Seewölfe - Piraten der Weltmeere 433. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 433 - Roy Palmer


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vor dem Feind, dachte er, aber das wirst du büßen, du Schwachkopf. Die Dossiers waren für das Personalamt der Marine bestimmt. Der Tag, an dem Oviedo sie vorlegen würde, war nicht fern. Dann mußte Don Manzano Farbe bekennen. Dann wurde er degradiert, und sein Erster Offizier rückte endlich in den Rang eines Capitáns auf, der ihm schon lange zustand.

      Eine Frage drängte sich Juan Oviedo immer wieder auf, während er die Äußerungen Don Manzanos auf das Pergament schrieb. Wer war der schwarzhaarige Bastard, der ihnen derart zusetzte und ihnen Kopfzerbrechen bereitete? Ein englischer Korsar, daran bestand mittlerweile nicht mehr der geringste Zweifel. Aber wer? Nun, auch das würde man noch erfahren. Insgeheim hoffte Oviedo, sich diesen Hund vor die Klinge zu holen und ihn in einem scharfen Zweikampf zu töten. Er sah sich schon als Sieger – und Don Manzano würde vor Neid und Ehrfurcht erblassen.

      Englischer Bastard, dachte Oviedo, warte auf mich. Bald habe ich dich, und wenn ich Tag und Nacht nach dir suchen muß.

      „Ich würde jetzt zu gern das Gesicht von Don Miguel de Xeres sehen“, sagte Jean Ribault zum selben Zeitpunkt auf dem Achterdeck der „Estrella de Málaga“ zu Hasard. „Inzwischen dürfte ihm klar sein, daß wir ihn gründlich geleimt haben.“

      Hasard, Karl von Hutten, Dan O’Flynn und Big Old Shane lachten gleichzeitig.

      „Dazu gehört nun wirklich kein Scharfsinn mehr“, sagte Hasard. „Ich schätze, er schreit Zeter und Mordio und schickt ein paar seiner Schiffe hinter uns her.“

      „Mit Sicherheit sogar“, sagte Dan. „Aber bislang haben sich keine Mastspitzen an der Kimm gezeigt.“

      „Sie haben uns aus den Augen verloren“, sagte Karl von Hutten. „Endgültig. Sie können höchstens raten, auf welchem Kurs wir uns verholt haben.“

      „Wegen der Dons brauchen wir uns vorläufig wohl nicht mehr den Kopf zu zerbrechen“, sagte Big Old Shane. Er deutete zur Galeone „San Lorenzo“, die achterlich versetzt zur „Estrella“ segelte. „Aber was fangen wir mit den Dons an, die drüben in der Vorpiek stecken?“

      „Ben hat ihnen ja versprochen, sie freizulassen“, entgegnete der Seewolf. Erst vor kurzem hatte Ben ihm durch Zuruf mitgeteilt, wie das Gespräch mit dem spanischen Bootsmann verlaufen war. „Und das werden wir auch tun. Ich sehe keinen Anlaß, warum wir sie festhalten sollen.“

      „Und was wird mit dem dicken Capitán?“ erkundigte sich Dan.

      „Den wollen wir auch so schnell wie möglich loswerden“, erwiderte Hasard. „Er ist für Uns doch nur ein Ballast.“

      „Ja, ein Klotz am Bein“, sagte Karl von Hutten. „Obwohl der Kerl für seine Unehrlichkeit bestraft werden sollte. Was fällt dem überhaupt ein, sich einfach eine Schatzladung unter den Nagel zu reißen, die rechtmäßig dem Allerkatholischsten zusteht?“

      „Darüber läßt sich streiten“, sagte Dan.

      „Worüber?“ fragte Karl von Hutten.

      „Über die Rechtmäßigkeit.“

      „Wenn es danach geht, gehört das Gold und Silber den Nachfahren der Chimús“, sagte Pater David, der soeben zu ihnen getreten war.

      „Richtig“, pflichtete Hasard ihm bei. „Außerdem hat der dicke Capitán es ja auch nur versucht und nicht wirklich getan.“

      „Wir haben die Schandtat verhindert“, sagte Dan und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Don Miguel sollte uns dankbar dafür sein.“

      „Leider fürchte ich, daß er den Sachverhalt anders beurteilt“, sagte Hasard lächelnd. „Aber darauf haben wir keinen Einfluß. Begnügen wir uns mit den paar Schatzkisten und seien wir froh, daß die Spanier uns nicht entlarvt haben.“

      „Die paar albernen Kistchen sind so viel wert, daß wir das Potosi-Unternehmen schon beinah wieder abbrechen könnten“, sagte Jean Ribault. „Aber jetzt fällt mir etwas anderes ein. Ob der Capitán der ‚San Lorenzo‘ und seine Crew wohl inzwischen begriffen haben, daß wir keine Landsleute von ihnen sind?“

      „Sie wissen es nicht“, erwiderte Hasard. „Sie ahnen es nicht einmal. Bens Bericht hat es mir bestätigt. Ich glaube, die Dons sind viel zu aufgeregt und bangen zu sehr um ihren Hals, um zu begreifen, was gespielt wird.“

      „Und dabei belassen wir es auch, nicht wahr?“ fragte Dan.

