Seewölfe - Piraten der Weltmeere 516. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 516 - Roy Palmer


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dort blieb es ruhig. Carberry räumte nun die Taschen des Corporals Mahoney aus. Er hievte ihn achtern aufs Schanzkleid und beförderte ihn mit einem Tritt in den Hintern außenbords. Und die anderen Soldaten? Die durften springen.

      Dan O’Flynn las Drake noch kräftig die Leviten. Dann mußte auch der Admiral außenbords hüpfen. In voller Montur sprang er in die Fluten. Es gab einen Klatscher, dann versank er.

      Drake glühte zwar vor Wut, aber er empfand trotzdem die Kälte des Wassers. Schließlich war es nicht Juli oder August, sondern man schrieb den 8. November 1595. Und Sir Francis war auch nicht mehr der jüngste.

      Er begann regelrecht zu schlottern. Er biß die Zähne zusammen und bewegte die Arme und Beine. Mit kräftigen Zügen kehrte er an die Wasseroberfläche zurück. Er spuckte einen Strahl Wasser aus und schöpfte japsend Luft. Da hörte er ihn wieder, diesen verfluchten Ruf.

      „Arwenack!“ tönte es über die Bucht. „Ar-we-nack!“

      Drake hieb mit der Faust ins Wasser und stieß einen saftigen Fluch aus. Er kannte ihn nur zu gut, diesen Schlachtruf. Wie ein Hohn gellte er ihm in den Ohren. Und er sah ihn wieder vor sich, diesen schwarzhaarigen Teufel mit den eisblauen Augen – Philip Hasard Killigrew!

      Seine Kerle waren aus dem gleichen Holz geschnitzt wie er. Sie waren mit allen Wassern gewaschen. Beim Henker, er hätte sie nicht unterschätzen dürfen. Das sah er in diesem Moment ein. Aber die Selbstkritik erfolgte zu spät. Was passiert war, ließ sich nicht mehr ändern.

      Wie ein Schemen verschwand die „Empress of Sea II.“ in der Dunkelheit. Wer wollte sie jetzt noch aufhalten? Es hatte keinen Sinn, den Kerlen nachzustellen. Sie waren mit ihrem kleinen, wendigen Dreimaster schneller als jedes Schiff des Verbandes.

      Zwar war Drake in seinem Zorn versucht, das Feuer eröffnen zu lassen. Aber auf wen sollten die Geschützführer mit ihren Culverinen zielen? Schon hatte die Nacht die „Empress“ verschluckt.

      Drake ging erneut unter. Vor lauter Wut und Aufregung hatte er mit dem Wassertreten aufgehört. Jetzt schluckte er noch einmal Wasser. Er kämpfte sich an die Oberfläche zurück, entledigte sich prustend des Wassers und stöhnte vor Haß und Ohnmacht. So etwas mußte ihm passieren! Ausgerechnet ihm! Nie würde er diese Schmach verwinden!

      Etwas schob sich im Dunkeln auf ihn zu – eine Jolle. Drake verfolgte, wie sich Gestalten von den Duchten aufrichteten. Sie beugten sich außenbords. Seesoldaten! Von einer der vor der Buchteinfahrt ankernden Galeonen war also ein Boot ausgesetzt worden.

      Die Bootscrew fischte jetzt die „Schiffbrüchigen“ aus den Fluten. Und wen hatten die Männer da soeben aus dem Wasser gezogen? Mahoney – Drake erkannte ihn an der Stimme.

      „Pest noch mal!“ wetterte der Corporal. „Diese Bastarde! Hurensöhne! Ihnen nach!“

      „Das wird wenig Zweck haben“, entgegnete der Bootsführer. „Sie haben schon zuviel Vorsprung. Wir erwischen sie nicht mehr.“

      Mahoney heulte vor Wut auf. „Sollen wir sie entkommen lassen?“

      „Vielleicht hätten Sie besser auf sie aufpassen sollen, Corporal“, sagte der Bootsführer unwirsch.

      Mahoney wollte auf diese Äußerung eine geharnischte Antwort geben, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Eine Stimme gellte durch die Nacht. „Hilfe! Hiilfe!“

      Das ist Butler, dachte Sir Francis Drake, dieser Narr. Wieder hatte Drake Mühe, sich über Wasser zu halten.

      „Lieutenant Butler!“ brüllte Mahoney. Beim Brüllen dröhnte ihm zwar der Schädel ganz gewaltig, aber schließlich war es seine Pflicht, sich um diesen Idioten zu kümmern.

      „Hier!“ kreischte Henry Butler.

      „Wir kommen!“ rief der Bootsführer.

      „Ich ertrinke!“ stieß der Lieutenant schrill hervor.

