stirn.

      „Viele andere vor uns haben auch Entbehrungen auf sich genommen. Wer nichts wagt, gewinnt auch nichts. Wenn jeder so denkt, wird die Welt nie erforscht werden. Dann können wir uns genausogut an Land niederlassen, Häuser bauen und Kinder zeugen. Aber da uns der Sturm hierhergeweht hat, will ich die Gelegenheit ausnutzen. Und ich werde die Passage finden, verlaß dich darauf, Mister Brighton. Und wem es nicht paßt, der soll es mir selbst ins Gesicht sagen.“

      Seit langem hatte es keine Unstimmigkeiten an Bord der „Isabella“ mehr gegeben, dachte Hasard. Aber er konnte seinen Männern die Stimmung nicht verübeln. Sie hatten nicht vor, zu meutern. Er hatte sie um ihre Meinung gefragt, und sie hatten ehrlich geantwortet. Sie würden ihm geschlossen in die Eismeerhölle folgen, das stand fest. Und ihre Bedenken durften sie jederzeit äußern.

      Er war sich selbst nicht sicher, ob er sich diesmal nicht etwas übernahm, denn freiwillig in die kalte Todeszone segelte so schnell niemand, der nicht vom Ehrgeiz gepackt war. Außerdem dachte er daran, daß er seine beiden Söhne und Siri-Tong an Bord hatte. Die Rote Korsarin hatte auch schon mit ihm über das Für und Wider dieser Reise debattiert – und gekuscht, als sie seine Argumente hörte.

      „Lege den Männern das bitte nicht falsch aus“, sagte Ben. „Sie gehen für dich durchs Feuer, und die Borddisziplin wird unter dem bißchen Gemecker nicht leiden.“

      „Das weiß ich, Ben“, erwiderte Hasard versöhnlich. „Mich regt es auch auf, wenn wir hier herumsegeln und aus der verdammten Bai nicht herausfinden. Die Karten zeigen hier ja nichts weiter an als trostlose Einöde, eben weil diese Ecke noch nicht erforscht worden ist. Es gibt jedenfalls kein genaues Material darüber, aber wir werden welches anfertigen.“

      „Warum bist du eigentlich so sicher, daß es eine Passage gibt, die wieder in den Pazifik führt?“ wollte der Bootsmann wissen.

      „Ich fühle es einfach. Dieses endlose Inselgewirr hat mit Sicherheit einen Ausgang in ein anderes Weltmeer. Hier findet sich Insel an Insel, man muß nur wissen, wie man richtig hindurchlaviert. Und das werden wir feststellen.“

      Brighton nickte nur. Gewiß, sie würden es zumindest versuchen. Männer wie Magellan hatten die Straße zwischen Südamerika und Feuerland gefunden und entdeckt, durch die man sich den beschwerlichen Weg um das Kap der Stürme ersparte. Weshalb sollte es ihnen nicht ebenfalls gelingen, die sagenhafte Nordwest-Passage zu finden?

      „Land voraus!“ ertönte eine Stimme aus dem Großmars. Es war der Schwede Stenmark, der es rief und dick vermummt im Großmars seinen Posten als Ausguck ging.

      Hasard hob die Hand zum Zeichen, daß er verstanden hatte.

      Das Land voraus konnte nur die kleine namenlose Insel sein, eine von vielen, die sie auf der Herfahrt passiert hatten. Und gegenüber dieser trostlosen Insel lag eine weitere.

      Das war der Ausweg. Hatten sie die Inseln passiert, mußten sie auf Ostkurs gehen. Nur so konnten sie wieder in den Atlantischen Ozean segeln. Von dort aus, so überlegte der Seewolf, ging es mit Nordkurs weiter, und später würde man in nordwestlicher Richtung auch die Passage finden – wenn es sie gab.

      Gleich darauf meldete Stenmark noch einmal Land, diesmal zwei Strich an Backbord, und da hatte Hasard die Gewißheit, nicht länger in dieser verdammten Bai herumkrebsen zu müssen. Zumindest war jetzt wieder der Rückweg gefunden.

      Er sah es an den Gesichtern der Seewölfe, die jetzt erleichtert wirkten.

      Vom Achterkastell aus nickte er den Männern zu.

      Die ernsten Gesichter lösten sich, und einige fingen an zu grinsen, bis die harten Kerle schließlich alle grinsten.

      Carberry hob die Faust in die Luft.

      „Auf die verdammte Passage!“ rief er. „Ar-we-nack!“

      Damit war der Bann gebrochen, und die, Beklemmung wich, als die anderen in den Chor einfielen und den alten Schlachtruf der Seewölfe anstimmten.

      Die „Arwenacks“ waren bereit, ihrem Kapitän in die Hölle zu folgen. In die Eishölle diesmal.

      2.

      Rauher, kalter Wind fegte über Deck, als sich die „Isabella“ mit Steuerbordhalsen auf Backbordbug liegend durch die Hudsonstraße wälzte und schob wie ein gigantischer Pflug, der das Wasser zerteilte, auftürmte und hinter sich herzog.

      Es war kalt, um nicht zu sagen, saukalt. Der Atem gefror vor den Lippen, die Nasenflügel klebten, und in den Ohren war ein Prickeln, das von saftigen Ohrfeigen herrühren könnte, wie der Profos sagte.

      Der Wind pfiff, heulte und toste von Südost und türmte die See immer höher auf. Hier, über dem sechzigsten Grad nördlicher


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