      Er sah dabei wie zufällig zu Carberry, der wieder einmal mit seinem viel zu kleinen Helm hantierte und eine Reihe von Flüchen ausstieß. Er war der „Teniente“, und Dan fungierte als „Sargento“. Weiter gab es eine Reihe von „Seesoldaten“ an Bord der „Estrella de Málaga“: Roger Brighton, Mac Pellew, Al Conroy, Bob Grey, Luke Morgan, Gary Andrews, Bill, Sven Nyberg, Baxter, Pierre Puchan, Roger Lutz, Tom Coogan, Jonny, Dave Trooper, Le Testu, Montbars und Mel Ferrow. Alle anderen waren „spanische Seeleute“.

      Al Conroy befand sich inzwischen zusammen mit Ferris Tucker und Mulligan an Bord der „San Lorenzo“, denn sie hatten dort auf Hasards Anweisung hin einen ganz bestimmten Auftrag zu erfüllen.

      „Ja“, sagte Hasard. „Wir wirken echt und überzeugend. Keiner würde auf den Gedanken verfallen, uns für falsche Dons zu halten.“

      Die anderen lachten wieder. Carberry drehte sich auf dem Hauptdeck zu ihnen um und musterte sie grimmig.

      „Gilt das wieder mal mir?“ fragte er drohend.

      „Warum beziehst du immer alles auf dich, Ed?“ fragte Dan.

      Der Profos grinste freundlich wie ein hungriger Hai. „Frag den Abendstern, Mister O’Flynn.“ Er wandte sich an Hasard. „Was machen wir mit den Dons drüben auf der Galeone? Die können doch nicht ewig bei uns bleiben.“

      „Wir denken gerade darüber nach“, entgegnete der Seewolf. „Wir setzen sie so bald wie möglich irgendwo an Land. Die Küste kann nicht mehr fern sein.“

      „Na bitte“, sagte Carberry. „Das wird aber auch Zeit. Ich für meinen Teil habe von Dons und Don-Klamotten erst mal die Nase voll.“

      Am Vormittag des Vortags hatten sich die Männer nach dem gelungenen Raid mit der „San Lorenzo“ seewärts, also nach Westen, abgesetzt. Gegen Mittag waren sie dann auf Südostkurs gegangen, der sie wiederum auf die peruanische Küste zuführte.

      „Ja“, sagte Hasard noch einmal. „Wir müssen uns von den Spaniern trennen, je früher, desto besser.“

      Mittlerweile steuerten beide Schiffe bei Wind aus Südwesten Ostkurs genau auf die Küste zu. Nach Dan O’Flynns Berechnungen mußten sie – die Stromversetzung nach Norden einbezogen – südlich von Trujillo auf die Küste stoßen.

      „Hoffentlich stimmt das, was du ausgerechnet hast“, sagte Jean Ribault zu Dan.

      „Du kannst dich darauf verlassen.“

      „Und du bist sicher, daß du dich in der Aufregung nicht vertan hast?“

      „Wer war denn aufgeregt?“ fragte Dan zurück. „Ich doch nicht. Hör mal, mein Freund, es wird offenbar Zeit, daß du wieder ein eigenes Schiff führst, was? Du wirst allmählich unausstehlich.“

      Ribault grinste schief. „Ich kann die Küste noch nicht sehen, das ist es. Im übrigen wäre ich längst an Bord der ‚San Lorenzo‘, wenn Hasard mich nicht gestoppt hätte.“

      „Denk an deine Blessur“, sagte Hasard.

      „Die kannst du vergessen.“

      „Du trägst mir wohl immer noch nach, daß ich dich hier zurückgehalten habe, was?“ Hasard lachte auf. „Aber keine Sorge, das ändert sich bald.“

      „Wann erreichen wir denn nun die Küste?“ fragte Pater David.

      „Nach meinen Berechnungen gegen Abend“, erwiderte Dan.

      „Soweit, so gut“, sagte der Seewolf. „Aber auch wenn wir die Dons dann endlich loswerden, bleibt immer noch das Problem


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