      Drake hätte am liebsten den Befehl gegeben, den Milchbart ersaufen zu lassen. Aber das ging natürlich nicht. Man konnte Butler nicht einmal zur Rechenschaft für das ziehen, was geschehen war. Er, Drake, hätte selbst besser aufpassen sollen, dann hätten ihn die Killigrew-Bastarde nicht als Geisel genommen.

      Die Jolle steuerte auf Butler zu. Der Lieutenant schrie, jammerte und gurgelte. Er zappelte im Wasser und machte dadurch alles nur noch schlimmer. Er war nicht nur ein schlechter Schwimmer, sondern auch ein Hasenfuß. Die Panik brachte ihn halb um. Außerdem litt er noch an den Folgen des Bratpfannen-Schlages, den Mac Pellew ihm verpaßt hatte. Benommen und schier verrückt vor Furcht tauchte Butler immer wieder unter. Er schluckte das Wasser gallonenweise.

      Das Boot hatte ihn noch nicht ganz erreicht, da war Henry Butler plötzlich verschwunden.

      Sir Francis Drake kämpfte ebenfalls mit dem Tod. Die Kräfte verließen ihn. Seine Schwimmbewegungen wurden langsamer. Er versuchte, das Boot zu erreichen, aber er sah voraus, daß er es nicht schaffen würde. Um Hilfe rufen wollte er aber auch nicht. Dazu war er zu stolz. Hölle und Teufel, dann verrecke ich eben, dachte er wütend.

      An Bord der „Empress of Sea II.“ ging es unterdessen ausgelassen und heiter zu. Die Männer lachten und schüttelten sich die Hände. Carberry ließ seine Pranke krachend auf Mac Pellews Schulter landen. Mac Pellew zuckte zusammen und schnitt eine Grimasse, als plagten ihn gräßliche Schmerzen.

      „Das mit der Bratpfanne“, sagte der Profos fröhlich. „Das war mal ein Ding, Mac, du alte Miesmuschel. So gut in Form habe ich dich schon lange nicht mehr gesehen.“

      „Ach, so toll war das doch gar nicht“, erwiderte Mac brummelnd. Er wurde richtig verlegen.

      „Nicht so bescheiden sein“, sagte Dan grinsend. „Du hast das Lob wirklich verdient, Mac.“

      „Man sieht, daß du ein geübter Pfannenschwenker bist“, sagte Hasard junior.

      „Willst du mich verulken?“

      „Nein“, beteuerte Hasard. „Das würde mir nie einfallen, Mac.“

      „Na, meinetwegen“, sagte Mac Pellew. „Aber ich hab’ die Hundesöhne ja nicht allein abgeräumt.“ Er blickte Carberry an und grinste schief. Das sah bei Mac aus, als wäre er kurz vorm Heulen. „Dein Hammer war auch nicht von schlechten Eltern, Ed.“

      „Danke für die Blumen“, erwiderte der Profos. „Aber mit dem Hurensohn von einem Corporal hätte ich mich gern noch länger und ausführlicher unterhalten. Ich hätte mal nachgesehen, wieviel Kabelgarn eigentlich in seinem Gehirnkasten drin ist.“

      „Na ja“, sagte Dan. „Jedenfalls sind wir aus dem Schlamassel raus. Und wir haben auch die Perlen noch. Was wollen wir mehr?“

      „Wir können uns nicht beklagen“, sagte Martin Correa.

      „Und jetzt geht’s ab durch die Mitte“, sagte Batuti. „Oder?“

      „Heim zur Cherokee-Bucht“, sagte Nils Larsen. „Ja, das wird jetzt Zeit.“

      „Darüber wollte ich mich mit euch unterhalten“, sagte Dan. „Aber ich will auch die Tradition nicht brechen, die mein Alter an Bord seines Schiffchens eingeführt hat. Die Kehlen sind trocken, wir brauchen einen guten Tropfen gegen den Durst und zur Stärkung. Richtig?“

      „Goldrichtig“, meinte Carberry.

      „Mac“, sagte Dan. „Hol bitte eine Flasche Rum aus der Pantry.“

      „Aye, Sir.“

      „Wir wollen ordentlich einen gluckern“, sagte Dan. „Das haben wir uns verdient, nicht wahr?“

      „Wenn es einen feinen Brauch an Bord der ‚Empress‘ gibt, dann ist es dieser“, sagte Sven Nyberg feierlich.

      Kurz darauf ließen sie die Flasche reihum kreisen. Jeder nahm einen tüchtigen Schluck Rum zu sich, dann ergriff Dan wieder das Wort.

      „Ich finde, wir sollten doch noch nicht ganz abhauen“, sagte er.

      „Du willst


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